Pluto hat geschrieben:Was sind das für Leute, die dieses 1700 Jahre alte Konstrukt (Beschluss des Konzils von Nicäa) verlassen, bzw. ablehnen?
Halman hat geschrieben:Sekularisierte Menschen und zum Teil sicher auch kritische Leute. Die Trinität kann eigentlich nur geglaubt, aber nicht wirklich logisch erfasst und begriffen werden.
Um es einmal hart zu sagen: Es ist nur zu erklären, wenn man tiefer geht, als es heute üblich ist. Obwohl alle Voraussetzungen via Dialektik und Ontologie gegeben sind - aber man scheint nicht mehr in der Lage zu sein, Vorhandenes spirituell umzusetzen - vor allem vor dem Hintergrund vornehmlich materialistischer Denkweisen.
Und hier zeigt sich das zweischneidige Schwert intellektueller Entwicklung (die zweifellos mit der sog. "Aufklärung" einhergeht): Der Mensch versteht einerseits mehr intellektuell, was andererseits die Gefahr der Selbst-Maßstäblichkeit mit sich bringt - Gift für jede transendente Fragestellung.
Insofern haben es vor-aufklärerische Kulturen einfacher: Sie nehmen mehr mit ihrem geistigen Potential wahr und können damit gegebenenfalls mehr verstehen, als Menschen, die zwar nachdenken, aber nicht zu Ende denken. - Oder wie es Schiller sagt:
"Die Natur (der Sinn) vereinigt überall, der Verstand scheidet überall, aber die Vernunft vereinigt wieder; daher ist der Mensch, ehe er anfängt zu philosophieren, der Wahrheit näher als der Philosoph, der seine Untersuchung noch nicht durch alle Kategorien durchgeführt und geendigt hat" (Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen).
Diese Vernunft-Leistung gibt es heute offenbar NICHT mehr, weil die Basis dazu fehlt - Aufklärung geht nur mit geistig-spiritueller Basis, die materialistisch nicht leistbar ist.
Und so sind wir in einem Schwebezustand zwischen vor-aufklärerischer Kritiklosigkeit und aufgeklärter Vollendung, indem wir zwar kritisch, aber nicht wahrhaft aufgeklärt sind. - Und damit ist der Glaube weg.
Ausnahmen findet man auch heute noch beim einfachen Volk - Leute, die das Geistig-Spirituelle spüren und NICHT analysieren, weil sie es gar nicht intellektuell können - die "Armen im Geiste", da dadurch gleichzeitig die Reichen im Geiste sind.