Warum fordern Atheisten Beweise?

Säkularismus
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ThomasM
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#11 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Fr 28. Aug 2015, 12:42

Samantha hat geschrieben:Die Evolutionstheorie gilt als bewiesen, der Urknall eigentlich auch.
Über das Thema "Wissenschaft und Beweise" gab es bereits einige Diskussionen. Diese Formulierung ist die Formulierung des Laien, der nicht wirklich weiß, was er mit den Worten sagt. Die, wenn man sie ernst nimmt, nicht korrekt sind.
Korrekt ist die Ausdrucksweise:
Evolutionstheorie und Urknall sind naturwissenschaftliche Modelle, die durch Fakten, Messungen und Modellrechnungen sehr gut belegt sind und von denen man ausgehen kann, dass sie die Wirklichkeit mit hinreichend großer Genauigkeit beschreiben.

Samantha hat geschrieben: Die Lücken werden allerdings nicht nur gern von Gläubigen gefüllt, sondern auch die Atheisten "glauben" unbedingt an Zufälle, die das Leben etc. begünstigt haben könnten. Dass Gott nicht bewiesen werden kann, gilt fast schon als Beweis für diese scheinbar logisch resultierenden Zufälle. Sie sagen sich: "Es muss so gewesen sein, weil es ja keinen Gott geben kann."
Das Thema Gott befindet sich auf einer anderen Kategorienebene als das Thema, mit dem sich ein naturwissenschaftliches Modell beschäftigt. Gott beweisen (oder widerlegen) zu wollen ist ein Kategorienfehler.
Allerdings einer, den Atheisten gerne übersehen. Christen haben durch lange vergebliche Versuche inzwischen dazugelernt. Aber der Atheismus ist eben eine recht junge Glaubensrichtung.

Samantha hat geschrieben: Die wissenschaftlichen Darstellungen sind nichts anderes als ein Ersatz für Religion und genauso menschengemacht und auch fehlerhaft - Lücken gelten als zukünftig erklärbar durch scheinbar logische Prognosen etc.
Das würde ich anders sehen.
Wissenschaft ist die systematische Darstellung der Dinge, die man "objektiv" feststellen kann (genauer intersubjektiv kommunizierbar).
Religion oder Weltanschauungen sind niemals objektiv.
Insofern sind das unterschiedliche Dinge. Allerdings haben Naturwissenschaften einen starken "Geruch von Wahrheit". Das möchte man sich natürlich zunutze machen, egal ob als Atheist oder als Glaubender.

Samantha hat geschrieben: Die Atheisten gehen nicht ergebnisoffen vor, sondern sie schließen von vorherein aus, dass es Gott gibt. Somit ist ihr Ergebnis fragwürdig, und das Verhalten der atheistischen Extremisten ist irreführend.
DAS ist ihnen auch eigentlich nicht vorzuwerfen.
Als Atheisten gehen sie von der dogmatischen (nicht in Zweifel zu ziehenden) Annahme aus, dass es keinen Gott gibt.
Genauso, wie ein Christ von der dogmatischen Annahme ausgeht, dass es einen Gott gibt.

Insofern verhalten sich Atheisten konsistent.
Fehlerhaft wird es dann, wenn sie versuchen, das neutrale Werkzeug Naturwissenschaft zu verwenden, um ihren Glauben "zu beweisen". Das muss wegen des Kategorienfehlers schief gehen, auch wenn sie das nicht einsehen wollen.
Analoges versuchen bestimmte Typen von Christen nur anders herum. Da geht es dann auch schief.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Janina
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#12 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Janina » Fr 28. Aug 2015, 13:12

Salome23 hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Die Evolutionstheorie gilt als... bewiesen
Theorie

Bedeutungen:

[1] Gedankenmodell zum Erklären von Erscheinungen oder zur Konstruktion neuer Welten
[2] Gesamtheit eines gedanklich konstruierten Bildes, im Gegensatz zur Praxis

Synonyme:

[1] Annahme, Ansicht, Betrachtung, Denkansatz, Mutmaßung

Die Theorie ist bewiesen?
Nein, siehe Popper.
Aber zumindest recht gut bestätigt. Es gehört zu den verhältnismäßig sichersten jemals getätigten Aussagen. Das dürfte in Alltagssprache als "bewiesen" durchgehen.

Hemul
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#13 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Hemul » Fr 28. Aug 2015, 13:33

Janina hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Die Evolutionstheorie gilt als... bewiesen
Theorie
Bedeutungen:
[1] Gedankenmodell zum Erklären von Erscheinungen oder zur Konstruktion neuer Welten
[2] Gesamtheit eines gedanklich konstruierten Bildes, im Gegensatz zur Praxis
Synonyme:
[1] Annahme, Ansicht, Betrachtung, Denkansatz, Mutmaßung
Die Theorie ist bewiesen?
Nein, siehe Popper.
Aber zumindest recht gut bestätigt. Es gehört zu den verhältnismäßig sichersten jemals getätigten Aussagen. Das dürfte in Alltagssprache als "bewiesen" durchgehen.
Aber folgendes ist keine Theorie sondern Realität:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruc ... unkle.html
Dunkle Mächte
Dunkle Energie dominiert unser Universum. Doch was genau die dunkle Energie ist, weiß niemand. Den Wissenschaftlern ist lediglich bekannt, dass sie sich in perfekter Gleichförmigkeit im Universum verteilt und dass ihr Druck negativ ist. Es könnte sich um Einsteins "kosmologische Konstante" handeln oder aber um ein dynamisches Quantenfeld, die Quintessenz. Dann wäre eine "fünfte Kraft" verantwortlich für die dunkle Energie. Was es mit den geheimnisvollen dunklen Mächten auf sich hat, erklärt Christof Wetterich vom Institut für Theoretische Physik.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#14 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Pluto » Fr 28. Aug 2015, 13:39

Hemul hat geschrieben:Aber folgendes ist keine Theorie sondern Realität:
Du könntest mit deiner Annahme kaum falscher liegen, wenn du dich bemühen würdest.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#15 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Hemul » Fr 28. Aug 2015, 13:47

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Aber folgendes ist keine Theorie sondern Realität:
Du könntest mit deiner Annahme kaum falscher liegen, wenn du dich bemühen würdest.
Ich freue mich darüber, dass Du nicht erneut ausrastest. :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

ThomasM
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#16 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Fr 28. Aug 2015, 13:48

Hemul hat geschrieben: Aber folgendes ist keine Theorie sondern Realität:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruc ... unkle.html
Das zitierst du jetzt schon so oft, dass du langsam wissen müsstest, wer die dunklen Mächte sind. Schließlich hat das Herr Wetterich ja erklärt.
Ist Herr Wetterich selbst die dunkle Kraft?
Oder ist es ein Mitglied dieses Forums?
Oder gar Hemul selbst?
Herr Wetterich hat es erklärt und keiner hat es gehört.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Hemul
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#17 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Hemul » Fr 28. Aug 2015, 14:33

ThomasM hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Aber folgendes ist keine Theorie sondern Realität:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruc ... unkle.html
Das zitierst du jetzt schon so oft, dass du langsam wissen müsstest, wer die dunklen Mächte sind. Schließlich hat das Herr Wetterich ja erklärt.
Ist Herr Wetterich selbst die dunkle Kraft?
Oder ist es ein Mitglied dieses Forums?
Oder gar Hemul selbst?
Herr Wetterich hat es erklärt und keiner hat es gehört.
Dem kannst Du&Co aber nicht das Wasser reichen-gelle? :mrgreen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christof_Wetterich
Seit 1992 ist Wetterich Lehrstuhlinhaber am Institut für Theoretische Physik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Er war von 1996 bis 1998 Mitglied des Wissenschaftlichen Rats von DESY und ist seit 1998 Mitglied des Auswahlausschusses für Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

ThomasM
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#18 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Fr 28. Aug 2015, 14:51

Hemul hat geschrieben: Dem kannst Du&Co aber nicht das Wasser reichen-gelle? :mrgreen:
Um meine Fähigkeiten in der Gastronomie geht es hier aber nicht.
Und, was sagt denn Herr Wetterich. Bist du die dunkle Macht?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#19 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 28. Aug 2015, 15:07

Samantha hat geschrieben:Die Atheisten könnten sich doch damit zufrieden geben, dass es eben keinen Gott gibt ... aber nein ... sie wollen auch andere davon überzeugen. Warum?
Ja, sie könnten sich damit zufrieden geben. Wertschätzende Leute tun das ja auch.
Von denen die es nicht tun, gibt es unterschiedliche Ansätze:
1. die, die anderen Menschen zeigen müssen, dass sie dumm sind. Es könnte sonst möglicherweise Jemand auf die Idee kommen sie selber wären dumm (Angriff ist die beste Verteidigung)
2. die, die sich nicht so sicher sind, dass sie tatsächlich auf der richtigen Seite stehen (möglicherweise gibt es doch etwas zwischen Himmel und Erde was sie nicht erkennen können)
3. die, die provozieren wollen. Sie halten es einfach für ein Spiel andere in die Zange zu nehmen.

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Halman
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#20 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Halman » Fr 28. Aug 2015, 16:21

Samantha hat geschrieben:Die Evolutionstheorie gilt als bewiesen, der Urknall eigentlich auch.
Ich schließe mich der fachlich sauberen Ausdrucksweise von Thomas an, aber umgangssprachlich stimme ich Dir zu. Beim Urknall könnten wir allerdings eine Überraschung erleben. - Aber wenn ich es recht bedenke, eigentlich nicht, da in der Populärwissenschaft meistens sehr verallgemeinernd und schwammig vom "Urknall" gesprochen wird, auch wenn gar keine Urknallsingularität in der Theorie vorkommt. Insofern bleibt dies im akademischen Kosmos.

Samantha hat geschrieben:Wozu braucht der Mensch diese "Beweise"? Das Ziel der Wissenschaft ist es, Antworten zu finden anhand von Belegen wobei auch immer wieder einiges ungeklärt bleibt. Die Lücken werden allerdings nicht nur gern von Gläubigen gefüllt, sondern auch die Atheisten "glauben" unbedingt an Zufälle, die das Leben etc. begünstigt haben könnten. Dass Gott nicht bewiesen werden kann, gilt fast schon als Beweis für diese scheinbar logisch resultierenden Zufälle. Sie sagen sich: "Es muss so gewesen sein, weil es ja keinen Gott geben kann."
Du beschreibst, wie sowohl Christen wie auch Atheisten die Wissenschaft auf unseriöse Weise instruentalisieren. Die Naturwissenschaft ist arelgiös, nicht antirelgiös. 'Sie ist gottfrei, nicht gottlos', um sinngemäß mit Prof. H. Lesch zu sprechen.

Samantha hat geschrieben:Die Atheisten könnten sich doch damit zufrieden geben, dass es eben keinen Gott gibt ... aber nein ... sie wollen auch andere davon überzeugen. Warum? Aus purer Nächstenliebe bestimmt nicht. Es geht nur um Besserwisserei, Politik, Macht und Kontrolle.
Der große Kamm "die Atheisten" wird ihnen meiner Meinung nach nicht gerecht. Bei den meisten Atheisten handelt es sich um die klassischen Ungläubigen, die man mangels Interesse an Religion i.d.R. nicht in Religonsforen und relgiösen Threads antreffen wird.
Wir haben es hier meiner Meinung nach mit eine kleine Gruppe innerhalb der Atheisten zu tun, welche nicht die Atheisten in der Gesamtheit repräsentiert, sondern lediglich den antitheistischen Flügel des neuen Atheismus. Was diese Strömung angeht, kann ich gar nicht genug Essen, wie ich ...

Samantha hat geschrieben:Religionen waren immer Werkzeuge der Mächtigen, so dass es zu vielen Unterdrückungen und Ungerechtigkeiten kam. Gott wird damit immer wieder in Verbindung gebracht, obwohl der Mensch selbst diese "bösen" Taten zuließ. Die Atheisten argumentieren mit dieser negativen Erfahrung durch Religion und wollen die Wissenschaft an erster Stelle sehen, was eigentlich auch nicht falsch zu sein scheint. Allerdings ist dies dasselbe Verhalten, die auch die religiösen Machthaber zeigten, indem sie behaupten, es gäbe nur eine absolute Wahrheit, die nur sie hätten.
Diesen absoluten Wahrheitsanspruch vertreten die neuen Atheisten auf progressive bis militante weise. Wir haben es mit einem fundamentalistsischen Atheismus zu tun. Diesbezüglich empfehle ich das Buch Der Atheismus-Wahn von Alister McGrath und Joanna Collicutt McGrath.

Samantha hat geschrieben:Die wissenschaftlichen Darstellungen sind nichts anderes als ein Ersatz für Religion und genauso menschengemacht und auch fehlerhaft - Lücken gelten als zukünftig erklärbar durch scheinbar logische Prognosen etc. Die Atheisten gehen nicht ergebnisoffen vor, sondern sie schließen von vorherein aus, dass es Gott gibt. Somit ist ihr Ergebnis fragwürdig, und das Verhalten der atheistischen Extremisten ist irreführend.
Deine Analogsetzung von Wissenschaft und Religion scheint mir nicht so gut zu sein. Meiner Meinung nach sind es zwei völlig verschiedene "Dimensionen", so wie Mathematik und Deutsch in der Schule (diese Analogie hinkt natürlich). Mathe und Deutsch widersprechen einander nicht, sondernd ergänzen sich. So ähnlich sehe ich es auch bezüglich Wissenschaft und Religion.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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