Queequeg hat geschrieben:Bei Savonlinna habe ich langsam das Gefühl, sie interpretiert das für sich mit: "Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Atheismus“
Deine Gefühle haben Dich hier im Forum ja schon öfter getrogen.
Du bist schnell bei der Hand mit Verurteilen, machst allerdings dann auch vor aller Augen einen Rückzieher, und das ehrt Dich. Das bringen die Wenigsten hier fertig.
Einseitig bin ich NICHT. Ich führe einen Zwei-Fronten-Kampf, und Du kennst sehr genau auch die andere Seite von mir.
Es ist noch gar nicht lange her (anderthalb oder zwei Jahre), da habe ich die gleiche Schlacht geschlagen wie Du gegen einen christlichen User, der in meinen Augen faschistoid war.
Aber ich habe wochenlang vorher recherchiert in allen seinen Beiträgen, bin mit einem Mod per PN wieder und wieder die Sache durchgegangen, und ich konnte zu keinem anderen Ergebnis kommen. Ich habe diese Diskussion dann ebenfalls öffentlich geführt.
Vielleicht würde ich heute das trotzdem so einfach nicht mehr wagen, rein über den Bildschirm.
Vor allem vielleicht darum nicht, weil man diesen Menschen mit psychischer Gewalttätigkeit da nicht heraushelfen kann, selbst wenn sein Glaube an die Bibel ihn in der Realität zu faschistoiden Handlungen führen würde.
Queequeg hat geschrieben:Man kann es auch übertreiben, mit den einseitigen Sichten auf ohnehin schon einseitige Sichten.
Wie gesagt, Du irrst Dich bezüglich dieser Einseitigkeit.
Könntest Du eigentlich auch darum schon wissen, weil ich hier im Forum auch christliche Dogmen mit zäher Beharrlichkeit als solche aufzudecken versucht habe.
Mein persönliches "Nein" zur christlichen Religion - und zu jeglicher Religion überhaupt - ist heute noch entschiedener als zu der Zeit, als ich vor einem guten halben Jahr dieses Forum betrat.
Aber auch die Einteilungen in "Atheist", "Pantheist", "Agnostiker" usw. sind mir fremd.
Ob ein Rechter oder Linker andere Menschen manipuliert, ändert nichts daran, dass ich Manipulation strikt ablehne, auch wenn ich selbst mich politisch ziemlich links einstufe.
Darum kann ich mich auch nicht als "A-Theist" sehen, denn mein Weltbild erschöpft sich nicht darin, "ohne Gott" zu leben.
Ich sehe mich in dem Bemühen, zu verstehen, was der "Mensch" ist, woraus er lebt.
Die Gläubigen sind Menschen wie du und ich, stammen aus dem selben Mustopp.
Das, was sie suchen und ersehnen, ersehnen andere Menschen auch. Das, was sie in die Irre treibt, treibt andere Menschen auch in die Irre.
Auch wenn es verschiedene Sprachen, Sprechweisen sind: ich suche nach einer Sprache, einer Merkmalsbeschreibung, die das Gemeinsame herausfindet. Für mich ist die Sprache der Wissenschaft der Weg zu diesem Ziel: sine ira et studio, ohne Zorn und Eifer.
Blessuren habe ich auch, jede Menge. Aber sie sollen nicht bis an mein Lebensende mich dominieren.
Vom Temperament her bin ich Dir nicht unähnlich, Queequeg, ich bin keine sanfte Natur, und ich habe früher rhetorisch schwer auf den Putz gehauen.
Aber ich habe dermaßen viel Unheil damit angerichtet - was ich erst erkannt habe, als es zu spät war -, dass ich das nicht mehr will.
Ein Mensch, der sich verstanden fühlt vom anderen - vergleiche klientenzentrierte Gesprächsstherapie - kann sehr viel leichter von gefährlichen Tendenzen wie faschistoidem Denken, falls das überhaupt vorliegt, lassen als jemand, der sich missverstanden fühlt.
Vielleicht wird er dann aus Trotz gerade genau das, was die anderen in ihn hineinprojizieren.