Naturalismus ist...

Säkularismus
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Demian
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#11 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 1. Jun 2014, 21:50

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Sofern er den naturwissenschaftlichen Methoden folgt, würde ich das bejahen.
Wie kann eine Philosophie den naturwissenschaftlichen Methoden folgen, deren Ziel es doch gerade ist "philosophisches" aus ihren Methoden herauszuhalten?

Erst kommt das "ICH BIN" ... und dann wird daraus "ICH BIN ein Naturwissenschaftler", und aus dieser begrenzten Identität wird dann die Welt erklärt. Diese Begrenzung kann wichtig sein - in dem sie eine neue Perspektive ermöglicht - aber sie spiegelt nicht die Totalität des Seins wieder. Sie bringt zweifellos Sicherheit und in ihrem fachspezifischen Segment Innovation, aber bringt sie wirklich (existenzielle) Wahrheit?
Zuletzt geändert von Demian am So 1. Jun 2014, 22:39, insgesamt 2-mal geändert.

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Demian
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#12 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 1. Jun 2014, 22:13

Pluto hat geschrieben:Du meine Güte... Hast du aber eine Wut im Bauch! Welche Laus ist dir denn heute über die Leber gekrabbelt? :lol:.

Die Frage stelle ich mir bei Dir auch gelegentlich. Erst kürzlich hab ich vom "Herzen" gesprochen und alles, was Dir dazu einfiel, war irgendein abgrenzender Satz über "fernöstliche Esoterik" ;) Ist das Herz oder die innere Erfahrungs-Seite "esoterisch" oder gibt es einen Grund die Subjektivität des Menschen zu belächeln? Es gibt die Forschung der objektiven Welt und es gibt die innere Erforschung durch Meditation und Kunst. Das ist die spirituelle Dimension, die nicht weniger wichtig ist.

Ich glaube, das eigentliche Problem ist: dass ich gar nicht beanspruche fertige Begriffe zu definieren. Da folge ich dem klassischen Weg der Mystiker: Begriffe sind nicht die Wirklichkeit. Darum versuche ich gar nicht erst, sie in den Begriffen einzufangen. Umso mehr Raum habe ich dann, sie in ihrem Lebendigsein und ihrer Schönheit zu beschreiben, denn Sein ist unglaublich dynamisch. Darum spreche ich lieber in Bildern und Gleichnissen, mit denen ich eine beschränkte Wahrnehmung der Welt viel mehr öffnen möchte, damit dahinter die Grenzenlosigkeit sichtbar werden kann.

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#13 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Pluto » So 1. Jun 2014, 22:31

Andreas hat geschrieben:Wie kann eine Philosophie den naturwissenschaftlichen Methoden folgen...
Du bringst deine Metaphern mMn etwas durcheinander, in dem du Naturalismus als Philosophie definierst, was es nicht ist.
Ich würde Naturalismus einfach eine Weltanschauung nennen, die die Auffassung vertritt, dass die Welt prinzipiell mit naturwissenschaftlichen Mitteln erklärbar ist, wohl wissend, dass einige Fragen über haupt keine Antwort haben können.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#14 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 1. Jun 2014, 22:36

Pluto hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Wie kann eine Philosophie den naturwissenschaftlichen Methoden folgen...
Du bringst deine Metaphern mMn etwas durcheinander, in dem du Nauralismus als Philosophie definierst.
Ich würde Naturalismus einfach eine Weltanschauung nennen, die die Auffassung vertritt, dass die Welt prinzipiell mit naturwissenschaftlichen Mitteln erklärbar ist, wohl wissend, dass einige Fragen über haupt keine Antwort haben können.

Jede Weltanschauung - und Methodik - ergibt sich doch aus einer philosophischen Begründung und tiefergehenden Einsichten?

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#15 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Pluto » So 1. Jun 2014, 22:39

Demian hat geschrieben:Das ist die spirituelle Dimension, die nicht weniger wichtig ist.
Nun... ich bestreite nicht den Wert der spirituellen Dimension. Man betrachtet bspw. die Schönheit der Natur und der Pflanzen um einen herum. Fragt man sich nun, was denn in so einer Blume vor sich geht, dann kann man mit Biologie bspw. den Ursprung der Farbenpracht erklären. So fügt der Biologe etwas zum reinen Schöheitsempfiden es Betrachters hinzu, aber ich sehe nicht wie es dieser Schönheit etwas nimmt.

Darum spreche ich lieber in Bildern und Gleichnissen, mit denen ich eine beschränkte Wahrnehmung der Welt viel mehr öffnen möchte, damit dahinter die Grenzenlosigkeit sichtbar werden kann.
Oft ergänzt die Naturwissenschaft diese Bilder, aber manchmal widerspricht sie ihnen auch.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#16 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Pluto » So 1. Jun 2014, 22:41

Demian hat geschrieben:Jede Weltanschauung - und Methodik - ergibt sich doch aus einer philosophischen Begründung und tiefergehenden Einsichten?
Ich bin kein Philosoph, sondern Naturwissenschaftler von Beruf(ung). Deshalb verstehe ich vielleicht nicht warum eine Weltanschauung zwingend auch eine Philosophie sein muss.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#17 Re: Naturalismus ist...

Beitrag von closs » So 1. Jun 2014, 23:53

Pluto hat geschrieben:Ich wüsste übrigens zu gern warum du meinst, Naturalismus hätte irgend etwas mit Ideologie zu tun.
Hat er natürlich. - Denn der Naturalismus glaubt, dass alles, was ist, mit Mitteln der Wissenschaft grundsätzlich objektiv beschreibbar ist.

Da wird folgendes verwechselt: Die Naturwissenschaft sagt: "Ich bin eine Disziplin, die sich nur mit Dingen befasst, die grundsätzlich objektiv beschreibbar ist. Was darüber hinausgeht, interessiert mich nicht". - Der Naturalismus sagt: "Wenn etwas nicht objektiv beschrieben/nachgewiesen ist, ist es irrelevant". - Der Naturalismus glaubt also, dass die Methodik der Wissenschaft auf alles anwendbar ist, "was der Fall ist". - Das ist Ideologie pur.

Pluto hat geschrieben:Deshalb verstehe ich vielleicht nicht warum eine Weltanschauung zwingend auch eine Philosophie sein muss.
Doch - das sehe ich auch so. - Nicht jede Philosophie ist eine Weltanschauung, aber jede Weltanschauung ist eine Philosophie. - Allerdings kommen wir jetzt wieder ins Feld der Definitionen - und da ändert sich ja ständig was.

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#18 Re: Naturalismus ist...

Beitrag von Pluto » Mo 2. Jun 2014, 00:11

closs hat geschrieben: Denn der Naturalismus glaubt, dass alles, was ist, mit Mitteln der Wissenschaft grundsätzlich objektiv beschreibbar ist.
Was nicht ganz richtig ist, denn
(a) ist Naturalismus ein Konzept für die Funktionsweise der Welt aus der Sicht der Naturwissenschaft, und
(b) wissen wir a priori, dass manche Fragen keine Antwort haben können.
"Was war vor dem Urknall?" ist eine solche Frage.

closs hat geschrieben:Nicht jede Philosophie ist eine Weltanschauung, aber jede Weltanschauung ist eine Philosophie.
Dass du und Andreas das als Ideologie bzw. Philosophie intepretieren möchtet, ist wie folgt erklärbar:
  • Für Jemand mit einem Hammer, sieht alles aus wie ein Nagel.

Eine Weltanschauung, lieber closs, ist ein Konzept der Welt welches aus einem bestimmten Standpunkt (Sicht) gefasst wird.
Z. Bsp. ist "Naturalismus" die Sicht dass die Welt sich mit naturwissenschaftlichen Mitteln erklären lässt (oder gar nicht).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Naturalismus ist...

Beitrag von closs » Mo 2. Jun 2014, 00:22

Pluto hat geschrieben: "Naturalismus" die Sicht dass die Welt sich mit naturwissenschaftlichen Mitteln erklären lässt (oder gar nicht).
Das "oder gar nicht" ist exakt das, was das Etikett "Ideologie" erlaubt. Zumal vermutlich der Naturalismus meint, "die Welt" sei ausschließlich die naturalistische Welt.

"Philosophie" wäre dazu ein euphemistischer Begriff - wobei "Philosophie" auch ein gar nicht angriffslustiger Begriff ist - Philosophie heisst eigentlich nur: "Da gibt es eine Weltanschauung, die sich sich so und so versteht".

Die Naturwissenschaft sollte man übrigens bei solchen Diskussionen raushalten. - Denn die Naturwissenschaft sagt: "Wir untersuchen, was wir mit unserer Methodik erreichen". - Naturwissenschaft sagt NICHT: "Alles in der Welt ist naturwissenschaftlich erklärbar oder gar nicht" - das wäre eine Kompetenzüberschreitung. Für den Naturalismus als Philosophie/Ideologie ist es KEINE Kompetenzüberschreitung, weil der Naturalismus eine geisteswissenschaftliche Größe ist.

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#20 Re: Naturalismus ist...

Beitrag von Pluto » Mo 2. Jun 2014, 00:35

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: "Naturalismus" die Sicht dass die Welt sich mit naturwissenschaftlichen Mitteln erklären lässt (oder gar nicht).
Das "oder gar nicht" ist exakt das, was das Etikett "Ideologie" erlaubt.
Warum das?
Ich gab dir doch ein Beispiel: "Was war vor dem Urknall?"

Zumal vermutlich der Naturalismus meint, "die Welt" sei ausschließlich die naturalistische Welt.
Ähm, nein... die ganze Welt.

Philosophie heisst eigentlich nur: "Da gibt es eine Weltanschauung, die sich sich so und so versteht".
Das ist mir zu hoch.
Für mich ist eine Weltanschauung eine Weltanschauung und keine Philosophie.

closs hat geschrieben:Denn die Naturwissenschaft sagt: "Wir untersuchen, was wir mit unserer Methodik erreichen". - Naturwissenschaft sagt NICHT: "Alles in der Welt ist naturwissenschaftlich erklärbar oder gar nicht" - das wäre eine Kompetenzüberschreitung.
Das ist reine Semantik. Ein Naturalist geht davon aus, dass die Welt naturwissenschaftlich erklärbar ist. Fragen, auf die die Naturwissenschaft keine Antwort hat oder haben kann, akzeptiert der Naturalist als solche, und fasst keine eigene Meinung dazu.

closs hat geschrieben:Für den Naturalismus als Philosophie/Ideologie ist es KEINE Kompetenzüberschreitung, weil der Naturalismus eine geisteswissenschaftliche Größe ist.
Das hat mit Philosophie/Ideologie nichts zu tun. Unter Naturalismus verstehe ich eine aus der Naturwissenschaft hervorgehende Haltung (Weltanschuung).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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