Stephan_a.-t: hat geschrieben:
das ist eben nicht Empirismus - sondern reinster Rationalismus.
nein, zu dieser Idee komme ich, weil ich ja als Erstes mal lange und gründlich über das Phänomen "ich" nachdenke, wozu als Erstes gehört, dass ich Daten dazu sammle.
Vgl. hierzu Descartes: "Cogito ergo sum". Ich denke (sic!: zweifle) also bin ich.
in der Philosophie wird Descartes sozusagen als 'Anführer' des Rationalismus genannt und konträr zum Empirismus aus England gestellt.
umgekehrt steht das Ding besser: sum, ergo cogito.
Das Sein ist eine die notwendige Bedingung dafür, dass andere Dinge wie Denken oder Zweifleln überhaupt möglich sind.
Empirismus: Induktion - Erkenntnis durch Beobachtung (Sinneswahrnehmung)
Rationalismus: Deduktion - Erkenntnis ausschließlich durch vernünftige Überlegung (denken)
nun, der erste Schritt ist empirisch. Immer. Besonders auch wenn es sich um die Frage handelt "was kann ihc denn sicher wissen?", und sehr bald, aufgrund von Beobachtungen, mir sagen muss: alles, was durch die Sinne rein kommt, ist unsicher, zweifelhaft, womöglich illusionär.
Nur der Zweifel selbst ist nicht weiter reduzierbar. Zum Zweifel bedarf es eines denkenden Subjektes. Damit wäre deduktiv nachgewiesen, dass wenigstens das denkende Subjekt existiert, da es sonst nicht zweifeln könnte.
Descartes schrieb "esse" nicht "existare" - sein, nicht existieren.
Zweifel kann womöglich auch in einem Zustand des Seins ohne Existenz vorkommen.
Deine Erkenntnis, dass Du Deines 'Seins' bewusst bist, entnimmst also ausschließlich Deiner rationalen Überlegung - und keiner empirischen Beobachtung.
nein, dass ich meines Seins bewusst bin, ist ein Bewusstseinsakt - ein Akt der Beobachtung. Nicht ein Akt des darüber-nachdenkens. Sich selbst bewusst zu sein sowohl als seiendes wie als existierendes Wesen ist quasi die Grund-Beobachtung, die überhaupt erst mal festlegt: oh, da bin ich also, ich das Subjekt - und erst wenn ein Subjekt gegeben ist, können daraus andere Dinge folgen wie etwa, dass das Subjekt denkt.
nur wenn du die ersten Stufen der Beobachtung übergehst, kannst du zu deiner etwas allzu übermässigen Abstraktion und Reduzierung auf die Ratio kommen. Doch wie der Name Ratio sagt - "ins Verhältnis setzen" - das geht nur, wenn du mindestens zwei Dinge hast, die du relativ zueinander vergleichen kannst. Ratio ohne Basis in der Beobachtung findet gar keine Anhaltspunkte, auf die sie sich stützen kann. Ratio ohne Beobachtung ist reine Fantasie und hat nichts mit der Welt oder mit irgendwelchen Realitäten zu tun.
grüsse, barbara