Strafen - oder bessere Wege als Lösung der Probleme zu suchen

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Naqual
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#71 Mensch <--> Gott ... ein Zusammenspiel

Beitrag von Naqual » So 22. Mai 2022, 10:12

sven23 hat geschrieben:
Sa 21. Mai 2022, 06:54
Naqual hat geschrieben:
Fr 20. Mai 2022, 20:29
Spontan würde ich den Spiegel eher im Verhältnis Mensch -Mensch sehen. Man kann sich selbst im anderen finden (auch Gott) und sei es ein mongoloides Kind.
Könnte man auch in Hitler oder Putin Gott finden? Wenn man den alttestamentarischen Gott als Referenz zu Grunde legt, könnte das sogar passen. Aber sollte ein Gott nicht auch gewisse ethische Mindeststandards erfüllen?
Grundsätzlich denke ich schon dass man in jedem auch Göttliches finden kann. Bei manchen Kandidaten ist das Suchen allerdings schon sehr aufwändig. Dass Gott in jedem ist, heißt ja nicht, dass derjenige auch so handelt. Er kann sogar ziemlich genau das Gegenteil tun. Bei Hitler und Putin tue ich mich schon von daher hart, weil ich sie als Personen in keinster Weise kenne. Bei dem was man (so allgemein) weiß, hat Hitler zwar "Einheit" angestrebt (EIN Reich). Harmonie und Zusammen eine Einheit bilden ist ja erst einmal gut. Nur Htiler hat diese Einheit nicht wirklich als Einheit gesehen sondern pervertiert. Sein Einheit entsteht in der Wahrheit nur durch brutalste Abrenzung anderer und definiert sich sogar durch diese. Und sein konstruiertes Selbstbild, was man unter dieser "Einheit" verstehen will, war ein propagandistisches (verlogenes) Trugbild. Also die "Mitglieder dieser Einheit" seien besser als die Nichtmitglieder. Etwas, dass sich leicht - sogar empirisch - widerlegen lässt. "Ab- und Ausgrenzung" ist aber nicht liebevoll und sicher nicht im Sinne der "Einheit/Einssein Gottes". Das ist meiner Ansicht nach das Wesentliche beim Teilaspekt "Politiker Hitler".
Wenn ich das Verhältnis Mensch-Mensch (oder auch Gott) als etwas sehen kann, wo sich etwas "spiegelt". Dann heißt das ja nicht, siehe mein Beispiel mit dem mongoliden KInd, dass ich beim Spiegeln den Blick auf den IQ richte (da gibt es mit Sicherheit Differenzen). Aber ich sehe im Schnitt der Ereignisse bei den Mongoloiden, eine (meist) sehr fröhliche und optimistische Art (mit robuster Konstanz), die Suche und das Geben von Sympathie mit kuscheliger Art, etc. Etwas was mich bei den Betroffenen stark beeindruckt hat mich gerade zu "hinzieht" zu denen.




 

Ruth
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#72 Mensch <--> Gott ..... ein Zusammenspiel

Beitrag von Ruth » So 22. Mai 2022, 15:18

sven23 hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 09:35
sven23 hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 09:35
Tree of life hat geschrieben: Sa 21. Mai 2022, 19:37 Auch wenn sie von dem keine Antwort erhalten, machmal sagten sie, er würde antworten (ich nehm aber an, es waren ihre eigenen Gedanken)

Natürlich sind es die eigenen Gedanken. Wenn aber ein Erwachsener nicht mehr differenzieren kann zwischen eigenen Gedanken und "Antworten", die er als Stimmen von außen wahrnimmt, die ihm angeblich Handlungsanweisungen geben, dann besteht der Verdacht auf Schizophrenie.
Dann ist der Gang zum Arzt dringend angesagt.

Ja ich habe erst im Nachhinein bemerkt, dass in diesem Forum es nicht ratsam ist, Erfahrungen mit Gott mit Träumen zu vergleichen. Da ich doch die Neigung vieler User hier kenne, alles, was nicht beweisbar und berechenbar ist, auf die Psycho-Schiene zu schieben.

Meine Intention waren auch weniger der Vergleich mit den Träumen meiner Kindheit. Es ging mir vornehmlich um den Zugang zum eigenen Inneren, dem Ursprung der Gedanken. Viele Menschen haben regelrecht Angst davor, in ihr eigenes Innere einzudringen/zu fühlen/-schauen.
Andi Weiss hat etliche Lieder darüber gesungen, den Weg zu sich selbst zu finden. Eines davon endet im Refrain so: " ... ich komm heut zu Besuch zu mir, und hoffe, ich bin zu Haus"

Dadurch, dass ich als Kind auch mit meinem eigenen Inneren im "Gespräch" war, ohne aus der Realität auszusteigen, war ich eigentlich immer auch vertraut mit mir selbst. Auch zu den Zeiten, wo ich mich selbst nicht verstand oder das "Träumen" als "Sünde" verstand und lange Zeit nicht genutzt habe.

Diese(r) Draht/Antenne in mein eigenes Inneres haben es mir leicht gemacht, auch auf diesem Weg Gottes Impulse zu spüren und in mein reales (Er)leben zu integrieren, ohne dabei auszuticken.

Mein Onkel hat es mir mal, vor etlichen Jahren, ganz banal versucht zu erklären, was mit Menschen geschieht, die aus der Realität austicken und in eine Scheinwelt zu versinken:
Er sagte: du kommst aus einem beleuchteten Haus nach draußen ins Dunkle und siehst vor dir einen See. Der Mond scheint hell und spiegelt sich in diesem See. Du sagts: welch ein schönes stimmungsvolles Bild, wie der Mond sich im Wasser spiegelt.
Der "Andere" sagt: Oh weh ... der Mond ist in den See gefallen.

Ich zähle mich (damals wie heute) selbst zu der ersten Kategorie .... ;-)

Tree of life
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#73 Strafen - oder bessere Wege als Lösung der Probleme zu suchen

Beitrag von Tree of life » So 22. Mai 2022, 17:19

Ruth hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 15:18
Viele Menschen haben regelrecht Angst davor, in ihr eigenes Innere einzudringen/zu fühlen/-schauen.
Andi Weiss hat etliche Lieder darüber gesungen, den Weg zu sich selbst zu finden. Eines davon endet im Refrain so: " ... ich komm heut zu Besuch zu mir, und hoffe, ich bin zu Haus"
:thumbup:

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Naqual
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#74 Mensch - Gott ... ein Zusammenspiel

Beitrag von Naqual » So 22. Mai 2022, 18:52

Ruth hat geschrieben:
Sa 21. Mai 2022, 12:09
Ich bin ja auch unter strengem christlichen Regime aufgewachsen.
So sehr wie ich die dahinterstehende religiöse Ideologie innerlich ablehne, als Einstieg, gerade im jüngeren Alter hat es seine Vorteile: einfache Lösungen und feste Glaubenssätze damit leichte Orientierung. Später so finde, ich sollte man aber den "festen Rahmen mit den starren Inhalten" loslassen können. Eigentlich muss man es auch. Man gewinnt nur dabei. Allerdings ist - wie Du ja auch von Dir kennst -der Prozess durchaus auch schmerzhaft, einfach weil man das Für-wahr-halten von Glaubensinhalten für seligmachend hält. Und das schafft Ängste, wenn man alte Dogmen über Bord wirft.

Begab mich schon als Kind oft bewusst in eine "Traumwelt", um der harten Realität zu entfliehen. Es war für mich ganz natürlich, diese "Welten" zu trennen, und trotzdem am Leben teilzunehmen, ohne beide zu vermischen.
Ich sehe da einen gewissen Zusammenhang zu mystischen Erfahrungen, dass man sie überhaupt wahrnehmen kann.
Mystisch im weiteren Sinn verstanden als allgemein spirituell oder mit "Übernatürlichem/Unerklärlichen": ja, viele Gemeinsamkeiten.
Mystisch im engeren Sinn (unio mystica): NjEIN (mit kleinem J). Da ist es ein Inneres Erleben, indem unsere normale automatisierte und unbewusste Wahrnehnungsinterpretation zusammenfällt: das Einswerden von Subjekt und Objekt. Es könnte dem "monistischen" (nicht-dualen) Denken der Buddhisten ähneln.

Als ich dann älter wurde, gab es eine Phase, wo ich glaubte, bewusstes Träumen sei eine Sünde, weil man damit der Realität, in die Gott uns hineingestellt hat, entflieht. Vielleicht war das in dem Moment auch nötig für mich, damit die Grenzen mir bewusst bleiben. Irgendwann viel später, als Erwachsene, habe ich entdeckt, dass diese Form für mich auch beide "Welten" öffnen kann, weil das Unsichtbare für mich nicht bedrohlich war, in der Form, dass man darinnen "versinken" könnte.
Im Laufe der Zeit habe ich dann auch etliche Gotteserfahrungen dadurch gemacht, indem ich es einfach zuließ, auch die außerirdischen/innerlichen Impulse wahrzunehmen und zu deuten. Ich denke heute, dass es auch eine "Gabe von Gott" sein kann, mystische Dinge ganz natürlich im eigenen Leben auch zuzulassen und selbst zu kontrollieren. Gerade auch deshalb, weil so viele Gläubige regelrecht Angst davor haben, sich mit dieser Art zu denken und fühlen und leben auseinanderzusetzen... also scheinbar nicht fähig sind, außersinnliche Impulse wahrzunehmen.
"Bewusstes Träumen" ist auch so etwas, da gibt es unterschiedliche Arten. Als Kind war ich mir plötzlich im Traum bewusst, dass ich im Traum bin. Also fing ich an zu fliegen und die Welt von oben zu bewundern. Dann verlor ich aber die Traumsteuerung genau dann, als mir der erschreckende Gedanke kam, vergessen zu haben, wie man fliegt. Die Bruchlandung, bzw. voher der Sturz ließen mich aufwachen. :-)
Etwas anderes ist, sich bewusst in einen meditativen Zustand zu versetzen, bei dem man einen Traum lebt. Teils so kristallklar, wie im realen Leben. (Das fasziniert alleine schon)
Wieder anders, wenn man in den Zustand "versetzt wird" während man wach ist (also ohne eigenes Zutun, quasi hineinfällt). Also wohl das, was man Visionen nennt. Vor fast 20 Jahren hatte ich mal öfters welche (dann nicht mehr). Das war sogar mit "Vorankündigung", ich spürte ein Gribbeln am Rückrat vorher. Einmal saß ich im Auto und fuhr gerade, bin schnell rechts rausgefahren, Auto geparkt, Augen geschlossen und mich entspannt ("fallen lassen"'). Es hörte auf, als ich es auch bewusst nicht mehr wollte, weil es mich mehr verwirrt hatte, als dass ich irgendeinen Nutzen oder Sinn gesehen hätte. Obwohl es nicht uninteressant war. Wenn man z.B. ein klares inneres Bild von einer Tempelanlage aus dem 3. Jahrtausend vor Christus hat und nach reichlicher Suche ein exaktes Bild davon im Internet findet. Aber was sagt mir das jetzt? Eigentlich nichts. Man grübelt und wird eher verwirrt, auch wenn der Unterhaltungswert nicht ohne war. :-) Und Verwirrung sehe ich als Warnsignal, das hat nichts mit Gott zu tun. Und der Sinn einer Vision sollte schon "Erkenntnis" sein. (Das gibt es natürlich auch - aber dann kann man auch, zumindest für sich selbst klar benennen, worin die Erkenntnis besteht.)

Der "Menschensohn" - wobei ich da gerade an "Jesus" denke - ist für mich immer noch eines der ungelösten Fragen ... wodurch ja auch die Frage in meinem Eingangspost entstanden ist. So allgemein die Menschen in der Verbindung zu Gott ist für mich die am ehesten naheliegende Version zur Frage, in welchem Verhältnis Gott zu den Menschen steht und umgekehrt. Jesus ist (zumindest nach den biblischen Berichten) herausragend anders aufgetreten. Seine Botschaft scheint die Nähe zu Gott (nur durch Jesus) eher einzugrenzen, als aufzulösen. Auch wenn man davon ausgeht, dass die biblischen Geschichten und deren Auslegung sehr stark durch die jeweiligen Autoren und der nachträglichen Übersetzungen und Verbesserungen geprägt (und vielleicht auch teilweise verfälscht) ist, scheint Jesus eine Stellung zugeordnet zu sein, die alle anderen überragt.
Eine Erklärungsmöglichkeit (mit Entfernung vermuteter verfälschender Darstellungen im NT) : Jesus (als 100prozentiger Mensch) hat gepredigt, dass man Gott persönlich ganz nahe kommen kann. Wobei Nahekommen eine Art inneres Wissen ist, dass Er (liebend wie ein Vater) in einem ist. ("Ich aber und der Vater sind eins / "dass auch sie eins werden, wie wir eins sind"). Wobei das "Einssein" nicht bedeutet, sich einig zu sein, sondern eine tiefe Verbundenheit im "Sein" selbst. Der Menschensohn Jesus wird aber nun zum "Ideal-Repräsentanten" für absolute Gottesnähe. In dieser wird die eigene Person in Gott aufgelöst (es gibt KEIN Ego, im Sinne von Egoismus) mehr. Damit begründet man aber keine Weltreligion, weil dass die Massen gar nicht wollen. Die Massen wollen ein astrales Überwesen, das als sichtbarer Sieger hervorgeht und wo man mit möglichst minimaler Schleimspur sein Wohlwollen erkaufen kann. Klingt jetzt zynisch, aber - ohne dass sich die Leute über diese innere Motivation bewusst sind -ist es so. Ein Gott der darin besteht, dass die absolute Nähe mit Ihm das vollständige Verblassen des Egos (das am Kreuz stirbt) bedeutet, davor haben die massive Angst.


Das ist dann wohl das "Bildnis Gottes", als Vorlage für die Erschaffung des Menschen ... der Ursprung alles Seins.
In dieser Vorstellung wird Gott und Mensch als völlig separate Wesen gesehen. Also Gott schafft etwas anderes, völlig Neues und Separates außerhalb seiner Selbst. Irgendwo gibts dann ein paar Ähnlichkeiten, sonst wäre es kein Bild.
Konträr: Gott ist eins (als A von "A und O") er kann nur schaffen, in dem etwas anders ist als "eins". Dieses andere ist "eins (Geist)" im materiellen Raum. Also so wie ein Bildnis oder Bild eine zweidimensionale Darstellung von etwas Dreidimensionalem ist (die abgebildete Person), so ist Mensch die mit "Raum-Zeit-Dimension" versehene Version von Geist (Gottes). Aber Geist bleibt dabei Eins, denn auch ein Abbild kann Gott nicht als mehr als Eins darstellen. Wenn der Mensch seine Materialität (oder Raum-Zeit-Dimensionalität), ist er wieder in Gott (das O von "A und O" - oder die Rückkehr zum Vater). Davor hat man erst einmal ziemlich Angst. Aber die "Person" kann nicht ewig existieren mit seinen kleinlichen Eigenarten und seinem Ego, sie geht vollständig in Gott auf. Genau das ist der Himmel. Die für Massen bestimmte gern zu glaubende Version ist, dass man mit seinem Ego und Eigenarten (die einen von anderen unterscheiden) in den Himmel kommt und endlos belohnt wird. Also eine sehr unkompliziete, einfache Version, wie es sich der widerstrebende Teil (das Ego) es sich wünscht. Die Version ist aber vergleichbar mit einem 4-Sterne Koch der das Bild von einem Cheeseburger von McDonalds abschlecken darf. :-)

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sven23
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#75 Mensch <--> Gott ... ein Zusammenspiel

Beitrag von sven23 » Mo 23. Mai 2022, 08:49

Naqual hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 10:12
Grundsätzlich denke ich schon dass man in jedem auch Göttliches finden kann. Bei manchen Kandidaten ist das Suchen allerdings schon sehr aufwändig. Dass Gott in jedem ist, heißt ja nicht, dass derjenige auch so handelt. Er kann sogar ziemlich genau das Gegenteil tun. Bei Hitler und Putin tue ich mich schon von daher hart, weil ich sie als Personen in keinster Weise kenne.

Kann man denn "berufliches" und privates strikt trennen?
Kann man also sagen: Beruflich ist er zwar ein millionenfacher Massenmörder, aber privat ist er ein feiner Kerl?
Zuletzt geändert von sven23 am Mo 23. Mai 2022, 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#76 Mensch <--> Gott ..... ein Zusammenspiel

Beitrag von sven23 » Mo 23. Mai 2022, 09:29

Ruth hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 15:18
sven23 hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 09:35
sven23 hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 09:35
Tree of life hat geschrieben: Sa 21. Mai 2022, 19:37 Auch wenn sie von dem keine Antwort erhalten, machmal sagten sie, er würde antworten (ich nehm aber an, es waren ihre eigenen Gedanken)

Natürlich sind es die eigenen Gedanken. Wenn aber ein Erwachsener nicht mehr differenzieren kann zwischen eigenen Gedanken und "Antworten", die er als Stimmen von außen wahrnimmt, die ihm angeblich Handlungsanweisungen geben, dann besteht der Verdacht auf Schizophrenie.
Dann ist der Gang zum Arzt dringend angesagt.

Ja ich habe erst im Nachhinein bemerkt, dass in diesem Forum es nicht ratsam ist, Erfahrungen mit Gott mit Träumen zu vergleichen. Da ich doch die Neigung vieler User hier kenne, alles, was nicht beweisbar und berechenbar ist, auf die Psycho-Schiene zu schieben.
Das wäre aber ein grandioses Mißverständnis, Träume mit einer psychischen Störung zu verwechseln. Die Schizophrenie ist dagegen eine psychische Störung, von der etwa 1% der Bevölkerung betroffen sind. Die häufigste Form ist die paranoide Schizophrenie, bei der auch Stimmen "gehört" und als von außen kommend wahrgenommen werden.

Etwa 84 % der Menschen mit einer schizophrenen Psychose nehmen Gedanken wahr, von denen sie meinen, deren Ursprung komme von außen. Sie nehmen z. B. Stimmen wahr, die in seltenen Fällen auch Befehle erteilen. Dies wird im allgemeinen Sprachgebrauch als „Stimmen hören“ bezeichnet.
Quelle

Es könnte also durchaus sein, dass Religionsgründer, die behaupteten, Gott habe zu ihnen gesprochen und ihnen dieses oder jenes aufgetragen, an psychischen Störungen gelitten haben. Nur hatte man damals keine Ahnung, dass es sich um eine Krankheit handelte. Im Gegenteil stilisierte man dies als ultimative Gottesoffenbarung.

Träume können bei der Entstehung von Kulten und Religionen auch eine entscheidende Rolle gespielt haben. Man hatte keine Ahnung, um was es sich bei Träumen handelte und so interpretierte man Träme als Beleg für eine andere Welt, die jenseits der realen existierte. Träumte man von Verstorbenen, so galt das als Beweis, dass die Toten in einer anderen Welt weiterlebten. (siehe Pharaonenkult). So entstanden Ahnenkulte und Vorstellungen von einer jenseitigen Welt, die den Weg bereiteten für die Entstehung von Religionen.
Auch in der Bibel spielen Träume und deren Interpretation eine wichtige Rolle.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Naqual
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#77 Mensch <--> Gott ... ein Zusammenspiel

Beitrag von Naqual » Mo 23. Mai 2022, 10:07

sven23 hat geschrieben:
Mo 23. Mai 2022, 08:49
Kann man denn "berufliches" und privates strikt trennen?
Kann man also sagen: Beruflich ist er zwar ein millionenfacher Massenmörder, aber privat ist er ein feiner Kerl?
Beruflich und privat kann man nicht immer strikt trennen, aber oft genug. Wobei jeder Mensch wohl verschiedene Lebensbereiche hat (also nicht nur die Unterscheidung in beruflich und privat) in denen er sich unterschiedlich verhalten kann aber nicht zwingend muss.
Ich denke schon, dass man ein Massenmörder sein kann und privat ein feiner Kerl ist. Also z.B. der skrupelose brutale Mafiaboss der daheim ein liebevoller und fürsorglicher Ehemann und Vater seiner Kinder ist. Das lässt sich sogar empirisch belegen. Deswegen dann auch die große Überraschung bei Nachbarn oder Freunden, wenn dann harte Straftaten einer Person öffentlich werden, der man das nie zugetraut hätte, weil er z.B. als ruhiger, höflicher und hilfsbereiter Nachbar galt.

Etwas ähnlich Faszinierendes kenne ich auch persönlich. Ich habe einen Bekannten, der ungeheuer gut darin ist anderen Leute zu helfen, sie einzuschätzen und ihnen kleine oder größere Freuden zu machen. Gleichzeitig ist er eines der verlogensten Menschen die ich kenne. Er war im gleichen Verein wie ich und dort hat er wirklich eine gemeine und brutale Intrige gesponnen gegen ein anders Mitglied. Mein Gegenagieren hat letztlich dazu geführt, dass er den Verein verlassen musste. Er hat mir etwa 6 Monate gegrummelt, es dann aber weggesteckt und wir haben wieder ein gutes Verhältnis zueinander. Das widerum verwirrt mich wieder, weil seine "schlechten Eigenschaften" normalerweise ein Killerkriterium für Freundschaften bei mir sind. Bei ihm aber nicht, und das ist bei mir sehr untypisch. Aber er ist so ein einfühlender netter Kerl..... und es macht Spaß mit ihm zusammenzusein.

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Naqual
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#78 Mensch <--> Gott ..... ein Zusammenspiel

Beitrag von Naqual » Mo 23. Mai 2022, 10:31

sven23 hat geschrieben:
Mo 23. Mai 2022, 09:29
Etwa 84 % der Menschen mit einer schizophrenen Psychose nehmen Gedanken wahr, von denen sie meinen, deren Ursprung komme von außen. Sie nehmen z. B. Stimmen wahr, die in seltenen Fällen auch Befehle erteilen. Dies wird im allgemeinen Sprachgebrauch als „Stimmen hören“ bezeichnet.

Es könnte also durchaus sein, dass Religionsgründer, die behaupteten, Gott habe zu ihnen gesprochen und ihnen dieses oder jenes aufgetragen, an psychischen Störungen gelitten haben. Nur hatte man damals keine Ahnung, dass es sich um eine Krankheit handelte. Im Gegenteil stilisierte man dies als ultimative Gottesoffenbarung.

Das ist spekulativ und verkennt das Krankenheitsbild in seiner Gesamtheit (ich habe beruflich damit zu tun). Der Schizophrene hat (völlig unbehandelt, da es damals die Medikamente gar nicht gab) gar nicht das Einfühlungsvermögen für andere, um eine Führungsperson zu sein. Im Gegenteil, er versteht nicht einmal warum sein seltsames Verhalten auf Widerstand stößt und ist bei geringfügigster Gegenrede sofort hoch aggressiv (zumindest verbal), bei eh bestehender Dauergereiztheit. Der Schizophrene verkapselt sich in seine Welt, die Gedanken sind in aller Regel abgehackt, fahrig wirkend, manchmal geben Sätze nicht einmal mehr Sinn im Zusammenhang. Gerade beim Schizophrenen (bei aktueller Psychose) sieht auch der unbedarfte Laie schnell, dass da was nicht stimmten kann. Der Schizophrene kommt (unbehandelt) mit dem Leben eigentlich nicht mehr richtig klar. Also nicht nur in religiösen Sachen (wenn er zu den Schizophrenen aus dem reiligösen Themenkreis zählt). Viel sicherer als die Zuordnung einer Führungsposition ist die Diskriminierung der Person. Besonders wenn dann (sehr verbreitet bei der Diagnose) der "böse Blick" auftaucht. Wer den mal gesehen hat, hat fast automatisch die Assoziation "dämonisch". Und das in der Antike oder im Mittelalter. O weh.

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#79 Strafen - oder bessere Wege als Lösung der Probleme zu suchen

Beitrag von Ruth » Mo 23. Mai 2022, 10:37

Naqual hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 18:52
So sehr wie ich die dahinterstehende religiöse Ideologie innerlich ablehne, als Einstieg, gerade im jüngeren Alter hat es seine Vorteile: einfache Lösungen und feste Glaubenssätze damit leichte Orientierung. Später so finde, ich sollte man aber den "festen Rahmen mit den starren Inhalten" loslassen können. Eigentlich muss man es auch. Man gewinnt nur dabei. Allerdings ist - wie Du ja auch von Dir kennst -der Prozess durchaus auch schmerzhaft, einfach weil man das Für-wahr-halten von Glaubensinhalten für seligmachend hält. Und das schafft Ängste, wenn man alte Dogmen über Bord wirft.
Das ist ja auch nicht nur in Glaubensdingen so, sondern überhaupt beim Übergang vom Kindesalter zum Erwachsenen. Zunächst sind es die Eltern und sonstige Erziehungsberechtigte, welche die Regeln vorgeben. Wichtig ist dabei aber eben auch, dass die Erziehung von Anfang an das Ziel hat das Kind zur Selbstständigkeit zu erziehen. Ich denke, daran mangelt es in vielen Fällen. Schmerzhaft ist der Prozess oft deshalb, weil es bei der Erziehung u.a. auch um Macht und Bindung geht. Eltern verstehen Kinder oft als Eigentum und zielen darauf ab, das Kind an sich zu binden, anstatt es zur Selbstständigkeit zu erziehen. Ebenso ist es meistens bei Glaubensdingen.

Naqual hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 18:52
Und Verwirrung sehe ich als Warnsignal, das hat nichts mit Gott zu tun. Und der Sinn einer Vision sollte schon "Erkenntnis" sein. (Das gibt es natürlich auch - aber dann kann man auch, zumindest für sich selbst klar benennen, worin die Erkenntnis besteht.)
Für mich ist Verwirrung eigentlich erst einmal ein Zeichen, dass etwas außergewöhnliches passiert. Ich sehe mich selbst oft in einem "Strom** des Lebens", wie einen Fluss oder Bach in dem ich einfach unterwegs bin und manchmal auch das Gefühl habe, mich selbst zu überholen. Manche Dinge passieren dann, so wie sie immer passieren ... der Strom plätschert gleichmäßig vor sich hin. Und manchmal sind da Hindernisse, wie Steine im Bach, so dass der Strom ausweicht und mich zum abbremsen zwingt. Das sind die Momente, wo ich innehalte und meine Umgebung mehr wahrnehme, als so im täglichen Strom. Und dann passiert es manchmal auch, dass an solchen Punkten, wo sich die Strömung eine Weile um sich selbst oder das Hindernis dreht, dass etwas passiert, was eben nicht so normal ist. Das verwirrt mich in dem Moment. Kann vielleicht sogar zunächst Ängste auslösen. Aber wenn ich es zulasse und darüber nachdenke, auch einfach ins Staunen führen, weil ich im "Auge des Stromes" göttliche Spuren erkenne - Dinge, die zwar vielleicht erst ausbremsen, aber letztendlich auch neuen erweiterten Antrieb geben für den Weg, der vor mir liegt.

** so etwa sieht mein Bild von einem Strom aus

Naqual hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 18:52
Jesus (als 100prozentiger Mensch) hat gepredigt, dass man Gott persönlich ganz nahe kommen kann. Wobei Nahekommen eine Art inneres Wissen ist, dass Er (liebend wie ein Vater) in einem ist. ("Ich aber und der Vater sind eins / "dass auch sie eins werden, wie wir eins sind"). Wobei das "Einssein" nicht bedeutet, sich einig zu sein, sondern eine tiefe Verbundenheit im "Sein" selbst. Der Menschensohn Jesus wird aber nun zum "Ideal-Repräsentanten" für absolute Gottesnähe.

Das ist eine schöne Erklärung, der ich zustimmen kann ... danke dir dafür.

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#80 Strafen - oder bessere Wege als Lösung der Probleme zu suchen

Beitrag von Naqual » Mo 23. Mai 2022, 15:00

Ruth hat geschrieben:
Mo 23. Mai 2022, 10:37
... Wichtig ist dabei aber eben auch, dass die Erziehung von Anfang an das Ziel hat das Kind zur Selbstständigkeit zu erziehen. Ich denke, daran mangelt es in vielen Fällen. Schmerzhaft ist der Prozess oft deshalb, weil es bei der Erziehung u.a. auch um Macht und Bindung geht. Eltern verstehen Kinder oft als Eigentum und zielen darauf ab, das Kind an sich zu binden, anstatt es zur Selbstständigkeit zu erziehen. Ebenso ist es meistens bei Glaubensdingen.
Die Kirchenkritik (nicht das es standarmäßig so sei, aber auch nicht selten) tropft zwischen den Zeilen. :-)
Guter Punkt auf den Punkt gebracht.

Naqual hat geschrieben:
So 22. Mai 2022, 18:52
Und Verwirrung sehe ich als Warnsignal, das hat nichts mit Gott zu tun. Und der Sinn einer Vision sollte schon "Erkenntnis" sein. (Das gibt es natürlich auch - aber dann kann man auch, zumindest für sich selbst klar benennen, worin die Erkenntnis besteht.)
Für mich ist Verwirrung eigentlich erst einmal ein Zeichen, dass etwas außergewöhnliches passiert. Ich sehe mich selbst oft in einem "Strom** des Lebens", wie einen Fluss oder Bach in dem ich einfach unterwegs bin und manchmal auch das Gefühl habe, mich selbst zu überholen. Manche Dinge passieren dann, so wie sie immer passieren ... der Strom plätschert gleichmäßig vor sich hin. Und manchmal sind da Hindernisse, wie Steine im Bach, so dass der Strom ausweicht und mich zum abbremsen zwingt. Das sind die Momente, wo ich innehalte und meine Umgebung mehr wahrnehme, als so im täglichen Strom. Und dann passiert es manchmal auch, dass an solchen Punkten, wo sich die Strömung eine Weile um sich selbst oder das Hindernis dreht, dass etwas passiert, was eben nicht so normal ist. Das verwirrt mich in dem Moment. Kann vielleicht sogar zunächst Ängste auslösen. Aber wenn ich es zulasse und darüber nachdenke, auch einfach ins Staunen führen, weil ich im "Auge des Stromes" göttliche Spuren erkenne - Dinge, die zwar vielleicht erst ausbremsen, aber letztendlich auch neuen erweiterten Antrieb geben für den Weg, der vor mir liegt.
Du hast Recht, da muss ich mich korrigieren, bzw. genauer ausdrücken. Denn am Anfang ist man wohl immer etwas verwirrt nach dem Erleben. Ist ja auch außerhalb üblicher Spuren. Wenn man sich aber immer wieder damit beschäftigt und verwirrt bleibt oder noch verwirrter, dann ist es wirklich ein schlechtes Zeichen. Das tue ich mir dann auch nicht an.

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