Aberglaube im 21. Jahrhundert

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closs
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#241 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Do 9. Apr 2015, 01:57

Münek hat geschrieben:Du scheinst nicht zu kapieren, dass sich vor 2000 Jahren "Geschichte ereignete". Diese wird erforscht. Punkt.
Doch - genau darauf bestehe ich doch - offensichtlich erfolglos. - Genau DAS und sonst nichts ist die Aufgabe der historisch-kritischen Forschung.

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Zeus
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#242 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Zeus » Do 9. Apr 2015, 02:10

closs, deine religiöse Verbortheit erlaubt offensichtlich keine ergebnisoffene Geschichtsforschung.
Alles, was nicht in deinen Heilsplan passt, muss geistig um-interpretiert werden. Nicht wahr?
"Geistig" ist dein selbst-immunisierendes Zauberwort.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

closs
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#243 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Do 9. Apr 2015, 02:37

Zeus hat geschrieben: deine religiöse Verbortheit erlaubt offensichtlich keine ergebnisoffene Geschichtsforschung.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun - da scheint das Missverständnis zu liegen. - Historische Untersuchungen können geistige Untersuchungen unterstützen - trotzdem sind es zwei unterschiedliche Baustellen.

Was spricht dagegen, dass historisch-kritische Untersuchungen sich auf das Historisch-Kritische beschränken?

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Zeus
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#244 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Zeus » Do 9. Apr 2015, 03:30

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: deine religiöse Verbortheit erlaubt offensichtlich keine ergebnisoffene Geschichtsforschung.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun
Aber warum kommst DU dann immer mit dem "geistigen" Quatsch wenn dir das Ergebnis der Geschichtsforschung nicht in den Kram passt?
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#245 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von 2Lena » Do 9. Apr 2015, 05:54

Vorwurf an Closs
Zeus hat geschrieben: keine ergebnisoffene Geschichtsforschung.
Alles, was nicht in deinen Heilsplan passt, muss geistig um-interpretiert werden.
Zeus, sieh das mal so rum: alles was in der Bibel steht und als Grundlage der historischen Ereignisse herangezogen wird, ist kein "Klartext".
Du nimmst das als Quadrat (zeitweise sogar als Schnurstrich). Aber die Kirchenväter hatten einen Würfel und sie dachten in mehr Dimensionen. Nicht nur das ... es ging auch "verschachtelt" weiter, bis zur Urgeschichte zurück.

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Münek
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#246 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Do 9. Apr 2015, 08:43

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: deine religiöse Verbortheit erlaubt offensichtlich keine ergebnisoffene Geschichtsforschung.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun - da scheint das Missverständnis zu liegen. - Historische Untersuchungen können geistige Untersuchungen unterstützen - trotzdem sind es zwei unterschiedliche Baustellen.

Was spricht dagegen, dass historisch-kritische Untersuchungen sich auf das Historisch-Kritische beschränken?

Nichts anderes macht die historisch-kritische Forschung...

Sie untersucht historische Sachverhalte und klammert reine Glaubensfragen redlicherweise aus, weil sie als
Wissenschaft dazu nichts feststellen kann. Dass ihre Forschungsergebnisse (z.B. dass Jesus sich in seiner Nah-
erwartung geirrt hat
) Deiner persönlichen Glaubensvorstellung zuwiderlaufen, ist nicht das Problem der Theo-
logie, sondern Dein Problem.

Der theologischen Wissenschaft deshalb unlautere Motive zu unterstellen, ist grotesk - und zeugt nur von stör-
risch-trotziger Hilf- und Ratlosigkeit.

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#247 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von 2Lena » Do 9. Apr 2015, 09:19

Dreimal "nein", verflixt noch mal....

Wie wollt ihr denn eine "historische Forschung" anpacken, wenn der Text nicht historisch ist.
Ich meine nicht als historischer Text geschrieben wurde.
Closs hat als Einziger wenigtens ein kleines bisschen Ahnung, schon durch seinen linguistischen Hintergrund, dass in allererster Linie mal der Text erfasst sein will.

Erfasst doch erst einmal das Grundproblem an sich!

closs
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#248 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Do 9. Apr 2015, 10:35

Zeus hat geschrieben:Aber warum kommst DU dann immer mit dem "geistigen" Quatsch wenn dir das Ergebnis der Geschichtsforschung nicht in den Kram passt?
Umgekehrt: Warum kommen die Historisch-Kritischen mit geistigen Aussagen (wie etwa, Jesus habe selbst eine Naherwartung gehabt), wenn sie als Wissenschaftler redlich sein wollen?

Münek hat geschrieben:Sie untersucht historische Sachverhalte und klammert reine Glaubensfragen redlicherweise aus
Genau das tut sie nicht - sie spekuliert Glaubensaussagen in ihre Untersuchungen hinein (siehe "Naherwartung").

Münek hat geschrieben:Der theologischen Wissenschaft deshalb unlautere Motive zu unterstellen, ist grotesk
Solange Wissenschaft und Glaube/geistige Perspektive nicht getrennt sind (was Du doch genau auch willst), und die Wissenschaft wissenschaftliche Beobachtungen mit geistigen Aussagen vermengt, bleibt dieser Vorwurf aufrecht.

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Faransil
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#249 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Faransil » Do 9. Apr 2015, 10:37

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: deine religiöse Verbortheit erlaubt offensichtlich keine ergebnisoffene Geschichtsforschung.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun - da scheint das Missverständnis zu liegen. - Historische Untersuchungen können geistige Untersuchungen unterstützen - trotzdem sind es zwei unterschiedliche Baustellen.

Was spricht dagegen, dass historisch-kritische Untersuchungen sich auf das Historisch-Kritische beschränken?

Nichts anderes macht die historisch-kritische Forschung...

Sie untersucht historische Sachverhalte und klammert reine Glaubensfragen redlicherweise aus, weil sie als
Wissenschaft dazu nichts feststellen kann. Dass ihre Forschungsergebnisse (z.B. dass Jesus sich in seiner Nah-
erwartung geirrt hat
) Deiner persönlichen Glaubensvorstellung zuwiderlaufen, ist nicht das Problem der Theo-
logie, sondern Dein Problem.

Der theologischen Wissenschaft deshalb unlautere Motive zu unterstellen, ist grotesk - und zeugt nur von stör-
risch-trotziger Hilf- und Ratlosigkeit.
Exakt so ist es.

:)

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#250 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Savonlinna » Do 9. Apr 2015, 13:54

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Indem sie undogmatisch, streng wissenschaftlich die neutestamentlichen Schriften historisch erforscht
Aber auch das tut sie doch nur auf Basis von Setzungen - die da sein könnten:

1 Jesus wird korrekt zitiert
2 Paulus repräsentiert mit seiner Auffassung die Meinung Jesu
3 "Nah" ist rein zeitlich zu verstehen
4 Die "Verklärung" spielt im Kontext keine Rolle
5 Die Möglichkeit einer Kontaminierung der Jünger-Rezeption (zwar gehört, aber nicht verstanden) bleibt unberücksichtigt

Das sind 5 spontane Punkte - man kann sicherlich mehr finden. - Und auf Basis dieser Setzungen sagt die "wissenschaftlich forschende Theologie", sie sei undogmatisch UND dürfe zum ERgebnis kommen, "dass im Zentrum der Botschaft Jesu (Evangelium = frohe Botschaft) das unmittelbar bevorstehende Reich Gottes stand, das direkte Eingreifen Gottes in den Lauf der Geschichte durch Aufrichtung einer nicht jenseitig gedachten, sondern einer irdischen Königsherrschaft" - eine Version, die unter geistigen Gesichtspunkten komplett absurd ist ("mein Reich ist nicht von dieser Welt").

Und DAS soll der Maßstab für Bibel-Exegese sein UND der Standard der heutigen universitären Bibel-Forschun? - Das wäre Horror pur.
Zu Deinem letzten Satz:
Nein, das sind keineswegs die Maßstäbe und der Standard der heutigen universitären Bibel-Forschung.
Du hast vollkommen Recht mit Deinen Einwänden, closs. Historisch-kritisch werden die Texte erforscht, aber selbstverständlich nicht die Meinung Jeus. Die ist nicht erforschbar, und kein redlicher Wissenschaftler würde behaupten, dass er das wissenschaftlich hinkriegen könnte.
Erforschbar sind nur die Quellen und, soweit möglich, auf was sie sich beziehen.

Hier werden mehr oder weniger literaturwissenschaftliche Methoden benutzt, die sich ja ebenfalls nicht daran vergreifen, das Denken der Autoren zu rekonstruieren und als wissenschaftliches Ergebnis zu präsentieren. Theologen sind auch literaturwissenschaftlich geschult, und alle Deine fünf Punkte werden selbstverständlich in die Überlegungen einbezogen.

Es ist Theologen bekannt, dass nicht einmal die Existenz Jesu bewiesen ist; es wird auch für möglich gehalten, dass mehrere Wanderprediger zu einer zusammengezogen - zu Jesus - wurden; es ist ebenfalls bekannt, dass Paulus keineswegs ein Garant für die richtige Auffassung der Gedanken Jesu ist.

Was die Wissenschaft machen kann, ist: Modelle zu errichten, die eine mögliche Interpretation erlauben. Und verschiedene Theologen haben verschiedene Modelle; es wird eigentlich immer nur beschrieben, wozu man heute neigt. Und das wechselt, fast alle paar Jahre.
Dass die Naherwartung des Reiches Gottes von Jesus so oder anders verstanden werden kann, ist ebenfalls selbstverständliches Resultat der historisch-kritischen Forschung.

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