Pluto hat geschrieben:Könntest du diese angebliche "Falle" mal näher beschreiben?
Habe ich eigentlich gerade erst versucht.
Wenn der Wissenschaftler Korrelationen zwischen neuronalen Entwicklungen und kognitiven Fähigkeiten beobachtet und daraus schließt, dass hier ein innerer Zusammenhang besteht, ist das korrekt und nachweisbar - etwa: Wachsende Komplexität der neuronalen Entwicklung des Gehirns geht einher mit wachsenden kognitiven Fähigkeiten - das kann man in der Tat beobachten.
Man kann jedoch NICHT beobachten, ob die "Software Geist" primär von der "Hardware Gehirn" primär erzeugt wird oder weitergebeben wird. - Allerdings kann man das eine oder andere interpretieren.
Der Christ könnte interpretieren: "Geist wird im menschlichen Körper nicht in der Milz oder der Leber
verarbeitet/vermittelt, sondern im Gehirn". - Der Materialist könnte interpretieren: "Der Geist wird im menschlichen Körper nicht in der Milz oder der Leber
produziert, sondern im Gehirn". - Beide
Interpretationen würden auf denselben neurowissenschaftlichen
Beobachtungen beruhen - beide Interpretationen wäre nicht falsifizierbar, weil die wissenschaftlichen Grundlagen (= Beobachtungen) dieser Interpretationen exakt diesselben wären. - Ist das aber so, sind es keine wissenschaftlichen Aussagen, sondern weltanschauliche Aussagen.
Die Falle besteht nun darin, dass (durch wen eigentlich?) gesetzt wird, dass die materielle Interpretation in dieser Sache überhaupt keine Interpretation sei, weshalb es folglich keine weltanschauliche, sondern wissenschaftliche Aussage sei. - Wäre es aber eine wissenschaftliche Aussage, würde jede andere Aussage gegen sicheres Wissen verstoßen und wäre somit unsinnig. - Ist dies aber so, gibt es auch keine Setzung - die Katze beißt sich sozusagen in Lichtgeschwindigkeit in den eigenen Schwanz.
Es wird also im Dunstkreis der Wissenschaft weltanschaulich postuliert, dass der Materialismus als Weltanschauung keine Setzung in Bezug auf seine Aussage mache und sich somit alle anderen Weltanschauungen (die logischerweise aus Sicht des Materialismus Setzungen haben müssen - sonst wäre es ja die eigene Weltanschauung) vor dem Materialismus rechtfertigen müsste. - "Denn wir", sagt der Materialismus, "haben ja keine Setzung - aber Ihr". - "Und wir", sagt der Materialismus (Du kannst auch "Naturalismus" sagen - ist hier dassselbe), "haben dabei die Wissenschaft auf unserer Seite". - "Also haben wir", sagt der Materialismus, "den einzigen Vertretungs-Anspruch der Realität" (= RKK

).
Nochmals die Falle: Die Falle besteht nun darin, dass sich der Materialismus eine Grube gräbt, aus die er nicht mehr rauskommt (übrigens ein super Beispiel für den sogenannten "Sündenfall"), weil es ja keine anderen
verbindlichen Verortungen außer dieser Grube des Gesetzt-Nichtgesetzten geben KANN. - Ein Materialist KANN also gar nicht mehr über Geist sprechen, weil er ihn vorher methodisch und weltanschaulich eliminiert hat. - Was tut dann der MAterialist? - Er nennt inner-materialistisch definierbares Kognitives ganz einfach als "Geist" und denkt sich: "Passt doch".

- Und damit ist der Zug endgültig abgefahren.
Pluto hat geschrieben:Wie so oft, fehlen dir allerdings die Fakten die für die alternative einer rein geistigen Kognition ohne Gehirn sprechen.
Es GIBT doch gar keine Alternative zur naturwissenschaftlichen Beobachtung. - Das Faktum des Beobachteten wird doch anerkannt - nur die Interpretation daraus ist strittig.
Pluto hat geschrieben:Allerdings muss du zugeben, dass es schlicht nichts Bessere gibt um die Welt in der wir leben, zu erklären.
Du hast es super formuliert: "die Welt in der wir leben", also die natrualistische Welt. - Selbstverständlich gibt es nichts besseres als Naturwissenschaft, um die naturalistische Welt zu erklären. - Das stand zu keinem Augenblick in Zweifel.
Auch auf das Gehirn bezogen, ist die Naturwissenschaft die einzige (mir bekannte) Instanz, die Korrelation von neuronaler Entwicklung und kognitiver Entwicklung zu erklären. - DAS ist nicht das Problem.