Pluto hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Ich glaube, so wie der Schöpfer unendlich und ewig ist, so ist auch seine Schöpfung ohne Anfang und Ende.
Wenn das Universum ewig ist, wozu braucht es dann einen Schöpfer?
Gibt es das Sonnenlicht ohne die Sonne? Die islamische Mystik spricht von nafas ar-Rahman (der Odem des Barmherzigen) der die ganze Schöpfung durchweht. Alle ihre Aspekte können als Spiegelstücke des Einen verstanden werden. Die Lehre von der Einheit des Seienden (waḥdat al-wujÅ«d) will sagen, dass der Schöpfer und seine Schöpfung zusammen gehören. Die Schöpfungstheorie Ibn Arabis hat Annemarie Schimmel mit diesen Worten beschrieben:
„Gott, das unerkennbare, das unnennbare wujÅ«d, war allein in der anfangslosen Ewigkeit, obgleich die künftigen Dinge in ihrer in der Zeit entstehenden Form bereits in Seinem Wissen feststanden. Die in Ihm verborgenen Namen, Jene schönsten Namen Gottes, von denen der Koran in Sure 59, 24 spricht, sehnten sich danach, sich zu manifestieren.“ (Annemarie Schimmel, Sufismus S.41)
Die Schöpfung ist in diesem Sinne die „Enthüllung“ des verborgenen göttlichen Wesens in Gestalt seiner Namen und Eigenschaften (was sich vorallem im Menschen zeigt). Durch sie wird der Verborgene (Deus absconditus) zum Gott, der sich offenbart (Deus revelatus), wie Martin Luther sagte. ÂSiehst Du den Zusammenhang? Wenn die ganze Schöpfung eine Selbstoffenbarung (at-tagalli) Gottes ist, dann gehören sie zusammen. Denn ein Gott, der sich nicht offenbart, dessen Wort - nun christlich gesprochen - nicht Fleisch wird, ist nur graue Theorie.
Savonlinna hat geschrieben:Man versucht, Gott nachzubauen, als Hobby, und ganz ohne Zweck: einfach nur, um eine schöne Beschäftigung zu haben
Die Sichtweise von Ibn Arabi dürfte zu deiner passen: er bezeichnet dass göttliche Wesen als die Wesenheit aller Wesen (ḥaqÄ«qa) und die Geschöpfe (mahluqat) als Seine verschiedenen individuellen Manifestationsorte (siehe
Der Mensch Als Spiegelbild Gottes in Der Mystik Ibn 'arabis von Fateme Rahmati)
So bildet nach Ibn Arabi die gesamte Schöpfung, darunter der Mensch, eine Einheit, die hinsichtlich ihres Inneren Gott ist und bezüglich ihres Äußeren als Geschöpf erscheint. Bevorzugt ist aber darunter der Mensch, weil er den göttlichen Geist besitzt. Er wird als Spiegel Gottes und der vollkommenste Ort der Manifestation Gottes dargestellt. Während andere Geschöpfe lediglich zum Teil Gott manifestieren, ist es einzig der Mensch, der Gott in seiner Ganzheit spiegelt. Und gerade deshalb erhält der Mensch die Bezeichnung "Geist des Weltalls" und schließlich Bild Gottes (imago dei)[...] der Mensch ist in dieser Hinsicht das vollkommene Wesen, in dem sich die gesamte Schöpfung in ihrer Wesenheit befindet. Daher bezeichnet ihn Ibn Arabi als das "allumfassende Wesen" (al-kawn al-gami). Jeder Mensch besitzt diese Eigenschaft. Fateme Rahmati, S. 44