Rembremerding hat geschrieben:
Heutiges esoterisches Channeling, soweit es nicht schlicht Humbug ist, wendet sich an Geschöpfe, an Geister, Tote, Lichtwesen, Engel, Dämonen. Das ist eine "untere Liga" und man weiß nie, was man bekommt.
An wen immer Channelnde sich zu wenden behaupten: das, was sie als "Antwort" bekommen, ist - falls es eben nicht ohnehin geschwindelt ist -
ihnen selber zugedacht und auf sie zugeschnitten.
Wir wissen zwar nicht, was "das Unterbewusste" oder gar "das kollektive Unterbewusste" ist:
aber aus diesem Pool kommen die sogenannten Antworten, und zwar nach Maßgabe des Fragenden.
Je nachdem, wie der Fragende beschaffen ist, antwortet ihm sein eigenes Unterbewusstes bzw. das kollektive Unterbewusstsein.
Das ist bei einem Künstler nicht anders. Wenn er selber niedrig ist, dann werden seine Inspirationen auch niedrig sein.
Wem er die Impulse, die er dann auf dem Papier stehen hat, zu verdanken hat, die kann er beliebig mit Namen versehen.
Es ändert nichts an dem ganz konkreten Ablauf, den jeder künstlerische Mensch kennt und wonach er täglich arbeitet.
Er kann die Urheber seiner Impulse als "Tote" oder "Geister" oder "Gott" bezeichnen - das ist der Beliebigkeit des Fragers überlassen.
Es
sind nur beliebige Bezeichnungen.
Der Vorgang selber ist dennoch völlig normal und jedem einzelnen Menschen gegeben, es ist seine Natur.
Man kann auch nachhelfen, zweifellos. Man kann sein Bewusstsein trüben, durch Drogen, durch Alkohol, durch Selbstsuggestion.
Dann kommt sein "Inneres" - das sich aus allem Möglichen speist - müheloser hoch, und der Einzelne
hat dann eben oft das Gefühl, dass die Impulse von außen kommen.
Aber was heißt schon "von außen"? Wir wissen gar nicht, was im Menschen innen und außen ist - das sind nur Hilfsbegriffe, die nichts erklären.
Unsere Zeit scheint wieder abergläubisch werden zu wollen.
Die Vernunft ist aber nicht einfach identisch mit dem Verstand.
Auch die Vernunft kann die Kraft des Riesenbereiches des Unbekannten im Menschen - trefflich vorläufig als "kollektives Unterbewusstes" bezeichnet - anerkennen, ohne jeden Blödsinn der Benennung - Gott spricht, ein Dämon spricht, ein Toter spricht - nicht als Blödsinn zu entlarven.
Es
ist Blödsinn. Und ein Sich-aus-Liefern an den schlimmsten Aberglauben, den die Menschheit je hatte.
Die einzige "Gottes-Idee", die meiner Meinung nach diesem Aberglauben ein Ende machen kann, ist:
wirklich alles und jedes als Teilaspekt einer göttlichen Selbst-Emanation zu verstehen, und da strikt dialektisch zu denken:
alles und jedes ist - vom Gesamthaushalt her betrachtet - förderlich
gemeint. ->
Zahnschmerzen sind schlimm, aber die Natur produziert sie, um auf einen faulen Zahn hinzuweisen.
Die Schmerzen sind kein Selbstzweck.
Selbst der wiedererstandene unerträgliche Aberglaube unserer Zeit weist darauf hin, dass etwas "faul im Staate Dänemark" ist:
die Menschheit hat übertrieben mit dem "Wir können alles erklären".
Als Gegenbewegung wird der Aberglaube wieder hochgespült: "Leute, hört her: Geister spuken, Tote konnen befragt werden, Gott spricht durch automatisches Schreiben" - und beides zusammen, die Übertreibung des Verstandes und der Aberglaube, kann dann als gegenseitige Selbstkorrektur begriffen werden:
als - im Sinne obiger göttlicher Selbst-Emanation - ein Prozess, der Menschheit und Göttlichkeit in Zusammenhang bringen möchte.
Dieser Prozess muss nicht behauptet werden, er kann aber konkret beobachtet werden.
Selbst der Schrei von Christen nach Wiedereinführung der Todesstrafe kann als Teil dieses Prozesses verstanden werden: da zertrümmert sich das Christentum selber in seine Atome und entlarvt sich als Wiedergeburt des finstersten Aberglaubens, der aus Hass und Rache besteht.
Diese Selbstentlarvung muss vorausgehen, damit sich eine Religion auf das besinnen kann, was sie eigentlich will:
Will sie Böse ausrotten durch das Schafott oder
verstehen, dass das eigene Verhalten Verbrecher mit-produziert.