SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 15. Apr 2021, 22:05
Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch ein selbstlernender Akteur ist, d.h. seine Einstellung zu einem Thema hängt letztlich von seinem persönlichen Zugang ab, wobei dieser Zugang nicht nur "äusserlich" bestimmt ist (-> "Gelegenheiten"), sondern auch durch seine innerliche (körperliche) Entwicklung (-> "Eignung") bestimmt wird.
Ja, sicher, es gibt beides, das Äußere, das Innere. Entwicklung, Eingnung. Das aber bezieht sich auf Dinge wie: Das Denken, das Verarbeiten von Informationen, das Ziehen von Schlüssen, das Erkennen von interdisziplinären Zusammenhängen - als auch Dinge wie Erinnerungsfähigkeit, Bewußtsein, Informationen, Erfahrungen, Reflektionsfähigkeit und so weiter.
Das alles aber - und das ist das, worum es mir nun gerade geht - hängt doch von Dingen ab, die nichts mit alldem zu tun haben. Glaube - Vertrauen - Gefühle. Ein Mensch kann noch so talentiert, erfahren und befähigt sein. Diese Dinge färben ab und spielen eine entscheidende Rolle.
Vertrauen und Glauben - das ist ja die Grundlage für das Aufnehmen von Informationen aber auch die Wahrnehmung, die ja selektiv ist. Und diese Selektion geschieht eher unbewusst aufgrund unserer emotionalen Prägung, aufgrund dessen, wen wir mögen oder verachten, wer oder was uns vertrauenswürdig, glaubwürdig, kompetent erscheint oder unwahrscheinlich, unsinnig etc... Das sind aber teils auch irrationale Dinge, über die wir keine Kontrolle haben, die irgendwo aus unserer Biographie, unserer Veranlagung oder den Tiefen unseres Unterbewußtseins stammen.
Egal, wozu man neigt, es gibt immer einen Weg. Beispiel: Es gibt viele Wissenschaftler, hochgebildet, erfahren und anerkannt. Sie alle sind aber nicht eine Stimme sondern viele Stimmen und sie decken ein ganzes Spektrum ab. Es ist aber nicht so, dass wir dieses ganze Spektrum berücksichtigen sondern uns auf besondere Art und Weise stets zu dem Teil des Spektrums hingezogen fühlen, der unseren Gefühlen, Abneigungen, Vorlieben aber auch unserem Glauben und Vertrauen entspricht. Auch dann, wenn man die anderen Teile eigentlich nicht einfach so ablehnen oder aburteilen kann. Anderes Beispiel: Die Bibel. Ich bin davon überzeugt, dass sich aus der Bibel alle möglichen Dinge heraus interpretieren lassen. Man muss sich nur gut genug auskennen und ein wenig Intelligenz mitbringen. Die Bibel ist ein dickes Buch und die Urtexte geben sehr viel her, zB auch aufgrund der Mehrdeutigkeit so vieler Begriffe.
Warum sehen die einen Menschen in Frau Merkel die "Mutti" - die hilfsbereite, gutherzige Mutter der Nation - während andere in ihr einen Dämon zu erkennen glauben? Warum glauben ihr die einen während die anderen in ihren Worten vor allem Lügen etc. zu erkennen meinen?
SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 15. Apr 2021, 22:05
Ich denke, da gibt es ein grosses Spektrum, wodurch ich zurückfragen möchte:
An welches Szenario und an welche Verurteilung hast du bei deinem Beitrag konkret gedacht?
An die Be- und Verurteilungen iZ mit dem Corona-Virus und allem, was damit zusammenhängt. Da gibt es doch mehrere "harte Fronten", wo Menschen sich gegenseitig verurteilen und eine Urteilsfähigkeit einander absprechen. Ich denke, dass das, was dahinter steckt, eben genau diese Dinge sind - Glaube - Vertrauen - Angst. Nicht das Wissen, die Kompetenz, die Intelligenz, Ausbildung, Erfahrung etc... Es sind auf allen "Seiten" intelligente, erfahrene, vernünftige Menschen zu finden. Genauso wie es auch andere Beispiele gibt, natürlich. Aber nicht nur hier oder dort.
Ich mag es einfach nicht, wie das so läuft. Früher waren wir ein Land. Heute scheint die Deutsche Bevölkerung sich in Splittergruppen aufzulösen. Wem gefällt sowas? Vertrauen - Glauben - Angst. Das eint uns alle. Jeder, der emotional involviert ist in die Sache, hat eine Angst, die ihn treibt. Und einen Glauben und ein Vertrauen bzw. eine bestimmte Vertrauenshaltung, die ihn selektieren und beurteilen lässt. Diese Dinge verbinden uns wieder. Sie sind eben nichts, was man einander vorwerfen könnte. Weil im Grunde niemand etwas dafür kann, wem oder was er glaubt, vertraut und wovor er Angst. Diese Dinge sind im Grunde genommen irrational.
Beispiel: Zwei Menschen im Supermarkt beschimpfen sich. Der eine sagt zum anderen, er gefährde sein Leben, weil er ihm zu nahe kommt. Der andere meint, dass das Blödsinn ist und er solle sich mal beruhigen. Er wäre ja gesund. Beide haben Gründe für ihre Anschauung. Sie können es erklären, weshalb sie so denken. Aber das Entscheidende dabei ist die Angst des einen und das Nichtvorhandensein von Angst des anderen. Die Angst ist es, die der Situation diese Schärfe, diese Bedeutung gibt. Und je mehr Bedeutung man etwas beimisst, desto schwächer ist die Hemmschwelle, lauter zu werden, überhaupt aktiv zu werden, einem Gefühl von Ärger in sich nachzugeben etc.... Beide sind vielleicht gebildet, beide sind vernünftig, jeder sieht sich im Recht. Beide haben sich umfassend informiert, doch jeder ist zu einem anderen Schluss gekommen. Nun verurteilen sich die beiden. Und das denke ich, ist weder gut noch sinnvoll.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 15. Apr 2021, 22:05
Zusatz:
"Eusebius" erinnert mich natürlich sofort an
"Eusebius von Caesarea".
Ist das für dich eine wichtige Gestalt aus der Vergangenheit?
Nein, dieser Name ist aus irgendeinem verborgenen Teil meines Unterbewußtseins heraus gekommen, ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat aber ich vermute, dass etwas dahinter steckt. Was auch immer.