Impfprivilegien und solche Sachen

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piscator
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#1 Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von piscator » Mi 24. Feb 2021, 10:22

Nachdem ist Impfung gegen das Virus so richtig Fahrt aufgenommen (haha, war' n Witz) treibt die Politik sofort eine neu Sau durchs Dorf.

Man versucht, Rechte, die jedem Menschen zustehen, als Privilegien umzudefinieren und diese dann gnädigst von oben herab dem Bürger zu gewähren. Konkret geht es um Einschränkungen, die geimpfte Menschen nicht mehr haben sollen, wie der ungehinderte Zutritt zu Veranstaltungen etc. oder ganz einfach ausgedrückt, die ungehinderte Teilnahme am sozialen Leben. Ohne Maske. Ohne Beschränkungen.

Andere Länder handhaben das mit Sicherheit unkompliziert, aber wir leben in Deutschland und da herrscht ja schließlich Zucht und Ordnung. Und Freiheit ist nur dann Freiheit, wenn sie in genau definierten Bahnen genossen und von Bürokraten aufs genaustes überwacht wird.

Nun kann man das Ganze ja verstehen, wenn man davon ausgehen muss, das Geimpfte den Virus immer noch übertragen können, aber die Erfahrungen aus Israel haben gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Okay, das muss hier noch geprüft, verifiziert und genehmigt werden und das dauert. Flughäfen baut man ja auch nicht so einfach über Nacht. :D

Und da kommen einem schon seltsame Gedanken. Gehen wir mal davon aus, dass es irgendwann gelingt, Gelähmte heilen zu können. Müssen dann Geheilte trotzdem im Rollstuhl sitzen bleiben, bis auch der letzte Gelähmte geheilt ist? Frei herumlaufen ist ja auch eine Art Privileg

Wie seht ihr die Sache?
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Punch
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#2 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Punch » Mi 24. Feb 2021, 10:47

piscator hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 10:22
Nachdem ist Impfung gegen das Virus so richtig Fahrt aufgenommen (haha, war' n Witz) treibt die Politik sofort eine neu Sau durchs Dorf.

Man versucht, Rechte, die jedem Menschen zustehen, als Privilegien umzudefinieren und diese dann gnädigst von oben herab dem Bürger zu gewähren. Konkret geht es um Einschränkungen, die geimpfte Menschen nicht mehr haben sollen, wie der ungehinderte Zutritt zu Veranstaltungen etc. oder ganz einfach ausgedrückt, die ungehinderte Teilnahme am sozialen Leben. Ohne Maske. Ohne Beschränkungen.

Andere Länder handhaben das mit Sicherheit unkompliziert, aber wir leben in Deutschland und da herrscht ja schließlich Zucht und Ordnung. Und Freiheit ist nur dann Freiheit, wenn sie in genau definierten Bahnen genossen und von Bürokraten aufs genaustes überwacht wird.

Nun kann man das Ganze ja verstehen, wenn man davon ausgehen muss, das Geimpfte den Virus immer noch übertragen können, aber die Erfahrungen aus Israel haben gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Okay, das muss hier noch geprüft, verifiziert und genehmigt werden und das dauert. Flughäfen baut man ja auch nicht so einfach über Nacht. :D

Und da kommen einem schon seltsame Gedanken. Gehen wir mal davon aus, dass es irgendwann gelingt, Gelähmte heilen zu können. Müssen dann Geheilte trotzdem im Rollstuhl sitzen bleiben, bis auch der letzte Gelähmte geheilt ist? Frei herumlaufen ist ja auch eine Art Privileg

Wie seht ihr die Sache?

Vielleicht sind, oder werden die Ungeimpften die Juden des 21. Jahrhunderts, ich weiß, das ist harter Stoff, aber anders sehe ich dieses 1984 im Jahre 2021 nicht mehr.
 

piscator
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#3 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von piscator » Mi 24. Feb 2021, 11:13

Vielleicht sind, oder werden die Ungeimpften die Juden des 21. Jahrhunderts, ich weiß, das ist harter Stoff, aber anders sehe ich dieses 1984 im Jahre 2021 nicht mehr.

Das ist kein harter Stoff, sondern unangemessen. 
 
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#4 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Lena » Mi 24. Feb 2021, 11:15

piscator hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 10:22
Wie seht ihr die Sache?

Es fühlt sich nicht richtig an, auch wenn die Argumente im ersten Moment stichig erscheinen, 
dass Geimpfte wieder alles tun dürfen. Nein, dieser indirekte Impfzwang, ist gegen die Würde
des Menschen. Unmoralisch auch, wenn man bedenkt, dass die ganze Welt Strassenverkehr 
zulässt, obwohl er unzählige, junge Menschen in den Rollstuhl befördert, oder zum Tode führt. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
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#5 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Lena » Mi 24. Feb 2021, 17:32

Wenn die Nicht Geimpfte die Sündenböcke des Jahres 2021 werden, 
so erinnert das an die Geschichte eines Volkes, das ohne Land in allen 
Landen lebt und oft in diese Rolle gezerrt wurde. Warum soll dieser 
Vergleich unangemessen sein? 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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CoolLesterSmooth
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#6 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von CoolLesterSmooth » Mi 24. Feb 2021, 17:59

Es ist verständlich, dass der Gedanke an Impfprivilegien einen faden Beigeschmack hat, vor allem im Kontext einer derart vergifteten Debatte und einer chaotisch wirkenden Impfstrategie.
Wenn ich davon und auch vom emotionalen Ballast des Wortes "Privileg" Abstand nehme, dann denke ich, ist ein derartiger Ansatz richtig.
Die Frage ist ja nicht, ob wir jetzt alles für alle aufmachen oder erstmal nur für Geimpfte/Immune. Klar wäre ersteres wünschenswert, aber es ist eben nicht realistisch, dass das zeitnah passiert. Konzerte in irgendwelchen Kellerclubs mit 150 Ungeimpften wird es so schnell nicht geben. Es ist also vielmehr eine Frage ob man jetzt erstmal für Geimpfte/Immune aufmacht oder ob man wartet, bis Inzidenz so niedrig bzw. Anteil der Geimpften/Immunen so hoch ist, dass man statistisch gesehen gute Chancen hat, dass bei solchen Veranstaltungen ein geringes Ansteckungsrisiko besteht und man wieder für alle aufmachen kann. Bis das dann soweit ist, hast du aber Menschen (und zwar täglich zunehmend), die sich, meiner Ansicht nach zurecht fragen "Aber ich bin doch schon geimpft, warum darf ich dann nicht X machen?" und es gibt vor allem Veranstalter etc, die sich zurecht fragen "Die Geimpften sind doch da, warum können wir nicht mit diesen Leuten arbeiten? Warum müssen wir warten, bis wieder für alle aufgemacht wird?"
piscator hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 10:22
Gehen wir mal davon aus, dass es irgendwann gelingt, Gelähmte heilen zu können. Müssen dann Geheilte trotzdem im Rollstuhl sitzen bleiben, bis auch der letzte Gelähmte geheilt ist?
Ist man nicht eigentlich genau dafür, wenn man dagegen argumentiert, dass Geimpfte bestimmte Sachen schon früher machen dürfen? Die Geheilten könnten schon laufen, müssen aber warten, bis alle geheilt sind.
Natürlich fühlt es sich mies an, wenn man selbst zu denen gehört, die dann noch nicht teilhaben dürfen. Ich mache mir keine Hoffnung, dass ich noch in diesem Halbjahr geimpft werde, natürlich wäre ich irgendwie angefressen, wenn ich bestimmte Angebote nicht wahrnehmen dürfte. Klar. Aber man sollte aufpassen, dass man da nicht gedanklich ins "Wenn nicht ich, dann auch kein anderer" abkippt. Ist es mir wirklich lieber, wenn bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens für alle geschlossen bleiben und Leute noch einmal einige Monate ohne Einnahmen bleiben? Sicherlich nicht.

Das Problem ist die Optik.
Lena hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 11:15
Nein, dieser indirekte Impfzwang, ist gegen die Würde des Menschen.
Natürlich drängt sich sofort ein derartiger Gedanke auf, das kann ich total verstehen. Aber ist es wirklich so, wie hier beschrieben? Ist es ein indirekter Zwang, ist es gegen die Würde?
Unmoralisch auch, wenn man bedenkt, dass die ganze Welt Strassenverkehr
zulässt, obwohl er unzählige, junge Menschen in den Rollstuhl befördert, oder zum Tode führt.
Ich tu mich schwer, nachzuvollziehen, wie der Vergleich zum Straßenverkehr die Unmoralität von Impfprivilegien deutlich macht? Kannst du das vielleicht noch einmal ausführen?
Ich persönlich würde eher sagen, dass der Vergleich zum Verkehr geeignet wäre, die vorherige Aussage hinsichtlich Zwang und Würde in Frage zu stellen.
Es gibt in Deutschland keinen Zwang seinen Führerschein zu machen, kein Gesetz, das besagt, dass jeder Bürger einen Führerschein besitzen muss. Aber ich brauche einen Führerschein, wenn ich (legal) ein Auto, Motorrad etc fahren möchte. Warum? Weil ich am Steuer eines Fahrzeugs ein Risiko für mich und - wichtiger - meine Mitmenschen, ob nun Mitfahrer oder andere Verkehrsteilnehmer, darstelle. Das heißt ich muss erst einen Nachweis für eine erfolgreiche Ausbildung erbringen, die darauf ausgelegt ist, dieses Risiko zu senken.
Aber Moment, werde ich nicht in meiner Freiheit eingeschränkt, wenn mir ohne diesen Nachweis verwehrt wird, ein Auto zu fahren? Gibt es etwa einen indirekten Führerscheinzwang und wenn ja, ist dieser gegen die Würde des Menschen? Wo ist der Aufschrei gegen Führerscheine?
Natürlich sind Führerschein und Impfnachweis nicht exakt das Gleiche, aber grundverschieden sind sie als "Risikoreduktionsnachweis" auch nicht. Nur wird ein Impfnachweis deutlich kontroverser aufgefasst und ich kann mir vorstellen, dass das nicht unwesentlich daran liegt, weil wir das System mit Führerschein gewohnt sind. Man könnte sich als Gedankenspiel ja einmal eine Welt vorstelllen, in der alle Autos autonom fahren, der Mensch selbst keine Ahnung mehr von Verkehrsregeln hat und in der es plötzlich zu Problemen mit dem Server oder so kommt und man vor dem Problem steht, dass man den Verkehr nicht vollkommen stilllegen kann, aber wenn man die Leute selbst fahren lässt, wäre es vielleicht sinnvoller, wenn sie erst nachweisen müssen, dass sie das auch irgendwie ein bisschen beherrschen und keine erhöhte Gefahr für sich und andere darstellen. Dann kann man sich fragen, wie in dieser Welt das Konzept eines Führerscheins, das wir hier größtenteils als "selbstverständlich sinnvoll" bezeichnen würden, aufgrund der Abweichung vom status quo aufgefasst werden würde. Ich könnte mir vorstellen, dass in so einer Welt dann auch schnell mit Begriffen wie orwellian polemisiert wird.

Lena hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 17:32
Warum soll dieser Vergleich unangemessen sein?
Weil man, um beides (Umgang mit Juden und Umgang mit Ungeimpften) auf ein vergleichbares Level bringen zu können, entweder einen absurd drastischen Umgang mit Ungeimpften in Aussicht stellen oder das (v.a. historische) Ausmaß des Antisemitismus in der Welt herunterspielen müsste. Ansonsten bleibt ein schwer überwindbarer qualitativer Graben. Ungefähr so wie zwischen Jana aus Kassel und Sophie Scholl.
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

Lena
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#7 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Lena » Mi 24. Feb 2021, 19:08

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 17:59
Ich tu mich schwer, nachzuvollziehen, wie der Vergleich zum Straßenverkehr die Unmoralität von Impfprivilegien deutlich macht? Kannst du das vielleicht noch einmal ausführen?

Um vor allem alte Menschen mit schweren Vorerkrankungen zu schützen, die nur noch wenige Jahre 
zu leben hätten, macht man so viel aufhebens. So viel, das man in Kauf nimmt, das unzählige Menschen
unter den Massnamen schwer leiden. Und auf der andern Seite lässt man die Leute, vor allem auch 
Junge, in den Wahnsinn des Strassenverkehrs, wo viele täglich im Rollstuhl landen oder sterben. 
Das ist eine komische Moralvorstellung. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
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#8 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Lena » Mi 24. Feb 2021, 19:10

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 17:59
drastischen Umgang mit Ungeimpften in Aussicht stellen 
Eine Vorahnung, wie es ungeimpften in Zukunft ergehen könnte?


 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Tree of life
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#9 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Tree of life » Mi 24. Feb 2021, 19:19

Lena hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 19:10
Eine Vorahnung, wie es ungeimpften in Zukunft ergehen könnte?
Also bis jetzt in Ösi:
Friseur und Gastro: kein Zutritt ohne Test (ok, kann ich verzichten)
Auf FB gelesen: Hotels/ div.Urlaubsanbieter -ohne Impfung, kein Zutritt (ok, kann ich verzichten)
Dann einige Konzertanbieter: Ohne Impfung/Test kein Zutritt ( na dann halt nicht, daheim seh ich auf YT ohnehin viel besser)

Eventuelle Zukunft: kein Zutritt zu.....ohne Test/Impfung
Egal, ich lass mirs liefern und und und
Was bleibt dann noch: Na ich hab PC, essen wird mir geliefert, Kleidung auch und kann ja nach draussen, spazieren gehn und ey, wer will mir verbieten, meine Freunde und xxx privat zu besuchen?

Nur eins könnte wirklich blöd werden, nämlich wenn man keine Kohle mehr bekommen würde ohne Impfung

Punch
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#10 Re: Impfprivilegien und solche Sachen

Beitrag von Punch » Mi 24. Feb 2021, 19:47

Lena hat geschrieben:
Mi 24. Feb 2021, 17:32
Wenn die Nicht Geimpfte die Sündenböcke des Jahres 2021 werden, 
so erinnert das an die Geschichte eines Volkes, das ohne Land in allen 
Landen lebt und oft in diese Rolle gezerrt wurde. Warum soll dieser 
Vergleich unangemessen sein? 

Ich hätte mich zu diesen, zugegeben provokanten Vergleich, nicht hinreißen lassen, hätte da nicht ein grüner Politiker die so genannten Klimaleugner in eine Reihe mit den Holocaustleugnern gestellt, das zeigt dann wohin die Reise der zukünftigen staatlich bestallten Demagogen geht.
Auch wenn der Grünen-Europaabgeordnete Michael Cramer seinen politischen "Auswurf" inzwischen bedauerte, so würde hier eine Tür aufgestoßen, die besser zugeblieben wäre.

Hier dann die Fakten dazu:

 Grünen-Politiker bedauert Vergleich von Klimaskeptikern mit Holocaustleugnern:

https://www.epochtimes.de/umwelt/klima/ ... 80101.html



Dazu ein wie immer sehr deftiger Kommentar von Hendryk M. Broder:

 Wie wär’s mit der Todesstrafe für „Klimaleugner“?

https://www.welt.de/debatte/henryk-m-br ... ugner.html


Der österreichisch-israelische Arzt und Autor schrieb einmal einmal einen Satz, den ich mein Leben lang niemals vergessen werde:

Auschwitz werden uns die Deutschen niemals verzeihen!

Was mag da nun aufgehen und empor wachsen, was heute als Samen der pseudodemokratischen Demagogen gepflanzt wurde?
Das schon militante Ausgrenzen und die verantwortungslose Stigmatisierung all der Menschen, die anders denken und handeln, oder eine andere Meinung vertreten, das bereitet mir zunehmend Sorgen.

(Und irgendwie hatten wie das alles doch schon einmal)
 

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