Angst vor dem Tod?

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Ska'ara
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#1 Angst vor dem Tod?

Beitrag von Ska'ara » So 30. Dez 2018, 01:43

Dr. Thöns ist Palliativarzt und behauptet, dass mit dem Sterben vieler Menschen zu viel Geld verdient wird ohne Rücksicht auf die Patienten. D. h. dass unnötig das Leben verlängert wird, auch wenn es dadurch leidvoller wird. Er meint, der Tod muss nicht qualvoll vonstatten gehen, sondern kann so begleitet werden, dass man nahezu sanft einschläft. Nicht immer tritt trotz hoher Kosten eine sinnvolle Lebensverlängerung durch die Behandlung ein. Die Qualität des Lebens am Ende lässt leider oft genug zu wünschen übrig, da Wiederbelebung, künstliche Ernährung, Beatmung und Chemotherapie weiterhin erfolgen. Er empfiehlt eine Patientenverfügung.

Ich lieber lieber ein paar Tage weniger, wenn ich sie bewusst erleben kann, keine Dauerübelkeit aushalten muss, um am Ende qualvoll zu ersticken.

Das Geschäft mit dem Lebensende - Dr. Matthias Thöns


Abischai
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#2 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von Abischai » So 30. Dez 2018, 02:33

Sehr wichtiges Thema !

Ich will für mich keinerlei lebensverlängernde Maßnahmen, nichts was mein biologisches "Leben" künstlich aufrechterhält.
Gern wüßte ich soviel Gelegenheit (vielleicht 1 Woche), daß ich alle meine Lieben noch einmal zu mir versammeln könnte, nicht um meintewillen, sondern um derentwillen.
Mein Leben steht in Gottes Hand, und das sage ich jetzt als körperlich relativ gesunder Mensch, aber ich verfüge es dennoch im Vollbesitz meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit, daß ich ohne Zutun von Menschenhand zu sterben gewillt bin.
Wenn meine Stunde gekommen ist, dann ist sie gekommen.

"Solange ich lebe, ist Jesus bei mir, wenn ich sterbe, bin ich bei ihm."
Dieses Bekenntnis entlehne ich von einem Bruder und heiße es gut.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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AlTheKingBundy
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#3 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von AlTheKingBundy » So 30. Dez 2018, 07:41

Vor dem Tod an sich habe ich keine Angst, nur vor einem langen, qualvollem Sterben. Ich habe das im engen Kreis schon mehrfach miterleben müssen. Auch das stimmt, dass die Medizin gandenlos versucht, am Sterben zu verdienen. Ich habe deshalb eine Patientenverfügung formuliert, die jede lebensverlängernde Maßnahme in einem offensichtlich verlorenem Kampf verbietet.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Elliam
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#4 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von Elliam » So 30. Dez 2018, 09:11

Mit Hilfe unserer Arztes haben meine Frau & ich je eine rechtsgültige Patientenverfügung aufgesetzt, die wir allerdings regelmäßig überprüfen, falls sich neue Rechtslagen ergeben sollten.

Angst vor dem Tod haben wir nicht. Allerdings wurden wir durch die schwere Krankheit meiner Frau in vergangenen Frühjahr dazu gezwungen, unsere Standpunkte neu zu überdenken. Zu ändern hatten wir letztlich nichts. Es ist Gott, der die Länge unseres Lebens in der Hand hat - das ist uns noch deutlicher, als bisher, bewusst geworden.

Wenn es so weit ist, freuen wir uns darauf, die Menschen wieder zu sehen, die uns vorausgegangen sind.

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Ska'ara
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#5 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von Ska'ara » So 30. Dez 2018, 22:31

Das Seltsame ist, dass viele Menschen meinen, der bittere Kelch würde an ihnen vorbeigehen und sie glauben, es würde schon nicht so schlimm werden. Doch der Tod läuft hinter uns her und holt uns irgendwann ein. Erst dann lassen manche die Angst zu und wenn sie genug Zeit haben, stellen sie sich dieser Angst. Sich fragen müssen "warum ich?" sollte dem Mut weichen, sich der Realität zu stellen. Doch viel besser ist es, Glauben zuzulassen, bevor das Leid zuschlägt. Dann ist das Loslassen einfacher.

Es geht nicht um Illusionen, die man sich am Lebensende macht, um die Angst verdrängen zu können, sondern um das Wissen, das von Atheisten meist nur als dummer Glaube betrachtet wird, der aus der Hoffnung geboren wird. Aber wenn es diese Dinge gibt: Liebe, Hoffnung und Glaube ... dann auch Gott, der dies ermöglicht. Warum? Weil es die Grundlage allen Lebens ist. Leben kann nur durch dieses Geben und Wirken entstehen, nicht durch Chaos und Destruktives. Gott ließ Jesus Schweres durchmachen und glaubte an ihn, aber auch an uns. Glaube ist nicht etwas Fehlgeleitetes, das uns Sicherheit vorgaukeln soll ... es ist der Weg zu Gott. Wir müssen die Tür öffnen, um zu verstehen, und genau das wird uns beruhigen und Sicherheit geben.

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1Johannes4
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#6 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von 1Johannes4 » So 30. Dez 2018, 22:43

Hallo zusammen,

erstmal möchte ich auf ein paar im Klinikalltag relevante Umstände hinweisen, die, so glaube ich, vielen Leuten nicht bewusst sind. In dem Youtube-Video wurde auch auf eine Kombination aus Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht hingewiesen:
http://palliativnetz-witten.de/websiteb ... 8-2018.pdf

Aus dieser Patientenverfügung zitiere ich mal:
1. Eingangsformel
Ich bestimme hiermit für den Fall, dass ich meinen Willen nicht mehr bilden oder verständlich äußern kann nachfolgendes:
Wenn also ein Patient, der in der Lage ist seinen Willen mitzuteilen, bei der Aufnahme ins Krankenhaus nicht mitteilt, dass er im Fall der Fälle weder wiederbelebt noch beatmet werden möchte, dann wird das selbstverständlich bei einem Notfall gemacht werden, da allgemein davon ausgegangen werden kann, dass wenn jemand in ein Krankenhaus geht um behandelt zu werden, der mutmaßliche Patientenwille auch solche Maßnahmen im Bedarfsfall umfasst. Also: wenn man etwas nicht will, muss man das sagen.

2. Exemplarische Situationen, für die die Verfügung gelten soll
Wenn
- ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess befinde.
- ich mich im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist.
- ich infolge einer Gehirnschädigung meine Fähigkeit, Einsichten zu gewinnen, Entscheidungen zu treffen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, nach Einschätzung zweier erfahrener Ärztinnen oder Ärzte (davon mind. ein Facharzt für Neurologie) aller Wahrscheinlichkeit nach unwiederbringlich erloschen ist, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist.2 Es ist mir bewusst, dass in solchen Situationen die Fähigkeit zu Empfindungen erhalten sein kann und dass ein Aufwachen aus diesem Zustand nicht ganz sicher auszuschließen, aber höchst unwahrscheinlich ist3.
- ich infolge eines weit fortgeschrittenen Hirnabbauprozesses (z.B. bei Demenzerkrankung) auch mit ausdauernder Hilfestellung nicht mehr in der Lage bin, Nahrung und Flüssigkeit auf natürliche Weise zu mir zu nehmen4. Dabei ist mein Willen stets zu beachten – verweigere ich die Nahrungsaufnahme so ist dies als Willensäußerung zu akzeptieren.
Eine solche oder ähnliche Aufzählung von Bedingungen leitet jede Patientenverfügung ein und genau diese Bedingungen werden am Häufigsten von den Patienten und deren Angehörigen „übersehen“. Es werden mehrere Punkte aufgezählt und wenn keiner dieser Bedingungen erfüllt ist, dann greift auch nicht, was alles nicht gemacht werden soll. So greift z.B. keine dieser Bedingungen in Akutsituationen, wenn die Bedingungen nicht schon vorher eingetreten waren. Das heißt, dass bei Herzinfarkt, Schlaganfall, schwerem Schädel-Hirn-Trauma usw. auch intensivmedizinisch alles gemacht werden wird solange potentiell eine Erfolgsaussicht besteht. Da ist z.B. auch ein Alter von 95 Jahren kein Hindernis.

Die meisten Leuten wollen von ihrem Arzt eine Therapie empfohlen bekommen und machen dann, was dieser empfiehlt - es wird also der eigene Wille bereits an der Garderobe abgegeben. So ähnlich geht es auch Angehörigen von Schwerstkranken - sie wollen nicht das Gefühl einer Verantwortung, sondern lassen es beim Arzt und machen dann mit, was dieser empfiehlt. Also braucht ein Arzt meistens nur eine mit einer Therapie verbundene Hoffnung äußern und schon wird man ihm zustimmen statt sich umfassend informieren zu lassen inklusive detaillierter Kosten-Nutzen-Erwägungen. Deswegen bringt meiner Meinung nach auch keine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht etwas solange der Patient selbst und dessen Angehörige weiterhin unkritisch allem zustimmen um selbst keine Verantwortung übernehmen zu müssen.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

Elliam
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#7 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von Elliam » So 30. Dez 2018, 23:07

1Johannes4 hat geschrieben:Wenn also ein Patient, der in der Lage ist seinen Willen mitzuteilen, bei der Aufnahme ins Krankenhaus nicht mitteilt, dass er im Fall der Fälle weder wiederbelebt noch beatmet werden möchte, dann wird das selbstverständlich bei einem Notfall gemacht werden
Genau aus dem Grund haben meine Frau und ich für derartige Notfälle entsprechende Vereinbarungen getroffen,
1Johannes4 hat geschrieben:Also braucht ein Arzt meistens nur eine mit einer Therapie verbundene Hoffnung äußern und schon wird man ihm zustimmen statt sich umfassend informieren zu lassen inklusive detaillierter Kosten-Nutzen-Erwägungen.
Wenn man dieser Therapie jedoch nicht vorbehaltlos zustimmt, braucht es zuweilen schon fast "Klauen und Zähne" um sich dagegen zur Wehr zu setzen bzw. den entsprechenden Arzt zu bewegen, mögliche Alternativen zu nennen, Das ist heute zwar nicht mehr so schlimm, wie vor 15 Jahren, aber wir haben das erlebt. Wenn man dann vom Arzt einen Medikamentennamen auf einem "Fresszettel" gereicht bekommt, mit der Bemerkung, man möge sich doch im Internet informieren, ist es zuweilen schwierig, nicht ausfallend zu werden.

Lena
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#8 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von Lena » Mo 31. Dez 2018, 12:58

Der Tod ist schon in uns. Je älter man wird, desto mehr verfällt der Mensch. Gegen die Angst vor dem Tod und dem Sterben, ist es besser an die Auferstehung der Toten zu glauben und sich auf den Schöpfer zu freuen. Das Licht vertreibt die Dunkelheit.

Man müsste die Patientenverfügung immer bei sich, am besten um den Hals tragen, damit im Notfall ja niemand einem das Leben rettet und somit verlängert. Für einige oder vielleicht sogar viele Fälle mag sie sinnvoll sein - aber eben in der Praxis nicht sicher.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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1Johannes4
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#9 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von 1Johannes4 » Mo 31. Dez 2018, 14:47

Hallo Lena,

Lena hat geschrieben:
Mo 31. Dez 2018, 12:58
Man müsste die Patientenverfügung immer bei sich, am besten um den Hals tragen, damit im Notfall ja niemand einem das Leben rettet und somit verlängert.
das interessiert keinen Notarzt, da derjenige keine Zeit zum Lesen hat und eine Fehlannahme in einer solchen Situation fatal wäre. Eine bereits gestartete Behandlung kann ja jederzeit abgebrochen werden aber eine unterlassene Behandlung wirkt sich unumkehrbar aus - nur zum Verständnis. Selbst eine entsprechende Tätowierung bleibt unberücksichtigt, da es nicht sicher ist, ob das auch aktuell noch den Wünschen desjenigen entspricht und das Tattoo womöglich nur aus Kostengründen nicht wieder entfernt wurde.

Grüße,
Daniel.
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Ska'ara
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#10 Re: Angst vor dem Tod?

Beitrag von Ska'ara » Mo 31. Dez 2018, 15:12

Am besten die Patientenverfügung immer wieder mit neuer Unterschrift und neuem Datum versehen und auch Personen, denen man vertraut, einbeziehen.

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