Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

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Catholic
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#1 Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Catholic » Mo 20. Okt 2014, 22:25

Hallo,

hat jemand von euch schon Erfahrungen mit der Heilkunde der Hildegard von Bingen gemacht?
Und auch sonst,was haltet ihr davon?
Ich meine übrigens nicht das,was heute oft unter dem Begriff verkauft wird,sondern die Heilkunde,die auf Hildegard selber zurückgeht.

Gruss,
Catholic

closs
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#2 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von closs » Mo 20. Okt 2014, 23:55

Catholic hat geschrieben:Und auch sonst,was haltet ihr davon?
Erst mal viel - man muss es halt richtig einordnen.

Generell haben wir den Luxus der Intensiv-Medizin, die umgekehrt den Kollateralschaden mit sich gebracht zu haben scheint, dass man vieles von dem vergessen hat, was man früher an "Hausmitteln", aber auch Spezial-Mitteln so hatte - in der Gegenwart finden das Anthropologen noch in von der technischen Zivilisation noch nicht erreichten Kulturen (Amazonas, etc.). - Die Phythopharmazie (Pflanzenheilkunde) hat in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass hier im klinischen Umfeld noch Nachholbedarf ist - man tut diesbezüglich auch in allgemein wahrgenommenen Pharma-Unternehmen inzwischen einiges. - Beispielsweise darf man ENDLICH Haschisch therapeutisch benutzen - bis vor einigen Jahren haben einige Ärzte (im Wissen um die therapeutische Wirkung von Haschisch) den Patienten Haschisch empfohlen (gerade Schmerzpatienten), mussten sie aber in die Niederlande schicken, weil sie es nicht verschreiben konnten.

Insofern wird da auch bei der Hildegard-Heilkunde noch einiges an Schätzen zu heben sein, steht zu vermuten. - Allerdings spielt hier ein Thema hinein, das auch beachtet werden sollte: Die unterschiedlichen Anamnese-Techniken früher und heute - in anderen Worten: Werden Patienten heute noch so (diagnostisch) "angeguckt", wie es manche Fachleute früher gemacht haben.

Pluto
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#3 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Pluto » Di 21. Okt 2014, 00:06

closs hat geschrieben:Werden Patienten heute noch so (diagnostisch) "angeguckt", wie es manche Fachleute früher gemacht haben.
Es ist sogar sicher so, dass heute Patienten sehr viel genauer untersucht werden, als in früheren Zeiten, wo man noch mit "Keulen" wie dem Aderlass meinte Menschen von allen möglichen Krankheiten heilen zu können.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#4 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von closs » Di 21. Okt 2014, 00:11

Pluto hat geschrieben:Es ist sogar sicher so, dass heute Patienten sehr viel genauer untersucht werden
NAtürlich - und das ist doch auch erfreulich - aber kann dabei nicht auch das verloren gehen, was man früher "klinischen Blick" genannt hatte?

Pluto
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#5 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Pluto » Di 21. Okt 2014, 00:47

closs hat geschrieben: aber kann dabei nicht auch das verloren gehen, was man früher "klinischen Blick" genannt hatte?
Kann ich mir nicht vorstellen. Was soll denn verloren gegangen sein?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#6 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von closs » Di 21. Okt 2014, 01:09

Pluto hat geschrieben: Was soll denn verloren gegangen sein?
Da gibt es viele Indizien:

1) Schon seit Jahrzehnten ist von erfahrenen Hausärzten zu hören, dass der Blick auf den ganzen Menschen nicht mehr geschult wird - man addiere Symptome, wie einer gesagt hat.
2) Ich bin selber fast aufgrund einer katastrophalen Fehldiagnose draufgegangen. - Unfall ohne größere äußere Schäden - nach einigen Tagen diffuse Beschwerden - der Wochenendsbereitschaftsdienst (ein älterer Arzt) sagt: "Da stimmt was nicht" und notiert es auf die Krankenhausüberweisung - das Krankenhaus ignoriert vollständig und zieht seine atomistische Routine durch - am Ende OP in letzter Minute.
3) Einer unserer Söhne wäre aus einer vergleichbaren Fehldiagnose fast draufgegangen. - Unfall mit Rippenprellungen (so die Diagnose des Krankenhauses) - die (ältere) Notärztin kommt extra noch mal ins Krankenhaus, um nachzusehen ("Da stimmt was nicht") und fragt nach der Milz - das Krankenhaus zeigt ihr die Bilder "Ist nichts zu sehen" - die Notärztin "Da muss man nichts auf den Bildern sehen - das merkt man so" - 3 Liter Blut im Baucraum - Not-OP.
4) Ein kürzlicher Artikel in der ZEIT, wonach heute zunehmend "forensisch" diagnostiziert und therapiert werde ("Was muss ich als Diagnose miteinbeziehen und was tue ich, dass ich ja keinen Prozess bekomme, wenn was schiefläuft").

Insgesamt glaube ich zu erkennen, dass bei allen unbestrittenen Qualitäten (insbesondere) der (Intensiv-) Medizin zu atomistisch und forensisch agiert wird - und so werden die Medizinstudenten auch geschult - und anderes eben nicht (mehr). - Dazu 5): Ein uns bekannter Arzt, der noch in der DDR gelernt hat, hat neulich mal gemeint, dass er entsetzt gewesen sei, wie im Westen das Studium aufgebaut sei. - In der DDR habe man nach 6 Semestern schon 100e Patienten in den Fingern gehabt und nicht nur irgendeine Feigenblatt-Famulatur., bei der man nur nebendran steht.

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#7 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Rembremerding » Di 21. Okt 2014, 06:30

Hallo und einen schönen Tag an alle Foristen! :)

@closs kann ich nur bestätigen.
Es gibt da zwischen Ärzten alter und neuer Schule einen entscheidenden Unterschied: Mein älterer Hausarzt fasst einen an, klopft ab, hört ab und hin, drückt auf Bauchraum oder Hals, blickt in die Augen, riecht am Atem, fasst an Muskelstränge und Wirbel. Dann erst benützt er vielleicht Instrumente. Man erhält dadurch manchmal recht kuriose, aber wirksame Heilungsvorschläge ohne Medikamente.
Gehe ich in eine moderne Klinik werde ich vom Arzt kaum angeblickt oder angefasst, weil dessen Hände mit seiner Tastatur beschäftigt sind, er zieht sich sogleich hinter irgendwelche teuren Instrumente zurück und das kurze Gespräch verringert sich auf Schlagworte, die der Arzt sofort aufnimmt und seine Pauschaldiagnose stellt. Man merkt deutlich: Zeit ist Geld, je mehr Patienten in einer Stunde, desto mehr Geld. Manchmal wird sogar deutlich: Es wird von einem wirtschaftlich denkenden Ärzteteam gerne die teure Behandlung angestrebt, meist Operationen (gerade bei Knie, Wirbel...), weil da für eine Klinik mehr zu verdienen ist. Das Gesundheitssystem fördert dies mit den Pauschalsätzen für einzelne Behandlungen. Nicht mehr die Genesung des Patienten, sondern der Profit wird immer mehr zur Motivation.
Aus einiger Erfahrung kann ich sagen: Man sollte von einem Arzt nur Linderung erhoffen bei leichten Allerweltskrankheiten, erst wenn es ans operieren geht kann man wieder gute "Handwerkskunst" erwarten. Dazwischen schaut es düster aus.

Da kann dann Gottes Natur gut helfen u.a. Hildegard-Medizin.
Wobei heute vieles unter Hildegard-Medizin verkauft wird, was esoterisch ist. Beispiel: die Heilsteinkunde. Hildegard hat diese noch völlig anders interpretiert, als wie sie heute verkauft wird.

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#8 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Vitella » Di 21. Okt 2014, 08:25

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben: aber kann dabei nicht auch das verloren gehen, was man früher "klinischen Blick" genannt hatte?
Kann ich mir nicht vorstellen. Was soll denn verloren gegangen sein?

Z.B. das Wissen über Körper-Geist und Seele, denn früher hat ein Arzt gefragt:"was fehlt ihnen."
Heute fragt er:"was haben sie."

Der Unterschied ist, dass früher die Ärzte wussten, dass Krankheiten seelischen Ursprung hatten, heute werden nur noch einzelne Symptome angesehen und behandelt.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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#9 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Pluto » Di 21. Okt 2014, 12:26

Vitella hat geschrieben:denn früher hat ein Arzt gefragt:"was fehlt ihnen."
Und haben vllt. einen Aderlass verschrieben?

Fakt ist, das Wort "Krankenhaus" stammt aus dem Mittelalter, wo man Kranke hinbrachte. Die meisten dieser Kranken mussten damals beim Verlassen des Krankenhauses hinaus getragen werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Hildegard-Heilkunde--was haltet ihr davon?

Beitrag von Rembremerding » Di 21. Okt 2014, 12:33

Pluto hat geschrieben:Und haben vllt. einen Aderlass verschrieben?

Fakt ist, das Wort "Krankenhaus" stammt aus dem Mittelalter, wo man Kranke hinbrachte. Die meisten dieser Kranken mussten damals beim Verlassen des Krankenhauses hinaus getragen werden.
Richtig. Und bevor aus christlicher Nächstenliebe und mit dem Geld von Christen Hospize und Spitäler gebaut wurden, blieben die Kranken gleich draußen in der Natur zum Sterben liegen.
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