Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

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closs
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#21 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von closs » Mi 27. Nov 2013, 11:43

Pluto hat geschrieben:Leicht gesagt, so lange andere sich die Hände schmutzig machen und für uns die Grenzen sichern, braucht man sich natürlich nicht aus seinem bequemen Sessel zu erheben, und selber etwas tun.
Da kommen wir in einen Zielkonflikt zwischen Christenpflicht und Bürgerpflicht - das, was Gottes ist, und das, was des Kaisers ist.

Als Christ DARF man nicht töten - als Bürger MUSS man manchmal. - Ist man sowohl Christ als auch Bürger, hat man ein Problem.

Dieses Problem weicht man christlicherseits gerne auf, indem man mit "Ja - abers" hantiert. - Richtig wäre aus meiner Sicht, dass man sich der Unvereinbarkeit von geistiger und weltlicher Existenz stellt - konkret:

Als Bundeskanzler würde ich im Bedarfsfall einen militärischen Eingriff x befürworten - als Papst würde ich jeden militärischen Eingriff ablehnen. - Das hat nichts mit "Schizophrenie" zu tun, sondern mit der Erkenntnis von Widersprüchen, die auftreten, wenn man verschiedene Systeme zugrunde legt. - "Schizophren" ist dagegen, wenn man diese Widersprüche nicht erkennt.

Spirituell bildet sich hier das ab, was das Christentum unter "Erbschuld" versteht - die Unmöglichkeit, NICHT schuldig zu werden. - Lässt man sich als Bundeskanzler ohne Widerstand überfallen, macht man sich an den Überfallenen schuldig. - Leistet man als Bundeskanzler Widerstand, macht man sich an den Toten durch Kampfhandlungen schuldig. - Auch der Papst macht sich schuldig, wenn er pazifistisch handelt/handeln muss: Nämlich an denen, die dann an seiner Stelle den Kopf hinhalten müssen.

Es gibt keine Möglichkeit, unschuldig zu sein. - Allein diese Einsicht ist eine wichtige christliche Erkenntnis. - Und damit könnte man problemlos zum Thema "Leid" überführen: Denn derjenige, der diesen Widerspruch erkennt, leidet darunter.

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Scrypton
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#22 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Scrypton » Mi 27. Nov 2013, 11:53

closs hat geschrieben:Spirituell bildet sich hier das ab, was das Christentum unter "Erbschuld" versteht
Das Christentum versteht unter dem Begriff "Erbschuld" nichts.
Du verwechselst da was mit der Erbsünde - und die ist etwas ganz anderes. Auch ein spiritueller Zusammenhang lässt sich da nicht logisch begründen.

closs hat geschrieben:Es gibt keine Möglichkeit, unschuldig zu sein.
Selbst Gott ist es offensichtlich nicht... O.O

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#23 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Pluto » Mi 27. Nov 2013, 11:53

closs hat geschrieben:Als Bundeskanzler würde ich im Bedarfsfall einen militärischen Eingriff x befürworten - als Papst würde ich jeden militärischen Eingriff ablehnen.
Hä? :shock:
Da muss man sich allerdings fragen, was die Rolle der Schweizer Garde im Vatikan ist, und wozu die Waffen brauchen.
Hmm.... :?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#24 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Demian » Mi 27. Nov 2013, 12:01

closs hat geschrieben:Auch der Papst macht sich schuldig, wenn er pazifistisch handelt/handeln muss: Nämlich an denen, die dann an seiner Stelle den Kopf hinhalten müssen.

Krieg ist kein unausweichliches Schicksal, sondern Krieg wird produziert - aufgrund ziemlich leicht zu ermittelnder Interessenkonflikte. Warum wird also ein Pazifist schuldig, wenn er das einzig richtige tut: den Weg des Friedens gehen, anstatt unendlich viele Ausreden dafür zu finden ihn hinauszuzögern?

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Magdalena61
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#25 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Magdalena61 » Mi 27. Nov 2013, 12:15

Andy hat geschrieben:Was ist Eure Meinung dazu. Ist so eine Arbeit christlich zu vereinbaren, oder geht das nicht :?:
Auch eine Verteidigungsarmee braucht die geeignete Ausrüstung, um ihren Job zu machen. Wenn sie ihre Soldaten mit Küchenmessern bewaffnet, wird sie nicht wirklich ernst genommen.
Problem: Die noch funktionsfähigen Fahrzeuge werden nicht verschrottet, sondern irgendwohin verkauft.

- Akzeptabel: Wenn die Ausrüstung weiterhin dazu eingesetzt wird, um den Frieden und die Position ordentlich gewählter Regierungen zu sichern und Rebellen/ Anarchisten in den Wald zu jagen.
- Nicht akzeptabel: Deutsche Produkte in den Händen der falschen Leute.

Wenn einige Zwischenhändler auftreten, hat man keine Kontrolle, was mit der Ware passiert; der einzelne Arbeiter schon gar nicht.

Andererseits: Wessen Verantwortung ist das eigentlich; wer hat die Entscheidungsgewalt darüber, was mit ausrangierten Panzern geschieht?

Letztlich zahlt jeder Bürger, der in irgendeiner Weise aktiv in den Wirtschaftskreislauf eingebunden ist für das Militär, nämlich über die Steuern, die ihm abverlangt werden.

Ob er jetzt persönlich und eigenhändig so einen Panzer zusammenschraubt, oder ob er lediglich die Produktion desselben mit- finanziert... also, da sollten die Pazifisten einmal [d]die Funktionsfähigkeit ihres Heiligenscheins überprüfen[/d] vielleicht bei Gelegenheit ihren Blickwinkel neu einstellen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
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#26 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von closs » Mi 27. Nov 2013, 12:31

Darkside hat geschrieben:Du verwechselst da was mit der Erbsünde - und die ist etwas ganz anderes.
"Erbschuld bezeichnet theologisch die Erbsünde" meint wiki dazu. - Erläutere den Unterschied zwischen Erbschuld und Erbsünde.

Darkside hat geschrieben: Auch ein spiritueller Zusammenhang lässt sich da nicht logisch begründen.
Spiritueller Zusammenhang womit?

Pluto hat geschrieben:Da muss man sich allerdings fragen, was die Rolle der Schweizer Garde im Vatikan ist, und wozu die Waffen brauchen.
Wahrscheinlich weil der Papst einen persönlichen Schutz haben möchte - auch der Papst steht in dem Widerstreit geistiger und weltlicher Belange. - Johannes XXIII hat jeden Abend gebeichtet, weil ihm sein Stand zwischen geistiger und weltlicher Person bewusst war.

Demian hat geschrieben:Warum wird also ein Pazifist schuldig, wenn er das einzig richtige tut: den Weg des Friedens gehen, anstatt unendlich viele Ausreden dafür zu finden ihn hinauszuzögern?
Weil auch ein Pazifist in der Welt ist, so wie sie ist. - Wenn jemand unsere Enkel umbringen wollte und ich hätte einen Revolver in der Hand, wäre es gut möglich, dass ich schieße - und würde einen Menschen treffen.

Juristisch gibt es da keine Probleme - aber geistig: Soll ich meine Enkel opfern oder den Angreifer? - PRagmatisch ist die Antwort klar: Man opfert im Zweifelsfall den Angreifer. Aber man macht sich trotzdem geistig schuldig.

Magdalena61 hat geschrieben:Ob er jetzt persönlich und eigenhändig so einen Panzer zusammenschraubt, oder ob er lediglich die Produktion desselben mit- finanziert... also, da sollten die Pazifisten einmal die Funktionsfähigkeit ihres Heiligenscheins überprüfen vielleicht bei Gelegenheit ihren Blickwinkel neu einstellen. LG
Zustimmung - und deshalb ist es so wichtig, dass der Mensch sich nicht einbildet, ohne Schuld sein zu KÖNNEN.

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Demian
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#27 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Demian » Mi 27. Nov 2013, 12:33

closs hat geschrieben:Weil auch ein Pazifist in der Welt ist, so wie sie ist. - Wenn jemand unsere Enkel umbringen wollte und ich hätte einen Revolver in der Hand, wäre es gut möglich, dass ich schieße - und würde einen Menschen treffen.


Klar - Krieg ist aber etwas Anderes, als eine solche Verteidigungsgewalt. Kriege sind derart teuer, dass etwas dabei herausspringen muss - Gasvorkommen und Erdöl zum Beispiel. Die Feindbilder sind nur Konstruktionen, um ein paar Batallione aufeinander zu hetzen; Andere machen sich ein Geschäft aus dem Brudermord. Das lehnen Pazifisten ab, nicht die Verteidigung.

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#28 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Abischai » Mi 27. Nov 2013, 13:10

Echt? Ich dachte Pazifisten lehnen jegliche Gewalt ab, also auch die Verteidigung.
So wäre ich denn ja auch Pazifist.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#29 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Abischai » Mi 27. Nov 2013, 13:20

Pluto hat geschrieben:
Abischai hat geschrieben:..."Deutschland am Hindukusch verteidigen" ?
Indirekt und langfristig... JA.
Die Kampfhandlungen haben das Ziel, Terroristenorganisationen die sich dort formieren, zu schwächen. Das macht Deutschland weniger anfällig auf Terroranschläge.
Du bist ein passionierter Pazifist, ohne Kenntnis vom Krieg... Das hat auch was für sich. Wenn man den Gegner nicht beherrscht, durch Besiegen oder Besatzen oder Deportation oder Internierung, dann wird der sich immer wieder formieren. Man kann das Böse (sei es nun Terrorismus oder sonstwas) nicht einmalig besiegen. Man kann es nur diskriminieren. Und sobald man damit aufhört, sobald die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.

Außerdem ist es nicht raus, ob die Taliban in Afghanistan wirklich unsere Feinde sind, spätestens jetzt sind sie es, aber das ist dann unsere Schuld. Und wenn die Afghanen selbst ihre Leute unter Kontrolle behalten, dann ist das nichts anderes. als wenn ein Xenokrat das täte. Aber Deutschland wird dadurch nicht sicherer, vor allem nicht sicherer gegen Provokationen aus den "eigenen" Reihen.

Nirgends auf der Welt sind die Fronten klar, außer in Israel, wenn da eine Pizzeria in die Luft geht, waren das keine Israelis, undwenn in Gaza eine Granate einschlägt, waren das mit Sicherheit Israelis. Die Gegner nenne ich jetzt mal aus Gründen politischer Korrektheit nicht, aber Friedenskämpfer sind es wahrscheinlich nicht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#30 Re: Als Christ an Waffensystemen arbeiten?

Beitrag von Pluto » Mi 27. Nov 2013, 13:35

Abischai hat geschrieben:Wenn man den Gegner nicht beherrscht, durch Besiegen oder Besatzen oder Deportation oder Internierung, dann wird der sich immer wieder formieren. Man kann das Böse (sei es nun Terrorismus oder sonstwas) nicht einmalig besiegen. Man kann es nur diskriminieren. Und sobald man damit aufhört, sobald die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
Volle Zustimmung! :)
Um so wichtiger ist es, den Kampf gegen den Terrorismus nicht aufzugeben.
Aber Deutschland wird dadurch nicht sicherer, vor allem nicht sicherer gegen Provokationen aus den "eigenen" Reihen.
Wen meinst du damit? Etwa die Linken?
... Friedenskämpfer...
Über das Wort muss ich immer lachen. :lol:
Das muss das Oxymoron des Jahres sein!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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