Wann beginnt menschliches Leben?

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closs
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#21 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 20:28

Im Grunde mündet das alles wieder in die Grundsatz-Frage, ob Geist Folge von Materie oder Materie Folge von Geist ist.

WÄRE Geist Folge von Materie, hätte ich in der Tat keine Bedenken, ein Embryo bis meinetwegen zum 3. Monat abzutreiben - da würde ich den Naturwissenschaften vertrauen. - Das Christentum denkt aber anders - bei ihm ist Materie Folge von Geist - das heißt:

Mit der Empfängnis (also der Vereinigung von Spermium mit Eizelle) ist eine neue Person spirituell besiegelt - mit anderen Worten: Es GIBT dann diese Person bereits, die sich nur noch ihren leiblichen Weg ins Dasein bahnen muss - das geschieht durch die Entwicklung des Embryos. Das gilt übrigens auch umgekehrt: Sehr alte debile Menschen verlieren nicht ihre Person, sondern die leiblichen Ausdrucksmöglichkeiten aufgrund körperlicher Degeneration. - So gesehen ist die Person von Befruchtung bis zum Tod GLEICH (!!!) - nur unterschiedlich ausdrucksfähig.

Das heißt: Naturalistischer und spiritueller/christlicher Ansatz sind grundverschieden.

Dazu eine Anekdote, die man glauben kann oder nicht: Vor einigen Jahren kam mal eine alte Schul-Freundin zu mir, die ein Kind bei der Geburt verloren hatte. Sie hat mir erzählt, dass sie in einem Gebetskreis von einer (ihr unbekannten) Frau beiseite genommen wurde, die ihr eine Botschaft ihrer Tochter mit Namen x überbrachte. Diese Botschaft war eine sehr "erwachsene" Botschaft - im Sinne von: "Es ist schade, dass ich nicht kommen konnte - aber mir geht es gut." - Was meine Freundin stutzig gemacht hat, war, dass nur sie (nicht einmal ihr Mann) den Namen ihre Tochter kannte - und da kam eine fremde (bevollmächtigte) Christin auf sie zu und sagte ihr: "Ich soll Dir von .... ausrichten, dass ..."

Solche Dinge kann man nie beweisen - glaubwürdig erschien es mir - zumal ich solche Sachen auch auf andere Ebene schon mitgekriegt habe - und diese Schulfreundin ein ziemlich nüchterner Typ ist und ihre Arztpraxis sehr "untranszendent" ;) führt. - Man muss solche Dinge nicht glauben - aber man kann sich vielleicht zumuten, es für möglich zu halten. - Vielleicht wirft das dann ein anderes Licht auf diese Diskussion.

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sven23
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#22 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von sven23 » Fr 15. Nov 2013, 20:37

closs hat geschrieben: Dazu eine Anekdote, die man glauben kann oder nicht: Vor einigen Jahren kam mal eine alte Schul-Freundin zu mir, die ein Kind bei der Geburt verloren hatte. Sie hat mir erzählt, dass sie in einem Gebetskreis von einer (ihr unbekannten) Frau beiseite genommen wurde, die ihr eine Botschaft ihrer Tochter mit Namen x überbrachte. Diese Botschaft war eine sehr "erwachsene" Botschaft - im Sinne von: "Es ist schade, dass ich nicht kommen konnte - aber mir geht es gut." - Was meine Freundin stutzig gemacht hat, war, dass nur sie (nicht einmal ihr Mann) den Namen ihre Tochter kannte - und da kam eine fremde (bevollmächtigte) Christin auf sie zu und sagte ihr: "Ich soll Dir von .... ausrichten, dass ..."


Es gibt auch Leute, die behaupten von Außerirdischen entführt worden zu sein. Muß es deshalb wahr sein?
Wohl eher ein Fall für X-Faktor-Das Unfassbare. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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DeMorgan
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#23 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von DeMorgan » Fr 15. Nov 2013, 20:45

:Herz: † :Herz:
Danke für die Geschichte, closs :D

Wäre die Dimension Zeit für uns variabel, wäre es nochmal interessanter:

Gedankenexperiment:
Stellen wir uns vor: Verlassene, mittellose Frau schwanger. Nicht wirklich Bock auf das Kind. Soll sie abtreiben?
Stellen wir uns vor, wir reisen 30 Jahre weiter und lernen das Kind kennen. Seine Eigenschaften, seine Hobbys, seine Familie.
Stellen wir uns vor, wir reisen nun wieder 30 Jahre zurück und stehen wieder vor der Frau. Soll sie abtreiben?

Ich finde interessant wie unterschiedlich die selbe Situation hier aussieht.

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#24 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von DeMorgan » Fr 15. Nov 2013, 20:49

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Dazu eine Anekdote, die man glauben kann oder nicht: Vor einigen Jahren kam mal eine alte Schul-Freundin zu mir, die ein Kind bei der Geburt verloren hatte. Sie hat mir erzählt, dass sie in einem Gebetskreis von einer (ihr unbekannten) Frau beiseite genommen wurde, die ihr eine Botschaft ihrer Tochter mit Namen x überbrachte. Diese Botschaft war eine sehr "erwachsene" Botschaft - im Sinne von: "Es ist schade, dass ich nicht kommen konnte - aber mir geht es gut." - Was meine Freundin stutzig gemacht hat, war, dass nur sie (nicht einmal ihr Mann) den Namen ihre Tochter kannte - und da kam eine fremde (bevollmächtigte) Christin auf sie zu und sagte ihr: "Ich soll Dir von .... ausrichten, dass ..."


Es gibt auch Leute, die behaupten von Außerirdischen entführt worden zu sein. Muß es deshalb wahr sein?
Wohl eher ein Fall für X-Faktor-Das Unfassbare. :lol:

Und wenn es wahr wäre, würden wir es glauben? Ich denke nicht. Ich würde wohl sagen:
Wohl eher ein fall für X-Faktor-Das Unfassbare...höhöhöhö

Ich denke, da können wir wenig sagen, Sven - wir waren nicht dabei.

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#25 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von Pluto » Fr 15. Nov 2013, 20:54

closs hat geschrieben:Mit der Empfängnis (also der Vereinigung von Spermium mit Eizelle) ist eine neue Person spirituell besiegelt -
Da das nicht einmal biblisch ist, lege ich deine aus der Luft gegriffenen Behauptungen mal unter closs'scher Spekulation zur Seite.

Fakt ist, bei der Vereinigung von Samen und Eizelle entsteht zunächst ein Zellhaufen, der weder Erfahrungen noch Wünsche noch Hoffnungen oder Sehnsüchte hat.
Es hat noch nicht einmal Empfidungen — wie sollte es auch, wo es weder Sinne noch ein Nervensystem hat, mit denen es so was registrieren könnte. Das einzige was es hat ist Leben.

Aber wir Menschen gehen mit Leben gar nicht zimperlich um, wie ein Besuch beim örtlichen Metzger beweist.
Es GIBT dann diese Person bereits,
Unsinn! Auch das ist unbiblisch?
Naturalistischer und spiritueller/christlicher Ansatz sind grundverschieden.
Ich muss dich leider enttäuschen, denn es gibt hier keinen spirituellen Ansatz.
Dazu eine Anekdote...
Anekdotische Evidenzen dieser Art sind keine Argumente. Sie lenken nur vom eigentlichen Thema ab.
Solche Dinge kann man nie beweisen -
Na also! Meine Rede. :P
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von Pluto » Fr 15. Nov 2013, 21:00

DeMorgan hat geschrieben:Ich denke, da können wir wenig sagen, Sven - wir waren nicht dabei.
Lieber DeMorgan,
Man muss nicht immer Zeuge sein, um den frommen Wünschen Anderer zu glauben.
Man muss die Wünsche auch nicht wiederlegen, sondern es ist unsere gutes Rcht sie als Illusion oder Wunschtraum abzulehnen.

Schließlich obliegt dem Erzähler die Beweispflicht...

.... aber wir kommen vom eigenlichen Thema ab: Wann beginnt menschliches Leben wirklich?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 21:29

Pluto hat geschrieben:Da das nicht einmal biblisch ist
a) Naturalistisch gilt, was die Naturwissenschaft sagt (kenne gerade nicht den letzten Stand).
b) Juristisch gilt gemäß des höchsten deutschen Gerichtes immer noch ein Satz von 1975: "Leben besteht nach gesicherter biologischer Erkenntnis jedenfalls vom 14. Tage nach der Empfängnis an."
c) Biblisch ist es unklar.
d) Jüdisch-biblisch sind die Embryonen zumindest in den ersten Wochen als unbeseelt und deshalb als Teil des Mutterleibes anzusehen.
e) Der Katholizismus sieht seit 1869 den Lebensbeginn mit der Befruchtung.

e) erscheint mir deshalb schlüssig, weil sie eine qualitative Frage qualitativ beantwortet - und nicht quantitativ. - Denn was ist das, dass man irgendwo auf der Zeitachse einen Schnitt macht und sagt: "So - ab hier beschließen wir, dass ein biologisches Sein als Leben bezeichnet werden kann. ---???---

Was die wahre Version ist, wissen wir eh nicht. - Nach meiner spirituellen Vermutung (mehr habe ich auch nicht) hat die RKK recht - wie alles wird sich auch dieses Thema für uns alle klären - wenn wir erkennen, wie wir erkannt sind. - Um zurück ins rein Praktische zu kommen - hier ein Eintrag bei wiki:

wiki hat geschrieben:Post-Abortion Syndrom (PAS) (oder auch: Postabortives Syndrom) ist der Überbegriff für eine Anzahl von Symptomen, die Frauen nach einer Abtreibung aufweisen können. In Fachkreisen sorgt der Begriff regelmäßig für Kontroversen, in den medizinischen Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM IV findet er keine Erwähnung. Nichtsdestoweniger kann das PAS hinsichtlich seiner Symptomatik als eine Sonderform der 'Posttraumatischen Belastungsstörung' betrachtet werden.
Symptome des postabortiven Syndroms:
im physischen Bereich: z.B. Unfruchtbarkeit, möglicherweise erhöhtes Brustkrebsrisiko, Unfähigkeit weitere Kinder zu empfangen oder auszutragen.
psychosomatische Folgen (also etwa der sexuelle Trieb wird gestört, Migräne, Schlafstörungen, unklare Beschwerden verschiedener Art)
psychische Folgen: Ängste, Depressionen, Auto-Aggression, Jahrestags-Syndrom (am Jahrestag der Abtreibung Trauer, psychische Krise), Unfähigkeit Babies oder Kinder anzusehen, ein Gefühl des emotionell Abgestorben-Seins, erhöhte Selbstmordrate
gesellschaftliche oder soziale Folgen: gestörte eheliche Beziehungen (erhöhte Scheidungsrate nach einer Abtreibung), Gewalt, Misshandlung, Hass
geistliche Folgen: Schuld, Gewissensbisse

Folgen für nachgeborene Kinder
Nach einer Untersuchung der Europäischen Ärztevereinigung aus Ulm treten bei Kindern, die nach einer erfolgten Abtreibung gezeugt und geboren werden, vermehrt folgende Symptome auf:
Reifen ist beeinträchtigt (sie reifen langsamer)
nicht fähig oder vermindert fähig, eine Ausbildung abzuschließen
haben Gewissensbisse bzw. Schuldgefühle, vermehrt Ängste, Depression, Schlaflosigkeit, unklare Albträume (oft mit Schreien in der Nacht), ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ist beeinträchtigt
können sich oft im Leben nicht gut zurechtfinden, schließe schwerer Freundschaften, haben mehr Probleme in einer Ehe.
vermehrt Psychosen, etwa auch das Gefühl der Anwesenheit eines Kindes, als ob ein Kind die ganze Zeit neben ihnen wäre.
Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit treten vermehrt auf.

Dies sind einige der häufigsten Symptome

Pluto hat geschrieben:Aber wir Menschen gehen mit Leben gar nicht zimperlich um, wie ein Besuch beim örtlichen Metzger beweist.
Es gibt ursprünglich das Gebot, nur Samen und Früchte (also vegetarisch) zu leben. Deshalb finden sich auch heute christliche Gruppierungen, die Fleischgenuß (alles, was Odem hat) zu vermeiden - Fisch geht. - Davon abgesehen versteht das Christentum nur dasjenige Leben als "Person", das transzendent fragen kann, also ebenbildich ist, also ich-bewusst ist. - Aber dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Pluto hat geschrieben:Ich muss dich leider enttäuschen, denn es gibt hier keinen spirituellen Ansatz.
Man kann sowas nicht entscheiden - sowas "ist" oder "ist nicht".

Pluto hat geschrieben:Anekdotische Evidenzen dieser Art sind keine Argumente.
Nach den Systemregeln der Naturwissenschaft ist das selbstverständlich richtig - mir ging es darum, um diese Regeln herum auf eine mögliche Realität zu deuten.

DeMorgan hat geschrieben:Ich finde interessant wie unterschiedlich die selbe Situation hier aussieht.
Ein irischer Bischof hat mal ironisch vorgeschlagen, man sollte das Töten von Mensch grundsätzlich erlauben, aber erst nach deren Volljährigkeit.

Unabhängig davon: Hier haben wir es wieder einmal mit dem Spagat aus fundamental-geistiger Erkenntnis und seelsorgerischer Tat zu tun - konkret: Wenn eine (junge) Frau aus welchen Gründen auch immer nicht die Kraft hat, ein werdendes Leben zu behalten, soll man sie begleiten - auch NACH der Abtreibung. - Und das machen die Großkirchen in meiner Umgebung auch (ökumenisch) - das heisst: Diejenigen Frauen, die von einer Abtreibung abraten, begleiten die (verhinderten) Mütter, wenn sie trotzdem abtreiben. - Da gibt es absolut keine Friktionen - weil erwachsene und gläubige Mütter wissen, wie einer jungen Frau zumute sein kann.

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#28 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 21:31

Pluto hat geschrieben:Schließlich obliegt dem Erzähler die Beweispflicht...
Nein - in spirituellen Dingen ist das anders - da hat der Zuhörer die Pflicht nachzudenken, ob eine Anekdote (man nennt das dann "Zeugnis") zur Wahrheit führen könnte.

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#29 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von Pluto » Sa 16. Nov 2013, 01:43

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Schließlich obliegt dem Erzähler die Beweispflicht...
Nein - in spirituellen Dingen ist das anders - da hat der Zuhörer die Pflicht nachzudenken, ob eine Anekdote (man nennt das dann "Zeugnis") zur Wahrheit führen könnte.
Damit kann Jeder kommen!

Ich habe nachgedacht, und ich befürchte die Anekdote ist total unglaubwürdig, weil es das mediale Kanäle zur Nachwelt nicht gibt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Wann beginnt menschliches Leben?

Beitrag von DeMorgan » Sa 16. Nov 2013, 01:49

Pluto hat geschrieben:
DeMorgan hat geschrieben:Ich denke, da können wir wenig sagen, Sven - wir waren nicht dabei.
Lieber DeMorgan,
Man muss nicht immer Zeuge sein, um den frommen Wünschen Anderer zu glauben.
Man muss die Wünsche auch nicht wiederlegen, sondern es ist unsere gutes Rcht sie als Illusion oder Wunschtraum abzulehnen.

Schließlich obliegt dem Erzähler die Beweispflicht...

.... aber wir kommen vom eigenlichen Thema ab: Wann beginnt menschliches Leben wirklich?

Das ist falsch.
Ich hab als erzähler keine Beweispflicht. Du hast als Hörer keine Pflicht es zu glauben. Ich denke mir nur, ich habe keinen Grund dieser Dame zu misstrauen. Weder kannte ich sie, noch die andere. Kann sein, dass sie sich wichtig machen will und lügt. Kann sein dass sie sich etwas wünscht und sich den Rest einbildet. Kann Zufall sein. Oder kann wahr sein. Closs ist ein schlauer Mensch - ich traue ihm zu dass er das besser beurteilen kann als der völlig unbeteiligte Sven, der niemanden davon kennt.

Letztendlich entscheidet das Sven selbst.

Edit: Closs schrieb sogar: eine Anekdote, die man glauben kann oder nicht.

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