Homöopathie

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sven23
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#891 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 9. Sep 2013, 07:03

closs hat geschrieben: Ein homöopathischer Arzt gibt Sven für Symptom x das Medikament y. - Würde man nun das Symptombild Svens analysieren und daraufhin eine Gruppe bilden, um einen randomisierten Test in Bezug auf das Medikament y machen, würde dieser Test wahrscheinlich scheitern. - Denn: Closs war am nächsten Tag beim Arzt mit dem selben Symptom und bekommt statt des Medikaments y aber das Medikament z. - Warum? - Closs ist nicht schlank wie Sven, außerdem ist er ein rothaariger Typ (und nicht italienisch schwarz wie Sven), der Luftdruck und die Luftfeuchtigkeit waren an beiden Tagen sehr unterschiedlich, etc. - Es ist also schwer, Sven oder Closs für einen randomisierten Test zu "klonen".


Daß Menschen unterschiedliche Dispositionen haben, ist nichts Neues und damit müssen alle seriösen Studien zurecht kommen.
Natürlich kann man nur Gruppen miteinander vergleichen, die dasselbe Medikament bekommen, das ist in einer kontollierten Studie Standard. Im Falle der Homöopathie wäre es imo egal, welche Tropfen man bekommt, wenn sich denn nur mal ein Erfolg oberhalb des Placebo Effektes einstellen würde. Warum tut es das nicht?

Manchmal habe ich den Eindruck, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Esoteriker Vernunft annimmt. :lol:
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sven23
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#892 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 9. Sep 2013, 07:08

closs hat geschrieben: Es läuft NICHT darauf raus, dass man bei leichten Sachen Homöopathie geben kann, aber bei schweren Sachen "richtige" Medikamente.

Doch genau darauf läufts hinaus.

closs hat geschrieben: - Es gibt beide Fälle: Homöopathisch steht nichts zur Verfügung (wie offensichtlich in Deinem Fall) -
.

Der Homöopath war offensichtlich andere Meinung. Solche Mißerfolge lassen Esoteriker aber gerne unter den Tisch fallen und nehmen nur die scheinbaren "Erfolge" wahr. (selektive Wahrnehmung)
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#893 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Mo 9. Sep 2013, 08:29

sven23 hat geschrieben:Doch genau darauf läufts hinaus.
Bei einem Blinddarmdurchbruch kann man homöopathisch nichts machen - einverstanden. - Umgekehrt gibt es schulmedizinisch austherapierte (auch schwere) Krankheiten, die mit Homöopathie geheilt werden können.

sven23 hat geschrieben:selektive Wahrnehmung
Das ist über all so - wenn eine Krankheit mit Schul-Medizin nicht heilbar ist, wird sie von der Schulmedizin gerne als zur Zeit nicht heilbar bezeichnet - das ist auch selektive Wahrnehmung.

Beim von Piscator genannten Fall klingt es so, dass es ein homöopathischer Heilpraktiker war, der keine "normalen" Medikamente verschreiben darf und deshalb innerhalb seiner Möglichkeiten bleiben musste, aber den Patienten nicht verlieren wollte. - Ein homöopathischer Arzt dagegen hätte den Krankheitsverlauf beobachtet und im Bedarfsfall auf "normale" Medikamente zurückgegriffen - denn auch er weiß nicht im Voraus, was jetzt am besten anschlägt. Aber er hat Ausweichmöglichkeiten. - Da gilt dann das Prinzip: Im Idealfall ausheilen mit Homöopathie - ansonsten die Krankheit mit "normalen" Medikamenten unter Kontrolle halten.

Generell gilt, dass man als Patient mehr selber in die Hand nehmen muss, als einem recht sein kann - das ist wie bei Versicherungsvertretern, die auch ihre Interessen haben. - Geht man zu einem Internisten, wird man viel Geräte-Diagnose über sich ergehen lassen müssen, weil sich die Geräte rechnen müssen. - Geht man zum homöopathischen Heilpraktiker, wird man nicht-verschreibungspflichte Mittel bekommen, weil er nicht verschreiben darf. - Geht man zum homöopathisch therapierenden Allgemeinarzt, wird man beides bekommen. - Insofern ist man überall bis zu einem gewissen Punkt ausgeliefert.

Der heutige Trend scheint zu sein, dass Ärzte nicht nach ihrem klinischen Blick, sondern unter forensischen Gesichtspunkten therapieren - will heißen: "Was kann mir der medizinische Mainstream vorwerfen, wenn ich jetzt DIESES mache? - Nein, dann mache ich lieber JENES, weil mir dann keiner was vorwerfen kann". - So ist (laut ZEIT-Artikel vor längerer Zeit) der immense Bedarf an Medikamenten (und somit Kosten) erklärbar, die zur Selbstabsicherung des Arztes verschrieben werden, aber oft gar nicht nötig wäre. - Das ist OT, zeigt aber, dass man auf beiden Seiten der Scharlatanerie ausgeliefert sein kann - auf der einen Seite einer "esoterischen" (solche Homöopathen gibt es selbstverständlich AUCH), auf der anderen einer forensisch motivierten.

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sven23
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#894 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 9. Sep 2013, 08:40

closs hat geschrieben: - Geht man zum homöopathisch therapierenden Allgemeinarzt, wird man beides bekommen. - Insofern ist man überall bis zu einem gewissen Punkt ausgeliefert.

Yo, am besten beides gleichzeitig. Hilfts nicht, schimpft man auf die Schulmedizin, hilfts, dann waren es natürlich die Zuckerpillen. Das ist unredlich und ein halbwegs intelligenter Homöopath weiß das auch.



Wie mir scheint, hat Esoterik einen pseudoreligiösen Charakter. Mit rationalen Argumenten ist da nicht beizukommen. Man kann versuchen aufzuklären, man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie schon selber.
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Zeus
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#895 Re: Homöopathie

Beitrag von Zeus » Mo 9. Sep 2013, 10:17

sven23 hat geschrieben: Manchmal habe ich den Eindruck, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Esoteriker Vernunft annimmt. :lol:
Auch fuer homopatiegläubige scheint der Spruch zu gelten:
Bild
Man muss nur "religious people" mit "homeopathy believers" ersetzen.
Skeptics' accusations fail to deter homeopathy believers

Read more at: http://ibnlive.in.com/news/skeptics-accusations-fail-to-deter-homeopathy-believers/219409-17.html?utm_source=ref_article

Those who swear by homeopathy aren't deterred by the British Medical Association's (BMA's) comment that homeopathy is 'witchcraft' and remedies with no scientific basis to support them.

Gruß
Zeus

PS.
Übrigens meinte Jesus höchstwahscheinlich mit "Nadelöhr" eine kleine, separate Tür für den Fußgängerverkehr neben großen Stadt- oder Burgtoren.
Für reiche Jungkamele, sah JC also noch eine Chance. ;)

Z.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#896 Re: Homöopathie

Beitrag von piscator » Mo 9. Sep 2013, 10:23

barbara hat geschrieben: Seltsam. Mir wurde einmal ein Röhrchen Globuli verschrieben, das enthält so viele Dosen, wie ich bis an mein Lebensende nicht aufbrauchen kann und kostete ca. 10-15 Franken, ein paar Jahre zurück.
Nun ja, Zucker in Form gepresster Kügelchen ist vom Rohstoff nicht teuer. :mrgreen:

Ich verstehe, du bist Arzt und hast deine Praxis; und deine Patienten geben dir Ratschläge in Bezug auf deinen Husten? nun ja, das muss nicht unbedingt sein.
Nein, ich bin kein Arzt, sondern Steuerberater und als solcher habe ich in nahezu 40 Jahren mit sehr vielen Konstrukten zu tun, darunter waren bzw. sind auch viele Unternehmen, die Homöopathie, Reiki- und Heilpraktikertätigkeiten zum Inhalt haben.

Meine Aufgabe ist es unter anderem, solche Unternehmen hinsichtlich ihrer Chancen am Markt und ihrer Wirtschaftlichkeit nach zu überprüfen. Du kannst mir glauben, dass ich da genug Einblick erhalte.
Natürlich gibt es viele Unternehmen dieser Art, denen es wirtschaftlich prächtig geht, was aber nicht bedeutet, dass die angebotene Dienstleistung oder die vertriebenen Produkte etwas taugen.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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#897 Re: Homöopathie

Beitrag von Zeus » Mo 9. Sep 2013, 12:09

barbara hat geschrieben: Seltsam. Mir wurde einmal ein Röhrchen Globuli verschrieben, das enthält so viele Dosen, wie ich bis an mein Lebensende nicht aufbrauchen kann und kostete ca. 10-15 Franken, ein paar Jahre zurück.
Wenn man das Preis/Wirkung Verhältniss in Betracht zieht, dann sind die Kügelchen aber ernorm teuer.

Limes (Preis/Wirkung) = ∞ :mrgreen:
fuer Wirkung --> NIX

Gruß
Zeus
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#898 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Mo 9. Sep 2013, 12:15

sven23 hat geschrieben:Wie mir scheint, hat Esoterik einen pseudoreligiösen Charakter.
Gemessen an den homöopathischen Ärzten, die ich kenne, sind diese im Durchschnitt weniger esoterisch und pseudo-religiös als durchschnittliche Naturwissenschaftler.

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sven23
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#899 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 9. Sep 2013, 12:32

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie mir scheint, hat Esoterik einen pseudoreligiösen Charakter.
Gemessen an den homöopathischen Ärzten, die ich kenne, sind diese im Durchschnitt weniger esoterisch und pseudo-religiös als durchschnittliche Naturwissenschaftler.

Hier scheint ein grundsätzliches Mißverständnis vorzuliegen.
Homöopathie ist Esoterik in Reinkultur. Daran kann es nicht den geringsten Zweifel geben.
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#900 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Mo 9. Sep 2013, 12:45

sven23 hat geschrieben:Homöopathie ist Esoterik in Reinkultur.
Laut wik ist Esoterik (von griechisch ἐσωτερικός esōterikós ‚innerlich‘, ‚dem inneren Bereich zugehörig‘) in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist - so gesehen stimmt es. Aber das stimmt auch für einen Schreiner - der muss auch seinen Beruf erlernen, um zu dem inneren Kreis zu gehören, der es kann. Ich wäre davon ausgeschlossen, weil ich zwei linke Hände habe.

Im heutigen, abfälligen Sinne des Wortes "Esoterik" ist Homöopathie überhaupt keine Esoterik, sondern Handwerk - nochmals: Die homöopathischen Ärzte, die ich kenne/kannte, waren allesamt überhaupt nicht "transzendent" interessiert, sondern Handwerker, die ihre ärztliche Kunst um WIssen um die Wirkungsmechanismen der Homöopathie erweitert haben. - So wie eine Krankenschwester per Fortbildung OP-Schwester wird - vollkommen unaufgeregt und un-mystisch.

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