Homöopathie IV

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closs
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#881 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Do 16. Nov 2017, 23:03

Anton B. hat geschrieben: Dann muss sich Herr Oberschlau nur noch bewusst sein, dass sein "Wissen" aus einem Projekt resultiert, welches (1) durch "vernünftige Begründungen" definiert ist und sich (2) durch seine Nützlichkeit und Fruchtbarkeit zur Erlangung von weiterem nützlichem und fruchtbarem Wissens rechtfertigt.
Alles nachvollziehbar - aber dann sind wir uns doch darüber einig, dass "Wissen" im Grunde eine Vereinbarung ist, nicht wahr? - Und "Falsifizierung" wäre dann ebenfalls eine Vereinbarung.

Da habe ich überhaupt keine Probleme mit - aber so wird es (auch von Deinen naturwissenschaftlichen Kollegen) in der Regel nicht verstanden. - Sie meinen, dass "Falsifizierung" eine ontische Größe sei - dabei fällt oft das Wort "universell".

Anton B. hat geschrieben:Mehr ist es doch nicht. Dass auch dies je nach Position zu "mehr" gemacht werden kann, liegt doch am Wesen von "Positionen".
So ist es - sorry, ganz meine Rede. - Was glaubst Du, warum ich ständig von "Setzungen" rede?

Nebenbei: Da Du gläubig bist, würdest Du sicherlich Deine Zeit damit nicht verschwenden, wenn Du nicht glauben würdest, dass Gott eine Entität ist - also auch dann existiert, wenn er keine Rolle in Deinem Leben spielen würde. - Als was würdest Du das, was Du möglicherweise "göttliche Entität" (ontisch!) nennst, bezeichnen?

JackSparrow
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#882 Re: Homöopathie IV

Beitrag von JackSparrow » Fr 17. Nov 2017, 00:23

closs hat geschrieben:ein Arzt interessiert sich nur sehr beschränkt dafür, WARUM das hilft, was er erfahrungsgemäß als hilfreich erlebt.
Deshalb er auch sechs Jahre studiert, sechs Monate Leichen präpariert und drei staatliche Prüfungen abgelegt.

Allein das Gefühl, dass der Arzt etwas im Griff hat, beruhigt und "heilt" den Patienten manchmal.
Eventuell gehen manche Leute auch nur zum Arzt, um sich beruhigen zu lassen. Die bekommen dann oral applizierte Glukose verschrieben, um nicht das Gefühl zu haben, ihr Arzt würde sie im Stich lassen.

closs
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#883 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Fr 17. Nov 2017, 00:34

JackSparrow hat geschrieben:Deshalb er auch sechs Jahre studiert, sechs Monate Leichen präpariert und drei staatliche Prüfungen abgelegt.
Es spielt in der Praxis keine große Rolle - weder beim niedergelassenen Schulmediziner noch beim HP-Arzt. - Ihr primäres Interesse ist ausgerichtet auf Ergebnis und nicht auf Erklärung.

JackSparrow hat geschrieben:Eventuell gehen manche Leute auch nur zum Arzt, um sich beruhigen zu lassen. Die bekommen dann oral applizierte Glukose verschrieben, um nicht das Gefühl zu haben, ihr Arzt würde sie im Stich lassen.
Ja - das mag es überall geben.

Pluto
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#884 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Fr 17. Nov 2017, 10:13

closs hat geschrieben:Ihr primäres Interesse ist ausgerichtet auf Ergebnis und nicht auf Erklärung.
Genau das macht den Unterschied aus, zwischen einem mittelmäßigen, und einem guten Arzt aus. Der gute Arzt will auch erklären können.

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Eventuell gehen manche Leute auch nur zum Arzt, um sich beruhigen zu lassen. Die bekommen dann oral applizierte Glukose verschrieben, um nicht das Gefühl zu haben, ihr Arzt würde sie im Stich lassen.
Ja - das mag es überall geben.
Es stimmt. Immer wieder kann man beobachten, wie Leute wegen diffuser Krankheitsbilder wie Pseudokrupp oder Kopfschmerzen zum Arzt gehen. Wer kann da dem Arzt übel nehmen, wenn er diesen Leuten dann mit viel theatralischem Geschick, Zuckerbällchen verschreibt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#885 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Janina » Fr 17. Nov 2017, 12:37

closs hat geschrieben:- mein einziges Problem besteht nach wie vor darin, wie man langjährige ERfahrungen von Praxis-Ärzten, denen wir hier mal NICHT pathologische Wahrnehmungs-Störungen unterstellen wollen, mit wissenschaftlichen Aussagen vereinbaren kann.
Die Wahrnehmungsstörung, Erfahrung für relevant zu halten, ist nicht pathologisch. Es ist der Normalzustand bei Menschen.

closs
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#886 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Fr 17. Nov 2017, 14:47

Pluto hat geschrieben:Genau das macht den Unterschied aus, zwischen einem mittelmäßigen, und einem guten Arzt aus. Der gute Arzt will auch erklären können.
Das wird ein HP-Arzt sicherlich auch tun, wenn ein Patient nachfragt - aber in der PRaxis scheitern solche Dinge an der Zeit.

Pluto hat geschrieben: Immer wieder kann man beobachten, wie Leute wegen diffuser Krankheitsbilder wie Pseudokrupp oder Kopfschmerzen zum Arzt gehen. Wer kann da dem Arzt übel nehmen, wenn er diesen Leuten dann mit viel theatralischem Geschick, Zuckerbällchen verschreibt?
Ja - oder irgendwelche pharmazeutischen Sachen, oft auf OTC-Basis - klar, das psychologische Moment spielt immer eine Rolle. - Ein guter Arzt wird einen Blick dafür haben, wann er so was macht und wann nicht.

Janina hat geschrieben:Die Wahrnehmungsstörung, Erfahrung für relevant zu halten, ist nicht pathologisch. Es ist der Normalzustand bei Menschen.
Gut - stellen wir uns mal vor, dass sowohl Arzt als auch Patienten Wahrnehmungsstörungen haben und diese erfahrungsbedingt für relevant halten. - Man stellt also unpathologisch fest, dass man regelmäßig hilft bzw. dass einem regelmäßig geholfen wird. - Und dann geht der Patient mit dieser nicht-pathologischen Wahrnehmungsstörung nach Hause und erzählt dem Mann/der Frau: Der Dr. x hat es wieder hingekriegt - woanders hat es früher nicht so gut geklappt. - Dann ist doch alles in Butter, oder nicht?

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Janina
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#887 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Janina » Fr 17. Nov 2017, 15:07

closs hat geschrieben:Dann ist doch alles in Butter, oder nicht?
Das ist der übliche Weg, wie sich Irrtümer manifestieren.

Anton B.
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#888 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Anton B. » Fr 17. Nov 2017, 15:18

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Dann muss sich Herr Oberschlau nur noch bewusst sein, dass sein "Wissen" aus einem Projekt resultiert, welches (1) durch "vernünftige Begründungen" definiert ist und sich (2) durch seine Nützlichkeit und Fruchtbarkeit zur Erlangung von weiterem nützlichem und fruchtbarem Wissens rechtfertigt.
Alles nachvollziehbar - aber dann sind wir uns doch darüber einig, dass "Wissen" im Grunde eine Vereinbarung ist, nicht wahr? - Und "Falsifizierung" wäre dann ebenfalls eine Vereinbarung.
Was meinst Du mit "Vereinbarung"? Sicherlich gibt es eine Vereinbarung was inhaltlich "Wissen" im philosophischen Sinne bedeuten soll. Das ist eine Definition. Und aus der Definition ergibt sich die "hypothetisch-deduktive Methode" für die Untersuchung der Gegenstände der Natur.

Eine Vereinbarung in dem Sinne "wir vereinbaren, das so zu sehen" steckt da nicht drin. Die Bereitschaft, sich darauf einzulassen allerdings, resultiert aus der Nützlichkeit und den vergangenen Erfolgen. Dazu muss sich jeder selber Positionieren. Dazu gibt es keine "Vereinbarung".

closs hat geschrieben:Da habe ich überhaupt keine Probleme mit - aber so wird es (auch von Deinen naturwissenschaftlichen Kollegen) in der Regel nicht verstanden. - Sie meinen, dass "Falsifizierung" eine ontische Größe sei - dabei fällt oft das Wort "universell".
Was heißt das nochmal genau: "'Falsifizierung' sei eine ontische Größe." Und wo interessiert das? In den Darstellungen der Kollegen innerhalb ihrer wissenschaftlichen Arbeit? Oder außerhalb?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Mehr ist es doch nicht. Dass auch dies je nach Position zu "mehr" gemacht werden kann, liegt doch am Wesen von "Positionen".
So ist es - sorry, ganz meine Rede. - Was glaubst Du, warum ich ständig von "Setzungen" rede?
Aber wenn ich nicht explizit eine außerhalb der Wissenschaft stehende Position vertrete, bleibt Wissenschaft so, wie dargestellt.

closs hat geschrieben:Nebenbei: Da Du gläubig bist, würdest Du sicherlich Deine Zeit damit nicht verschwenden, wenn Du nicht glauben würdest, dass Gott eine Entität ist - also auch dann existiert, wenn er keine Rolle in Deinem Leben spielen würde. - Als was würdest Du das, was Du möglicherweise "göttliche Entität" (ontisch!) nennst, bezeichnen?
Gott ist für mich "Wirklichkeit". "Göttliche Entität" könnte passen. Mehr kann ich nicht sagen, weil ich kein ausgewiesener Ontologe bin und mir zur Beschreibung meines Glaubens keine Termini aus der Ontologie borge.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Anton B.
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#889 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Anton B. » Fr 17. Nov 2017, 15:42

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Deshalb er auch sechs Jahre studiert, sechs Monate Leichen präpariert und drei staatliche Prüfungen abgelegt.
Es spielt in der Praxis keine große Rolle - weder beim niedergelassenen Schulmediziner noch beim HP-Arzt. - Ihr primäres Interesse ist ausgerichtet auf Ergebnis und nicht auf Erklärung.
Du versuchst mal wieder zu trennen, was nicht zu trennen ist. Das ist genau die Denke, die hinter dem "Phänomen" als eigenständige Instanz, hinter "Wirklichkeit", "Realität" und "was der Fall ist", steht.

Hier ist es so, dass sowohl der praktizierende Schulmediziner als auch der HP-Arzt Ergebnisse auf der Basis von Erklärungen, Modellen, Theorien und wie man es auch nennen mag, suchen. Bei dem einen sind die Modelle aber schärfer gefasst.

Auch der Computer-Hardwaretechniker geht aufgrund von Erklärungen, Modellen, Theorien vor und lötet nicht einfach beliebig auf der Platine rum. Und wenn er die Wahrnehmung macht, eine Platine funktioniert wieder nach einem unbeabsichtigten Sturz auf den Boden, dann erklärt er sich das aufgrund seines vorhandenen Modellwissens. Was er nicht macht, ist, jetzt alle zur Reparatur anstehenden Geräte auf den Boden zu schmettern.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Pluto
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#890 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Fr 17. Nov 2017, 15:54

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Genau das macht den Unterschied aus, zwischen einem mittelmäßigen, und einem guten Arzt aus. Der gute Arzt will auch erklären können.
Das wird ein HP-Arzt sicherlich auch tun, wenn ein Patient nachfragt - aber in der PRaxis scheitern solche Dinge an der Zeit.
Das ist damit auch gemeint. Zeit ist ein hurtzutage ein rares Gut.
Ein mittelmäßiger Arzt hat keine Zeit, vielleicht weil er lieber in der Nase bohrt. Ein guter Arzt nimmt sich die Zeit für Erklärung.

closs hat geschrieben:oder irgendwelche pharmazeutischen Sachen, oft auf OTC-Basis
Warum ist etwas als OTC deklariert?
Entweder weil es ein altbewährtes Mittel ist (ASS), weil es harmlos ist, oder weil es keine nachweisliche Wirkung hat.

closs hat geschrieben:klar, das psychologische Moment spielt immer eine Rolle. - Ein guter Arzt wird einen Blick dafür haben, wann er so was macht und wann nicht.
Wie gesagt, ein guter Arzt wird auch nach Erklärungen suchen. Vorher verschreibt er nix.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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