Homöopathie

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sven23
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#861 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » So 8. Sep 2013, 09:02

closs hat geschrieben:Als Galileo mit seinen Thesen kam, galt das wahrscheinlich unter dem Establishment auch als "Esoterik" - und beweisen konnte er auch nicht, dass sich die Erde um die Sonne dreht - er hatte plausible Hinweise darauf.

Er war mit Sicherheit kein Esoteriker, sondern wurde von der Kirche als Bedrohung des traditionellen Weltbildes und damit der Macht der Kirche empfunden. Seine Beobachtungen ließen nur diesen Schluß zu, der sich ja als völlig richtig herausstellte.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das mußten wir nicht erarbeiten, das ist selbstverständlich.
Du aber stellst Dich aber so dar, als sei gesichert, dass Homöopathie wirkungslos sei - also wat nu?

Nein, noch einmal. Ich sage lediglich, daß weltweit keine einzige Studie die Wirksamkeit von Homöopathie über den Placeboeffekt hinaus belegen konnte.


closs hat geschrieben: Was in einem Buch steht, ist Folge von eigener Vorprägung, die sich dann in Gestalt gleichgeschalteter Argumente niederschlägt -

So gesehen ist die Bibel auch vorgeprägt. Statt Vorprägung könnte man auch Vorurteil sagen. Wenn man aber nicht bereit ist, neues dazu zu lernen und nur die Bestätigung der eigenen Vorurteile sucht, dann braucht man erst gar kein Buch aufzuschlagen.
Aber in einem muß ich dir Recht geben: Esoteriker ticken irgendwie anders, sie scheinen keinen rationalen Zugang zu Naturwissenschaften zu haben. Ich weiß auch nicht, wie man dieses Defizit ausgleichen könnte.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#862 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » So 8. Sep 2013, 09:31

sven23 hat geschrieben: Seine Beobachtungen ließen nur diesen Schluß zu, der sich ja als völlig richtig herausstellte.
So sehen sich homöopathische Ärzte auch. - Nur dass es hier die Naturwissenschaft ist, die die Homöopathie als Bedrohung ihres traditionellen Weltbildes empfinden. - Ob sich die Homöopathie auch einmal so durchsetzen wird wie Galileo, weiß ich nicht. - Aber in Bezug auf die Defensive gegenüber einer Übermacht (hier Kirche/dort Naturwissenschaft) würden sich Galileo und homöopathische Ärzte ganz gut verstehen.

sven23 hat geschrieben:Esoteriker ticken irgendwie anders
"Esoterik" heißt ja eigentlich vom Wortstamm her so etwas ähnliches wie "Geheim-Wissen (!)". - Aber das meinst Du ja nicht. - Was ist für Dich Esoterik?

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sven23
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#863 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » So 8. Sep 2013, 09:53

closs hat geschrieben: Aber in Bezug auf die Defensive gegenüber einer Übermacht (hier Kirche/dort Naturwissenschaft) würden sich Galileo und homöopathische Ärzte ganz gut verstehen.

Mit Sicherheit nicht. Galileo hat Kepler wegen seinem unwissenschaftlichen Hang zur Astrologie heftig kritisiert.


closs hat geschrieben: "Esoterik" heißt ja eigentlich vom Wortstamm her so etwas ähnliches wie "Geheim-Wissen (!)". - Aber das meinst Du ja nicht. - Was ist für Dich Esoterik?

Ja das Wissen ist so geheim, daß es nicht mal die Eingeweihten erklären können. :lol:
Ich staune immer wieder, daß es zu Beginn des 21. Jahrhunderts so einen Drang nach irrationalem Zeug gibt. Es scheint aber ein überwiegend deutsches Phänomen zu sein, das einen beachtlichen
esoterischen Markt hervorgebracht hat. Vielleicht die neue Freizeitbeschäftigung einer übersättigten, gelangweilten Mittelschicht, überwiegend mit Frauen als treue Kunden.

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sven23
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#864 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » So 8. Sep 2013, 10:32

James Randi hat 1 Million Dollar ausgelobt, für den, der die Wirksamkeit von Homöpathie nachweist.
Daß der Preis noch nicht abgeholt wurde, liegt wohl daran, daß sich Homöopathen nichts aus Geld machen. :lol:

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#865 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » So 8. Sep 2013, 10:57

sven23 hat geschrieben:Daß der Preis noch nicht abgeholt wurde, liegt wohl daran, daß sich Homöopathen nichts aus Geld machen.
Nein - sondern dass die von Ärzten und Patienten bezeugte und erlebte Wirksamkeit von Homöopathie offensichtlich nicht oder noch nicht im strengen wissenschaftlichen Sinne nachgewiesen werden kann. Man dreht den Spieß um und sagt: "Wenn kein Nachweis, dann keine Wirkung".

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass man bei sorgfältigem Studium von meinetwegen 10.000 Krankenakten von homöopathischen Ärzten auf Auffälligkeiten stoßen würde, die nicht über "Placebo" oder "Koinzidenz" erklärbar sind - da habe ich schon ein gewisses Vertrauen in statistisches Know How. - Aber dafür müsste Randi das 10-Fache ausloben (und vorfinanzieren), um eine solche Studie auf die Reihe zu kriegen, weil man ja auch den betroffenen Ärzten Geld geben müsste, die dafür ihre Praxis monatelang zumachen müssten.

Weiterhin habe ich nach wie vor große Zweifel, ob man bei den vielen Varianten bei homöopathischer Therapie homogene Gruppen für randomisierte Tests zusammenbekäme. Man bräuchte dazu ein homöopathisches Großklinikum o.ä. - gibt es das?

Im übrigen ist mir der bei Dir abgebildete Bublath schon vor Jahrzehnten negativ aufgefallen - ich habe lange gebraucht, seine Aussagen nicht als Persiflage zu verstehen. - Bsp:" "Nahtod" ist verbunden mit Aktivitäten im Gehirn - also gibt es keinen Nahtod". - Das Problem: Wenn ein Naturwissenschaftler nichts findet, ist es Ilusion, etwas zu sehen. - Wenn er dann doch was findet, ist es NICHT geistiger Natur, weil er ja was findet. - Das heißt: Egal, was ist, kommt nichts raus - außer Naturwissenschaft. - Ein wunderbarer Drehwurm, der sich selbst erfüllt.

sven23 hat geschrieben:Ich staune immer wieder, daß es zu Beginn des 21. Jahrhunderts so einen Drang nach irrationalem Zeug gibt
Wenn Du alles, was man nicht kapiert, als irrational bezeichnet, hast Du recht. - Aber immer wieder: Die Realität kümmern solche Manöver nicht.

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#866 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » So 8. Sep 2013, 11:17

closs hat geschrieben:Nein - sondern dass die von Ärzten und Patienten bezeugte und erlebte Wirksamkeit von Homöopathie offensichtlich nicht oder noch nicht im strengen wissenschaftlichen Sinne nachgewiesen werden kann. Man dreht den Spieß um und sagt: "Wenn kein Nachweis, dann keine Wirkung".

Ich empfehle, bei Schuppenflechte als Therapie eine Katze über einen Zeitraum von 6 Monaten 3 mal täglich am Schwanz zu ziehen.
Nach 3 Monaten melden die ersten Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome.
Wenn das kein Beweis für die Wirksamkeit meiner Therapie ist, dann ist die Wissenschaft einfach zu blöd, das nachzuweisen.
Ich hoffe du bemerkst die Parallelen der Therapien, die qualitativ auf der gleichen Stufe sind.

closs hat geschrieben: Weiterhin habe ich nach wie vor große Zweifel, ob man bei den vielen Varianten bei homöopathischer Therapie homogene Gruppen für randomisierte Tests zusammenbekäme.

Bei dem Fundus an Homöopathie-Gläubigen sollte das kein Problem sein.

closs hat geschrieben: Im übrigen ist mir der bei Dir abgebildete Bublath schon vor Jahrzehnten negativ aufgefallen - ich habe lange gebraucht, seine Aussagen nicht als Persiflage zu verstehen. - Bsp:" "Nahtod" ist verbunden mit Aktivitäten im Gehirn - also gibt es keinen Nahtod". -

Nahtod wäre ein anderes Thema, ist aber inzwischen ziemlich gut von der Hirnforschung beschrieben worden. Wie der Name schon richtig sagt, ist da jemand nahe am Tod, aber eben noch nicht tot. Das läßt sich durch Hirnaktivitäten sehr gut erklären, aber wie gesagt, hier OT
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#867 Re: Homöopathie

Beitrag von Zeus » So 8. Sep 2013, 11:24

closs hat geschrieben:Als Galileo mit seinen Thesen kam, galt das wahrscheinlich unter dem Establishment auch als "Esoterik" - und beweisen konnte er auch nicht, dass sich die Erde um die Sonne dreht - er hatte plausible Hinweise darauf.

Closs, warum informierst du dich nicht ueber geschichtliche Tatsachen, bevor du anfaengst zu clossen? ;)
Im Jahr 1611 besuchte Galilei Rom. Er wurde für seine Entdeckungen hoch geehrt und machte mittels seines Teleskops seinen Freunden – darunter auch Jesuiten – unverzüglich „le cose nuove del cielo“ (die neu entdeckten Gegenstände am Himmel) zugänglich: den Jupiter mit seinen vier Begleitern, den gebirgigen, zerklüfteten Mond, die „gehörnte“, d. h. sichelförmige Venus und den „dreifachen“ Saturn. Er wurde daraufhin zum sechsten Mitglied der Accademia dei Lincei ernannt. Diese Ehre war ihm so wichtig, dass er sich fortan Galileo Galilei Linceo nannte.
Mehr hier
Da war offensichtloich ueberhaupt kein Widerstand vom wissenschaftlichen Establishment und selbst die Vertreter der esotherischen Faktion - die Inquisition - verlangten nur, dass man das heliozentrische System als ein bloßes mathematisches Modell betrachten sollte.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#868 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » So 8. Sep 2013, 11:52

Zeus hat geschrieben:Closs, warum informierst du dich nicht ueber geschichtliche Tatsachen
Da hast Du diesmal recht. - Ich war einfach zu pessimistisch.

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sven23
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#869 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » So 8. Sep 2013, 11:57

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Closs, warum informierst du dich nicht ueber geschichtliche Tatsachen
Da hast Du diesmal recht. - Ich war einfach zu pessimistisch.

Vielleicht sind deine Setzungen zu einseitig vorgeprägt? :lol:
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#870 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » So 8. Sep 2013, 12:32

sven23 hat geschrieben:Vielleicht sind deine Setzungen zu einseitig vorgeprägt?
Das ist ganz bestimmt so - deshalb gibt es ja die Hermeneutik als Korrektiv.

Solange man die eigene Setzung nicht zum Zielpunkt macht, sondern als Variable versteht, ist alles gut. Denn es geht überhaupt nicht darum, wer recht hat, sondern was Realität ist.

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