Telepathie

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sven23
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#81 Re: Telepathie

Beitrag von sven23 » Di 27. Okt 2015, 07:50

closs hat geschrieben:Vollkommen falsche Interpretation. - Der Nachweis, dass "etwas" psychiatrisch abbildbar ist, sagt nichts über die Genese dieses "etwas"..
Doch, doch, die Neurologie befaßt sich auch mit den Ursachen von Krankheiten. Also Geister muß man nicht mehr bemühen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#82 Re: Telepathie

Beitrag von closs » Di 27. Okt 2015, 09:18

sven23 hat geschrieben:Doch, doch, die Neurologie befaßt sich auch mit den Ursachen von Krankheiten. Also Geister muß man nicht mehr bemühen.
Das ist das große Missverständnis des Materialismus - hinzu kommt: Du meinst, Dein Satz sei ein neutral wissenschaftlicher Satz - dabei ist es ein fulminant weltanschaulicher Satz.

Zwei Beispiele:
Wenn ein Mensch Symptome zeigt, die der Arzt unter dem Begriff "traumatische Epilepsie" subsummiert, heisst dies, dass er als Ursache einen physiologische/neurologischen Defekt feststellen kann, der als Dauerreiz im "elektrischen Eigenleben" des Gehirns fungiert. - Da war eine vorausgehende OP, die Narbe im Gehirn-Gewebe ist als Reizquelle vorhanden.
Ein geistig ausgerichteter Neurologe würde in Deinem Sinne sagen: Eine primäre Ursache physiologischer Natur ist vorhanden, die das Krankheitsbild begründet. - Das entspreche Deiner Denkweise, die hiermit durchaus bestätigt sein soll.

Es kann aber einen anderen Fall geben, dass andere diagnostizierbare Symptome (nennen wir die dazu benannte Krankheit "Schizophrenie") nicht auf einen physiologischen/neurologischen Defekt zurückzuführen sind, weil keiner feststellbar ist.
Hier würde ein geistig ausgerichteter Neurologe/Psychiater sagen: Wir wissen nicht, ob die primäre Ursache physiologischer oder geistiger Natur ist. - Man wird dann möglicherweise feststellen, dass irgendwelche Rezeptoren nicht funktionieren, weiss aber nicht, warum.

Ein geistig orientierter Neurologe/Psychiater würde nun offenlassen, ob die Ursache primär physiologischer oder geistiger Genese ist - für einen materialistisch orientierten Neurologen/PSychiater gäbe es keine Alternative, weil er nur physiologische Aspekte kennen KANN. - Nichtsdestoweniger: Therapieren würden beide Ärzte möglicherweise gleich - man nimmt das Mittel der Wahl (falls es eines gibt), weil die Linderung von Symptomen in beiden Fällen erstes Ziel ist.

Will heißen: Wenn die Erkrankung in erster Linie physiologisch am Rezeptoren X1 festmachbar ist, wird man diesen in die Mangel nehmen. - Aber das beantwortet nicht die Frage, ob dieser Rezeptor die primäre Ursache ist ("Reparieren und gut") oder ob über ihn lediglich eine tiefere geistige Ursache sichtbar wird. - So etwas kann man wissenschaftlich nicht beobachten - NIEMAND.

Und deshalb: Das in anderem Kontext bemühte komplementäre Modell, wonach - auf hier übertragen - mehr physiologisches/neurologisches WIssen zu weniger "Geister" führen würde, ist ganz einfach falsch - zumindest kein wissenschaftlicher, sondern ein weltanschaulicher Satz.

Pluto
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#83 Re: Telepathie

Beitrag von Pluto » Di 27. Okt 2015, 10:19

closs hat geschrieben:In der Praxis erkennen sich Gläubige daran, dass sie auf recht homogene, aber nicht gleiche Art am selben Strang ziehen.
Wirklich?
Ist es nicht so, dass jede Sekte und jede Glaubensrichtung ihre ureigenen Vorstellungen hat, was Wahrheit ist?
closs hat geschrieben:Es besteht Einigkeit, dass ein persönliches Empfinden da ist, das in die selbe Richtung weist..
Eben das bezweifle ich.
Es ist kein Argument zu sagen "wir glauben die Richtung zu kennen" also ist sie richtig. Genau das meine ich mit Willkür.

closs hat geschrieben:Die "Dinge" ("Gott") selbst hätten keinen Sinn, wenn sie selbst nicht objektiv wären - dann wäre Glaube gescheitert. - Die Wahrnehmung ist subjektiv, das Geglaubte selbst ist objektiv...
Wie kann aus subjektiver Wahrnehmung ohne Überprüfung etwas Objektives werden?

closs hat geschrieben:WENN es ist. - DASS es ist, ist nicht nachweisbar, wird aber kultur-übergreifend geglaubt.
Ja und...?
Heute setzt sich eine ganz andere "kulturübergreifende" Meinung durch.
Dass Erkenntnis durch Glaube zustande kommt, ist eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung die jeglicher Grundlage entbehrt.
Das Problem: "Kulturübergreifend" ist genauso wenig ein Argument wie der Geozentrismus des Mittelalters es war.

closs hat geschrieben:Das Beispiel, das Du nennst, wäre Ausdruck eines Dada-Glaubens - so einfach geht es nicht.
Um so erstaunlicher, wie viele Menschen so glauben. Ihnen fehlt offenbar die Objektivität.

closs hat geschrieben: ABER: Es GIBT erfolgreiche Wahrnehmung dieser Art - man kann sie nur nicht objektiv als solche nachweisen.
Eine reine Behauptung die sich mit nichts überprüfen lässt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:so steht er damit in der Pflicht, dies auch mit Beobachtungen nachzuweisen.
Nein - er fühlt sich verpflichtet, dies zu begründen. - Der Nachweis im Sinne der Naturwissenschaft geht gar nicht.
Dann sollte man nicht so voller Hochmut solche Meinungen als Fakt darstellen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#84 Re: Telepathie

Beitrag von sven23 » Di 27. Okt 2015, 11:28

closs hat geschrieben: Und deshalb: Das in anderem Kontext bemühte komplementäre Modell, wonach - auf hier übertragen - mehr physiologisches/neurologisches WIssen zu weniger "Geister" führen würde, ist ganz einfach falsch - zumindest kein wissenschaftlicher, sondern ein weltanschaulicher Satz.
Ich meine, wenn man eine neurologische Ursache gefunden hat, muß man keine zusätzliche Ursachen erfinden, zumal es niemandem nützt.
Wieso kommt eigentlich bei Fußpilz oder Karies niemand auf die Idee, daß böse Geister im Spiel sind?
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#85 Re: Telepathie

Beitrag von closs » Di 27. Okt 2015, 15:46

Pluto hat geschrieben:Ist es nicht so, dass jede Sekte und jede Glaubensrichtung ihre ureigenen Vorstellungen hat, was Wahrheit ist?
Ja - aber der Korridor ist oft derselbe. - Ein ZJler und ein RKKler widersprechen sich in der Tat in wichtigen Fragen, wissen aber gegenseitig, dass sie DASSELBE unterschiedlich interpretieren. - Das gilt auch für das Verhältnis von Christen, Moslem und Buddhisten.

Pluto hat geschrieben:Es ist kein Argument zu sagen "wir glauben die Richtung zu kennen" also ist sie richtig.
Richtig - es könnte alles falsch sein. - Es kann aber auch richtig sein, wenn unabhängige Kulturen (nordische Religionen, Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus) um immer dieselben Fragen kreisen und für den jeweils anderen Religiösen nachvollziehbare, wenn auch nicht immer zustimmungs-fähige Erkärungen finden.

Man kann Deiner Version dann folgen, wenn man den menschlichen Geist von vorneherein als riesiges Täuschungs-Manöver versteht.

Pluto hat geschrieben:Wie kann aus subjektiver Wahrnehmung ohne Überprüfung etwas Objektives werden?
Gar nicht. - Etwas "ist" objektiv (also unbeeinflusst von der Wahrnehmung) oder nicht. - Egal ob per naturwissenschaftlicher oder spiritueller Wahrnehmung: Dadurch wird nicht etwas anderes als es ist. - Man kann als Mensch etwas objektiv nachweisen, aber nicht objektiv werden lassen/machen.

Pluto hat geschrieben:Heute setzt sich eine ganz andere "kulturübergreifende" Meinung durch. Dass Erkenntnis durch Glaube zustande kommt, ist eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung die jeglicher Grundlage entbehrt.
Dass sich materialistische Wahrnehmungs-Strukturen über die Religionen der Welt gestülpt haben, ist ja bekannt. - Aber was heisst das?

Im Grunde passiert hier nichts anderes, als dass der Materialismus und die davon abgeleiteten methodischen Wahrnehmungs-Strukturen sich diejenige Erkenntnis vom Ganzen abspaltet, die sie verarbeiten kann - mehr ist es nicht.

Pluto hat geschrieben:Um so erstaunlicher, wie viele Menschen so glauben. Ihnen fehlt offenbar die Objektivität.
Objektivität im Sinne der Naturwissenschaft fehlt ohnehin. - Aber es ist schon richtig: Es gibt Glaubens-Konstrukte, die sehr fragwürdig sind - so was muss sich mit der Zeit auswachsen ("Heilsgeschichte").

Pluto hat geschrieben:Eine reine Behauptung die sich mit nichts überprüfen lässt.
Naturwissenschaftlich ist das zutreffend. - Und jetzt? Deshalb wäre das, was hinter dem Glauben an Realität stehen könnte, einfach weg?

Pluto hat geschrieben:Dann sollte man nicht so voller Hochmut solche Meinungen als Fakt darstellen.
Als "Faktum" stellt man nur etwas im Nachgang zu Prämissen dar - absolute Fakten (prämisse-frei erkannte Fakten) kann der Mensch gar nicht darstellen.

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#86 Re: Telepathie

Beitrag von closs » Di 27. Okt 2015, 15:52

sven23 hat geschrieben:Ich meine, wenn man eine neurologische Ursache gefunden hat, muß man keine zusätzliche Ursachen erfinden
Vollkommen daneben. - Allein Dein Satz ist weltanschaulich unterwandert (und Du merkst es wahrscheinlich nicht einmal).

Denn Du sagst "Ursache", wo es nur "Korrelation" heißen dürfte. - Die Naturwissenschaften hat nichts mit Ur-Sachen zu tun. - Der Neurowissenschaftler stellt fest, dass (meinetwegen) bei Schizophrenien das Hirnareal rechts hinten zweite Tür links auffällig oft folgende .... Anomalität/Auffälligkeit hat - somit kann man mit Fug und Recht beides korrelieren. - Aber auch hier kann der Neurowissenschaftler nicht entscheiden, ob eine neuronale Auffälligkeit/Anomalie Ur-Sache der Schizophrenie ist oder Indikator für eine Schizophrenie ist.

Warum dringt dieser Grundgedanke nicht durch? - Ist das Denken derart gleichgeschaltet, dass keine Rezeptoren dafür mehr da sind? (Wir hatten das nämlich schon oft).

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#87 Re: Telepathie

Beitrag von Münek » Mi 28. Okt 2015, 07:30

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Um so erstaunlicher, wie viele Menschen so glauben. Ihnen fehlt offenbar die Objektivität.
Objektivität im Sinne der Naturwissenschaft fehlt ohnehin. - Aber es ist schon richtig: Es gibt Glaubens-Konstrukte, die sehr fragwürdig sind - so was muss sich mit der Zeit auswachsen ("Heilsgeschichte").

Und die sog. "Heilsgeschichte" gehört nicht zu diesen "sehr fragwürdigen Glaubens-Konstrukten"?

Es ist doch förmlich mit Händen greifbar, dass hier der Wunsch der Vater des Gedankens ist.

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#88 Re: Telepathie

Beitrag von sven23 » Mi 28. Okt 2015, 08:27

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich meine, wenn man eine neurologische Ursache gefunden hat, muß man keine zusätzliche Ursachen erfinden
Vollkommen daneben. - Allein Dein Satz ist weltanschaulich unterwandert (und Du merkst es wahrscheinlich nicht einmal).

Denn Du sagst "Ursache", wo es nur "Korrelation" heißen dürfte. - Die Naturwissenschaften hat nichts mit Ur-Sachen zu tun. - Der Neurowissenschaftler stellt fest, dass (meinetwegen) bei Schizophrenien das Hirnareal rechts hinten zweite Tür links auffällig oft folgende .... Anomalität/Auffälligkeit hat - somit kann man mit Fug und Recht beides korrelieren. - Aber auch hier kann der Neurowissenschaftler nicht entscheiden, ob eine neuronale Auffälligkeit/Anomalie Ur-Sache der Schizophrenie ist oder Indikator für eine Schizophrenie ist.

Warum dringt dieser Grundgedanke nicht durch? - Ist das Denken derart gleichgeschaltet, dass keine Rezeptoren dafür mehr da sind? (Wir hatten das nämlich schon oft).
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#89 Re: Telepathie

Beitrag von closs » Mi 28. Okt 2015, 09:36

Münek hat geschrieben:Und die sog. "Heilsgeschichte" gehört nicht zu diesen "sehr fragwürdigen Glaubens-Konstrukten"?
Für einen Tiefseefisch ist sogar ein Automobil fragwürdig. :lol:

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#90 Re: Telepathie

Beitrag von Pluto » Mi 28. Okt 2015, 10:06

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Und die sog. "Heilsgeschichte" gehört nicht zu diesen "sehr fragwürdigen Glaubens-Konstrukten"?
Für einen Tiefseefisch ist sogar ein Automobil fragwürdig. :lol:
Ja klar!

Das dritte Clarke'sche Gesetz besagt:
Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.

Allerdings will mir nicht einleuchten, was das mit der Frage zu tun hat, ob Heilsgeschichte ein menschliches Konstrukt ist, oder nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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