Janina hat geschrieben:Jedes mal wenn man keinen schwarzen Schwan sieht, ist die Behauptung bestätigt.
Ja - aber es gibt doch einen Unterschied zwischen:
1) Behauptung: "Es gibt keine schwarzen Schwäne" - "Guck, da ist einer" - Behauptung für alle Zeiten falsifiziert (selbst bei einmaligem Nachweis)
2) Behauptung: " Es gibt schwarze Schwäne" - "Guck, da ist keiner" - Behauptung zwar falsifiziert, aber nur nach Status Quo.
Janina hat geschrieben: Nach vielen Bestätigungen, UND anderen guten Gründen wird man irgendwann nicht mehr mit einer Falsifizierung rechnen.
Pragmatisch stimme ich Dir zu - man muss ja auf operativer Ebene arbeitsfähig sein.
Janina hat geschrieben:HP ist dabei aber nicht der schwarze Schwan, sondern der Beutelwolf.
Das weißt Du nicht, das weiß ich nicht. - Patienten würden sagen, dass es der schwarze Schwan ist.
Janina hat geschrieben:Zur Auffrischung der Erinnerung: Es wurde die Wirkung von HP falsifiziert, und zwar in jedem jemals behaupteten Zusammenhang.
Da brauchst Du nichts aufzufrischen - genau so würde ich ja sogar zustimmen: Alle bisher präsentierten wissenschaftlichen Modelle haben (möglicherweise - wenn man den HP-Ärzteverband liest, klingt es nämlich anders) kein positives ERgebnis gebracht.
Janina hat geschrieben:Empirisch, chemietheoretisch UND pharmazietheoretisch. Alles in bester Übereinstimmung.
Bis auf "empirisch" (im ursprünglichen Wortsinn von "etwas erlebend erfahren") würde ich Dir zustimmen. - Ansonsten KANN es chemietheoretisch und pharmazietheoretisch überhaupt keine Ergebnisse geben, auch wenn HP wirken WÜRDE, da HP dann auf einer ganz anderen Basis wirken würde (Stichwort: Avogadro-Konstante).
Janina hat geschrieben:Ich würde mir auf dem Wirtschaftsfeld keine Aktien kaufen.
Vom Erfolg her macht es schon Sinn, wissenschaftlich nicht.
Janina hat geschrieben:Aber als Wissenschaftler hat man schonmal von der Quantenmechanik gehört, in deren Rahmen man von einer ontischen Wirklichkeit weiß, dass sie nicht existiert.
Da missinterpretierst Du was. - Die Tatsache, dass man per Wahrnehmung Phänomene kreiern kann, heißt doch nicht, dass diesen Phänomenen nicht eine ontische Wirklichkeit zugrundeliegt!
Vermutlich verstehst Du unter "ontischer Wirklichkeit" das, was der sogenannte "ontologische Naturalismus" sagt - aber das hat nichts mit der traditionellen philosophischen Ontologie zu tun, die "Wirklichkeit" nicht ausschließlich als weltimmanentes Prinzip versteht. - Oder anders: Der ontologische Naturalismus versucht, die Metaphysik (also auch Gott) als Teil der Physik zu verstehen - merkst Du was?
Philosophische Ontologie heißt eben, dass es "etwas" geben kann, was jenseits physikalisch messbarer Möglichkeiten ist - hier konkret: Die Tatsache, dass man (QM) per Wahrnehmung Phänomene kreiern kann, ist problemlos damit erklärbar, dass es "etwas" gibt, aus dem diese Phänomene kommen - und damit meine ich NICHT verborgene Parameter. - Denn diese sind schon wieder im Feld des physikalisch Messbaren.
Janina hat geschrieben:Wer den Fehler gemacht haben sollte, die eigene Christlichkeit (der Geier weiß warum) an die Bedingung der überall gültigen Existent ontischer Wahrheit zu knüpfen, hätte damit lediglich seine spezielle Definition von Christlichkeit widerlegt.
Aber nur dann, wenn man der Wissenschaft die Ideologie des ontologischen Naturalismus unterlegt.
Du bist in einer geistig wahnsinnig verzwickten Situation: Einerseits bist Du Christin, deren spirituelle Tiefe zwar dezent, aber deutlich zu spüren ist. - Andererseits könnte es diese Spiritualität nicht geben, hätte der ontologische Naturalismus das letzte Wort. - Andererseits bist Du eine sehr disziplinierte und intelligente Wissenschaftlerin, die den ontologischen Naturalismus als - ACHTUNG! - METHODISCHE Grundlage braucht (was ok ist) - aber "methodisch" ist eben nicht dasselbe wie "ontisch".
Konkret: Du müsstest in der Lage sein zu einem Ausspruch wie: "Methodisch ist das alternativlos richtig - ontisch könnte es ganz anders sein". - Dass eine ausgefeilte Methodik gute Chancen hat, immer authentischer zur ontischen Wirklichkeit zu werden, ist unbenommen. - Aber KATEGORIAL ist ein methodisches Ergebnis eben NICHT selbstverständlich ein ontisch-wirkliches Ergebnis, sondern kann nur mit ihm deckungsgleich werden - das scheint ja unser Streitpunkt zu sein.
Dieser Streitpunkt liegt am Unterschied zwischen "ontisch-naturalistisch" und "ontisch-(traditionell) philosophisch".
Janina hat geschrieben:Da ontische Wahrheit niemals einer bewiesenen Wahrheit widersprechen kann, und die methodisch ermittelbare Wirksamkeit widerlegt wurde, ist es damit auch die ontische Wirksamkeit.

Sorry - da sind mehrere Fehler drin:
1) Was Wissenschaft macht, sind methodische, modell-bezogene Ergebnisse (das Wort "Wahrheit" hat hier nichts zu suchen).
2) Die Nicht-Wirkung von HP ist außer in Modellen nicht bewiesen, sondern die Wirkung von HP ist nicht bestätigt - das sind zwei Paar Stiefel.
3) Methodische Ergebnisse der Wissenschaft sind allenfalls deckungsgleich mit ontischer Wirklichkeit - wissenschaftlich ist NICHT überprüfbar, ob eigene Ergebnisse diese Deckungsgleichheit haben oder nicht.
Du scheinst ein Kind des Naturalismus (= Weltanschauung) zu sein, der ganz offenbar innerhalb der Wissenschaften als alternativlos verstanden wird - wie gesagt: Methodisch geht das, philosophisch nicht.