Anton B. hat geschrieben:Da landen wir wieder bei den "Positions-Naturalisten" und nicht bei den Naturwissenschaftlern. Da waren wir aber schon mehrmals.
Richtig - aber die "Positions-Naturalisten" haben eine größere Macht über die gesellschaftliche Wirklichkeit als die Antons.
Anton B. hat geschrieben:Hinter Beobachtungen stehen Beaobachtungstheorien und durch diese Beobachtungstheorien "gerechtfertigte" Beobachtungen werden mit Beobachtungsvorhersagen einer wiederum anderen Theorie verglichen und führen zu deren Bewährung oder Falsifizierung.
Das ist der Unterschied zum closs'schen "Ich nehme dies und das wahr und darum 'ist' ein Phänomen!"
Was ist, wenn eine Theorie sich nur selbst bestätigt und das Phänomen daneben steht und sich ratlos den Kopf kratzt?
Anton B. hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Diese Klarstellung ist deshalb so wichtig, weil bspw. in philosophischen Fragen gerne so getan wird, als seien methodische Widerlegungen dasselbe wie ontische Wiederlegungen
"Wirklichkeit", ick hör dir trapsen.
Naja - wir dürfen nicht vergessen: Diese Wirklichkeit gibt es und ist letztlich all-entscheidend - auch dann wenn wir sie methodisch nicht in allen Facetten fassen.
Anton B. hat geschrieben:Das hieße aber doch, Du schichtest als Geisteswissenschaftler "plausible" Darstellungen auf.
Man kreiert selbige - richtig. - Natürlich diskutiert man auch alle anderen Darstellungen und untersucht sie auf sachliche Plausibilität wie auch auf weltanschauliche Unterlegung (Wenn Anton als Historiker gleichzeitig AfD-Mitglied ist, wird er eher Argumente finden für die Dolchstoßlegendes am Ende von WK I als ein Closs, der dies als Kommunist ganz anders sieht).
Im Grunde ist das auch bei der Theologie so - es fängt bei den Bibelübersetzungen an. - Das Wort x kann man sprachwissenschaftlicher Weise übersetzen als a oder b - wenn b besser in die eigene Überzeugung passt, wählt man b. - In Geistesgeschichte bringt man nie die Art von Objektivität rein wie in Naturwissenschaft - andererseits ist wissenschaftliches Arbeiten in den Geisteswissenschaften unentbehrlich, weil man intersubjektiv nachvollziehbare Begründungen für eine Bewertung braucht.
Anton B. hat geschrieben: Umfassen Deine Aussagen auch die Geschichts- und Sozialwissenwissenschaften?
NAtürlich - eigentlich auch die Psychologie, aber das hört man dort nicht so gerne, weil man sich ausschließlich als Naturwissenschaft versteht.
Popper ist wirklich gut, hat aber auch viel Schaden angerichtet. Denn seine Jünger haben erstens seine Methodik zu einer Philosophie gemacht - zweitens meinen sie, man könne mit dem Kritischen Rationalismus viel in Geisteswissenschaften ausrichten (kann man NICHT!). - Das führt dann dazu, dass man nur das, was man kritisch-rational untersuchen kann, als "wissenschaftlich wertig" bezeichnet - was in etwas so ist, als würdest Du Deine Frau äußerlich und innerlich vermessen, um daraus zu ermitteln, was für ein Mensch sie ist.
Anton B. hat geschrieben:Ist es nicht eigentlich so, dass die geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer Behauptung z.B. explizit ausarbeitet, was in dieser Behauptung alles so drinne steckt? Also die innewohnenden Facetten aufzeigt, die durch die bloße Behauptung so nicht direkt sichtbar sind? Das hätte dann nichts mit Weltanschauung zu tuen. Obwohl der Weltanschauler das ganze als "Futter" betrachten kann.
Das passt. - Ich habe vorher nie gewusst, was rauskommt, wenn ich mich über ein Thema gemacht habe - aber: Die eigene Hermeneutik spielt nolens volens immer eine Rolle - denn derjenige, der forscht, bist Du selber.
Der Hermeneutiker Gadamer beschäftigt sich sehr ausführlich mit diesem Thema und wird in wik zusammengefasst mit:
"In seinem Hauptwerk sieht Gadamer selbst „die Aufgabe seiner Hermeneutik im Begründen der Behauptung, dass das Verstehen ein Wiedererkennen voraussetze, durch das es zum Andersverstehen werde“. So könnte das Prinzip des hermeneutischen Zirkels begründet werden, und ließe den entsprechenden Schluss zu, dass wir das, was in einer Tradition bereits einmal verstanden wurde, immer wieder (auf höherer Ebene) weiter verstehen".
Wäre es NICHT so, müsste man nicht ständig Geschichte neu bewerten. - Ohne hier weiter zu vertiefen: Es ist anders als in den Naturwissenschaften.