Anton B. hat geschrieben:Eigentlich ist es aber weiterhin nur seine eigene, subjektive Realität.
Fundamental gedacht gilt das für jede, auch naturwissenschaftliche Wahrnehmung. - Das ist doch der Grund, weshalb man nicht über den Satz "Nach meinen/unseren Beobachtungen erscheint es ... so" hinausgeht - statt zu sagen: "Das 'ist' Realität".
Anton B. hat geschrieben:Meines Erachtens behauptet closs letzten Endes nicht anderes, als dass durch den von der Wissenschaft geforderten Maßstab der "intersubjektiven Vermittelbarkeit" als wissenschaftliches Gütekriterium an eine Beobachtung, wichtige, aus seiner Sicht eigentlich "objektive Beobachtungen", einer ungerechtfertigten Selektion zum Opfer fallen.
Keine ausdrücklich Zustimmung en detail - weil in dem Satz viel drin steckt. - Die Spur ist aber gut.
Die "Selektion" besteht ohnehin darin, dass jede - auch naturwissenschaftliche - Beobachtung nicht die Realität vollständig abbildet, sondern nur Aspekte davon. Da müssen wir wahrscheinlich nicht drüber reden.
Meine Besorgnis geht in eine etwas andere Richtung - ein Beispiel aus einem ganz anderen Feld: In der Wirtschaft gibt es inzwischen derart objektivierte Einstellungs-Rituale, dass man sich die Leute (fast) gar nicht mehr anguckt. - Man ackert Fragebögen durch, bestellt eigens spezialisierte Psychologen ein, hakt Kriterien ab - und zählt dann die Häkchen zusammen. - Wer die meisten hat, bekommt den Job - schließlich sind wir ja eine Leistungsgesellschaft
Davon abgesehen, dass dann der am Ende Eingestellte erst mal Pause ob der erschöpfenden Einstellungs-Vorbereitungen macht (statt zu arbeiten) - das ist ein eigenes Unding - , habe ich mal einen Fall erlebt, dass ein (junger) Manager, der die Einstellungs-Rituale passiv verfolgt hat, danach gesagt hat: "Ich hätte mindestens 3 andere Kandidaten vorne gesehen" - Achtung - jetzt kommt's: "Da sieht man mal, wie man sich täuschen kann". - Um es mal etwas brutal zu interpretieren - da hat sich einer von den Resten seiner gesunden Instinkte verabschiedet, ohne jemals in seinem restlichen Leben zu fragen, wie die Einstellungs-Rituale eigentlich designt sind.
Worauf ich damit eigentlich raus will: Es ist geradezu modern, den Menschen jede Art von gesundem Menschenverstand zu Gunsten von "objektiven" Fakten auszutreiben. Irgendwann wird es soweit sein, dass Leute, die einen "lila Ring" sehen (der aus naturwissenschaftlicher Sicht in der Tat eine Sinnestäuschung ist - Du erinnerst Dich an die kürzliche Diskussion?), vorgeben, ihn NICHT zu sehen, um dafür noch ein Häkchen mehr bei Einstellungen zu erhalten ("mich kann man nicht täuschen - ich orientiere mich am Objektiven") - statt zu sagen: "Ich sehe diesen Ring, weil hier ein Ring zu sehen ist. Punkt".
Bei der HP sehe ich etwas, was auch in diese Richtung geht - ich habe aber noch nicht den Daumen drauf, wo da genau der Punkt ist. - Ist es mir gelungen, Dir in etwa anzuzeigen, wo meine Besorgnis ist?