Abtreibungsverbot unethisch?

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Rembremerding
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#51 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Rembremerding » So 16. Aug 2015, 18:53

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Wenn 65jährige Frauen nach künstlicher Befruchtung Vierlinge gebären können, werden sie es auch schaffen junge Mädchen durch die Schwangerschaft zu begleiten.
Was qualifiziert dich, eine solche Aussage zu machen?
Bist du vielleicht Gynäkologe?
@Pluto, was soll das?
Es gab schon viele erfolgreich beendete Schwangerschaften von jungen Mädchen, das kann man nachlesen ohne Gynäkologe zu sein.
ich unterscheide zwischen Mensch und Person.
Was qualifiziert also Dich zu entscheiden, dass eine Person das Recht auf Leben hat, ein Mensch aber noch nicht? Eine Ethikkommission, Juristen, dein Gewissen? Ignoriert werden hier seit Jahren die Forschungsergebnisse in der pränatalen Psychologie.
Das ist ein sehr dünnes Eis auf dem du dich bewegst, wenn Du das Recht auf Leben vom verhandelbaren Begriff "Person" abhängig machst und das mag weitaus schärfer klingen, als es von mir gemeint ist.
Es soll nur die Möglichkeit der Willkür offenbaren.
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Catholic
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#52 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » So 16. Aug 2015, 19:00

Ich finde die Einschätzung
"Es ist die Entscheidung der Eltern ob sie das Kind haben wollen oder nicht!"
deswegen so fatal,weil sie ausdrückt,es würde ein Recht der Eltern auf ein gesundes Kind geben,was aber de facto nicht der Fall ist.

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Savonlinna
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#53 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Savonlinna » So 16. Aug 2015, 19:22

Catholic hat geschrieben:Ich finde die Einschätzung
"Es ist die Entscheidung der Eltern ob sie das Kind haben wollen oder nicht!"
deswegen so fatal,weil sie ausdrückt,es würde ein Recht der Eltern auf ein gesundes Kind geben,was aber de facto nicht der Fall ist.
Catholic, Du scheinst die Problematik nicht zu verstehen.
Bei Dir klingt es so, als wüsstest Du genau, was richtig ist. Aber es gibt Fragen im Leben, wo man zwischen zwei Dingen entscheiden muss, wo man sich in BEIDEN Fällen schuldig machen würde.

Was Sven schreibt, ist doch vollkommen korrekt: Es sind die Eltern und nicht die Ärzte, die entscheiden, ob ein behindertes Kind zur Welt gebracht wird.
Und es ist auch nicht das Ungeborene, das entscheidet, ob es geboren wird. Es sind nun mal die Eltern.

Was genau forderst Du? Es hört sich so an, als ob Du für alles die eine richtige Antwort weißt, und als ob es sonnenklar sein müsse, dass man im Zweifelsfall die Mutter sterben lässt, damit das Kind leben kann.

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#54 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » So 16. Aug 2015, 20:00

Savonlinna hat geschrieben: Was genau forderst Du? Es hört sich so an, als ob Du für alles die eine richtige Antwort weißt, und als ob es sonnenklar sein müsse, dass man im Zweifelsfall die Mutter sterben lässt, damit das Kind leben kann.

Mir geht es nicht um einen Fall,bei dem die Geburt des Kindes vieleicht oder sicher zum Tod der Mutter führen würde.
Mir geht es um Situationen wie diese:
Eine junge Frau,die mit ihrem Freund zusammenlebt,wird schwanger.
Es handelt sich um keine wie auch immer geartete Risikogeburt,die das Leben der Schwangeren gefährden könnte.
Nun stellt die Schwangere während der Pränataluntersuchung fest,dass das Ungeborene evtl.(!!) eine Behinderung haben könnte (!).
Hat die Schwangere Deiner Überzeugung nach das Recht,daraufhin ein Recht das Kind abzutreiben,weil sie kein Kind mit Behinderung haben möchte und weil das Ungeborene vieleicht (!!) eine Behinderung haben könnte.

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#55 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Savonlinna » So 16. Aug 2015, 20:23

Catholic hat geschrieben: Hat die Schwangere Deiner Überzeugung nach das Recht,daraufhin ein Recht das Kind abzutreiben,weil sie kein Kind mit Behinderung haben möchte und weil das Ungeborene vieleicht (!!) eine Behinderung haben könnte.
Ich sagte aber schon, dass ich hier keine "Überzeugungen" haben kann. (Ich habe übrigens genau das in meinem Link und dem langen Zitat thematisiert. Lies es vielleicht doch mal.)

Auch sehe ich für mich keine Möglichkeit, hier von "Rechten" im bekannten Sinn zu sprechen.
Es handelt sich immer um das "Gewissen" der jeweiligen Menschen, und das Gewissen bildet sich in verschiedene Richtungen und keineswegs unabhängig von herrschenden Mentalitäten und Weltanschauungen.

Ich habe mich mein halbes Leben gefragt, ob meine Mutter das "Recht" hatte, mich in das Leben zu bringen, ohne mich zu fragen, ob ich das wollte und das ertragen konnte.
Die meisten Menschen fragen sich das nicht, zwingen permanent Kinder dazu, zu leben. Haben sie das "Recht" dazu?
Nein, würde ich sagen, sie haben das Recht NICHT. Dennoch tun sie es, weil sie dafür nicht sensibilisiert sind und weil die herrschende Meinung ist: Ungeborene haben sich zu fügen, was die Eltern wollen.

Mir ist klar, dass keine Möglichkeit besteht, die Ungeborenen zu fragen. Die Eltern müssen entscheiden. Aber sie entscheiden auf der Basis ihres Gewissens, das teilweise von den Normen der Gesellschaft geprägt ist.

Was mir aber insgesamt zu denken gibt:
Eine junge Studentin, die ich gut kannte und die Karriere machen wollte, hat abgetrieben.
Und sie sagte mir, wie grauenvoll sie unter dieser Abtreibung leidet. Dass sie es aber wieder tun würde, weil sie eben Karriere machen will.

Das zeigt mir die zwei Seiten. Offenbar steckt man Abtreibung nicht einfach weg, das Gewissen spricht da, wo man mit ihm nicht gerechnet hat.
Es gibt hier keine Patentlösung, weil ich das Recht auf Karriere ebenfalls nicht wegdiskutieren kann.

Ich finde es aber auf jeden Fall sehr wichtig, dass man ALLE Rechte, auch die des Ungeborenen, immer wieder thematisiert, vor allem dann, wenn es einseitig zu werden droht. Aber ohne Schuld kommt der Mensch nicht durchs Leben, wenn er zwischen zwei "Rechten" entscheiden muss.

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#56 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Salome23 » So 16. Aug 2015, 20:38

Savonlinna hat geschrieben: Es sind die Eltern und nicht die Ärzte, die entscheiden, ob ein behindertes Kind zur Welt gebracht wird.
Und es ist auch nicht das Ungeborene, das entscheidet, ob es geboren wird....
Ja, leider kann dieses nicht entscheiden.

Ich weiß, dass ich mich jetzt vielleicht in Teufels Küche begeben werde mit meiner Aussage, aber da ich ja selber betroffen war und ein behindertes Kind hatte, würde ich, wenn ich nochmals schwanger werden würde und man mir sagen würde, auch dieses Kind würde diese Behinderung haben ,mit Sicherheit nicht austragen-weil ich es einem weiteren Kind nicht zumuten wollen würde.
Diese Entscheidung treffe alleine ich für das Kind.
Jeder muss das eben für sich selber entscheiden und verantworten, was er tut.

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#57 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Rembremerding » So 16. Aug 2015, 20:45

Savonlinna hat geschrieben: Offenbar steckt man Abtreibung nicht einfach weg, das Gewissen spricht da, wo man mit ihm nicht gerechnet hat.

Für alle, die durch eine Abtreibung ein Trauma erleben und nicht selbst damit fertig werden können, gibt es z.B. folgende Beratungsstelle:
http://www.rahel-ev.de/index.html

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#58 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 16. Aug 2015, 22:54

Salome23 hat geschrieben:Jeder muss das eben für sich selber entscheiden und verantworten, was er tut.
Das soll auch so bleiben. - Möglicherweise wirst Du mir aber zustimmen, dass eine Entscheidung beeinflusst wird vom geistigen Umfeld, in dem man lebt.

Die Hauptsache ist aus meiner Sicht eh eine ganz andere (Savolinna und Rem haben es angesprochen) - nämlich: Was passiert mit der überlebenden "Mutter"? - Nicht gesellschaftlich gemeint (da wird man heute ja eher für Abtreibung gelobt), sondern seelisch.

Egal, ob man eine Abtreibung aus guten oder schlechten Begründungen favorisiert: Es kommt die Zeit, in der die damals Schwangere sich fragt: "Jetzt wäre 'mein' Kind 20 Jahre alt - wie würde es aussehen? Wäre es ein hübscher junger Mann oder eine hübsche junge Frau? Sähe er/sie mir ähnlich". - Etc.

Wewr glaubt, solche Phasen könne man weg-therapieren, irrt sich.

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#59 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Savonlinna » So 16. Aug 2015, 23:02

closs hat geschrieben: Wewr glaubt, solche Phasen könne man weg-therapieren, irrt sich.
Das ist aber eben nur die eine Seite. Die andere, die Salome erwähnt - und sie weiß, wovon sie spricht -, ist ebenfalls weder wegtherapierbar noch abzuweisen.

So etwas kann nicht theoretisch entschieden werden. Und es gibt keine einzige richtige Antwort, außer der, die die Mutter selber in einer speziellen Situation trifft.

closs
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#60 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » So 16. Aug 2015, 23:26

Savonlinna hat geschrieben:So etwas kann nicht theoretisch entschieden werden. Und es gibt keine einzige richtige Antwort, außer der, die die Mutter selber in einer speziellen Situation trifft.
Absolute Zustimmung. - "Es gibt kein Unrecht als den Widerspruch mit sich selbst", lässt Schiller Gräfin Terzky im "Wallenstein" sagen. - WAS im Widerspruch mit sich selbst steht, weiss man allerdings oft nicht.

Insofern sind weltanschauliche "Verordnungen" (egal ob kirchlich oder "modern") nicht dienlich - hier zählt nur der eigene Instinkt und das eigene Charisma. - Als Mann hat man diese Last nicht zu tragen.

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