An der Föderalismus-Kritik ist zwar was dran, aber dieser alleine wäre eigentlich in der erörterten Frage völlig unkritisch. Gegenbeispiel für nichtförderale Staaten mit erheblichen, selbstgeschaffenen Covid-19-Problemen: Das Vereinigte Königreich (UK). Das UK ist zentralistisch (wenn auch weniger als noch vor 30 Jahren, mit nun mehr Rechten für Schottland und Wales). Aber wenn die Qualität der oben herrschenden Institutionen stark hingt, dann stinkt bald der ganze Fisch, sorry. Zentralistisch gesteuerter Populismus bei Ausblendung fachlicher Erwägungen kann einen ganzen Staat im Schnellverfahren durchrosten lassen. Und dann passiert sowas, wie dass die Wartezeit vor einer britischen Notaufannahme bei 8 Stunden liegt. (Während ich das NHS, also die kostenlose Gesundheitsfürsorge, für alle, die britischen Boden unter den Füßen haben, vom Grundsatz her schlicht für toll halte.)sven23 hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 08:45Aber auch viele demokratisch regierten Länder, besonders in Asien, waren in der Umsetzung und Einhaltung der Maßnahmen wesentlich erfolgreicher. Auf die Frage an eine Journalisten mit asiatischen Wurzeln, warum das in Asien so viel besser geklappt hat, sagte diese sinngemäßt: in Asien gibt es kein Wort für "Ministerpräsidentenkonferenz".
In einer Pandemie erweist sich der Föderalismus eher als Hemmschuh. Wo klare Kante angesagt wäre, da schwappt dem Bürger eine Welle der Kakophonie entgegen. Und anstehende Wahlen in den einzelnen Bundesländern sind auch nicht gerade hilfreich, weil man den Bürgern als Wahlgeschenk was Gutes tun will und ihnen schon wieder Lockerungen verspricht.
In Deutschland ist Gesundheit eigentlich Ländersache. Das wäre tendenziell schnell effektiv. Außer, man macht es so wie wir und die Länder geben bei C19 Kompetenzen an den Bund und dieser an die EU. Dann wirds so richtig kompliziert und für die Entscheidungsträger ungewohnt. Und die EU ist eher zu 80 Prozent ein landwirtschaftlicher Subventionsverbund als eine Gesundheitsbehörde) Und dann werden auf einmal deutsche Staatsbürger im UK mit dem Impfstoff eines deutschern Konzerns bereits MItte Dezember 2020 geimpft. Wo wir noch ganz hingebungsvoll auf die Zulassung auf EU-Ebene warten.
Genaugenommen spiegelt die C19-Impfstoffverteilung nur die Ungerechtigkeiten wieder, die wirtschaftlich seit Jahrhunderten weltpolitisch gegeben sind, wenn auch schon viel verbessert wurde. Weiß nicht, ob die WHO die Lösung wäre. Denn die wird ja nicht nur von der USA,sondern mehrheitlich von den "historisch Begünstigten" finanziert.Es gibt ja auch schon weltweit massive Kritik an der Art der Verteilung des Impfstoffes. Wie nicht anders zu erwarten war, haben sich die ökonomisch stärksten Länder zuerst mit Impfstoff versorgt. Nach den Gesetzen des Marktes war das logisch vorhersehbar.
In meiner - vielleicht naiven - Vorstellung hätte es eine gerechte Verteilung des Impfstoffes durch eine supranationale Institution, wie etwa der WHO, geben können.
Man hätte seitens der Politik auch schon viel früher in die Diskussion einsteigen können, den Patentschutz zumindest temporär aufzuheben, um die Produktion hochskalieren zu können. In einer pandemischen Ausnahmesitutation, also einem übergeordneten Notstand, wäre das sicher vertretbar.