Homöopathie

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barbara
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#261 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mi 8. Mai 2013, 11:17

Zeus hat geschrieben:Ich weiß zwar nicht, von welcher "Ritualistik in der Schulmedizin" du sprichst - wie dem auch sei - der unvergleichliche Vorteil der Schulmedizin ist, dass sie ZUSÄTZLICH zum Voodoo echte zigtausendfach bewährte Heilmittel (u.v.A.!) zur Verfügung hat.

oh, das hat Manfred Lütz so viel besser beschrieben, als ich es je könnte:

http://www.kultur-punkt.ch/gesundheit/s ... hn05-2.htm

Ein Architekt hat einmal die Krankenhäuser „die Kathedralen des 20. Jahrhunderts“ genannt, und insofern ist das Aachener Klinikum sozusagen der Petersdom Europas. Und in diesen Kathedralen finden eherne Riten statt. Wir beobachten bei uns im katholischen Rheinland den bruchlosen Übergang von der katholischen Prozessionstradition in die Chefarztvisite. Die Chefarztvisite ist ähnlich wie die katholische Prozession völlig zwecklos, aber höchst sinnvoll. Zwecklos ist sie deswegen, weil ein Chefarzt die Information viel besser kriegt, wenn er in die Kurve schaut oder den Assistenzarzt fragt. Aber nein, der Ritus muss sein, der Patient erwartet das – „War der Chef schon da?“ – und schon entspinnt sich die Prozession, voran die Schwesternschülerinnen als Ministrantinnen, dann die Schwestern, dann die Stationsschwester mit der heiligen Schrift, der Kurve des Patienten, die Assistenzärzte, der Oberarzt und schließlich Er – der Chef.

Der Chef ist meistens schon etwas älter, nicht mehr so orientiert in seinem Fach, kann aber seine Rechnungen noch gut lesen und wirkt vor allem sehr würdevoll. Im ersten Zimmer wird ihm der Name des ersten Patienten zugeflüstert – man kann ja mal was vergessen -, und dann kommt es zum Höhepunkt der Chefvisite, der Chefarzt wird sakralsprachlich. Die Sakralsprachen Griechisch und Latein sind aus dem katholischen Gottesdienst weitgehend entschwunden, aber in der Gesundheitsreligion sind sie wahnsinnig wichtig. Ein Chefarzt, den man komplett versteht, gilt als inkompetent. Und zum Höhepunkt der Chefvisite sagt der Chefarzt zum Oberarzt: „Wissen Sie, Herr Kollege, ich halte das doch am ehesten für eine ideopathische Störung“. Der Chefarzt hat „ideopathisch“ gesagt. Der Patient ist tief ergriffen, der Chefarzt schwebt aus dem Zimmer und schon ist der Patient am Telefon, ruft zuhause an und sagt: „Friedchen, er hat ideopathisch gesagt. Kannst du mal im Gesundheitslexikon nachgucken, was das eigentlich heißt?“. Friedchen geht ans Gesundheitslexikon, kommt zurück und sagt: „Ideopathisch heißt, wir wissen nicht, woran es liegt.“ Und deswegen rate ich immer dringend von der Anschaffung von Gesundheitslexika ab, weil sie den Placebo-Effekt verhindern.

grüsse, barbara

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Zeus
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#262 Re: Homöopathie

Beitrag von Zeus » Mi 8. Mai 2013, 12:41

closs hat geschrieben:Ein Patient, der (wie im geschilderten Fall) die Wahl hat, lebenslang schwere Psychopharmaka nehmen zu müssen oder durch eine körperliche Totalentgiftung danach beschwerdefrei zu sein, scheisst auf die Frage, wie der Erfolg begründbar ist.

Körperliche Totalentgiftung? Wie funktioniert das?
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#263 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mi 8. Mai 2013, 12:50

Zeus hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Ein Patient, der (wie im geschilderten Fall) die Wahl hat, lebenslang schwere Psychopharmaka nehmen zu müssen oder durch eine körperliche Totalentgiftung danach beschwerdefrei zu sein, scheisst auf die Frage, wie der Erfolg begründbar ist.

Körperliche Totalentgiftung? Wie funktioniert das?

Hast du das Beispiel nicht gelesen mit dem Patienten, der während längerer Zeit Eiter ausschied...? Ich meine, closs beschreibt hier detailliert und ausführlich solche Vorgänge und dir kommt nichts anderes in den Sinn, als nach dem zu fragen, was schon längst geschrieben steht? :silent:

grüsse, barbara

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#264 Re: Homöopathie

Beitrag von Zeus » Mi 8. Mai 2013, 13:15

Medizin: Rückfall ins Mittelalter
[...]Wie weit der Aberglaube schon Einzug gehalten hat in der Medizinerausbildung, ist besonders gut an der Universität Frankfurt (Oder) zu bestaunen. Dort wurde 2008 der Masterstudiengang Komplementäre Medizin eingeführt, zu dem auch eine Ausbildung in Homöopathie als Wahlpflichtfach gehört. Der Studiengangleiter Harald Walach war Berater einer niederländischen Firma, die in Afrika ein homöopathisches Aids-Medikament erproben wollte.

"Gedächtnis des Wassers"
Walach versucht das von der Homöopathie behauptete "Gedächtnis des Wassers" mit einer pseudowissenschaftlichen "schwachen Quantentheorie" zu erklären. Er ist fest davon überzeugt, dass sich seine Überzeugungen am Ende durchsetzen werden.

Als Gastdozenten holte Walach auch schon bekannte Esoteriker wie den astrologischen Ernährungs-, Gesundheits- und Lebensberater Dietmar Cimbal und den Reinkarnationsforscher Erlandur Haraldsson an die Frankfurter Uni.

Möglich ist dieser Rückfall ins Mittelalter nur, weil es in der Politik genügend Unterstützer der Alternativmedizin gibt. "Es gibt leider auch viele Politiker, die magisch-mystisch denken", klagt der Marburger Medizinprofessor Happle. "In allen deutschen Parteien ist das verwurzelt."

Zu den glühendsten Anhängern der Alternativmedizin gehören die Grünen. Die grüne Gesundheitspolitikerin Biggi Bender etwa will "Anthroposophie, Homöopathie oder Akupunktur gleichberechtigt in der medizinischen Versorgung berücksichtigen". Ärztepräsident Hoppe habe deshalb mit seiner Stärkung der Homöopathie "völlig recht".

Homöopathiekritiker Happle hingegen sorgt sich ernsthaft um den Ruf der deutschen Universitäten: "Das Antiaufklärertum, das Hoppe fördert, trägt nicht zum Ansehen der deutschen Universitäten bei."

Seht ihr, lieber "closs" und liebe Barbara, ihr seid wenigstens nicht allein in eurem Aberglauben.
Allerdings ist die oben zitierte Gesellschaft nicht gerade etwas, worauf ich als Wissenschaftler stolz wäre.
Wie heißt es doch so treffend:"Sage mir mit wem du umgehst und ich sage dir wer du bist"
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#265 Re: Homöopathie

Beitrag von Pluto » Mi 8. Mai 2013, 13:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Woher weißt du dass übrhaupt etwas passiert?
Ganz einfaches Muster: Man stellt Medikamenten-Gaben in Relation zu gemachten Prognosen. - Wenn das Prognostizierte auffällig oft eintritt, ist das ein deutlicher Hinweis, dass da "was" ist. - WAS das exakt ist, weiss ich auch nicht - auf meine (eh nicht verstandenen :( ) Erklärungsansätze (Bifurkationspunkt, etc) verweise ich erneut.
Dei Sache ha t nur einen Haken. Du zeichntest ein zu einfaches Bild.
Wenn man die Fälle statistisch erfasst, so erkennt man, dass sich positive Fälle nicht wirklich vom "Hintegrundrauschen" abheben. Es ist unmöglich Trends aus den Ergebnissen herauszulesen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#266 Re: Homöopathie

Beitrag von Pluto » Mi 8. Mai 2013, 13:31

barbara hat geschrieben:Hast du das Beispiel nicht gelesen mit dem Patienten, der während längerer Zeit Eiter ausschied...?
Ein Beipile, Barbara...?
Eine Schwalbe macht doch noch keinen Sommer.
Solche "Ausreißer" wird es immer wieder geben. Leiner beweisen solche Dinge nichts, denn si e sidn von spontanheilungen nicht zu unterscheiden.

barbara hat geschrieben:Ich meine, closs beschreibt hier detailliert und ausführlich solche Vorgänge und dir kommt nichts anderes in den Sinn, als nach dem zu fragen, was schon längst geschrieben steht? :silent:
Detalliert und ausführlich?!? ... wirklich? — Wo denn bitteschön?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#267 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mi 8. Mai 2013, 13:35

Pluto hat geschrieben:Ein Beipile, Barbara...?
Eine Schwalbe macht doch noch keinen Sommer.

Closs hatte auch den Arzt zitiert, der seit 30 Jahren Pseudokrupp homöopathisch und erfolgreich behandelt. Das sind dann schon eine ganze Menge Schwalben, und es braucht auch schon ziemlich Nerven und Ohropax, um diese zu ignorieren.

Oder sonst, was schon beleidigend wäre, die Unterstellung, dass dieser Arzt schlicht und einfach frecht lügt.


Solche "Ausreißer" wird es immer wieder geben. Leiner beweisen solche Dinge nichts, denn si e sidn von spontanheilungen nicht zu unterscheiden.


mir scheint, Wissenschaft könnte gerade dann gute Fortschritte machen, wenn sie es nicht dabei belässt, alles afu den Durchschnitt runterzuplätten (was wichtig und richtig ist, das bestreite ich nicht), sondern bei den ausreissenden Einzelfällen nicht einfach mit Schulterzucken "Spontanheilung, keine Ahnung warum" zu sagen, sondern eben gerade dort genau hinzuschauen, ob da womöglich etwas passierte, was diesen Ausreisser auslöste.

im Thread zurückzublättern kannst du selbst, das brauche ich hoffentlich nicht für dich zu erledigen.

grüsse, barbara

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#268 Re: Homöopathie

Beitrag von Janina » Mi 8. Mai 2013, 13:38

Pluto hat geschrieben:Eine Schwalbe macht doch noch keinen Sommer.
Solche "Ausreißer" wird es immer wieder geben...
Hier ist ein Bericht über eine andere Art von Homöopathie. Auch da geht es nur um Schwalben, nicht um einen Sommer.
http://www.focus.de/gesundheit/news/deu ... 81532.html

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#269 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Mi 8. Mai 2013, 13:48

Janina hat geschrieben:Hier ist ein Bericht
Homöopathen sind genauso oft Christen wie andere Menschen auch - also selten. - Ein Homöopath würde Dir sein Handwerk nicht mit Lourdes erklären, sondern innerweltlich. ;) - Aber frag halt mal nach - da gibt es sicherlich gute Adressen, mit denen Du Dich auf Augenhöhe unterhalten kannst.

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#270 Re: Homöopathie

Beitrag von Pluto » Mi 8. Mai 2013, 14:13

barbara hat geschrieben:Closs hatte auch den Arzt zitiert, der seit 30 Jahren Pseudokrupp homöopathisch und erfolgreich behandelt.
Wo ist das Zitat?
Für mich klang closs' Aussage mehr nach Hörensagen. Auch betont erm er könne nichts beweisen.
Alles wohl doch eher fadenscheinig, deine Schwalben.

Das sind dann schon eine ganze Menge Schwalben, und es braucht auch schon ziemlich Nerven und Ohropax, um diese zu ignorieren.
gnoranz hat nichts mit mangeldere Hörfähigkeit zu tun, sondern mit der geistigen Einstellung und einer Lernblockade.

Oder sonst, was schon beleidigend wäre, die Unterstellung, dass dieser Arzt schlicht und einfach frech lügt.
Dei wenigsten Leute lügen direkt. Meist beruht das auf Autosuggestion, die Leute bilden sich so lange ws ein, bis sie daran glauben.

sondern bei den ausreissenden Einzelfällen nicht einfach mit Schulterzucken "Spontanheilung, keine Ahnung warum" zu sagen, sondern eben gerade dort genau hinzuschauen, ob da womöglich etwas passierte, was diesen Ausreisser auslöste.
Was du da forderst ist doch längst Realität.
Beschreibt nicht der von Janina verlinkte Artikel über Lourdes, genau solches Bemühen der Wissenschaft?

im Thread zurückzublättern kannst du selbst, das brauche ich hoffentlich nicht für dich zu erledigen.
Nein, natürlich nicht.
Ich habe gesucht ... leider ohne Erfolg, denn es gibt ein solches Zitat nicht.
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