Anton B. hat geschrieben:Und ob es funktioniert, ist gerade nicht ausreichend dargelegt. Ob es funktioniert, ist doch "das" Thema hier.
Ich sprach aus Sicht der Betroffenen - entweder man nimmt es ernst oder man unterstellt eine kollektive Wahrnehmungs-Störung.
Anton B. hat geschrieben:Deshalb besprechen wir hier ja auch, wie dieses "es funktioniert" erkannt wird, wie es begründet wird und was damit als Aussageanspruch abgedeckt ist.
Natürlich - aber da scheint es eine Differenz zwischen wissenschaftlichem Erkennen und persönlicher Erfahrung der Betroffenen zu geben.
Anton B. hat geschrieben:Publiziere das Modell des Kölner HP-Arztes und damit ist gleichzeitig das Problem der Gruppenbildungen entschärft.
Der Mann ist längst tot - auch die anderen mir bekannten wirklich guten HP-ler gibt es nicht mehr. - Aber richtig: Man hat damals nicht mit der "Schulmedizin" kommuniziert - nichtsdestoweniger und zu Deiner Orientierung habe ich im Netz einen Artikel gefunden:
"Dr. H.V. Müller aus Köln (1921 – 2000) entdeckte die homöopathische Bedeutung der Farbvorliebe um 1985. ... Die erste Anregung kam von einem Coniumpatienten, der in der Dunkelheit Erleichterung fand. Dieses Coniumsymptom charakterisiert die meisten Vertreter der botanischen Familie der Apiaceae. In diesem Zusammenhang erwähnte der Mann von sich aus, dass schwarz seine Lieblingsfarbe sei. Darauf überprüfte Müller andere Coniumpatienten und fand diese Farbvorliebe bestätigt. ...
Um wissenschaftlich arbeiten zu können, brauchte er einen allgemeingültigen Farbstandard, der eine genügend differenzierte und genaue Farbbestimmung ermöglichte. ... Er fand heraus, dass viele Patienten, die mit derselben Arznei geheilt wurden, genau die gleiche Farbvorliebe hatten, und zwar zu einem Genauigkeitsgrad, der oft ein und dasselbe Farbfeld aus 1266 Farbnuancen traf." (Spectrum der HP, U. Welte)
Anton B. hat geschrieben: Dann soll er uns sagen, wie er das macht. Nach welchem Modell er handelt.
Müsste eigentlich leicht ermittelbar sein - persönlich kenne/kannte ich einen viel-seitigen Fragebogen, dessen Auswertung mehrere Stunden dauerte ("Hühnerauge = Mittel a - allerdings in Verbindung mit Husten = Mittel b - wenn noch Durchfall dazukommt = Mittel c --- etc --- also eine Kaskade, die sehr hoch sein kann).
Anton B. hat geschrieben:Präziser dargestellt, wird sich nicht auf "Erfahrungswerte", sondern auf ein Modell berufen.
Klar - ich stimme Dir doch zu. - Abe es ist halt mal so, dass "die Praxis" kein aktives Interesse zeigt, wissenschaftlich zertifiziert zu werden.
Anton B. hat geschrieben: Im Vergleich zu anderen naturwissenschaftlichen Theorien -- wenn ich von Hahnemanns Modell ausgehe -- sehe ich nicht, was -- wenn dem Modell eine gewisse Adäquatheit zwischen Vorhersage und tatsächlicher Beobachtung wirklich innewohnt -- das Design von aussagefähigen Experimenten verhindern soll.
Das geht bestimmt, ist aber sicherlich sehr schwierig, weil
1) Bei High-D-HD gibt es selten einen identischen Fall - man kann also keine Gruppen mit gleiche Krankheit bilden.
2) Bei Low-D-HD gibt es ein anderes Verständnis von "Heilung" als in der Schulmedizin (habe das, glaube ich, gestern ausführlich gegenüber Sven erläutert)
3) Die HP-Ärzte haben wenig Interesse, diesbezüglich aktiv zu sein --- und HP-Kliniken gibt es meines WIssens nicht.
Anton B. hat geschrieben:Ein einigermaßen "stabiles" wissenschaftliches Modell, welches einem Falsifikationsversuch unterzogen werden kann, gibt es aber wohl wieder nicht.
Wie willst Du einen "Schmetterlings-Punkt" falsifizieren? - Es ist der richtige oder der falsche Ansatz - man versteht oder man versteht nicht. --- Entscheidend ist das Ergebnis, von dem die Betroffenen überzeugt zu sein scheinen.
Anton B. hat geschrieben:Und ich dachte, der Kölner HP-Arzt hätte das -- wenn auch vielleicht implizit -- mi seinem Modell schon gefunden.
Der Kölner Arzt hat noch was drauf gesetzt: Korrelation von Krankheit und Farbe - dito Schriftbild.
Anton B. hat geschrieben:Du meinst, diese Spannung regt in der HP-Szene nicht dazu an, den Boden vernünftiger Begründungen zu erreichen. Das aber ist mitnichten so, denn die z.B. die Carstens-Stiftung als auch andere HP-Forschergruppen versuchen das ja doch.
Ja - da gibt es seit den 80er Jahren Ansätze. - Mir ist nicht bekannt, wieviele/welche Ärzte bei den Tests involviert sind - also ob es nur ein Kratzen ist oder in die Breite geht.
Anton B. hat geschrieben:Welcher Maßstab soll es denn sein? Die "Stärke der empfundenen Wirksamkeit"?
Ganz praktisch geantwortet: 3 Jahre Hautausschlag - am Ende eine HP-Behandlung - jetzt isser weg.
Anton B. hat geschrieben:Wenn Du die Wirklichkeit in das Spiel bringst, so meinst Du ja eigentlich Deine Erfahrungen aufgrund von Wahrnehmungen.
NEIN - mit "Wirklichkeit" meine ich immer, das was der Fall ist, egal ob ich dazu Erfahrungen und Wahrnehmungen habe. - Das Wort "Wirklichkeit" dient ausschließlich dem Zweck, deren Primat über jegliche Mutmaßung darüber zu betonen.
Anton B. hat geschrieben:Denn dann wären wir einen ganzen Schritt weiter und könnten uns gezielt auf die Wahrnehmungsdivergenz zwischen closs und den Nawis hier konzentrieren: Nämlich inwieweit die Wahrnehmung von HP-Wirkungen, also Wahrnehmungen von Phänomenen und deren Begründung durch "HP", gerechtfertigt werden kann.
Wenn uns immer bewusst ist, dass dies in Bezug zur Wirklichkeit eine Sekundär-Ebene ist, ist das ja ok (wir haben ja gar keine andere Möglichkeit als uns auf Wahrnehmungsebene auszutauschen).
Anton B. hat geschrieben: Welches sind denn Deine vernünftigen Kriterien zur Unterscheidung von "Recht oder zu Unrecht"?
Wirklichkeits-konform oder nicht - weil das das einzige ist, was Patienten interessiert. Das könnte natürlich in Deinem Verständnis ein "unvernünftiger" Ansatz sein. - Wobei wir wieder bei der Frage wären, ob "Vernunft" ein ontischer oder ein anthropogener Begriff ist. - Wir sind uns vermutlich einig, dass auf methodischer Ebene nur anthropogene Vernunft möglich ist. - Aber interessiert das einen Patienten, wenn sein Hautausschlag endlich nach 3 Jahren weg ist?
Anton B. hat geschrieben:Du bist doch der Adressat in der Diskussion hier und mein persönliches Anliegen z.B. ist es nicht, Dir "HP-Flausen" auszutreiben, sondern einfach ein distanziertes und kritisches Verhältnis zur eigenen Wahrnehmung aufzubauen.
Ich meine schon, dass ich das tue, weil ich es nach wie vor für denkbar halte, dass HP-Erfolge in der Vermeidung der Einnahme von Pharmazeutika ist (keine Nebenwirkungen/Selbstheilung/etc.). - Mich stört eigentlich nur die Gleichstellung (NICHT von Dir) von "Modell widerlegt - HP widerlegt". - Und nochwas: Mir ist wirklich klar, wie HP wirken KÖNNTE, und sehe, dass nur wenige bereit sind, über stereotype pharmazeutische Denke hinaus zu verstehen.
Anton B. hat geschrieben:Eine Richtung, auf die wir gedrillt werden, ist es, bestehende Modelle in Hinsicht auf die "Naturgegenstände" zu hinterfragen, kritisch zu betrachten und im besten Falle zu fasifizieren.
Richtig - ich sage es mal andersrum: Wenn HP jemals allseitig als wirksam anerkannt werden WÜRDE, wäre dies gleichzeitig ein Schlag gegen diese "Naturgegenstände-Denken".
Anton B. hat geschrieben:Du hast aber m.E. nie das Handwerkszeug für eine vernünftige Auseinandersetzung mit den Dingen der Natur erworben. Ob ich damit Recht habe, steht natürlich wieder auf einem anderen Blatt, aber ich habe auch in einigen Posts Begründungen dafür angegeben, warum ich dieser Meinung bin.
Da bin ich gar nicht beleidigt, weil Du im Wesentlichen darin recht hast - deshalb geht es mir hier letztlich nicht um naturwissenschaftliche Fragestellungen, bei denen ich eh den Kürzeren ziehen würde, sondern um philosophische Fragen wie etwa:
1) Wie kann es sein, dass HP-Patienten reihenweise behaupten, dass es ihnen vergeblichen Versuchen in der Schulmedizin bei HP besser geht ("der Ausschlag ist weg")?
2) Kann es sein (das wäre Janinas Argument con variazione), dass eine anständige Behandlung und medizinische Aufklärung zum Körper ("Dein Körper ist stark - unterschätze Ihn nicht") plus Globuli (hier einmal als Palcebos verstanden) mehr wirkt als wirksamkeitsgeprüfte Medikamente?
3) etc.
Anton B. hat geschrieben:Die Auseinandersetzung mit "Wahrnehmungen" inkl. Beobachtungen ist ein Gebiet voller Fallstricke.
Dreimal ja. - Aber es bringt nichts, wenn PAtienten ständig sagen "Der Ausschlag ist weg" und dann zu hören bekommen, dass sie eine "Anekdote" seien. - Es ist wie mit den Worten "Zufall" und "essentiell", die man dann benutzt, wenn man etwas nicht weiß.