Naqual hat geschrieben:Der Sinn kommt wieder herein, wenn man die biblische Seele als etwas versteht, das ausgelöscht sein kann, aber dann von Gott "wiederbelebt" wird.
Aus meiner Sicht sind alle Dinge, die mit Zeit zu tun haben, ontologisch unergiebig. - In anderen Worten: Ich sehe keinen Unterschied, ob es sich um eine ununterbrochene oder eine unterbrochene Existenz handelt - solange die Identität dieselbe ist. - In diesem Sinne wären Reinkarnationen, von denen der Reinkarnierte nichts weiss, NICHT diesselbe Identität.
Naqual hat geschrieben:Wenn Gott im Sein Adam mit seinem Geist (mit sich selbst, Gott ist ja Geist) belebte, dann wird Adam so eine Art Ebenbild Gottes im Dasein.
Gibt es innerhalb des Christentums andere Versionen? - Ja - vielleicht Schöpfung als ex-nihilo-Veranstaltung: Gott kreiert den Menschen, so wie wir Schneemänner bauen. - Aber das scheint mir unwahrscheinlich zu sein: Das Vater-Kind-Verhältnis kann aus meiner Sicht nur über eine-De-Deo-Schöpfung erklärt werden.
Naqual hat geschrieben:Gott ist quasi das große Meer(wasser), uns schüttelst Du die Stürme der Zeit und räumlichen Begrenztheiten: wir sind "Wellen", aber gemacht aus Gott.
Sehr tief gedacht. - Übrigens auch hier: Das Zeitliche des Daseins versaut die eigentliche Existenz.
Naqual hat geschrieben:Das "Dasein". Also man kann nicht existieren aber im Sein sein. Oder anderesherum: man existiert eben als zeitlich-räumlich begrenztes Wesen.
Verstanden - macht auch Sinn, ist aber reine Definitionssache. - Wenn man das Zeitliche des Daseins als "Existenz" definiert, bräuchte man halt ein Pendant für das Überzeitliche des Seins. - Vielleicht sollte man zwischen Seins-Existenz und Daseins-Existenz unterscheiden.
Naqual hat geschrieben:Also z.B. wieviel bleibt von mir übrig, wenn mein Körper und Geist nicht mehr da ist (als der sterbliche Anteil) und nur noch die "reine Seele"?
Da verstehe ich die Katholiken gut, die vom "Geistleib" sprechen: ohne Fleisch, auch ohne Geschlecht (also ohne dialektik-fähige Eigenschaften), aber als unveränderliches Ich-Bewusstsein.
Naqual hat geschrieben:Genau genommen sind wir hier eh schon in einem Exkurs, der mit der Threadfrage "Was ist das Bewusstsein?" gar nicht mehr viel zu tun hat
Vielleicht doch. - Denn die Ich-Identität in verschiedenen "Aggregats-Zuständen" (Sein/Dasein) hat schon etwas mit Bewusstsein zu tun. - Aber dafür ist meines Erachtens der Geist und NICHT die daseins-gebundene (??) Seele zuständig.
Insofern würde ich Bewusstsein in etwa gleichsetzen mit Transzendenz-Fähigkeit.
Aber auch hier schwimmen wir wieder in undefinierten Gewässern. Ein Agnostiker meint mit "Bewusstsein" etwas anderes als eine spiritueller Mensch. - Ergo: Wir müssten erst einmal obligatorische und fakultative Attribute für das sammeln, was wir "Bewusstsein" nennen möchten. - Ich gehe mal voran:
"Bewusstsein" ist die (unintellektuelle oder intellektuelle/bewusste oder unbewusste) Selbstwahrnehmung, dass man nur "Gast auf Erden" ist.