Was ist Bewusstsein?

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Demian
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#181 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 18. Mai 2014, 20:28

Andreas hat geschrieben:So weit will ich noch gar nicht gehen. Das Unterbewusstsein wirkt auch schon auf der persönlichen Ebene des einzelnen Menschen.

Es ist aber wichtig weiter zu gehen, wenn wir Bewusstsein wirklich erforschen wollen. Woher kommt das Bedürfnis zu sagen: „so weit gehe ich und weiter nicht“? Wir lebten als Spezies lange Zeit in einem „vorpersonalen“ Bewusstsein. Mit dem „Essen der verbotenen Frucht“ vom Baum der Erkenntnis ist das Eintreten in das Ichbewusstsein gemeint. Dieser geistige Sprung führte zur Fähigkeit des Unterscheidungsvermögens, der auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Nun können wir nur noch versuchen das Unterscheidungsvermögen zu verfeinern, zu veredeln und in seiner Weite und Offenheit möglichst sinnvoll zu gebrauchen ohne uns darin zu verfangen. Unterscheidungsvermögen ist ja Weisheit.

Seitdem wir „Ich“ und „Du“ sagen, gibt es nicht nur großartige Kunstwerke, immer tiefere und umfassendere wissenschaftliche Erkenntnisse und die wunderbare Erfahrung einer liebevollen Begegnung von „Ich“ und „Du“, sondern die Menschen schlagen sich auch gegenseitig tot, wie es biblisch im Bild von Kain und Abel verstanden wird. Das ist ganz wichtig zu verstehen: das tun sie nicht mal absichtlich, sondern das ergibt sich aus der Ich-Eingrenzung und dem damit verbundenen leidvollen egozentrischen Handeln – und die Lösung ist nicht ein Verbleiben in dieser Ich-Eingrenzung oder eine Rückkehr in das vorpersonale Bewusstsein, sondern eine Erweiterung des Bewusstseins. Kurz gesagt: Liebe.

Andreas hat geschrieben:Das Unterbewusste könnte der Ansatzpunkt für den "Satan" sein - aber eben so gut für den heiligen Geist oder Gott. Der viel zitierte "freie Wille" ist nachweislich oft vom Unterbewusstsein gesteuert (Hypnose, Suggestionen - dafür werden in der Werbung Milliarden investiert). Die Sache mit den Gleichnissen von Jesus machen Sinn, wenn sie sich ans Unterbewusstsein richten, das könnte man auch von der gesamten Bibel annehmen. Wie hängen Liebe und Unterbewusstsein zusammen. Auch ein Spannendes Thema.

Ja, das ist so. Wenn ich meine spirituellen Erfahrungen psychologisch und bezogen auf das Unterbewusste hin deuten würde, dann würde ich sagen: Liebe ist die vollkommene Verschmelzung der eigenen Persönlichkeit mit dem „Ganzen“. Psychologisch gesehen ist das Ganze einfach das „kollektive Unbewusste“, denn die Psychologie kann nicht einfach mit Gott argumentieren. Darum sprach Jung von einem Archetypus Gottes in der menschlichen Seele. Deswegen hat man ihm von religiöser Seite gerne „Psychologismus“ vorgeworfen, obwohl er als Psychiater lediglich versucht hat spirituelle Erfahrungen in ihrer empirisch fassbaren – und das ist auf Erfahrungsebene nun mal die Psychologie - Wirkungsweise zu beschreiben. Die Psychologie kann nur sagen: eine mystische Erfahrung ist eine sehr tiefe und umfassende Erfahrung in der Psyche. Eine Erfahrung von Ganzheit, Einssein und Harmonie. Das ist mit Satori, Moksha, Erleuchtung oder Gnade gemeint.

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Andreas
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#182 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » So 18. Mai 2014, 22:17

Demian hat geschrieben:Es ist aber wichtig weiter zu gehen, wenn wir Bewusstsein wirklich erforschen wollen. Woher kommt das Bedürfnis zu sagen: „so weit gehe ich und weiter nicht“? Wir lebten als Spezies lange Zeit in einem „vorpersonalen“ Bewusstsein. Mit dem „Essen der verbotenen Frucht“ vom Baum der Erkenntnis ist das Eintreten in das Ichbewusstsein gemeint. Dieser geistige Sprung führte zur Fähigkeit des Unterscheidungsvermögens, der auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Nun können wir nur noch versuchen das Unterscheidungsvermögen zu verfeinern, zu veredeln und in seiner Weite und Offenheit möglichst sinnvoll zu gebrauchen ohne uns darin zu verfangen. Unterscheidungsvermögen ist ja Weisheit.
Vorerst "nicht weiter zu gehen" finde ich sinnvoll um erst einmal eine halbwegs gemeinsame Terminologie zu finden. Das ist auch immer das Problem von religiösen Menschen von ihrem Erkenntnisstand aus zu argumentieren - vom Ziel her. Das nutzt aber einem "Anfänger" gar nichts, weil er eben den ersten Schritt machen muss und nicht den siebten und schon gar nicht den letzten. Ich würde die Sache eben mit dem Einfachen beginnen und nicht mit dem Ende, damit es für alle nachvollziehbar bleibt. Du kennst mich ja schon soweit, dass du weißt, dass ich mit dir im Großen und Ganzen übereinstimme. Ich sehe aber auch, dass die Christen mit dir und mir ein Problem haben, wenn wir in "fernöstlichen" Begriffen reden. Die armen Naturalisten hören und verstehen nur noch "Esoterik".

Selbst unter Christen ist die Verständigung schwierig, weil keiner sagen kann, was Geist, was Glaube, was Wille, was Erkenntnis ist. Was heißt das auf "allgemeinverständlich", wenn der Verstand ins Herz fällt oder wenn mir der Heilige Geist die Bibel aufschließt? In dem Thread "Vernunft in Glaubensdingen" ist auch dieses sprachliche Problem das Problem. Wenn manche meinen, den Verstand zu Gunsten des Glaubens ignorieren zu müssen. Was steckt dahinter? Was unterscheidet einen schwachen Glauben von einem starken Glauben? Was ist Glaube, was Verbohrtheit die jedem Argument widersteht - koste es was wolle?

Deswegen: Langsam. Schritt für Schritt. Das ist ein großes Thema.

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#183 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Pluto » Mo 19. Mai 2014, 00:45

Thema abgetrennt: Sprachforschung
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#184 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » Mo 19. Mai 2014, 03:46

Das meine ich mit Bewusstsein ... ich rufe Osho in den Zeugenstand ;)

Osho über das göttliche Nichts

"Nur das Nichts, das Nicht-Dinghafte kann unendlich sein, etwas Dinghaftes ist zwangsläufig endlich. Nur aus dem Nichts, dem Nicht-Dinghaften ist eine unendliche Ausdehnung des Lebens, der Existenz möglich – nicht aus dem Dinghaften. Gott ist nicht jemand: Er ist niemand, oder korrekter, er ist nicht-körperlich. Gott ist nicht Etwas: Er ist Nichts, oder noch korrekter, er ist nichts Dinghaftes. Er ist eine kreative Leere.

Denke nicht für einen einzigen Moment, dass Nichts ein negativer Zustand ist, eine Abwesenheit von Etwas, nein. Nichts ist einfach etwas Nicht-Dinghaftes. Dinge verschwinden, nur die letztendliche Substanz bleibt. Formen verschwinden, nur das Formlose bleibt. Definitionen verschwinden, das Undefinierte bleibt.

Das Erwachen eines Buddhas ist allumfassend. In diesem allumfassenden Erwachen gibt es ein leuchtendes Bewusstsein, das von einem positiven Nichts umgeben ist. Es ist nicht leer, es ist übervoll. Dinge sind verschwunden … und was zurückgeblieben ist, ist unbeschreiblich. Wir versuchen es als Glückseligkeit, als Ekstase, als göttliche Freude zu beschreiben, aber das sind nur weitentfernte Echos des Eigentlichen."


Quelle

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Andreas
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#185 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » Di 20. Mai 2014, 19:36

Was kann der bundesdeutsche Schnäppchenjäger damit anfangen?
Der eine präsentiert sich als "wiedergeborener Christ", der andere als "erwachter Buddha" und bei 2Lena geht ohne Hebräisch gar nichts.

So Schnäppchenjäger, welcher Gott soll jetzt dein Herzblatt sein?
Kandidat 1, der alle Menschen bis auf sieben in der Sintflut ertränkte, Kandidat 2, der eine kreative Leere ist oder Kandidat 3, den du erst verstehst, wenn du Hebräisch gelernt hast?

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#186 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Rembremerding » Di 20. Mai 2014, 19:51

Andreas hat geschrieben:Was kann der bundesdeutsche Schnäppchenjäger damit anfangen?
Der eine präsentiert sich als "wiedergeborener Christ", der andere als "erwachter Buddha" und bei 2Lena geht ohne Hebräisch gar nichts.

So Schnäppchenjäger, welcher Gott soll jetzt dein Herzblatt sein?
Kandidat 1, der alle Menschen bis auf sieben in der Sintflut ertränkte, Kandidat 2, der eine kreative Leere ist oder Kandidat 3, den du erst verstehst, wenn du Hebräisch gelernt hast?

:lol:
... und zum besser kennen lernen gibt es einen exklusiven Hubschrauberflug für Wiedergeborene einfach so ins Blaue mit hebräischer sprechender Reiseleitung.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

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#187 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Mai 2014, 06:06

Pluto hat geschrieben:
Wichtig erscheint mir, dass Unser Verhalten nicht vorprogrammiert ist wie das der Sphex; es wird durch die Erfahrungen, die wir machen, verändert, und zwar meistens zu unserem Vorteil. Deshalb ist verstandesmässiges Handeln einem rein intuitiven Vorgehen i.d.R. überlegen.

Auch Fruchtfliegen "denken", bevor sie handeln...

Fruchtfliegen "denken" offenbar, bevor sie handeln. Je schwieriger eine Entscheidung ist, desto länger lassen sie sich dafür Zeit, wie der an der Universität Oxford tätige österreichische Neurowissenschafter Gero Miesenböck herausgefunden hat.
Im Fachjournal "Science" berichtet er von einer "überraschenden geistigen Leistungsfähigkeit" der Insekten.

Für das Experiment trainierten Forscher um Miesenböck Fruchtfliegen, einen Duftstoff mit hoher Konzentration der Substanz "4- Methylcyclohexanol" (MCH) zu meiden. "Für uns riecht MCH ein wenig nach verschwitzten Socken. Wie die Fliegen den Geruch wahrnehmen, wissen wir natürlich nicht", sagte Miesenböck.

Die Fliegen kamen dann in eine kleine Kammer, an deren beiden Enden unterschiedlich hohe Konzentrationen von MCH eingeleitet wurden. War der Unterschied zwischen den beiden Seiten stark, also leicht unterscheidbar, entschieden sich die Insekten rasch und bewegten sich ohne Zögern zu der Seite, die weniger "stank".
"Überraschende geistige Leistungsfähigkeit"

War der Unterschied an den beiden Seiten dagegen gering und dadurch schwierig zu unterscheiden, brauchten die Fruchtfliegen viel länger für ihre Entscheidung. Offensichtlich wollten sie mehr Informationen sammeln, bevor sie ihre Wahl trafen. Dabei irrten sie sich auch öfters und wanderten zur Seite mit mehr MCH.

"Diese Freiheit des Handelns, die zum Sammeln weiterer Informationen genützt wird - im Gegensatz zu automatischen Impulsen -, galt bisher als Zeichen höherer Intelligenz, wie sie auch Menschen und Primaten zeigen", sagte Miesenböck, der 2007 als erster Nicht- Brite auf den renommierten Waynflete- Lehrstuhl für Physiologie der Universität Oxford berufen wurde. Die Experimente würden dagegen eine "überraschende und bisher unbekannte geistige Leistungsfähigkeit" der Fliegen zeigen.

.....

http://www.krone.at/Wissen/Auch_Fruchtf ... ory-405283

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#188 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Pluto » Fr 23. Mai 2014, 10:55

Natürlich sind auch Fruchtfliegen, Ameisen und dgl. lernfähig. Oft sogar lernfähiger als manche Menschen... :devil:

Aber ob man das dann als "Denken" bezeichnen sollte, bloss weil sie gelernt haben einen bestimmten Stoff zu meiden?
Ich würde das eher als Konditionierung der Reflexe umschreiben. Dieses Phänomen hat mit unserem Verständnis von Bewusstsein nichts zu tun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#189 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von kamille » Fr 23. Mai 2014, 11:34

Andreas hat geschrieben:Was kann der bundesdeutsche Schnäppchenjäger damit anfangen?
Der eine präsentiert sich als "wiedergeborener Christ", der andere als "erwachter Buddha" und bei 2Lena geht ohne Hebräisch gar nichts.

So Schnäppchenjäger, welcher Gott soll jetzt dein Herzblatt sein?
Kandidat 1, der alle Menschen bis auf sieben in der Sintflut ertränkte, Kandidat 2, der eine kreative Leere ist oder Kandidat 3, den du erst verstehst, wenn du Hebräisch gelernt hast?
Hi Andreas, was erwartest du ?
Es gibt keinen Menschen, der Gott in ein Wortpaket stecken kann , das weiß man doch. Aber trotzdem ist es uns ein Bedürfnis, über IHN zu sprechen.
Glaubst du denn, es gelingt dir oder mir, Gott so darzustellen, wie du/ich IHN innerlich wahrnehmen ?
Es gibt Empfindungen die nicht ausdrückbar sind, der Kopf findet nichts, egal womit er das abgleicht und in Worte fassen will.

Es ist unser Geist, der eine andere Sprache spricht, ohne schwere Worte, die der Materie entlehnt sind. Der Geist vermittelt Geistiges in Bildern, Empfindungen, er hat die Fähigkeit, Antworten auf viele Fragen so kompriemiert darzustellen, also der Seele oder unserem Bewußtsein nahezubringen, dass man nur staunen kann, und, nebenbei erfährt, was Licht und Erleuchtung ist.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Andreas
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#190 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » Fr 23. Mai 2014, 16:44

Pluto hat geschrieben:Natürlich sind auch Fruchtfliegen, Ameisen und dgl. lernfähig. ...
Aber ob man das dann als "Denken" bezeichnen sollte, bloss weil sie gelernt haben einen bestimmten Stoff zu meiden?
Als "Denken" würde ich das auch nicht bezeichnen wollen.
Pluto hat geschrieben:Ich würde das eher als Konditionierung der Reflexe umschreiben. Dieses Phänomen hat mit unserem Verständnis von Bewusstsein nichts zu tun.
Dieses Phänomen hat mit unserem Bewusstsein eine ganze Menge zu tun, denn Konditionierung gibt es beim Menschen natürlich ebenso - nur ist es einem selbst nicht bewusst, wenn man konditioniert wird. Sehr wohl aber dem Menschen, der einen anderen Menschen konditioniert!

Die Werbung praktiziert das überaus erfolgreich, indem sie das Produkt mit angenehmen Emotionen WIEDERHOLT in Verbindung bringt. Die Werbespots werden nicht deswegen so oft wiederholt, damit der Einzelne ihn wenigstens einmal sieht - sondern damit der Einzelne ihn möglichst oft sieht. Wiederholt wird die Botschaft zudem in den Printmedien und im Radio. In der Werbebranche nennt man möglichst häufige Wiederholungen der Werbebotschaft "Impact", was soviel bedeutet wie "Einschlag", "starke Wirkung" und "Einfluss".

Und wieder haben wir dieses Sprachproblem: Was ist Bewusstsein?

A) Das, was den Menschen vom Tier unterscheidet.

B) Das, was einem über sich und die Welt bewusst ist - im Gegensatz zu den unbewussten Aspekten der eigenen Persönlichkeit.

C) Die Gesamtheit geistiger Phänomene des Menschen - also auch das, was eine individuelle Persönlichkeit ausmacht: bewusstes Denken, Verstehen, angelerntes Wissen, Emotionen, die unbewussten geistigen Aspekte, Konditionierungen, Prägungen, Instinkte, genetische Ausstattung und vieles, vieles mehr.

D) Das geistige Prinzip, welches Ursache von Allem inklusive der Materie ist. "Das, was die Welt im Innersten zusammenhält."

Wenn wir A), B), C) und D) begrifflich nicht auseinanderhalten, kommen wir in dieser Diskussion auf keinen grünen Zweig und reden fortwährend aneinander vorbei.
Zuletzt geändert von Andreas am Fr 23. Mai 2014, 18:28, insgesamt 3-mal geändert.

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