Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Im Zitat direkt darunter spricht Descartes von beweisen.
Descartes hat möglicherweise irrigerweise gemeint, man könne Glaubenssachen beweisen - was allenfalls systemisch, nicht aber ontisch geht. - Aber das ändert doch nichts daran, dass der Satz "God ist not a deceiver" eine Glaubensaussage ist, die er unterlegt, um damit einen festen Stand in Bezug auf die Res extensae zu haben - oder nicht?
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Es macht einen Unterschied ob man A Modest Proposal von Jonathan Swift für ernst gemeint oder für Satire hält. Und ersteres ist sehr viel weiter von dem Sinn, den Swift hineinlegen wollte, entfernt. Eine andere Skala gibt es nicht in der klassischen Hermeneutik.
Das istr recht beliebig formuliert - ich kenne und verstehe "Hermeneutik" als philosophische Größe im Kontext "Subjekt - Objekt".
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Dein Alternativprogramm ist anachronistisch und hart gegen den Strich interpretieren
Da ist was dran - ich bin in der Tat mehr von Klassik und Romatik als von Materialismus und Existenzialismus geprägt. - Die Frage, welcher Ansatz geistig anspruchsvoller ist, ist damit nicht entschieden. - Denn "Fortschreiten" heißt erstmal nur, dass etwas chronologisch immer weiter geht - ohne qualitative Wertung.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Bitte nicht wieder die Ontisch-Klatsche!
Darum kommt man NIE rum, wenn man nicht nur systemisch, sondern auch "wirklich" interessiert ist.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Mit dieser bizarren Logik könnte ein Widerpruchsbeweis nie funktionieren.
Warum nicht? - Es geht doch nicht ums "funktionieren" (Ryle funktioniert im Sinne seiner - was soll ich jetzt statt "hermeneutik" sagen?) - die Frage ist, wie weit dieses Funktionieren reicht? Was sagt es über das aus, was WIRKLICH ist (um das Wort "ontisch" zu vermeiden

).
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Descartes’ Unterteilung in res extensa und res cogitans ist eindeutig inkompatibel mit der Existenz von ausdehnungslosen Elementarteilchen. Du kannst dich also entscheiden ob du lieber weiterhin Descartes anhängen willst oder der modernen Physik den Vorzug gibst. Da helfen dir auch deine konfusen Modell-Ausführungen nicht weiter.
Sorry - da bist Du arm im Geiste. - Natürlich hast Du formal recht - aber substantiell eben NICHT. - Du beurteilst Descartes genauso nach heutigem Maßstab, wie Theologen das AT aus Sicht des NT verstehen - also nicht, wie es damals der Fall war. - Wo wir schon wieder beim Begriff "hermeneutik" wären, den Du nicht hören willst. - Ich umschreibe deshalb: Du kontaminierst Descartes mit DEINER Formatierung des 21. Jh.
Zur Sache: Geradeheraus und ohne formale Rücksichten hat Descartes gemeint, dass die Essenz des Menschen (Res cogitans) rein geistiger, metaphysisch generierter Art ist, die auch ohne Irdischkeit existent ist. - Dass diese Res cogitans dann im Irdischen ihre Interfaces in der Materie hat (egal, ob man dazu Zirbeldrüse oder Neuronen sagt), war dem Descartes natürlich klar - aber das Wesen/die Essenz des Cogito kam nicht davon.
Nachdem ausdehnungslose Elementarteilchen nichtsdestoweniger Teil der physikalischen Welt sind, gehören diese somit zu den Res extensae. Hätte Descartes diese ausdehnungslosen Elementarteilchen damals schon gekannt, hätte er halt statt "extensa" vielleicht "corporis" genannt - aber das ist doch eine Lappalie.
Es gibt also keinen Widerspruch "entweder Descartes oder moderne Physik". - Die Alternative lautet "entweder in Transfers denken können oder nicht". - Du provozierst wirklich Heideggers Satz "Wissenschaft denkt nicht" - so kann man Descartes nicht gerecht werden.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Den Hund, den er bei lebendigem Leib sezierte, hielt er nur für eine jaulende Maschine. Bewusstsein verstand er als phänomenales Bewusstsein – einen Bestandteil der Seele.
1) Da hat er einen Fehler gemacht.
2) Diesen Fehler macht man nicht dadurch gut, dass man Tier- und Menschen-Bewusstsein kategorial gleichschaltet.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Außerdem kann man nicht erkennen, wie das phänomenale Bewusstsein über eine räumliche Ausdehnung verfügen soll – allein deshalb gehört es zu res cogitans.
Da sind wir uns schon einig - Du kamst aber mit "mental" und meine Entgegnung war "mental im neurologischen Sinne" ist Res extensa. - Bewusstsein im christlichen Sinne ist Res cogitans. - Aber nicht, weil ich etwas in zwei Teile teilen würde, sondern weil es sich um unterschiedliche Dinge handelt.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Bis jetzt kam noch kein irgendwie ernsthafter Versuch zu erklären, warum das spezifisch cartesische Programm nicht widerlegt ist.
Mir geht es nicht um das "Programm" von Descartes, sondern die spirituell relevanten Seiten davon - siehe cogitans und extensa - bzw. Glaube als Voraussetzung für Wissen. - Über Ryle haben wir gesprochen - mir ist keine Widerlegung, die in spirituellen Descartes' Denken angemessen wäre, bekannt.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Weil der Idealismus die gesamte Realität als fundamental geistig ansieht. Ist das denn wirklich so schwer?
Auf jeden Fall ist es nicht einfach, herauszufinden, was der eine oder andere darunter versteht. - Zur Sache: Natürlich gehen bspw. Religionen (übrigens auch Kant und Hegel) von einem Ding an sich oder irgendeinen anderen Überbau aus, aus dem sich das begründet, was wir als "Realität" bezeichnen. - Anderslautende Auffassungen gibt es eigentlich erst ab dem 19. Jh. - mit dem Ergebnis, dass man diesen Überbau nicht Gott oder Ding an sich nennt, sondern Quantenvakuum. - Wo siehst Du hier ein Problem? - Warum sollte hier etwas inkompatibel sein?
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Niemand weiß, was in deiner Philosophie unter ‘echt’ und ‘Vorstellung’ zu verstehen ist und du hast auch keine Lust es zu definieren.
Mehrfach passiert - Du setzt Dich dem Verdacht aus, andere beschäftigen zu wollen.
Mit "echt" ist verkürzend gemeint, dass Natur unabhängig davon ist, ob sie von uns beobachtet wird oder nicht. - Mit "Vorstellung" ist gemeint, dass Natur Produkt Deines Geistes ist.
So ziemlich alle incl. Descartes kommen zum Ergebnis "echt" - Descartes weist aber nach, dass der Mensch das eine nicht vom anderen unterscheiden kann (dazu braucht man keinen Descartes, weil man innerhalb von 5 Minuten Nachdenken selber draufkommen kann).
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Du verstehst außerdem nicht, was eine petitio principii ist. Aus Prämissen einen Schluss zu folgern ist keine petitio principii. Außer der Schluss ist in den Prämissen bereits enthalten und das war genau bei dir der Fall.
Genau das ist bei genauerem Nachdenken oft nicht zu unterscheiden.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Jun 2019, 11:51
Du kannst nicht beantworten, wo die Grenze zwischen res extensa und res cogitans verläuft.
1) Prinzipiell gibt es überhaupt keine Grenze, weil zwei unterschiedliche Kategorien keine Grenzen zueinander haben ("Wo ist die Grenze zwischen Kuh und Sonntag?")
2) Deine Frage ist allerdings relevant, NACHDEM man anerkannt hat, dass Res extensae "echt" sind - denn dann sind auch das Gehirn und die Neuronen echt.
Hier stellt sich also die Frage nach dem Verhältnis zwischen Geist und Gehirn. - Die Naturwissenschaft macht es sich in ihrer Bauart (Du siehst: Ich vermeide das Wort "Herrmeneutik"

) einfach - sie sagt einfach: "Geist ist Produkt von Materie/Gehirn/Neuronen". - Die Theologie sagt bauartbedingt: "Geist wird durch Materie im Irdischen vermittelt". - Das Problem: Naturwissenschaftlich beobachtet man in beiden Fällen dasselbe.