Was ist Bewusstsein?

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Andreas
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#171 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » So 18. Mai 2014, 15:38

Ein angeborenes Verhalten (Instinkt) ist was anderes als angelerntes Verhalten (Intuition). Die Entstehung des Resultates bei einer Intuition mag einem selbst nicht so bewusst sein, weil es aus dem Unterbewusstsein kommt. Das Unterbewusste besteht aus angelernten Strukturen im Gehirn. Intuitive "Eingebungen" sind weniger das Abfragen von vorhandenem Wissen und auch nicht das rationale Kombinieren im bewussten Denken sondern eher das spontane Kommenlassen von Lösungen für Probleme mit denen man sich vorher schon viel auseinander gesetzt hat - das können auch gemachte Erfahrungen sein.
Die Wespe kann ihr Verhalten nicht ändern, weil es genetisch fest einprogrammiert ist.

Pluto
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#172 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Pluto » So 18. Mai 2014, 15:52

Andreas hat geschrieben:Das Unterbewusste besteht aus angelernten Strukturen im Gehirn.
und v.a.m.

Intuitive "Eingebungen" sind weniger das Abfragen von vorhandenem Wissen und auch nicht das rationale Kombinieren im bewussten Denken sondern eher das spontane Kommenlassen von Lösungen für Probleme mit denen man sich vorher schon viel auseinander gesetzt hat - das können auch gemachte Erfahrungen sein.
Du widersprichst dir hier selbst lieber Andreas.
Erfahrungen basieren auf Erinnerungen (ein vernünftiges Kind fasst i.d.R. nur einmal auf eine heisse Herdplatte). Handeln auf Grund von Erfahrungen, bedeutet gerade das abrufen von früher gelerntem Wissen, oder etwa nicht?

Die Wespe kann ihr Verhalten nicht ändern, weil es genetisch fest einprogrammiert ist.
Da gebe ich dir vollkommen recht. :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#173 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Samantha » So 18. Mai 2014, 16:06

kamille hat geschrieben:Es gibt noch eine andere "Einrichtung" im Menschen, die viel genauer ist und zwar die Intuition. Sie läßt dich sogar in Gefahrenmomenten schon handeln, bevor dein Verstand registriert, was da eigentlich los ist.
Diese Intelligenz steht höher als der Verstand, denn sein Eingreifen beweist es.
Der Verstand hat Daten ad acta gelegt, sie sind aber abrufbar. Um handlungsfähig sein, müssen wir so denken, dass nur das Wichtige und Aktuelle im Vordergrund steht. Wir wären überfordert, alles immer wieder nochmal durchdenken zu müssen und fügen daher wie beim Puzzle unbewusst alles zusammen. Diese Intuition oder Gefühle bewirken nichts anderes als das, was wir schon mal gedacht haben. Daher ist der Verstand auch bei den Gefühlen beteiligt.

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Demian
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#174 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 18. Mai 2014, 17:49

Salome23 hat geschrieben:Und all das, was du hier im Forum so niederschreibst (ausser dem, was von deinen Gurus/Lehrer so stammt) -sind keine Gedankenspiele des "Verstandes"? Ohne Verstand/Bewusstsein würdest du nicht mal verstehn...

Das Bewusstsein ist die verstehende Instanz. Das Aufnehmende, Wahrnehmende und Sehende. Der Verstand ist dabei lediglich ein Werkzeug des Bewusstseins. Das Verstandesbewusstsein ist weder einseitig gut noch schlecht. Offenbar werde ich hier etwas missverstanden: es geht nicht darum eine Bewusstseinsart gegen eine andere auszuspielen, sondern es geht darum selbstbewusst zu erkennen, welche Bewusstseinsart gerade in Dir aktiv ist,welche Möglichkeiten sie Dir eröffnet und welche Begrenzungen damit verbunden sind. Du kannst jeder Zeit die Bewusstseinsebene wechseln und bist keineswegs abhängig von deinen Gedanken oder Gefühlen. Der Verstand kann es Dir niemals geben, dass Du fühlend in Dir selbst gegründet bist. In wirklichem Frieden und Glück. Das braucht viel mehr die Stillwerdung des Verstandes, denn wenn Du dich mit deinem ruhelosen Gedankenfluss identifizierst, dann springt die unruhige Natur der Gedanken auf Dich über. Der Verstand sollte nicht Dich regieren, sondern Du den Verstand sinnvoll gebrauchen, wenn er gebraucht wird.

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Andreas
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#175 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » So 18. Mai 2014, 18:19

Demian, es wäre schön, wenn wir den Begriff "Bewusstsein" irgendwie einkreisen könnten. Das wäre eine schöne Möglichkeit für Wissenschaft und Religion mal Hand in Hand zu arbeiten. Das Problem dabei scheint mir der Begriff "Unterbewusstsein" zu sein. Das scheint für beide Seiten ein unangenehmes Reizwort zu sein.

Die Wissenschaftler, versuchen ja eben die Unwägbarkeiten einzelner menschlicher Erkenntnis durch ihre wissenschaftliche Methode herauszuhalten. Da ist das menschliche Unterbewusstsein gewissermaßen der Erzfeind - (der Wunsch ist) der Vater des Gedankens. Andererseits könnte sich bei der Erforschung des Gehirns herausstellen, dass unser Unterbewusstsein das Menschsein viel mehr ausmacht als unser rationales, bewusstes Denken, dass es unser Leben viel mehr bestimmen sollte, weil es vielleicht viel "intelligenter" und zielführender sein könnte bei der Frage: Was sollen wir tun?

Für die Religionen ist das "Unterbewusstsein" auch gefährlich. Die Reise geht in den meisten Religionen auch nach innen. Wenn ich nun meine bewussten Gedanken zur Ruhe bringe, durch Kontemplation oder Meditation, könnte es ja sein, dass ich dann mein eigenes Unterbewusstsein entdecke und gar nicht Gott.

Ich sehe förmlich, wie Pluto sich zähnefletschend auf diesen letzten Satz stürzen wird. :devil:

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Demian
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#176 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 18. Mai 2014, 18:58

Andreas hat geschrieben:Demian, es wäre schön, wenn wir den Begriff "Bewusstsein" irgendwie einkreisen könnten. Das wäre eine schöne Möglichkeit für Wissenschaft und Religion mal Hand in Hand zu arbeiten. Das Problem dabei scheint mir der Begriff "Unterbewusstsein" zu sein. Das scheint für beide Seiten ein unangenehmes Reizwort zu sein.

Was Bewusstsein ist, ist für mich die größte und wichtigste Frage ;) Das ist sozusagen der Stein der Weisen. Die spirituellen Weisheitswege sagen: alles ist GEIST/Bewusstsein. Wir können Bewusstsein nicht einkreisen, weil wir nicht sagen können, wo es anfängt und wo es endet. Es ist das, was grenzenlos alles ist. Die Totalität des Seins. Die Allgegenwart von allem. Wenn wir es, als das Grenzenlose Sein erkennen, dann verstehen wir, dass unser persönliches Leben nur ein Wimpernschlag in einem zeitlosen Universum ist, wie es in der unio mystica erfahren wird.

Das Problem für den Wissenschaftler ist hierbei: er will Bewusstsein objektivieren, einschränken und definieren. Was er aber erforscht, wenn er das Gehirn erforscht, ist nicht das Bewusstsein, sondern sind Bewusstseinsinhalte. Was Bewusstsein ist und wie weit es reicht und wie Bewusstsein und Existenz zusammenhängen und ob es vergänglich oder unvergänglich ist, wird dadurch nicht beantwortet. Das sind metaphysische Fragen.

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Andreas
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#177 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » So 18. Mai 2014, 19:12

Da haben wir jetzt aber wieder dieses Sprachproblem, das dir zu recht vorgeworfen wurde. Für dich und in den Religionen allgemein ist "Bewusstsein" das Ganze. In unserer Zeit gibt es aber beide Begriffe das "Bewusstsein" und das "Unterbewusstsein" und beide sind nicht aus der Luft gegriffen. Von Unterbewusstsein hast du keine Silbe erwähnt. Irgendwie müssen wir aber sprachlich auf einen Nenner kommen, wenn wir hier mit allen Fraktionen vernünftig diskutieren wollen. Das Problem dabei ist von der religiösen Seite, dass als die Schriften geschrieben wurden, die Menschen keine Ahnung hatten vom Unterbewusstsein. Man kann wohl auch nicht einfach "einen" vorhandenen Begriff durch "Unterbewusstsein" ersetzen. Da sehe ich sprachlich die Schwierigkeit.

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#178 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » So 18. Mai 2014, 19:31

Demian hat geschrieben:Das Problem für den Wissenschaftler ist hierbei: er will Bewusstsein objektivieren, einschränken und definieren. Was er aber erforscht, wenn er das Gehirn erforscht, ist nicht das Bewusstsein, sondern sind Bewusstseinsinhalte.
Das kleine Experiment, das ich oben aufgezeigt habe widerspricht deiner These.

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#179 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Demian » So 18. Mai 2014, 19:39

Andreas hat geschrieben:Da haben wir jetzt aber wieder dieses Sprachproblem, das dir zu recht vorgeworfen wurde. Für dich und in den Religionen allgemein ist "Bewusstsein" das Ganze.

Selbstverständlich ist das ein sprachliches Problem, aber das ändert sich auch nicht, wenn Du Bewusstsein künstlich eingrenzt. Das gleicht dem Versuch Meereswasser in ein Schwimmbad laufen zu lassen und dann zu sagen: „Das ist der Ozean“. Aber natürlich ist das nicht der Ozean. Denn sobald Du hinaus auf den Strand gehst und die unermessliche Weite des Meeres erblickst, die Du nicht überschauen kannst, dann hast Du eine Ahnung davon, was „Ozean“ wirklich bedeutet.

In unserer Zeit gibt es aber beide Begriffe das "Bewusstsein" und das "Unterbewusstsein" und beide sind nicht aus der Luft gegriffen

Diese Unterscheidung ist richtig, denn es wird klar unterschieden zwischen dem „persönlichen“ Bewusstsein und dem Bewusstsein, dass die persönliche Ebene übersteigt. Carl Gustav Jung sprach vom persönlichen und kollektiven Unbewussten. Da kann man selbstverständlich verschiedenen Ebenen unterscheiden. Aber auch das sind Konzepte – hilfreiche und wichtige – aber dadurch können wir Bewusstsein immer noch nicht objektivieren. Es entzieht sich der objektiven Erkenntnis, weil es nun mal kein Objekt ist und Worte und Begriffe sind nur Worte und Begriffe und nicht die Wirklichkeit selbst. Wir können uns ihr nur sprachlich annähern.

Der Philosoph Friedrich Schelling bezeichnete Gott, als die „absolute Vernunft“, die „Identität der Identität“, denn alles was ist, sei die „absolute Identität selbst“. Das ist natürlich harter Tobak. ;) Wiki zum 'Deutschen Idealismus':"Im Unterschied zum reflektierenden Verstand ist die absolute Vernunft die „absolute Erkenntnisart“. Sie ermöglicht in der intellektuellen Anschauung das Allgemeine im Besonderen bzw. das Unendliche im Endlichen „zur lebendigen Einheit vereinigt zu sehen“ (SW IV 361f.)."

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Andreas
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#180 Re: Was ist Bewusstsein?

Beitrag von Andreas » So 18. Mai 2014, 20:02

Demian hat geschrieben:Diese Unterscheidung ist richtig, denn es wird klar unterschieden zwischen dem „persönlichen“ Bewusstsein und dem Bewusstsein, dass die persönliche Ebene übersteigt. Carl Gustav Jung sprach vom persönlichen und kollektiven Unbewussten.
So weit will ich noch gar nicht gehen. Das Unterbewusstsein wirkt auch schon auf der persönlichen Ebene des einzelnen Menschen.

Das Unterbewusstsein spielt im Menschen eine große Rolle. Ich denke, dass sich vieles in den Religionen intuitiv damit beschäftigt. Beispiele aus dem Christentum gibt es viele.
Paulus schreibt im Römerbrief (?), dass er das Gute tun will, aber das Böse tut. Überhaupt ist der Begriff "Sünde" oft gut durch das Unterbewusste erklärbar. Das Unterbewusste könnte der Ansatzpunkt für den "Satan" sein - aber eben so gut für den heiligen Geist oder Gott. Der viel zitierte "freie Wille" ist nachweislich oft vom Unterbewusstsein gesteuert (Hypnose, Suggestionen - dafür werden in der Werbung Milliarden investiert). Die Sache mit den Gleichnissen von Jesus machen Sinn, wenn sie sich ans Unterbewusstsein richten, das könnte man auch von der gesamten Bibel annehmen. Wie hängen Liebe und Unterbewusstsein zusammen. Auch ein Spannendes Thema. Was ist "Buße tun"? Eine Einstellungsänderung - die erst wirklich wirksam wird, wenn sie "in Fleisch und Blut" (ins Unterbewusstsein ?) übergegangen ist. Was ist Glauben? Wo findet der statt? Glaube versetzt Berge - Die Macht des Unterbewusstseins? Man kann mit dem Bewusstsein einen Einfluss auf das Unterbewusstsein ausüben. Das ist nicht ganz einfach, aber gewisse Möglichkeiten gibt es da schon. Ich denke, dass ein Großteil der religiösen Lehren auf das Unterbewusstsein abzielt. Das mag nicht der Weisheit letzter Schluss sein und muss Gott nicht aushebeln. Aber vielleicht macht es uns verständlicher, auf welche Art Gott mit uns kommuniziert, in uns wirkt. Spannende Fragen, wie ich finde.

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