Das funktioniert auch in die andere Richtung. Eine atheistische Ideologie sieht Abtreibung als Präventiv- oder Strafmaßnahme. Dazu:closs hat geschrieben:Oder politische: Wenn ein Land meint, es müsse mehr Nachkommen haben, kann sie dieses Interesse als ethisches Interesse verkleiden. - Wie gesagt: Verschiedene Gründe.
“Noch immer finden in China Zwangsabtreibungen statt. Beispielsweise wurden in zwei chinesischen Provinzen von Behörden mehr als 60 Christinnen unter Druck gesetzt, ihr Kind abzutreiben. Regierungsbeamte haben die schwangeren Frauen aus ihren Häusern zu Abtreibungskliniken gezerrt, wo ihnen geburtseinleitende Mittel gespritzt worden seien. Die Frauen hatten daraufhin eine Fehlgeburt. Einige Kinder seien bereits sieben oder neun Monate alt gewesen. Der Grund für die Zwangsabtreibungen sei, so eine Hilfsorganisation, dass die Familien zu verbotenen Hauskirchen gehörten.â€
Quelle: Open Doors, "Die Kirche in China - Heftige Verfolgungswelle vor der Olympiade (2008)" (Bei der erwähnten Hilfsorganisation handelt es sich um die China Aid Association, die 2002 in den USA gegründet wurde)
Weiter dazu:
“Allen Beteuerungen der Pekinger Regierung zum Trotz finden auch heute noch massenweise Zwangsabtreibungen in China statt. Im April dieses Jahres wurde ein weiterer Fall bekannt: Zahlreiche Frauen berichteten, sie seien von Behörden mitgenommen und in ein südchinesisches Krankenhaus gebracht worden, in welchem dann ihr ungeborenes Kind im Mutterleib durch Injektionen getötet wurde. Chinesen, die gegen die Ein-Kind-Politik demonstrieren, werden bedroht, verfolgt und geschlagen. Im August 2006 wurde der blinde Menschenrechtsaktivist Chen Guangcheng festgenommen und zu mehr als 4 Jahren Haft verurteilt, weil er Berichte der chinesischen Dorfbevölkerung über Abtreibungen und Zwangssterilisationen dokumentiert hatte.â€
Quelle: China Report 1/2007 der IGFM.
Und in Gesellschaften, wo Mädchen nicht erwünscht sind, gibt es Geschlechtermord:
"Für Ärzte in Indien und China sind Abtreibungen längst ein Geschäft, das ihnen jedes Jahr Hunderte Millionen Dollar in die Kassen spült. Die Technik macht ihnen das Geschäft leicht. General Electric und Siemens haben in den vergangenen Jahren in China und Indien neue Ultraschallgeräte entwickeln lassen, die nur einen Bruchteil des Preises der im Westen hergestellten Geräte kosten. Sie verkaufen sich zu Tausenden. Neue Modelle können mobil mit Solarenergie betrieben werden, also auch noch im entferntesten Dorf.
Die große Politik verschweigt die massenhafte Vernichtung der weiblichen Föten bisher konsequent. Finanzieren die Vereinten Nationen eine Tagung zum Thema, dann wie kürzlich im entlegenen Vietnam. In Europa macht sich eine einsame Schweizer Abgeordnete im Europarat für die Sache stark. Sie heißt Doris Stump und hat herausgefunden, dass in Armenien, Albanien, Aserbaidschan und Georgien prozentual ähnlich viele Frauen fehlen wie in Indien und China. Sie warnt vor den Folgen: Frauenhandel, mehr Prostitution, mehr Gewalt in den Familien."
Quelle: Georg Blume, "Der mörderische Makel Frau. Massenabtreibungen und Mädchen, die sterben müssen – das ist die Schattenseite des asiatischen Wirtschaftsbooms", veröffentlicht in der ZEIT vom 15. März 2012.
Dies muss man sich vor Augen führen, wenn man Abtreibungsverbote als unethisch bezeichnet oder sogar ein Recht auf Abtreibung fordert. Der Mensch in seiner hilflosesten Form im Mutterleib wird so zum Spielball von Ideologien oder Mehrheitsbeschlüssen.
Das Leid junger und vergewaltigter Mädchen soll hier nicht verharmlost werden und jeder einzelne Fall verdient eine sorgsame Würdigung zum Wohle des Mädchens und des Kindes. Diese Fälle dürfen jedoch nicht instrumentalisiert werden, weder um die Kirche zu diskreditieren noch um Abtreibung an sich zu fördern und das Leben zu verneinen.
Es geht hier um die Achtung von Menschenrechte. Und diese besitzt auch das Ungeborene.
Dazu der hl. Papst Johannes Paul II. vor 25 Jahren, am 26. August 1990, in seiner Predigt zum Fest U.L.F. von Jasna Gora:
"Das [das Lebensrecht der Ungeborenen] ist das erste, das fundamentale Recht des Menschen. Die Missachtung dieses Rechtes stellt das ganze System der Menschenrechte von den Wurzeln her in Frage, handelt es sich doch hier um das Recht des hilflosesten Menschen, der seine Sicherheit und seine Stütze in den Menschenrechten und in der staatlichen Rechtsprechung finden muss, ebenso wie ihn das Gebot Gottes ‘du sollst nicht töten’ verteidigt."
Servus und einen schönen Tag des Herrn
