SamuelB hat geschrieben: ↑Sa 17. Apr 2021, 07:42
Frage in die Runde: Impfgegner sind für mich Personen, die die Standardimpfungen ablehnen. Oder gehören Grippeschutzimpfung oder Corona-Impfung ebenfalls dazu?
Kann man nicht pauschalisieren. Oder man muss sagen: Impfgegner in dem Sinne gibt es nur sehr wenige. Menschen, die ein Vertrauensproblem haben, die einfach generell ängstlich und skeptisch sind, das ist zB eine Personengruppe, wo man nicht nur von einer kleinen Minderheit reden kann. Nicht wenige Menschen heute sind gefangen zwischen einer Angst vor Corona und einer Angst vor Impfschäden. Sie wollen sich impfen lassen aus Angst vor Corona aber sie lassen sich nicht impfen aus Angst vor den Impfschäden. Wenn sie sich dann impfen lassen, bleiben sie ängstlich und eine Verhaltensänderung findet nicht statt. Sie fühlen sich nach der Impfung nicht besser als vor der Impfung, weil sie sich nicht geschützt fühlen.
Viele differenzieren unterschiedliche Arten von Impfstoffen oder Arten von Impfstoffen. Heute haben wir zB die Situation, dass einige Menschen die mRNA Impfungen ablehnen mit der Begründung, dass die Schwierigkeiten iZ mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen Corona Viren noch nicht überwunden wurden und man da unverantwortlich handelt. Begrüßen jedoch althergebrachte Impfstoffe wie zB Novavax. Wieder andere sagen: Wir lehnen Impfungen aufgrund eines Vertrauensproblems ab, aber wollen uns bei Herrn Stöcker impfen lassen, da wir ihm vertrauen.
Manche sehen Verstärkersubstanzen kritisch. Andere kritisieren Methoden, wie sie in der Anfangszeit des Impfens üblich waren. Es gibt auch Menschen, die einfach kein Vertrauen in die Produktionsmethoden haben oder die sagen, das Risiko einer Verderblichkeit aufgrund extremer Lagerungsbedingungen ist ihnen zu hoch / nicht kalkulierbar. Andere lehnen die Impfung ab, weil sie Allergiker sind, hochsensibel sind oder generell schlechte Erfahrungen mit manchen oder vielen Medikamenten gemacht haben.
Dann gibt es solche, die sagen, Imfpungen ja, in bestimmten Situationen, Fällen, unter bestimmten Bedingungen. Unter anderen wiederum nicht. Manche sagen: Impfen kann man machen, aber es hat nicht nur positive Auswirkungen. Manche sagen zB, dass es nicht gut ist, Kleinkinder vor einem Jahr zu impfen, da sie bis zu dem Alter noch kein Immunsystem haben bzw. es im Aufbau ist und dadurch schädigender Einfluss genommen wird auf die Entwicklung.
Und dann gibt es natürlich Menschen die denken so: Wir wissen, gemäß Beipackzettel, dass Impfungen Nebenwirkungen haben, so wie es eben der Fall ist bei Medikamenten aller Art. Was das Impfen betrifft gibt es ja sehr viele Nebenwirkungen bis hin zum Tod. Wir wissen, dass Impfungen, auch wenn eine Immunisierung erreicht wird, auch eine Belastung darstellen. Natürlich. Viele nehmen das in Kauf und sagen: Ok, das Risiko ist sehr gering, ich nehme das auf mich. Aber manche sagen: Ich will das nicht. ZB weil man sagt, dass man das nicht braucht und dass auch keine Gefahr besteht, andere anzustecken, da man sich verantwortungsvoll verhält. Wozu sollte man dann ein Risiko eingehen? Ist sicher auch "egoistisch" aber wer lässt sich nicht hauptsächlich um seiner selbst willen impfen?
Ja, und dann gibt es auch Menschen, die Impfschäden selbst erlebt haben, Betroffene oder die indirekt betroffen waren durch nahstehende Menschen wie Partner, Freunde, Familie. Wenn man zB an dem erkrankt, wogegen man geimpft wurde oder miterleben muss, wie jemand, der einem etwas bedeutet, nach einer Impfung auf Krücken gehen muss, dann ist das natürlich eine prägende Erfahrung. So wie wenn man selbst eine schlimme Corona Erkrankung erlebt oder an nahestehenden Menschen erlebt. Oder in einer Intensivstation mit vielen schlimmen Corona Fällen arbeitet. Oder vielleicht sogar einen Todesfall, was bei Impfungen ja auch gelegentlich mal vorkommt. Das ist das eine "irrationale" Reaktion, dass solche Menschen sagen, sie wollen das nicht.
Naja, und von den vielen andersartigen Ansichten von Menschen, die als "Impfgegner" bezeichnet werden, es aber gar nicht sind, nicht zu reden. Die Welt ist nun mal "bunt" und das nicht nur in körperlicher Hinsicht oder bez. der Geschlechtsidentität / sex. Orientierung. Auch in den Köpfen ist es recht "bunt". Dem gerecht zu werden, das halte ich für die Herausforderung.
Ich weiß auch nicht so recht, welche "Impfgegner" ihr meint. Es ist klar, dass ein unterhaltsamer Beitrag des Spiegels die Realität nicht spiegelt. Wer sich mit impfkritischen oder impfskeptischen Gedanken befassen möchte, der tut das natürlich an seriöser Stelle: Bei Medizinern, Ärzten, Wissenschaftlern. Bei Menschen mit Ausbildung, Berufserfahrung und Herz. Menschen die man ernst nehmen kann. Und Menschen, bei denen man sich sicher sein kann: Die haben ein Herz, die meinen es gut, keine Egoisten, keine Interessenkonflikte.
Solche gibt es und auch nicht nur vereinzelt. Menschen, die den Klischees entsprechen - was soll man sich da informieren? Ich kenne auch ein paar solche, die sich völlig überschlagen in ihrem Glauben an diverse Theorien, wo ich denke, dass sie sich da verrennen. Ok, es sind aber trotzdem Menschen, deren Ansichten ich respektiere. Ich schaue mir sowas teils dann auch mal an und bilde mir eine eigene Meinung. Das sage ich dann auch klar: Das ist nichts, was ich für gut oder richtig halte. Oder: Das ist für mich klar ein Fake.
Apropos Fake: Ein Phänomen, was ich mir in letzter Zeit aufgefallen ist, sind Fake-News, die von vernünftigen Menschen verbreitet werden, die damit "Verschwörungstheoretiker" demaskieren wollen. Denke da an ein angebliches "Pentagon" Video über "FunVac" - die Impfung, die den Glauben an Gott beseitigen soll. Offensichtlich sind das Studenten, die sich da einen Spass erlauben. Das kann man witzig finden, aber ich finde es nicht richtig, wenn Leute, die sich über leichtgläubige, verunsicherte Menschen beschweren, selbst noch Fake-News in die Welt setzen. Als ob es nicht schon genug davon gäbe. Hat für mich - bei allem Spass - einen recht negativ gehässigen, verachtenden Beigeschmack. Interessant ist, was für ein Aufwand da betrieben wird und wie kreativ man dabei ist.
Sowas halte ich für menschenverachtend und auch das ist wieder ein Beispiel für das, was ich versuche, mitzuteilen:
Wie wir miteinander umgehen ist von Bedeutung. Das ist es, was zumindest für mich am Ende des Tages zählt. War ich freundlich? Respektvoll? Ruhig und friedlich? Habe ich den Menschen zugehört, habe ich sie ernst genommen? Habe ich versucht, ihnen offen, tolerant, wohlwollend und mit Respekt zuzuhören? Habe ich versucht, mich dabei zurückzunehmen und die Perspektive des Anderen einzunehmen?