Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

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closs
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#11 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von closs » Mi 26. Nov 2014, 23:12

Pluto hat geschrieben:Die Frage ist welches Kreuz für sie schwerer zu tragen ist:
a) Die Abtreibung,
b) die Verantwortung für das Kind, oder
c) die Freigabe zur Adoption.
Schwer zu beantworten - es kommt wirklich auf die inneren und äußeren Umständen an.

Kommt eine junge Frau aus intakten Familienverhältnissen und ist gesellschaftlich souverän, wird sie aus meiner Sicht b) wählen.

Die Abwägung zwischen a) und c) ist schwer - christlich gesehen wäre natürlich c) besser. - Rein menschlich kann es eine mehrfache Qual sein, wenn man 9 Monate lang mit etwas zu tun hat, dem man nicht gewachsen ist - da geht ein Wochenende in der Klink schneller rum. - Umgekehrt kann die Schwangerschaft so sehr zur inneren Reifung beitragen, dass man nach 9 Monaten ganz anders denkt als nach 3 Wochen nach der Empfängnis.

Das Problem in dieser Frage sind sicherlich nicht die Kirchen, sondern die Gesellschaft. - Solange eine Frau (de facto) nicht frei wählen kann, ob sie einen volkswirtschaftlichen Beruf (Mutter) oder einen betriebswirtschaftlichen Beruf (Facharbeiterin, Sekretärin, Managerin, etc.) ergreift, weil Familie zum Synonym für Armuts-Risiko geworden ist, besteht ein Zwang. - Dazu kommt, dass unsere "aufgeklärte" :devil: :devil: Gesellschaft Kinder nicht als Segen, sondern als "zusätzliche Herausforderung" versteht. - Unter solchen Umständen muss man jede Frau verstehen, die abtreibt, weil sie von überall her beschallt wird, dass sie ihr Leben kaputt macht, wenn sie es NICHT tut.

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#12 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Mi 26. Nov 2014, 23:25

Halman hat geschrieben:Bei dieser Abwägung vermisse ich das Rechtsschutzintesesse des Kindes. Das Grundrecht auf Leben (als höchstrangiges Rechtsgut) kommt auch dem ungeborenen menschlichem Leben zu.
Die ethische Frage ist eine andere.

Das Kind ist ohne jeden Zweifel eine Person. Die Mutter ist eine Person mit Freundschaften und einer Familie. Sie ist mehr als eine Person, sie ist in ihrem meist kurzen Leben zu einer Persönlichkeit herangewachsen, weil sie ein Leben voller Freud und Leid er-lebt hat und weiterin erleben will. Wenn erst das Kind da ist, wird alles anders. Vielleicht ist der Vater nicht einmal mehr auffindbar. Vielleicht war es nur Verliebtheit und nicht Liebe? Wie soll sie das Stigma der Gesellschaft (alleinerziehende Mutter) ertragen?

Dieser Persönlichkeit der (oft noch heranwachsenden) Frau, sowie dem Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper sind die Faktoren die IMO in heutigen Rechstssprechung (juristischen Fristenlösung) Rechnung getragen. Dafür habe ich Verständnis.
Wofür ich kein Verständnis aufbringe, sind reifen Frauen die spätestens nach der dritten Abtreibung meinen, es sei eine Alternative zur Pille.
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#13 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von closs » Mi 26. Nov 2014, 23:28

Pluto hat geschrieben:Wie soll sie das Stigma der Gesellschaft (alleinerziehende Mutter) ertragen?
Überspitzt hieße dies: Gesellschaftliche Verrohung erlaubt Mord.

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Andreas
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#14 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Andreas » Mi 26. Nov 2014, 23:41

Pluto hat geschrieben:Vielleicht ist der Vater nicht einmal mehr auffindbar.
Wenn er aber da ist, "zufällig" von dem Kind erfahren sollte, sich der Verantwortung bewusst ist und das Kind will, sie aber nicht, spielt sein Wille keine Rolle. Dieses Thema hat viele Facetten.

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#15 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Mi 26. Nov 2014, 23:45

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie soll sie das Stigma der Gesellschaft (alleinerziehende Mutter) ertragen?
Überspitzt hieße dies: Gesellschaftliche Verrohung erlaubt Mord.
Das waren deine Worte, nicht Meine.
Außerdem ist es nur eine von vielen Fragen, die einer ledigen Mutter bestimmt durch den Kopf geht. Ich habe für die Praxis des Lebens Verständnis.
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#16 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Salome23 » Mi 26. Nov 2014, 23:48

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vielleicht ist der Vater nicht einmal mehr auffindbar.
Wenn er aber da ist, "zufällig" von dem Kind erfahren sollte, sich der Verantwortung bewusst ist und das Kind will, sie aber nicht, spielt sein Wille keine Rolle.
Dieses Thema hat viele Facetten.
Oder er wollte mit ihr ein Kind-dann wurde sie endlich schwanger, er aber betrog sie und entschied sich für die "andere" -und sie stand nun schwanger da...ihm wars egal.

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#17 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Mi 26. Nov 2014, 23:50

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vielleicht ist der Vater nicht einmal mehr auffindbar.
Wenn er aber da ist, "zufällig" von dem Kind erfahren sollte, sich der Verantwortung bewusst ist und das Kind will, sie aber nicht, spielt sein Wille keine Rolle. Dieses Thema hat viele Facetten.
Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre... — In dem Fall wird die Abtrreibungsfrage noch komplexer. Dann spielt natürlich die Beziehung der Beiden zu einander eine gewichtige Rolle.

Aber am Ende ist es die Mutter, die die Entscheidungshoheit über ihren Körper behält, und das finde ich gut. Wer sind wir denn, dass wir uns anmaßen, das Urteil "Mord" auszusprechen, wenn es um das Leben geht?
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#18 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von closs » Mi 26. Nov 2014, 23:59

Pluto hat geschrieben:Wer sind wir denn, dass wir uns anmaßen, das Urteil "Mord" auszusprechen, wenn es um das Leben geht?
Persönlich benutze ich dieses Wort NICHT (das vorhin war eine bewusste Überspitzung, um zu zeigen, mit wie unterschiedlichem Maß die Gesellschaft misst). - Ansonsten: Womit hat "Mord" denn sonst zu tun als mit Leben?

Im übrigen kommen wir hier mit justiziablen Begriffen nicht weiter - der souveräne Staat kann das machen, wie er will. - Es geht hier wertfrei um das Faktum, dass im Ernstfall Leben geben Leben stehen. - Was könnte das Auslöschen des einen Lebens rechtfertigen, wenn beide gerettet werden könnten?

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#19 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Andreas » Do 27. Nov 2014, 00:01

Salome23 hat geschrieben:Oder er wollte mit ihr ein Kind-dann wurde sie endlich schwanger, er aber betrog sie und entschied sich für die "andere" -und sie stand nun schwanger da...ihm wars egal.
Oder sie wollte zwar das Kind, aber nicht mit ihm, sondern mit einem "anderen" oder mit einer "anderen" oder für sich allein ...

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#20 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Do 27. Nov 2014, 00:08

closs hat geschrieben:Es geht hier wertfrei um das Faktum, dass im Ernstfall Leben geben Leben stehen. - Was könnte das Auslöschen des einen Lebens rechtfertigen, wenn beide gerettet werden könnten?
Du wertest doch auch, in dem du der Mutter Pflichten auferlegen möchtest.
Ethisch geht es um die Interessen des Kindes als Person und die einer Mutter als Person mit Persönlichkeit.
Das ist für mich schon ein relevanter Unterschied.
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