Möchte es mir aber nicht nehmen lassen, trotzdem auf ein paar grundlengende Aussagen einzugehen.
Mir ist ehrlich gesagt keine chemisch/biologisch fundierte HP bekannt, die ganze Homöopathie basiert schließlich auf Esoterik. Angefangen bei den Ursprüngen zu Zeiten Hahnemann's bis heute zur praxisorientierten Tätigkeit hoch angesehener Homöopathen. Da ist mehr "von vorn herein" esoterisch, als umgekehrt.closs hat geschrieben: ↑Fr 4. Jan 2019, 17:19Alleweil - das ist aber keine klassische HP. - Mir ist eine von vorne herein esoterisch fundierte HP bei HP-Ärzten nicht bekannt. - Deshalb: Ich lehne das ab und weise auf den Unterschied zwischen chemisch/biologisch fundierter HP ("Urtinktur") und esoterisch fundierter HP hin
Ein in vielen esoterischen Weltbildern großer Bestandteil stellt die Zuordnung der sogenannten zehn ewig vorhandenen Urprinzipien dar, welche die Grundbausteine sämtlichen Lebens verkörpern und in der Astrologie symbolisch durch die "zehn Planeten" (Sonne, Mond, Pluto, Neptun, ...) dargestellt werden. Auf das Modell dieser Seinsschichten, die von oben nach unten und von innen nach außen in Hierarchien gegliedert sind berufen sich auch Homöopathen wie Clemens Fischmeister (Österreicher).
Weiter beruft sich die Homöopathie als eine ihrer Grundlagen auf das Ähnlichkeitsprinzip (Similia similibus curentur) und damit verbunden ist die fantasievolle Vorstellung, Krankheiten und bzw. oder deren Symptome durch Verdünnen und Schütteln (Potenzieren) von Ursubstanzen wie beispielsweise Arsen, die bei gesunden Testpersonen eine ähnliche Symptomatik auslösen, wie sie der Kranke zeigt, zu beseitigen. Dieses besagte Ähnlichkeitsprinzip basiert auf der mittelalterlichen "Signaturlehre" und damit sind wir wieder im Bereich der Esoterik. Die Signaturlehre ist die Lehre von den "Zeichen in der Natur", die angeblich auf innere Zusammenhänge und Ähnlichkeiten im Rahmen einer göttlichen Schöpfung hinweisen sollen. So soll die Niere mit der Bohne, die Walnuss mit dem Gehirn und Melisse mit dem Herzen zusammenhängen. Farben, Formen, Geruch und astrologische Zuordnungen spielen eine Rolle und eben jene uralte Vorstellung geht auf Paracelsus sowie dem Arzt und Alchemisten della Porta zurück.
Der Vitalist Hahnemann glaubte, genau wie viele Esoteriker, Astrologen vor und nach ihm an das "geistige Wesen der Ursubstanz", die sich durch das Potenzierens, also dem Verdünnen und Schütteln zum Erdmittelpunkt hin, immer stärker und stärker entfaltet von oben bis unten. Astrologen und andere Esoteriker nennen das "senkrechtes Denken".
Wo aber bleibt nun der Spagat von der damals geglaubten Esoterik zur Praxis heutiger Homöopathen?
In der Astrologie gibt es zum Beispiel das Urprinzip Mars (Kriegsgott, Herrscher des wilden Widders) in Analogie zu Aggression und Wildheit sowie zu bestimmten Bestandteilen des Körpers (Blut, Kopf, Zähne, Muskulatur usw.). In der Homöopathie werden wiederum die "Marspflanzen" der Astrologen in Verbindung gebracht mit gewissen Organen (Blutgefäßen, Gallenblase usw.) und auch der Farbe (Feuer als Analogie zu rot). In dieser Folge werden die Ursubstanzen wie Aconitum (Eisenhut), Allium cepa (Zwiebel) oder Belladonna (Tollkirsche), alles "Marspflanzen" gegen fiebrige, feurige Entzündungen, bei Gallensteinleiden sowie Blutungen oder Blutstaus eingesetzt.
Das ginge weiter mit den Saturnpflanzen (z.B. Lycopodium, also Schlangenmoos) zur Behandlung von Gicht und Arteriosklerose oder den "Uranuspflanzen" (wie z.B. Hamamelis, also die Zaubernuss) zur Behandlung von Krankheiten, dessen Symptome ausgelöst werden durch Krampfadern oder Nervenentzündungen. Die Rückführungen sind in allen diesen Fällen nicht chemisch oder biologisch fundiert sondern basieren auf alten esoterischen Denkmustern und zu all den anderen Planeten bin ich hierbei noch gar nicht gekommen.
Eine sehr philosophische Frage von Dir, der ich mich ehrlich gesagt nicht annehmen möchte. Ich gehe davon aus, dass wir alle hier wiederum davon ausgehen (ha-ha) dass unsere Umwelt um uns herum der Wirklichkeit entspricht und keine Einbildung (o.ä.) ist.
Was nun die Wirklichkeit, in der wir uns alle zusammen befinden und über diese wir versuchen Aussagen zu treffen, betrifft zeigt sich ein großes Problem der Homöopathie. Nämlich, dass methodisch hochwertige und unabhängige Studien ebenso wie dessen Gesamtbetrachtungen des aktuellen Forschungsstands dazu folgendes zeigen: Ihre Mittel wirken nicht.
Oft und gerne wird dann eingewendet, ganz offenkundig auch von dir, dass diese Studien keinerlei Aussagekraft hätten sobald es um die Prüfung eines homöopathischen Produkts ginge, da Homöopathen sehr bemüht seien immer genau jenes Präparat zu finden, das für einen ganz bestimmten Patienten als passend erscheint, also zwei Patienten die beide über Kopfschmerzen klagen nicht unbedingt das gleiche Mittel erhalten.
Dieses "Argument" basiert jedoch auf einem Denkfehler, denn selbstverständlich lässt sich testen, ob individuell verordnete Präparate eine Wirkung haben. Dazu müssen entsprechende Tests- und Vergleichsgruppen gebildet werden, wovon eine Gruppe immer jenes Medikament erhält, das der Homöopath ganz individuell verschrieben hat, der anderen Gruppe gibt man ein Placebo. Genau so sieht der Aufbau dieser Studien aus.
Hierin unterscheiden sich auch die Studien hinsichtlich zu überprüfender pharmazeutischer Medikamente: Die eine Gruppe erhält dort natürlich nicht individuelle/unterschiedliche Mittel, sondern immer genau das eine zu überprüfende Medikament während die zweite Gruppe die Placebos erhält.
Wenn du also meinst hinsichtlich des Studienaufbaus, wenn es darum geht die Wirkung und Erfolge homöopatischer Behandlungen zu prüfen, bemängeln zu können dann würde ich wirklich gerne hören, wo du darin Mängel siehst. Ich sehe keine.
Die wirklichen Mängel sehe ich einfach schon im Fundament der Homöopathie: Sie behauptet, es gebe eine Wirkung ohne Wirkstoff. Sie lässt sich weder mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang bringen, noch entspricht sie unserer Alltagserfahrung. Wenn Du weniger Kaffeepulver verwendest, gehst Du sicherlich nicht davon aus, dass Dein Kaffee stärker wird. Selbst wenn Du ihn ganz kräftig schüttelst und mehr und mehr verdünnst.
Um auf den Punkt zu kommen: Wenn Homöopathie wirken würde, dann wüssten wir es. Wenn auf die Probleme der Beweislast, den Plausibilitätsdefiziten sowie dem enormen Mangel an wissenschaftlichen Belegen hingewiesen wird höre ich oft, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt als unsere Schulweisheiten zu erkennen lassen. Und das ist wohl auch richtig, aber ist das ein Argument?
Es mag Tatsachen geben, denen wir mit unseren wissenschaftlichen Methoden noch nicht, oder sogar nie, auf den Grund gehen können. Selbst wenn es anderswo im Universum intelligentes Leben geben sollte gibt es keine Garantie, dass wir das mit unseren heutigen oder zukünftigen Methoden jemals erfahren. Die angebliche Wirkung der Homöopathie jedoch ist keine solche Tatsache: Schließlich ist es eine Hypothese, die sich problemlos testen/prüfen lässt.
Die "Wirkung" des Placebo-Effektes erklärt diese, wobei der Placebo-Effekt selbst erstaunlich ist, dessen Erforschung immer wieder überraschendes zu Tage fördert. Dass er sogar bei Tieren wirkt, indem die Erwartungshaltung des Tierhalters an das Medikament den Ausschlag ergibt, die Erwartungshaltung des "Patienten" also überhaupt nicht gegeben ist, hat mich damals überrascht.
Du willst also davon ausgehen, dass die Homöopathen plötzlich immer dann, wenn sie innerhalb einer Studie arbeiten, ihren Job nicht mehr korrekt durchführen?
Oder was willst du sagen?