Homöopathie V

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closs
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#621 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Sa 4. Aug 2018, 15:16

Janina hat geschrieben:Keine Kausalität heißt, da ist nichts.
Aber "keine Kausalität" ist nicht dasselbe wie "vermeintlich keine Kausalität".

Janina hat geschrieben:Methodisch ist sicher richtig, und wenn ontisch davon abweicht, hast du ontisch nicht verstanden.
Genau das ist der Knackpunkt - hier irrst Du. - Du stellst anthropogenes Verstehen der Wirklichkeit über die Wirklichkeit selbst.

Das spielt in der Praxis normalerweise keine Rolle (keiner muss philosophisch werden, wenn er die Statik einer Brücke ausrechnet), kann aber bei komplexen Fragestellungen in Bezug auf den Mensch eine Rolle spielen. - Man kann das Zusammenspiel physiologischer, psychologischer und geistiger Elemente im Menschen nicht mit "Statik einer Brücke" vergleichen.

Anton B. hat geschrieben:In dieser Diskussion enden wir unabhängig von aller vernünftiger Begründung letztlich immer bei "ontisch" und der "Wirklichkeit".
Ja - aber nur in ihrer Eigenschaft als kategorial andere Ebene als die wissenschaftliche Ebene - und genau damit komme ich nicht durch (außer bei Dir, wie ich bisher meine).

Anton B. hat geschrieben:Da wir Dir das nicht nehmen können -- und auch nicht wollen -- wir uns hier in der durch vernünftige Begründungen geleiteten Diskussion uns aber unmöglich Deinen nicht-vernünftigen Meinungen anschließen können, endet die Diskussion doch hier, oder?
Hier ist ein Denkfehler. - Mein Anspruch ist NICHT, Wirklichkeit vernünftig sensu wissenschaftlich begründen zu können, sondern dass Wirklichkeit nicht erst dadurch entsteht, dass man sie vernünftig sensu wissenschaftlich begründen kann.

Ich möchte, dass Wirklichkeit nicht als Folge einer Vernunft sensu Wissenschaft verstanden wird, sondern vorher schon da ist. - Das heißt: Wenn man etwas nicht vernünftig begründen kann oder es falsch vernünftig begründen sollte, ändert das nichts an dem, was diesbezüglich wirklich ist. - Wenn dies in aller Konsequenz (!!!) allseits verstanden wird, ist meine "Mission" erfolgreich abgeschlossen. - Um mehr geht es mir nicht.

Anton B.
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#622 Re: Homöopathie V

Beitrag von Anton B. » Sa 4. Aug 2018, 15:17

Anton B. hat geschrieben:In dieser Diskussion enden wir unabhängig von aller vernünftiger Begründung letztlich immer bei "ontisch" und der "Wirklichkeit".
Ja - aber nur in ihrer Eigenschaft als kategorial andere Ebene als die wissenschaftliche Ebene - und genau damit komme ich nicht durch (außer bei Dir, wie ich bisher meine).

Anton B. hat geschrieben:Da wir Dir das nicht nehmen können -- und auch nicht wollen -- wir uns hier in der durch vernünftige Begründungen geleiteten Diskussion uns aber unmöglich Deinen nicht-vernünftigen Meinungen anschließen können, endet die Diskussion doch hier, oder?
Hier ist ein Denkfehler. - Mein Anspruch ist NICHT, Wirklichkeit vernünftig sensu wissenschaftlich begründen zu können, sondern dass Wirklichkeit nicht erst dadurch entsteht, dass man sie vernünftig sensu wissenschaftlich begründen kann.

Ich möchte, dass Wirklichkeit nicht als Folge einer Vernunft sensu Wissenschaft verstanden wird, sondern vorher schon da ist. - Das heißt: Wenn man etwas nicht vernünftig begründen kann oder es falsch vernünftig begründen sollte, ändert das nichts an dem, was diesbezüglich wirklich ist. - Wenn dies in aller Konsequenz (!!!) allseits verstanden wird, ist meine "Mission" erfolgreich abgeschlossen. - Um mehr geht es mir nicht.

So habe ich Dich auch immer verstanden.

Die Annahme einer wahren, unabhängigen existierenden Wirklichkeit ist aber -- unabhängig davon, wie genau sie ausgeprägt sein soll -- an sich konsequenzlos. Wie soll sie begründet, wie beurteilt bzw. erkannt werden? Wenn sie nicht als Realität begründet und in ihrer Ausprägung nicht erkannt werden kann, wofür soll das Konzept dann gut sein?

Mein Einwand -- wiedergegen als den der Erkenntnistheoretiker -- bezieht sich ja noch nicht einmal darauf, dass eine Wirklichkeit in Deinem Sinne als übergeordnetes, "was ist", nicht existiere, sondern dass nicht begründet werden kann, inwieweit uns dieses Konzept bei der Gewinnung von Erkenntnis über unsere "Welt" weiter hilft.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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sven23
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#623 Re: Homöopathie V

Beitrag von sven23 » Sa 4. Aug 2018, 15:22

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, kein Quatsch. Es ist dann ein "Ergebnis" auf Grund falscher Kausalität.
Das Ergebnis ist "gesund" und nicht "warum gesund". - Das ist der Unterschied zwischen ontischen und methodischen Ergebnissen. - Ontisch fragt man "Was-IST", methodisch fragt man "WARUM ist es so".
Was nützt das "was ist", wenn man die falschen Schlüsse daraus zieht? Damit gestehst du doch ein, dass Ontologie eine ziemlich nutzlose Veranstaltung ist.

closs hat geschrieben:Selbstverständlich ist die Beantwortung der Warum-Frage hochinteressant - aber sie ändert nichts am ontischen Ergebnis.
Nur die Warum-Frage verhindert eine falsche Eindordnung dessen, "was ist".

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sei so gut und versuche im Sinne von Apg 8,30 den Sinn des Textes zu verstehen.
Dieser Text war von Anfang an klar. - Jetzt wäre nur noch zwischen ontischen ERgebnissen ("Outcomes") und methodischen ERgebnissen ("Warum diese Outcomes?") zu unterscheiden. - Das wäre ein Aufgabe für Dich.
Ist zum - wievielten Mal eigentlich- längst geschehen. :roll:

Solche Outcomes können praktisch durch vielfältige Ursachen bedingt sein, unter anderen Arzneiwirkungen, Suggestiveffekte, Erwartungshaltungen, therapeutische Gespräche, Regression zur Mitte oder auch begleitende (nichthomöopathische) Therapiemaßnahmen.
Quelle: Forschungs-Reader der Carstens-Stiftung

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nimm zu Kenntnis, dass man das sehr wohl kann. siehe oben.
Das ist eine hermeneutische Frage, die hochinteressant, aber ontisch nicht relevant ist.
Nein, dein "ontisches Gedödel", wie Anton sagt, ist irrelevant.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Entscheidend ist, ob Globuli besser abschneiden als ein Placebo. Das tun sie nicht.
Das hängt von der Studie ab - hier scheint es Studien unterschiedlicher Art zu geben
Natürlich gibt es hochwertige und schlampige Studien. Auch das wurde schon x-mal angesprochen.
Die Strategie der Homöopathie-Lobbyisten besteht darin, diese schlampigen Studien in Meta-Analysen einzuschleusen. Damit kann man dann behaupten, diese oder jene Metaanalyse habe einen signifikanten Erfolg oberhalb des Placeboeffektes hervorgebracht. Seriöse Wissenschaft sieht anders aus.

closs hat geschrieben:In diesem WissHom-Bericht zum Stand der Homöopathie-Forschung werden die Bereiche Versorgungsforschung, randomisierte kontrollierte klinische Studien, Meta-Analysen und Grundlagenforschung zusammenfassend dargestellt"
Eben, aussagekräftig bezüglich der Kausalität sind nur hochwertige Studien. Eine Vermischung mit anderen Bereichen dient nur der Verwässerung der Ergebnisse, die aber offensichtlich so gewollt ist.

closs hat geschrieben:Ich kommentiere das NICHT, weil ich es (genausowenig wie Du) beurteilen kann - aber offensichtlich gibt es hier unterschiedliche Studien-Hermeneutiken.
Im Gegensatz zu closs kenne ich den Unterschied zwischen Werbeaussagen (also pro-Domo Geschwätz) und seriösen Studien. Es gibt hochwertige Studien und minderwertige. Mit Hermeneutik hat das herzlich wenig zu tun.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, immer noch völlig falsch.
E-R-G-E-B-N-I-S = "gesund, krank, grün, rot" ---- und NICHT "Warum gesund, krank, grün, rot".
Eben, das "warum" interessiert Esoteriker gar nicht. Sonst fällt ihre Ideologie in sich zusammen. Das wissen sie natürlich inzwischen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es geht hier weniger um ihre Weltanschauung, sondern um die univeral gültige Kritik an deinem Unvermögen, Argumentationslinien anderer zu verstehen oder selbst welche sauber und stringent zu verfolgen.
Falsche Spur - ich verzichte an dieser Stelle darauf, denselben Vorwurf umgekehrt zu machen.
Ist auch besser so, denn das wäre nicht gerechtfertigt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nun hat aber Thaddäus´oben zitierte Kritik NICHTS, aber auch gar nichts mit ihrer Weltanschauung zu tun.
Ähm --- doch. --- Sie argumentiert anthropozentrisch kritisch-rational - verwechselt also Methodik mit Weltanschauung.
Ja, ja, dieser furchtbare Anthropozentrismus. Warum können nicht alle so aufgklärt wie closs sein und die Welt aus der Sicht von Geistern und Dämonen sehen? :lol:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:indem Du konsequent auf vorgebrachte Argumente NICHT eingehst und stattdessen beständig längst widerlegte Irrtümer, fehlerhafte Schlussfolgerungen und Unterstellungen wiederholst.
1) Ich gehe auf METHODISCH vorgetragene Argumente ein und stimme ihnen sogar zu!!!
Das kommt in der Tat mal vor, aber im nächsten Post hast du das schon wieder vergessen und das Spielchen geht von vorne los. So drehst du dich ständig im Kreis ohne jeglichen Erkenntnisgewinn.

closs hat geschrieben:2) Ich weiß aber - im Gegensatz zu Dir und möglicherweise auch Thaddäus - , dass "Widerlegung" IMMER ein methodischer Vorgang ist und NIE ein ontischer - auf gut Deutsch: Es wird IMMER auf MODELL-Ebene widerlegt und NIE auf Wirklichkeits-Ebene.
"Ontisches Gedödel." :roll:
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#624 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Sa 4. Aug 2018, 15:23

Anton B. hat geschrieben:Die Annahme einer wahren, unabhängigen existierenden Wirklichkeit ist aber -- unabhängig davon, wie genau sie ausgeprägt sein soll -- an sich konsequenzlos.
Das sehe ich anders. - Wenn HP-Mittel Wirkung haben oder NICHT haben, ist das an sich Konsequenz genug.

Anton B. hat geschrieben:Wie soll sie begründet, wie beurteilt bzw. erkannt werden?
Das ist doch nicht das Problem dessen, was IST, sondern ausschließlich UNSER Problem.

Anton B. hat geschrieben:Wenn sie nicht als Realität begründet und in ihrer Ausprägung nicht erkannt werden kann, wofür soll das Konzept dann gut sein?
Das "Sein an sich" ist das "Konzept". - Wenn HP eine Wirkung HAT, dann wirkt sie - wenn sie KEINE Wirkung hat, dann wirkt sie nicht (das ist eine Tautologie, sollte aber hier erlaubt sein, um auf das, was entscheidend ist, hinzuweisen).

So - und erst DANN kommt die Frage, welche Ansätze man zur Klärung der Kausal-Frage macht - und solche Ansätze können falsch sein. - Um dies bewusst vereinfacht zu unterstreichen: Es nützt alle Randomisierung und Verblindung nichts, wenn man Aspirin dadurch auf Wirkung prüft, dass man es den Probanden unter das Kopfkissen legt. - Auf viel komplizierte Art scheint so etwas Ähnliches bei der HP-Prüfung zu passieren.

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sven23
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#625 Re: Homöopathie V

Beitrag von sven23 » Sa 4. Aug 2018, 15:24

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Keine Kausalität heißt, da ist nichts.
Aber "keine Kausalität" ist nicht dasselbe wie "vermeintlich keine Kausalität".
Und Doofheit ist nicht dasselbe wie vermeintliche Doofheit. :roll:

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Methodisch ist sicher richtig, und wenn ontisch davon abweicht, hast du ontisch nicht verstanden.
Genau das ist der Knackpunkt - hier irrst Du. - Du stellst anthropogenes Verstehen der Wirklichkeit über die Wirklichkeit selbst.
Das spielt in der Praxis normalerweise keine Rolle (keiner muss philosophisch werden, wenn er die Statik einer Brücke ausrechnet), kann aber bei komplexen Fragestellungen in Bezug auf den Mensch eine Rolle spielen. - Man kann das Zusammenspiel physiologischer, psychologischer und geistiger Elemente im Menschen nicht mit "Statik einer Brücke" vergleichen.
Tut ja auch keiner. Aber Brücken werden von Menschen entworfen und statisch berechnet. Von Menschen erdachte Medikamente werden in kontrollierten Studien an Menschen getestet. Ohne den pöhsen anthropogenen Bezug geht es wohl nicht. :roll:

closs hat geschrieben:Wenn man etwas nicht vernünftig begründen kann oder es falsch vernünftig begründen sollte, ändert das nichts an dem, was diesbezüglich wirklich ist.
Das wiederum ist richtig.
Auch die abstrusesten Begründungen (Modelle) bezüglich der Wirksamkeit von Globuli ändern nichts an deren Unwirksamkeit.
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#626 Re: Homöopathie V

Beitrag von T4125Gamer » Sa 4. Aug 2018, 15:25

Seite 60 und 61 konnte ich nicht mehr finden

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sven23
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#627 Re: Homöopathie V

Beitrag von sven23 » Sa 4. Aug 2018, 15:26

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, es ist Gedächtnisschwäche, wenn du immer wieder hinter eine einmal gewonnene Erkenntnis zurückfällst oder längst Widerlegtes ständig wiederholst.
Nein. :lol: - Natürlich erkenne ich das Widerlegte im Rahmen seiner Gültigkeit an.

Mir wird langsam klar, woran es hapert:
1) Sven widerlegt etwas per Modell x.
2) Closs erkennt das an.
3) Beide reden in der Folge aneinander vorbei, weil Sven die Widerlegung ontisch, Closs aber methodisch versteht.
4) Da Sven beides nicht unterscheidet, meint er, Closs habe etwas vergessen. :D
Und genau das ist der Grund, warum das ontische Wirklichkeitsgeschwafel nichts bringt. Genau darauf scheint es dir aber anzukommen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dann beschreibe mal eine nicht vorhandene Wirkung.
Das ist der falsche Ansatz. - Ich vermute, Du hast die Sache in ihrer Grundsätzlichkeit noch nicht kapiert -
Wohl eher umgekehrt.
Oder warum fordert man von der Wissenschaft ein Wirkungsmodell?
Seit wann benötigt man für eine nicht vorhandene Wirkung ein Modell. Man kann Wirkung sogar ganz ohne Modell nachweisen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#628 Re: Homöopathie V

Beitrag von sven23 » Sa 4. Aug 2018, 15:27

closs hat geschrieben:Oder man sagt: "Wir können diesen Unterschied nicht erklären - die wissenschaftliche Methodik gibt das nicht her".
Du wiederholst immer denselben Quatsch.

Als Janina dir sagte, dass 90% aller Krankheiten auch von selbst wieder heilen, hast du das zustimmend zur Kenntnis genommen.
Andere mögliche Urschachen sind oft genug benannt worden.

"Wichtig zu verstehen ist, dass in Beobachtungsstudien nicht untersucht werden kann, ob homöopathische Hochpotenzen wirksamer sind als Placebos. Es werden Outcomes unter Alltagsbedingungen beschrieben. Solche Outcomes können praktisch durch vielfältige Ursachen bedingt sein, unter anderen Arzneiwirkungen, Suggestiveffekte, Erwartungshaltungen, therapeutische Gespräche, Regression zur Mitte oder auch begleitende (nichthomöopathische) Therapiemaßnahmen".
Quelle: Forschungs-Reader der Carstens-Stiftung

Mit anderen Worten: der Unterschied von "vorher" und "nachher" ist eindeutig erklärbar. Allerdings nicht mit Aktenauswertung, sondern mit kontrollierten Studien.
Hör also auf, bereits Widerlegtes immer wieder aufzuwärmen, sonst bestätigt du nur die Aussage von Thaddäus.

Closs ignoriert vorgebrachte Argumente konsequent und wiederholt lediglich beständig seine längst wiederlegten Irrtümer, fehlerhaften Schlussfolgerungen und Unterstellungen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#629 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Sa 4. Aug 2018, 15:28

sven23 hat geschrieben:Und genau das ist der Grund, warum das ontische Wirklichkeitsgeschwafel nichts bringt.
:?: :?: :?: - Also soll man "methodische Ergebnisse" und "Wirklichkeit" kategorial gleichsetzen?

sven23 hat geschrieben:Man kann Wirkung sogar ganz ohne Modell nachweisen.
Irrelevant. - Natürlich kann man ohne Modell von ACC selbiges unter das Kopfkissen tun und feststellen, dass ACC keine Wirkung hat. - Aber darum geht es nicht - es geht um das Test-Modell, den Test-Aufbau - und das braucht man.

sven23 hat geschrieben:Mit anderen Worten: der Unterschied von "vorher" und "nachher" ist eindeutig erklärbar.
Erklär-BAR ist so ziemlich alles - die Frage ist, ob es die RICHTIGE Erklärung ist. - In diesem Fall hieße dies, dass man unter bestimmten Umständen austherapierte psychotische Krankheiten per Placebo-Wirkung loskriegen kann, wenn man zum selben Arzt geht. - Den Patienten ist es egal.

Anton B.
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#630 Re: Homöopathie V

Beitrag von Anton B. » Sa 4. Aug 2018, 15:31

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Deshalb bleibt die Frage: Was hilft uns das Konzept von "Wirklichkeit" bei der Suche nach vernünftig begründeten Erkenntnissen über die Welt?
Eigentlich "nur", dass alles Suchen unter dem Veto-Recht der Wirklichkeit steht.
Und in der Naturwissenschaft steht jedes Wissen unter dem Veto einer zukünftigen Falsifizierung. Das ist weniger schwurbelig, weil wir wissen, wie wir Falsifikationsversuche bewerkstelligen können. "Das Veto-Recht der Wirklichkeit", was soll das aber sein?

closs hat geschrieben:Operativ gebe ich Dir doch recht: Man will etwas wissen und schaut, wie man das am besten organisiert.
Na, ja. Wir Naturwissenschaftler wollen etwas wissen, und deshalb betreiben wir Versuche zur Zerstörung des Modells.Scheint mir eine andere, kritischere Einstellung zu sein. Es bleiben nicht die schwächsten, sondern die stärksten Modelle am Leben. Meines Erachtens ein großer Unterschied zu Deiner Denke.

closs hat geschrieben:Nun sind wir uns wahrscheinlich im Glauben einig, dass "methodische Ergebnisse" und "Wirklichkeit" meistens übereinstimmen [...]
Härter: Die "methodischen Ergebnisse" sagen unmittelbar nichts über Deine "Wirklichkeit". Sie sagen etwas über Annahmen (Modelle), Korrelationen und Beobachtungen aus. Nur, weil vielerlei dieses Wissens so unmittelbar nützlich ist und der "kleine Mann" dies immer und immer wieder bestätigt bekommt, interpretiert er dieses Wissen dann als Abbild der Wirklichkeit. Das ist praktisch, das ist häufig auch ganz gut so, jedoch nicht ganz richtig und für uns Naturwissenschaftler schon mal gar keine Option.

closs hat geschrieben:[...] - aber HP scheint insofern ein Sonderfall zu sein, dass die Wirklichkeit auf Seiten der Betroffenen ist und offenbar nicht mit dem übereinstimmt, was methodisch/wissenschaftlich dazu gesagt wird. - Diese Divergenz muss man zur Kenntnis nehmen.
Doch nicht die "Wirklichkeit ist auf Seiten der Betroffenen", sondern deren Empfinden, da wäre etwas. Dass sie es so Empfinden, spricht doch auch niemand den Betroffenen ab. Die durch die Betroffenen dazu gebastelte Theorie, die wird in Frage gestellt. Das fängt damit an, dass sich die Beobachtungen, sobald sie systematischer erhoben werden, immer mehr von dem abweichen, was die Betroffenen berichten. Da tut sich die erste Divergenz auf. Und mit der beschäftigt man sich auch vernünftig.

closs hat geschrieben:Wenn nun die Wissenschaft aufgrund methodische Anforderungen zum Ergebnis kommen muss, dass dies korrelativ zu verstehen ist, ist das unbenommen - aber trotzdem muss der Unterschied zwischen Status Quo und Status Quo Ante erklärt werden - denn dieser bleibt bestehen. - Oder man sagt: "Wir können diesen Unterschied nicht erklären - die wissenschaftliche Methodik gibt das nicht her". - Auch gut. - Aber man darf nicht sagen: "Die bilden sich das alles ein und waren vorher gesund, weil wir es uns wissenschaftlich nicht anders erklären können".
Warum denn nicht? Ist das sakrosankt? Wenn vernünftig begründet werden kann, dass der Inhalt der Empfindungen nicht durch systematischer aufgesetzte Beobachtungen nachvollzogen werden können, niemand, auch nicht die Betroffenen, Fehler aufzeigen können, dann lässt sich vernünftig begründet durchaus der Inhalt dieser Empfindungen in Frage stellen. Ich betone nochmal: VERNÜNFTIG BEGRÜNDET in Frage stellen. Da hilft es doch dann nicht, mit Berufung auf eine Wirklicheit, die in ihrer Ausprägung nicht näher spezifiziert werden kann, auf die wahre Richtigkeit der Empfindungsinhalte zu pochen.

Letzten Endes sagst Du ja nichts anderes, als dass "vernünftige Begründung" Humbug ist.

closs: "Vernünftige Begründung endet an der Wirklichkeit. Ich weiß nur nicht, was Wirklichkeit ist. Aber wenn mir was nicht passt, dann sage ich, "Halt Leute, nicht die vernünftige Begründung, sondern "die" Wirklichkeit zählt. Damit bin ich dann fein raus und brauche mir meine schönen Vorstellungen auch nicht madig machen zu lassen."

Naturwissenschaftler: "Vernünftige Begründung ist vernünftige Begründung. Eine vernünftige Begründung kann sich allerdings unter Umständen in der Zukunft als nicht mehr vernünftig heraus stellen. Die Widerlegung einer alten Theorie und noch mehr eine neue -- diesmal andere -- vernünftige Begründung stellt den wissenschaftlichen Fortschritt dar."

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Man darf Probleme der Wissenschaft nicht zu Lasten der Betroffenen auslegen (zu denen übrigens auch der HP-Arzt gehört). - Genau dieser Eindruck wird hier (mit Ausnahme Anton) erweckt. - Das geht nicht.

Und weil ich darauf bestehe, dass das nicht so geht, wird mir Vergesslichkeit, Unwissenschaftlichkeit und sonstwas vorgeworfen - dabei will ich nur dem, was der Fall ist, im Zweifelsfall den Vorrang vor dem geben, was die Wissenschaft diesbezüglich an Erkenntnis machbar machen kann. - Das eine "ist", das andere ist methodischer Versuch zum "Ist" hin. - Kategorial zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel.
Die Vorwürfe sind berechtigt. Berechtigt, weil Du zwar mit dem, "was der Fall ist", argumentierst, aber uns jeden "kritischen Nachweis" , "was der Fall ist", schuldig bleibst. Vielleicht würde es klarer werden, wenn wir das Thema HP durch "Besuche von und Entführungen durch Aliens" ersetzen würden.

Frage: Was ist da anders?

Wir können es systematisch nicht nachvollziehen, die 3 geforderten Qualitäten an wissenschaftliche Beobachtungen können nicht eingehalten werden, das Modell der Besuche durch Außerirdische und dessen Einfluss auf die menschliche Kultur als auch auf den Menschen als physisches Lebewesen ist nicht konsistent mit dem Wissen anderer wissenschaftlicher Disziplinen. Was soll Wissenschaft, was sollen Anton und die anderen im Forum jetzt dazu sagen? Sollen sie sich den kategorischen Imperativ des closs zu eigen machen?

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Man darf Probleme der Wissenschaft nicht zu Lasten der Betroffenen auslegen [..]
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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