Ehe für alle

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#71 Re: Ehe für alle

Beitrag von SilverBullet » Mi 5. Jul 2017, 19:23

closs hat geschrieben:Es geht nicht darum, dass Fragen des Zusammenlebens von jemandem anderen als dem Staat zu klären seien, sondern darum, dass man ein Wort namens "Ehe" verwendet, das bereits semantisch ganz anders besetzt ist?
Stimmt, was sich die Religionsanhänger da à la „wir haben das Copyright“ herausnehmen, geht etwas zu weit.

Auszug aus einem Wiki-Artikel:
Bereits in den zwei ältesten belegten Gesetzestexten, dem Codex Ur-Nammu (2100 v. Chr.)[6] und dem Codex Hammurapi (18. Jahrhundert v. Chr.), sind gesetzliche Regelungen zur Ehe enthalten.
Die Eheschließung war vermutlich vorrangig ein Friedens- und Bündnisvertrag zwischen Sippen und – mittels oft komplizierter Exogamie- und Endogamieregeln – ein Bindeglied zwischen Abstammungsgruppen (Lineages), Clans oder Phratrien.


Bist du schon mal an „die Kirche“ (deiner Wahl) herangetreten und hast sie auf ihre Bedeutungsverfremdung aufmerksam gemacht?
Was war die Antwort?

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#72 Re: Ehe für alle

Beitrag von Janina » Mi 5. Jul 2017, 19:37

closs hat geschrieben:Es geht nicht darum, dass Fragen des Zusammenlebens von jemandem anderen als dem Staat zu klären seien, sondern darum, dass man ein Wort namens "Ehe" verwendet, das bereits semantisch ganz anders besetzt ist?
Es ist semantisch nicht anders besetzt.
Die vorherige "Ehe 2. Klasse" war die diskriminierende Verfälschung.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#73 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Mi 5. Jul 2017, 20:32

SilverBullet hat geschrieben:Stimmt, was sich die Religionsanhänger da à la „wir haben das Copyright“ herausnehmen, geht etwas zu weit.
Es geht nicht um Cpoyright, sondern um sprachliche Verwirrung. - Diese entsteht dadurch, dass heute "Ehe" gesetzlich etwas anderes ist, als es jahrhundertelang war - das geht hinein bis ins Grundgesetz. - So steht dort bspw. unter dem Abschnitt "Familie" "(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft" - wer ist bei homosexuellen Paaren die Mutter - oder heißt es dann "der Mutterer"?

Ich bin für die Gleichberechtigung von Lebenspartnerschaften - warum sollte ein kinderloses heterosexuelles Paar staatlich einem homosexuellen Paar vorgezogen werden? Das macht keinen Sinn. - Aber ich bin gegen fahrlässige oder gar absichtliche Sprachverwirrung. - "Neusprech" als Machtmittel des neuen "Ozeaniens" in "1984"?

Janina hat geschrieben:Es ist semantisch nicht anders besetzt.
Natürlich ist es das - s.o.

SilverBullet hat geschrieben:Bist du schon mal an „die Kirche“ (deiner Wahl) herangetreten und hast sie auf ihre Bedeutungsverfremdung aufmerksam gemacht?
Was war die Antwort?
Das wissen die doch auch ohne mich. - Es wird als Versuch gewertet, Werte umzuwerten, indem man eingeführte Begriffe nicht abschafft, sondern per semantischer Sprachhoheit in sich ändert und aushöhlt.

Man sieht das im übrigen gelassen, weil man solche Sachen ja kennt - aber man muss halt trotzdem darauf hinweisen. - Ich nehme an, dass die Kirchen nach der Wahl darauf reagieren werden und ihren Standpunkt deutlich machen - nicht, weil man sich deswegen einen Ruck erhofft, sondern damit keiner sagen kann, er habe es nicht gewusst.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#74 Re: Ehe für alle

Beitrag von SilverBullet » Mi 5. Jul 2017, 20:57

closs hat geschrieben:Es geht nicht um Cpoyright, sondern um sprachliche Verwirrung. - Diese entsteht dadurch, dass heute "Ehe" gesetzlich etwas anderes ist, als es jahrhundertelang war
Offensichtlich gab es diesen Umdeutungsvorgang bereits schon einmal.
Wieso war es bisher für dich kein Problem und jetzt soll es ein Problem sein?

closs hat geschrieben:wer ist bei homosexuellen Paaren die Mutter - oder heißt es dann "der Mutterer"?
Ein Paar bildet sich immer auf Basis von Ergänzung.
Ein mutiger und ein vorsichtiger Anteil ergänzen sich.
Ein harter und ein weicher Anteil ergänzen sich.

Um welche Ergänzung es jeweils auch immer gehen mag, du kannst dir sicher sein, dass eine vorhanden ist.

Für jemanden, der keinen Zugang dazu hat, ist bestimmt die „optische Gleichheit“ dominierend, aber für die Involvierten, sind die Unterschiede offensichtlich.

Egal, ob heterosexuell oder homosexuell, es geht um zwei Charaktere, die sich ergänzen.

Bei heterosexuellen Paaren kommt es vor, dass die Frau den männlichen Charakter ausfüllt und der Mann den weiblichen Charakter. Hast du dich dann dort auch gefragt, ob es „Mutterer“ heisst?

closs hat geschrieben:Aber ich bin gegen fahrlässige oder gar absichtliche Sprachverwirrung.
Worin soll die „Sprachverwirrung“ bestehen?
Wenn zwei Charaktere eine „Ehe“ eingehen, dann gibt es doch keine Verwirrung.

closs hat geschrieben:Es wird als Versuch gewertet, Werte umzuwerten, indem man eingeführte Begriffe nicht abschafft, sondern per semantischer Sprachhoheit in sich ändert und aushöhlt.
"Werte", formuliert von Sandalenläufern (gestützt durch römische Macht/Politik), die eine Abstammung aus dem Unsichtbaren/Unerreichbaren/Unverstehbaren behaupten?
Das ist lustig…

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#75 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Mi 5. Jul 2017, 23:08

SilverBullet hat geschrieben:Offensichtlich gab es diesen Umdeutungsvorgang bereits schon einmal.
Naja - seit ca. 1000 v.Chr. hat sich da eigentlich wenig in der jüdisch-christlichen Tradition getan.

SilverBullet hat geschrieben:Wieso war es bisher für dich kein Problem und jetzt soll es ein Problem sein?
Wieso "bisher"? - Mir ist nicht bekannt, dass bisher nicht-heterosexuelle Verbindungen "Ehen" waren.

SilverBullet hat geschrieben:Bei heterosexuellen Paaren kommt es vor, dass die Frau den männlichen Charakter ausfüllt und der Mann den weiblichen Charakter. Hast du dich dann dort auch gefragt, ob es „Mutterer“ heisst?
Die Grundlage des tradtionellen Begriffs "Ehe" ist eine Beziehung zwischen Mann und Frau mit dem Wunsch eigener Kinder - dieser Begriff gilt in der jüdisch-christlichen und somit abendländischen Kultur seit jeher. - Das heißt nicht, dass man das gut finden muss - darum geht es mir nicht.

Es geht mir ausschließlich darum, dass ein ziemlich homogen besetzter Begriff per errungener Sprachhoheit substantiell semantisch umdefiniert wird. - Warum sollte wir hier im Forum per organisierter Sprachhoheit in Zukunft "Janina" meinen, wenn wir "SilverBullet" sagen? - Wenn es so wäre, könntest Du es nicht verhindern. - Darum geht es.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#76 Re: Ehe für alle

Beitrag von Janina » Do 6. Jul 2017, 06:50

closs hat geschrieben:Diese entsteht dadurch, dass heute "Ehe" gesetzlich etwas anderes ist, als es jahrhundertelang war - das geht hinein bis ins Grundgesetz. - So steht dort bspw. unter dem Abschnitt "Familie" "(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft"
Und wo steht da "Ehe"?

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Es ist semantisch nicht anders besetzt.
Natürlich ist es das - s.o.
Und wo?

closs hat geschrieben:Naja - seit ca. 1000 v.Chr. hat sich da eigentlich wenig in der jüdisch-christlichen Tradition getan.
Die Erfindung der gemeinsamen "jüdisch-christlichen Tradition" nach 1945 z.B., sobald damit nicht nur Pogrome gemeint sind.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#77 Re: Ehe für alle

Beitrag von SilverBullet » Do 6. Jul 2017, 06:53

closs hat geschrieben:Naja - seit ca. 1000 v.Chr. hat sich da eigentlich wenig in der jüdisch-christlichen Tradition getan.
Wo ist hierbei das Argument, dass dieser Bedeutungswechsel nicht genauso „Verwirrung“ war, wie du es jetzt anbringst, bzw. dass die neuerliche Veränderung nicht eine Verbesserung darstellt?

closs hat geschrieben:Wieso "bisher"? - Mir ist nicht bekannt, dass bisher nicht-heterosexuelle Verbindungen "Ehen" waren.
Nochmal: Auszug aus einem Wiki-Artikel:
Bereits in den zwei ältesten belegten Gesetzestexten, dem Codex Ur-Nammu (2100 v. Chr.)[6] und dem Codex Hammurapi (18. Jahrhundert v. Chr.), sind gesetzliche Regelungen zur Ehe enthalten.
Die Eheschließung war vermutlich vorrangig ein Friedens- und Bündnisvertrag zwischen Sippen und – mittels oft komplizierter Exogamie- und Endogamieregeln – ein Bindeglied zwischen Abstammungsgruppen (Lineages), Clans oder Phratrien.


Wieso hat dich der Übergang zu irgendwelchen „religiösen Ritualen/Interpretationen“ bisher nicht gestört?

closs hat geschrieben:Die Grundlage des tradtionellen Begriffs "Ehe" ist eine Beziehung zwischen Mann und Frau mit dem Wunsch eigener Kinder - dieser Begriff gilt in der jüdisch-christlichen und somit abendländischen Kultur seit jeher.
Mit der kleinen aber feinen Einschränkung, dass die „jüdisch-christliche Kultur“ nicht seit jeher besteht und auch die abendländische Kultur geschichtlich erst „vor kurzem“ damit in Kontakt gekommen ist.

Des Weiteren ist „Tradition“ die denkbar schlechteste aller Begründungen.

closs hat geschrieben:Es geht mir ausschließlich darum, dass ein ziemlich homogen besetzter Begriff per errungener Sprachhoheit substantiell semantisch umdefiniert wird.
Wenn der Begriff „Ehe“ als Friedens-/Bündnisvertrag, also als ein „Bindeglied“ verwendet wird, dann hat dies mit Nachkommen rein gar nichts zu tun.

Du versuchst einen religiös gedeuteten Zweck (in Bezug auf ein Reglementierungsbestreben von Sexualität), nämlich „das Kinderkriegen“ in den Begriff „Ehe“ hineinzulegen. Tatsächlich sagt man im Alltag aber „da kommt eine Familie“ und nicht „da kommt eine Ehe“. Auch unter einer „erfolgreichen Ehe“ versteht man eine lange und gute Partnerschaft und keine 15 Kinder.
=> „Kinder“ gehören nicht zur Zusammenhangsmenge „Ehe“

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#78 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Do 6. Jul 2017, 09:06

Janina hat geschrieben:Und wo steht da "Ehe"?
Drei Zeilen vorher: "(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung". - Das heißt: (4) bezieht sich auf (1).

SilverBullet hat geschrieben:Die Erfindung der gemeinsamen "jüdisch-christlichen Tradition" nach 1945
Dafür muss man nicht nach 1945 gehen. - Es ist längst bekannt, dass das AT jüdischer Natur ist und vom christlichen NT gefolgt wird.

SilverBullet hat geschrieben:Wo ist hierbei das Argument, dass dieser Bedeutungswechsel nicht genauso „Verwirrung“ war, wie du es jetzt anbringst, bzw. dass die neuerliche Veränderung nicht eine Verbesserung darstellt?
Es geht hier nicht um eine weltanschauliche Wertung, sondern um die jahrtausendelange Verankerung eines Wortes mit ziemlich homogener semantischer Bedeutung.

SilverBullet hat geschrieben:Wieso hat dich der Übergang zu irgendwelchen „religiösen Ritualen/Interpretationen“ bisher nicht gestört?
Weil die Bedeutung von "Ehe" in Deutschland von der Sprachentwicklung des Deutschen abhängig ist - konkret: Die Bedeutung dieses Wortes wird etymologisch verbunden mit "ehern" im Sinne von "ewiger Vertrag zwischen Mann und Frau" ("Mann und Frau" steht konkret dabei).

SilverBullet hat geschrieben:Des Weiteren ist „Tradition“ die denkbar schlechteste aller Begründungen.
Gar nicht - Sprachtradition ist schon wichtig. - Du kannst Du nicht einfach "Buttermilch" semantisch in "Zucchini" umdeuten, nur weil Dir danach ist - Sprachtradition ("Das heißt seit 500 Jahren Zucchini") ist doch keine schlechte Beggründung!

SilverBullet hat geschrieben:Wenn der Begriff „Ehe“ als Friedens-/Bündnisvertrag, also als ein „Bindeglied“ verwendet wird, dann hat dies mit Nachkommen rein gar nichts zu tun.
Stimmt - aber so wurde es halt in den letzten 1000 Jahren nicht verwendet. - " 'Zucchini' war vor 800 Jahren ein Begriff für weibliche Unterwäsche - dann können wir es doch problemlos umdeuten - Scheiß auf das Gemüse" - das geht doch nicht.

SilverBullet hat geschrieben:„Kinder“ gehören nicht zur Zusammenhangsmenge „Ehe“
Doch - im gesellschaftlichen Verständnis der letzten 1000 Jahre (minus der letzten Jahrzehnte) sehr wohl - und theologisch ohnehin: "stellt sich heraus, dass eine Ehe ohne Kinderwunsch geschlossen wurde, ist sie theologisch ungültig.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#79 Re: Ehe für alle

Beitrag von Pluto » Do 6. Jul 2017, 09:55

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Und wo steht da "Ehe"?
Drei Zeilen vorher: "(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung". - Das heißt: (4) bezieht sich auf (1).
Aha! Jetzt verstehe ich warum manche Politiker meinen, man müsste die Verfassung ändern. Andere (inkl. Frau Merkel) halten dagegen, es sei lediglich eine ergänzendes Gesetz.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#80 Re: Ehe für alle

Beitrag von Pluto » Do 6. Jul 2017, 10:05

closs hat geschrieben:etymologisch verbunden mit "ehern" im Sinne von "ewiger Vertrag zwischen Mann und Frau" ("Mann und Frau" steht konkret dabei).

[...]
im gesellschaftlichen Verständnis der letzten 1000 Jahre (minus der letzten Jahrzehnte) sehr wohl - und theologisch ohnehin: "stellt sich heraus, dass eine Ehe ohne Kinderwunsch geschlossen wurde, ist sie theologisch ungültig.
Zum Glück werden die heutigen Gesetze von denkenden Menschen gemacht: Sie folgen der Moral des Zeitgeistes und NICHT der Tradition.
Das ist auch gut so, sonst würden wir noch Hexen verbrennen, und hätten auch die Steinigung für Ehebruch.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten