Christen und Sexualität

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
Pluto
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#71 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Pluto » Mo 17. Jun 2013, 23:14

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Jetzt ist er am Bodensee, und wir können ihn nicht fragen
Habe mal kurz Netzverbindung. - Nein - ich habe das so gemacht, wie oft auch die Bibel gelesen wird - wörtlich. :mrgreen:
Mit anderen Worten: Ich halte Dich für frei und radikal. :-)
@ Magdalena61

Nun wissen wir endlich was du bist. :P
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Magdalena61
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#72 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Magdalena61 » Di 18. Jun 2013, 10:26

closs hat geschrieben:Habe mal kurz Netzverbindung.
[d]Hat jemand dir ein Smartphone geliehen?[/d](Du hattest Sehnsucht nach uns? :D )
Mit anderen Worten: Ich halte Dich für frei und radikal. :-)
Ach so, ich bin gemeint. -- Oh.

barbara hat geschrieben:Wenn du der Auffassung bist, dass du ohne ein strenges Korsett von äusserlich auferlegten Regeln innert kürzester Zeit pervetieren würdest und schlimme Sachen machen tätest, nun, ich will dir deine Stütze sicher nicht nehmen. (obwohl ich nicht glaube, dass du sie nötig hättest)
Nein, habe ich nicht.

Hier müsste man reflektieren: Wozu braucht es eigentlich "Erziehung"? Warum gewöhnte man Kinder daran, bestimmte Regeln zu lernen und einzuhalten und Verbote zu respektieren, anstatt ausschließlich auf "Lernen durch Erfahrung" zu setzen?

Die Antwort liegt auf der Hand: Man möchte das Kind beschützen, damit ihm nichts passiert, bevor es verständig genug ist, bestimmte Zusammenhänge zu begreifen und sich aus Überzeugung von allem zu distanzieren, das ihm schaden oder gar lebensgefährlich werden kann.

So ist es auch mit den Regeln in der Bibel. Die Gebote an sich... sind nicht "schlecht", oder "zu streng" oder "lebensfeindlich"-- nur der falsche Umgang mit ihnen ist es. Zu diesem gehören auch das Übertriebene, das Pharisäerhafte, die Entstellung des guten Gesetzes Gottes durch dessen Bodenpersonal- entweder aus Dummheit/ Unverständnis, oder ganz gezielt, um Macht über andere Menschen zu gewinnen und einen kontrollierenden Einfluß zu nehmen auf deren Leben = "herrschen".

Das Problem fängt an, wenn ein Mensch bei sich zweifelhafte oder unsaubere Begierden feststellt. Die wählt man sich ja nicht bewusst aus, die sind einfach da - in den Tagträumen, in den Wünschen...
Von alleine sind die aber nicht gekommen. Jemand hat ihnen die Türe aufgemacht. :)
Eine Methode ist: das Ganze unter den Teppich kehren und bloss nicht daran denken. Das hilft kurzfristig, langfristig aber nicht.
*zustimm*--- das nennt man "Verdrängen", und das taugt bestenfalls als kurzfristige Notlösung, um den Kopf frei zu kriegen.
eine weitere Methode ist: sich ihnen stellen, und durch sie hindurchzugehen, und sie transformieren.
Das ist eine höhere Kunst. Die beherrscht aber nicht jeder.
(Der besseren Lesbarkeit wegen teile ich den Beitrag)
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Magdalena61
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#73 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Magdalena61 » Di 18. Jun 2013, 10:28

Fortsetzung

Es gibt noch eine andere "Methode", und diese kann ich empfehlen, weil ich sie selbst getestet und für gut; für tauglich befunden habe.

Was man braucht, damit sie funktioniert, das sind ein glimmender Docht an Glauben und der Wille, die Entschlossenheit, sich danach auszustrecken, die Gebote Jesu einzuhalten, so gut man es halt hinkriegt--- aber von ganzem Herzen.

Der Knackpunkt ist, dass man die vorhandenen Einschränkungen/ Defizite annimmt; akzeptiert...und mit sich selbst und mit Gott "ringt", bis man ein "Ja" gefunden hat zu der Situation, so wie sie ist, mit den lästigen oder schmerzlichen Mankos, die Gott seinem Kind zumutet.

Mir passte es beispielweise, nachdem mein Ex sich endgültig verabschiedet hatte nicht, als Single leben zu müssen. Ich war empört über die Abstinenz, die mir da aufgezwungen wurde und fühlte mich benachteiligt. (Von SB als "Krücke" / Ersatz halte ich nichts-- so weit heruntergekommen war/ bin ich dann also doch noch nicht... :mrgreen: )
Das ging eine Weile lang... innerlich rebellierte ich und suchte nach Auswegen, sprich: Ich schaute mal so in den Partnerbörsen für Christen herum- ob Gott da vielleicht etwas für mich plante--.... aber die Ergebnisse überzeugten mich nicht.
Absolut nicht.
Es hätte zwar in diesem Sektor der Christenheit, in welchem ich mich überwiegend bewege (ev. - freilirchlich) einige interessante Männer gegeben, aber ausschließlich mit Riesenmacke :silent: ... kontrollierend, machtgeil... solche, die in 1. Mose 2,18 "Ge- hilfin" lesen anstatt "Hilfe" (ezer steht dort, männliche Form!)-- und irgendwie ein Problem damit haben, Frauen als gleichwertige Geschwister anzuerkennen. Männer, die sich im Konfliktfall dann auf ihre FALSCHE Auslegung der Bibel berufen, um rücksichtlos, im Bewußtsein ihrer "Vormachtstellung", ihre fleischlich motivierten, egoistischen Ansprüche durchzusetzen.

Da staunte ich dann doch so einiges über den Umgangston so manch potenziellen "Hauptes"... was mich nicht gerade dazu animierte, meine unvollkommene, aber stabile Familiensituation gegen eine fromme Diktatur einzutauschen.

Erst, als ich mich dann in mein neues Kloster- Leben "fügte", fand ich Frieden. Und--- wenn man ein wenig darauf achtet, welche Einflüsse man zulässt und recht konsequent (strikt) alles abweist, das belasten könnte-- und das man dann wieder im Gebet loswerden müsste... dann bleiben die "Begierden" dort, wo sie hingehören: Vor der Tür, weit weg.
Das hier: Jak. 4,7

Weil ich weiß, dass es funktioniert... kann ich auch diese Diskussionen um den Zölibat nicht nachvollziehen. Wer das Gelübde, ehelos zu leben ablegen will und sich, nicht, weil er dazu gedrängt wird, sondern aus Überzeugung, für diese Lebensform entscheidet... der wird sogar sehr gut damit leben, so lange der Geist gewillt ist, sich nicht vom Körper bestimmen/ beherrschen zu lassen.
Allerdings sollte ein Zölibatler dann dem anderen Geschlecht nicht zu nahe kommen, vor allem sollte er Berührungen jeglicher Art vermeiden. :)
LG
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Abischai
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#74 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Abischai » Di 18. Jun 2013, 10:45

Ich glaube aber, daß die Fähigkeit sich überhaupt zurückzuhalten, in unserer Prägung begründet ist, ich könnte nicht allein leben, das hat meine Mutter mir schon als Bub gesagt. Welche MErkmale in der Seele das nun sind, weiß ich selbst nicht, aber man kann sie wohl deutlich sehen.

Methoden wie Du sie andeutest, funktionieren bei mir nicht, das wäre nur kurzfristiges Selbstbelügen. Ich tue nur, was Aussicht auf Erfolg hat, sonst fange ich das gar nicht an.
Das Wissen um die eigene Fehlbarkeit, und ein wenig Disziplin, das kann man bei jedem Menschen voraussetzen und verlangen, mehr aber nicht, meine ich.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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Andreas
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#75 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Andreas » Di 18. Jun 2013, 11:16

Magdalena61 hat geschrieben:
Das Problem fängt an, wenn ein Mensch bei sich zweifelhafte oder unsaubere Begierden feststellt. Die wählt man sich ja nicht bewusst aus, die sind einfach da - in den Tagträumen, in den Wünschen...
Von alleine sind die aber nicht gekommen. Jemand hat ihnen die Türe aufgemacht. :)
Es ist keine Seltenheit, dass schon drei-, vierjährige Mädchen, von ganz alleine auf die Selbstbefriedigung gekommen sind und sie in ihrer kindlichen Unschuld genießen. Was willst du da machen, wenn du kurz vor dem Höhepunkt ins Zimmer kommst? Der Kleinen klar machen, wie böse das ist, dass Gott das nicht will, und Gehorsam fordern? Das heilige Sakrament der Ehe erklären? Einen Exorzisten rufen?
Wir Menschen sind sexuelle Wesen von Anfang an.

piscator
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#76 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von piscator » Di 18. Jun 2013, 13:03

barbara hat geschrieben: Das Problem fängt an, wenn ein Mensch bei sich zweifelhafte oder unsaubere Begierden feststellt. Die wählt man sich ja nicht bewusst aus, die sind einfach da - in den Tagträumen, in den Wünschen...

Wenn die Begierden von vorneherein unterdrückt werden, dann kommt so was raus:

In einem Vortrag hat Eugen Drewermann das Problem so ausgedrückt:

„Die Wahrheit ist, sie hat ihre Pflichten getan, zwanzig Jahre lang bis zum „Kotzen“, ganz wörtlich. Sie hat nie irgendein Gefühl gehabt als Frau, sie hat ihrem Mann einen Orgasmus nach dem anderen vorgeheuchelt und -gespielt, und sich dann übergeben überm Waschbecken. Und der Mann hat nie ein Wort davon erfahren.
Die Wahrheit ist, sie kommt seit über einem halben Jahr in die Psychotherapie, weil sie in irgendeinem Kurort einen Mann kennen gelernt hat. Jetzt, zum ersten Mal, fühlt sie so etwas wie Liebe. Und sie sagt, „die ganze Schuld ist, daß ich alles getan habe, wie es richtig sein sollte, drum hab ich jetzt den Kuddelmuddel.“

Ich gebe Ihnen das Beispiel, um Sie nochmal aufzufordern, sich zu fragen, wie Sie Probleme dieser Art mit Verstärkung von Moral lösen wollen! Ob diese Frau sich soll von ihrem Mann scheiden lassen oder nicht, ob sie je wieder einen Funken Liebe für ihn empfindet nach dieser überanstrengten Treue von mehr als zwei Jahrzehnten. Wer will denn das von außen sagen. Sie hat moralisch wirklich nie etwas falsch gemacht, ihr ganzes Leben ist eine einzige Abarbeitung von ganzen kirchlichen Lehrsätzen. Aber es ist kein Leben. Und jetzt, wo es beginnt, ist es außerhalb der Ordnung. Und wieder wird die Kirche sagen, „es ist schwere Sünde, Todsünde, du mußt bereuen, du mußt beichten, du mußt dich bessern.“ Aber das kann sie gar nicht, darf sie gar nicht, wenn sie irgendetwas finden will von sich. Die erste Frage ist, wer bin ich denn jetzt selber nach all dem. Und wie leb ich so, daß es mindestens meine Kinder nicht auch noch kaputt macht. So tief geht es, wenn Sie beginnen, sich zu interessieren für die Wahrheit hinter der verschlossenen Kellertür.“

Warum poste ich das?

Wie bekannt sein dürfte ist meine Partnerin Mitglied in einer Freikirche, sie ist gläubig, aber nicht fremdbestimmt. Nach zwei gescheiterten Ehen mit so genannten Amtsträgern
hat man oft verlogene Welt hinter der frommen Fassade kennengelernt.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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#77 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Janina » Di 18. Jun 2013, 13:07

Andreas hat geschrieben:Was willst du da machen, wenn du kurz vor dem Höhepunkt ins Zimmer kommst? Der Kleinen klar machen, wie böse das ist...
Kommt drauf an was du heranzüchten willst.
Wie kann man so eine Frage stellen? :shock:

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#78 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Andreas » Di 18. Jun 2013, 13:35

Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass da niemand eine Türe zu "zweifelhaften oder unsauberen Begierden" aufmachen muss, weil die Tür der Sexualität beim Menschen von Anfang an sperrangelweit offensteht.
Andreas hat geschrieben:Der Kleinen klar machen, wie böse das ist, dass Gott das nicht will, und Gehorsam fordern? Das heilige Sakrament der Ehe erklären? Einen Exorzisten rufen?
Solche Gedanken sind mir nicht in den Sinn gekommen, als ich diese Situation miterleben durfte. Durch meine Anwesenheit ließ sie sich nicht im geringsten stören. Ich war verblüfft darüber, dass die erotische Körpersprache in diesem Alter genauso ausgeprägt ist, wie bei Erwachsenen. Instinkte eben.

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Magdalena61
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#79 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Magdalena61 » Di 18. Jun 2013, 15:01

Andreas hat geschrieben:Es ist keine Seltenheit, dass schon drei-, vierjährige Mädchen, von ganz alleine auf die Selbstbefriedigung gekommen sind und sie in ihrer kindlichen Unschuld genießen.
? Also, ich habe zwei Töchter. Irgendwann entdeckt jedes Kind mal seine Genitalien.
Die Art und Weise, wie sie damit umgingen... wirkte auf mich kindlich, zufällig... wenn man diese Tätigkeiten nicht überbewertet, dann lassen sie es auch wieder, das Geschlecht ist für sie so eine Art Spielzeug.
Was willst du da machen, wenn du kurz vor dem Höhepunkt ins Zimmer kommst? Der Kleinen klar machen, wie böse das ist, dass Gott das nicht will, und Gehorsam fordern?
Woher willst du wissen, welche Gefühle sie hatte?
Nein, auf keinen Fall würde ich den Moralapostel spielen oder ein Theater inszenieren.
Ich würde sie ganz einfach bitten, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen...vielleicht fragen, ob sie Hunger hat und was ich als nächstes kochen soll oder so, also: Ablenken.
Das heilige Sakrament der Ehe erklären? Einen Exorzisten rufen?
:lol:
Man kann auch einfach sagen: "Zieh deine Hose wieder an, wir müssen jetzt dies und das (Zimmer aufräumen, einkaufen gehen... den Garten gießen...) machen." Ohne weiteren Kommentar.
Das ist eine Phase, beim vielleicht 2-jährigen Kind, das geht vorbei.
Wir Menschen sind sexuelle Wesen von Anfang an.
Meine Jungs hatten auch keine "extreme Probleme" oder eine extreme Fixierung.
Es könnte auch sein, dass Kinder, die zu wenig emotionale Wärme bekommen, die vernachlässigt werden, nach dem "Schnuller" SB greifen. Dagegen kann man ja etwas tun.

Übrigens: Hunde können das auch. Soll ich ihnen einen Maulkorb anlegen? :)
LG
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barbara
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#80 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von barbara » Di 18. Jun 2013, 18:24

Magdalena61 hat geschrieben: Hier müsste man reflektieren: Wozu braucht es eigentlich "Erziehung"? Warum gewöhnte man Kinder daran, bestimmte Regeln zu lernen und einzuhalten und Verbote zu respektieren, anstatt ausschließlich auf "Lernen durch Erfahrung" zu setzen?

Kinder brauchen Führung, das ist klar.

Beim Thema Sex sind allerdings Erwachsene betroffen. Ich sehe keinen Grund, warum Erwachsene wie Kinder behandelt werden sollten.

Von alleine sind die aber nicht gekommen. Jemand hat ihnen die Türe aufgemacht. :)

Doch, viele sexuelle Ideen kommen von alleine - einfach aufgrund der Tatsache, dass wir Menschen sind, also sexuelle Wesen.

und es gibt Kontexe, die nun bevorzugt im religiösen MIlieu existieren, wo aller Sex verteufelt wird. Himmel, ich hab schon junge Männer aus Freikirchen gelesen, die hatten ein schlechtes Gewissen, weil sie im Schlaf eine Erektion und einen Samenerguss hatten! - das Normalste der Welt. Und es wird ein riesiges Drama daraus gemacht.



Das ist eine höhere Kunst. Die beherrscht aber nicht jeder.

nein, das muss man üben, wie so vieles andere auch.

grüsse, barbara

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