Ehe für alle

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
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Janina
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#321 Re: Ehe für alle

Beitrag von Janina » Mi 9. Aug 2017, 15:12

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:. Im Bibel-Hebräisch mag das vielleicht anders sein, aber wir leben eben in Mitteleuropa und damit in einem indogermanischen Sprachgebiet.
Halten wir fest: Die letzten 2000 Jahre sind kulturell mehr germanisch als jüdisch-christlich geprägt - meinst Du es so?
Sprachlich natürlich, da sind wir Indogermanen, keine Semiten. Und Christen sind keine Sprachfamilie.

Hast du es inzwischen geschafft, einen Unterschied zwischen einer Sexgemeinschaft zweier mündiger Menschen und einer Sexgemeinschaft zweier mündiger Menschen heraus zu arbeiten? Ich habe das nicht mehr so verfolgt...

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sven23
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#322 Re: Ehe für alle

Beitrag von sven23 » Mi 9. Aug 2017, 16:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und trotzdem hat es Homosexualität immer schon in der Natur gegeben, bis heute.
Natürlich - ja und? - Hier geht es um "Ehe" und wie dieses Wort (oder Worte, die durch "Ehe" ersetzt wurden) semantisch besetzt war.
Das ist nun mal so im Leben. Was früher war, muss nicht für alle Zeiten gelten. Gesellschaften wandeln sich. Ein völlig normaler Vorgang.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Weil Gesellschaften und Sprache sich schon immer verändert haben. Wenn es eine Konstante in der menschlichen Kultur gibt, dann die Veränderung.
Warum sollte ich Dich ab heute "Pluto" nennen, nur weil sich Sprache verändert? - Vielleicht finden sich soviele Anhänger, dass Dich am Ende die Mehrheit "Pluto" nennt - aber in Altsprech wirst Du immer "Sven" genannt werden. - Was soll der Zirkus?
Das ist mal wieder ein doofes Beispiel. Als Linguistiker solltest du doch wissen, wie sehr sich Sprache und damit auch Wortbedeutungen im Laufe der Zeit ändern können. Manchmal bedeuten Worte oder Sprichwörter heute das genaue Gegenteil der ursprünglichen Bedeutung.
Nach ein paar Generationen wird die gleichgeschlechtliche Ehe ein völlig normales Ding sein, und man wird sich verwundert fragen: Was, früher durften nur Männer und Frauen heiraten? Das müssen ja komische Leute gewesen sein. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#323 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Mi 9. Aug 2017, 16:54

Pluto hat geschrieben:Ich muss hier fragen: Was soll der Zirkus?
Der Zirkus besteht darin, dass in der Bevölkerung (am besten halb/halb) "Ehe" Unterschiedliches bedeutet.

Janina hat geschrieben:Sprachlich natürlich, da sind wir Indogermanen, keine Semiten. Und Christen sind keine Sprachfamilie.
Daneben - es geht um die europäische Kulturgeschichte. Natürlich kann man davon Sachen ändern, aber man kann nicht so tun, als würde man sie NICHT ändern.

Im übrigen bin ich - zu Deiner Erinnerung - für eine staatliche Gleichstellung von Lebensgemeinschaften, egal ob mit Mann, Frau, Hund oder Kühlschrank. - Rechte und Pflichten und Punkt.

Das von mir angesprochene Problem betrifft einzig die Sprache: Warum fahrlässig Polyseme produzieren, wenn man es verhindern könnte - denn ein Drittel oder die Hälfte oder gar noch mehr der Bevölkerung werden "Ehe" auch noch in den nächsten Generationen als "Verbindung zwischen Mann und Frau" verstehen.

sven23 hat geschrieben:Nach ein paar Generationen wird die gleichgeschlechtliche Ehe ein völlig normales Ding sein,
Das glaube ich nicht - es wird parallel bleiben.

Pluto
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#324 Re: Ehe für alle

Beitrag von Pluto » Mi 9. Aug 2017, 17:18

closs hat geschrieben:Natürlich kann man davon Sachen ändern, aber man kann nicht so tun, als würde man sie NICHT ändern.
Da wurde nichts verschwiegen.
Das Parlament hat den Begriff der Ehe verändert und erweitert. Diese Entscheidung ist also öffentlich.

closs hat geschrieben:Das von mir angesprochene Problem betrifft einzig die Sprache: Warum fahrlässig Polyseme produzieren, wenn man es verhindern könnte - denn ein Drittel oder die Hälfte oder gar noch mehr der Bevölkerung werden "Ehe" auch noch in den nächsten Generationen als "Verbindung zwischen Mann und Frau" verstehen.
NIEMAND produziert hier Polyseme. Schon gar nicht mit dem Begriff der Ehe, der lediglich erweitert wurde, um ihn den Gegebenheiten (Fakten) in der Gesellschaft anzupassen.

Sprache verändert sich. Worte geraten in Vergessenheit; Neue kommen hinzu; Begriffe werden erweitert.
Wo ist das Problem?

Ein Polysem ist z.B. das Wort "Bank".
Die Erweiterung des Begriffs der Ehe gehört nicht dazu (auch nicht in diesem Kontext). Das wird dir jeder Sprachwissenschaftler bestätigen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#325 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Mi 9. Aug 2017, 17:30

Pluto hat geschrieben:Ein Polysem ist z.B. das Wort "Bank". Die Erweiterung des Begriffs der Ehe gehört nicht dazu (auch nicht in diesem Kontext).
Gut - da kann man diskutieren, wann verschiedene Anwendungen eines Wortes schon "Polysem" genannt werden oder noch nicht "Polysem" genannt werden.

Machen wir es praktisch: Im Duden steht zur Zeit:

1. gesetzlich [und kirchlich] anerkannte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau
2. gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft, die sich an der Ehe orientiert


Sind das jetzt ZWEI Bedeutungen oder ist es eine?

Pluto
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#326 Re: Ehe für alle

Beitrag von Pluto » Mi 9. Aug 2017, 17:38

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ein Polysem ist z.B. das Wort "Bank". Die Erweiterung des Begriffs der Ehe gehört nicht dazu (auch nicht in diesem Kontext).
Gut - da kann man diskutieren, wann verschiedene Anwendungen eines Wortes schon "Polysem" genannt werden oder noch nicht "Polysem" genannt werden.
Das sollte man mE den Sprachwissenschaftlern überlassen.

closs hat geschrieben:Machen wir es praktisch: Im Duden steht zur Zeit:

1. gesetzlich [und kirchlich] anerkannte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau
2. gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft, die sich an der Ehe orientiert


Sind das jetzt ZWEI Bedeutungen oder ist es eine?
Das ist die alte Definition, vor dem Parlamentsentscheid. Das neue Verständnis sollte diese Unterschiede bereinigen.
Ich vermute, das wird von den Redakteuren des Duden bei der nächsten Ausgabe berücksichtigt werden.

Ich glaube wir haben hier ein Verständnis-Problem.
Gesetzlich wird Eheschließung politisch festgelegt und läuft unter dem Begriff "Zivilehe". Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Kirchen unter dem Begriff "kirchliche Ehe" am alten Verständnis festhalten wollen.
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#327 Re: Ehe für alle

Beitrag von Catholic » Mi 9. Aug 2017, 19:08

Pluto hat geschrieben:Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Kirchen unter dem Begriff "kirchliche Ehe" am alten Verständnis festhalten wollen.

Du meinst sicher das Ehesakrament.
Daran wollen "die Kirchen" nicht festhalten weil es für die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften der Reformation kein Ehesakrament gibt.
Aber die Katholische Kirche möchte daran nicht nur festhalten,sie kann es nicht anders.
Denn die Kirche (wenn ich von Kirche spreche meine ich in diesem Fall die Katholische Kirche) kann kein Sakrament ändern.

Pluto
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#328 Re: Ehe für alle

Beitrag von Pluto » Mi 9. Aug 2017, 20:08

Catholic hat geschrieben:Du meinst sicher das Ehesakrament.
Ja.

Catholic hat geschrieben:Denn die Kirche (wenn ich von Kirche spreche meine ich in diesem Fall die Katholische Kirche) kann kein Sakrament ändern.
Stimmt. Sakramente beruhen auf Dogmen und Traditionen.
Ob die Kirche es kann, weiß ich nicht. Auf jeden Fall will sie nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Catholic
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#329 Re: Ehe für alle

Beitrag von Catholic » Mi 9. Aug 2017, 20:13

Pluto hat geschrieben:...
Ob die Kirche es kann, weiß ich nicht. ...

Dann informiere Dich mal darüber.
Vieleicht sogar möglichst unvoreingenommen. :roll:

Pluto
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#330 Re: Ehe für alle

Beitrag von Pluto » Mi 9. Aug 2017, 20:15

Catholic hat geschrieben:Dann informiere Dich mal darüber.
Vieleicht sogar möglichst unvoreingenommen. :roll:
Ich glaube es dir.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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