Ehe für alle

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
Roland
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#201 Re: Ehe für alle

Beitrag von Roland » So 23. Jul 2017, 00:38

closs hat geschrieben: Seit relativ kurzer Zeit ist es ganz anders geworden: Man versteht sein Leben oft nicht mehr unter familiären oder Berufungs-Gesichtspunkten, sondern unter dem Aspekt der solitären Selbst-Verwirklichung, was am Ende eine volkswirtschaftliche Bedrohung ist. - Diese Bedrohung lässt sich nur so lange verdrängen, solange es genug Menschenmaterial in anderen Erdteilen gibt, die aus der Ferne die Rolle der eigenen Nachkommen für eine Zeit übernehmen können.

Insofern sind wir momentan in einem Zeitfenster und einer Gegend auf der Erde, wo es verschmerzbar ist, wenn man in großen Mengen keinerlei investiven Beitrag für die demografische Zukunft einer Kultur erbringt - aber das ist nur ein Zeitfenster.
Ja, sehe ich genauso.

closs hat geschrieben: Noch schlimmer: Alles ist ja auf den Kopf gestellt. Denn während ein heutiger (ehemals westdeutscher) Rentner WENIGER Geld erhält, als er in der Rentenkasse gespart hat (auch wenn er 85 Jahre alt wird), profitiert ein kinderloser Freiberufler, der dasselbe Geld im freien Markt anlegen durfte, weil er mit Gewinn anlegen durfte. - Richtig wäre umgekehrt, wenn Kinderlose einen Kinderlosen-Soli zahlen würden, sich also damit in die Solidaritäts-Gemeinschaft der kommenden Generation einkaufen würde.

Insofern bin ich einerseits schon für die Gleichstellung von heterosexuellen und homosexuellen Partnerschaften (OHNE das Wort "Ehe"), die aber andererseits NICHT gleichgestellt werden dürften mit Familien, die mit ihren Kindern in die Zukunft investieren. - Die Unterscheidung hieße also nicht "homo oder hetero", sondern "Kinder oder nicht". - Hier gäbe es viel zu tun.
Die Probleme, die wahrscheinlich entstehen, wenn Kinder "zwei Mütter" oder "zwei Väter" haben, hat –Gott-sei-Dank- ein "atheistischer Biologe" beschrieben. Kein Kirchenmann (dem hätte kaum einer geglaubt). Denke nicht, dass das staatlicherseits gefördert werden sollte.

Aber andererseits ungewollt kinderlose heterosexuelle Ehen, auch noch zu bestrafen mit einem Kinderlosen-Soli, das würde ich wiederum als ungerecht empfinden. Und weil man staatlicherseits vermutlich schwerlich unterscheiden kann, zwischen ungewollt- und gewollt kinderlosen heterosexuelle Ehen, würde ich eher unterscheiden wollen zwischen "Mann-Mann- , Frau-Frau-Erotikvereinigungen", wie Kutschera es nennt, und potentiell fertilen, also heterosexuellen Ehen.
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closs
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#202 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » So 23. Jul 2017, 01:34

Roland hat geschrieben:Aber andererseits ungewollt kinderlose heterosexuelle Ehen, auch noch zu bestrafen mit einem Kinderlosen-Soli, das würde ich wiederum als ungerecht empfinden.
Das sehe ich volkswirtschaftlich nüchtern. Es soll ja keine Bestrafung sein, sondern ganz einfach volkswirtschaftlichen Fakten gerecht werden.

Roland hat geschrieben: würde ich eher unterscheiden wollen zwischen "Mann-Mann- , Frau-Frau-Erotikvereinigungen", wie Kutschera es nennt, und potentiell fertilen, also heterosexuellen Ehen.
Das wiederum wäre mir zu sehr Eingriff in Persönlichkeitsrechte - oder anders gefragt: Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem heterosexuellen Paar ohne Kinderwunsch und einem homosexuellem Paar?

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sven23
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#203 Re: Ehe für alle

Beitrag von sven23 » So 23. Jul 2017, 07:59

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das Grundgesetz ist auch entstanden unter dem Eindruck des Völkermordes an den Juden.
Möglich - aber was hat das damit zu tun, dass das Grundgesetz im Bedeutungssinn von "Ehe" im Sinne der letzten paar Jahrtausende in Europa vorgeht?
Nichts, es ging hier auch um Grossers Kotzen zur "jüdisch-christlichen" Tradtion. :roll:
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Janina
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#204 Re: Ehe für alle

Beitrag von Janina » So 23. Jul 2017, 09:13

Roland hat geschrieben:würde ich eher unterscheiden wollen zwischen "Mann-Mann- , Frau-Frau-Erotikvereinigungen", wie Kutschera es nennt, und potentiell fertilen, also heterosexuellen Ehen.
Homosexuelle Ehen sind genauso "potentiell" fertil. :P
Nur bei "Mann-Mann-Erotikvereinigungen" ist die mögliche Schwangerschaft woanders. Aber JETZT können sie das Kind ja zu sich nehmen.

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#205 Re: Ehe für alle

Beitrag von Christian41285 » So 23. Jul 2017, 16:09

Das besexuelle einnander heiraten dürfen find ich nicht schlimm aber sie sollten

keine Kinder adoptieren dürfen...ich sehe da eine Grenze die nicht überschritten werden darf!

LG Christian

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#206 Re: Ehe für alle

Beitrag von Agent Scullie » So 23. Jul 2017, 16:56

closs hat geschrieben:
Agent Scullie hat geschrieben:Nein, sind sie nicht.
Sorry - Du hast "anthropomorph" geschrieben, und ich habe "anthropozentrisch" gelesen - mein Fehler.

Am Großen und Ganzen ändert das nichts. Denn ob man etwas anthropomorph oder anders chiffriert, sagt qualitativ erst mal gar nichts aus.
Es sagt zumindest aus, dass es anthropomorph ist.

closs hat geschrieben:
Agent Scullie hat geschrieben: Anthropomorphie ist eine Eigenschaft von Vorstellungen, die man sich macht, nicht von Wahrnehmungen.
Jegliche Wahrnehmung IST Vorstellung. - Wie kommst Du darauf, beides zu unterscheiden?
Das jede Wahrnehmung zugleich eine Vorstellung sei, ist sicherlich ein Standpunkt, den man vertreten kann. Jedoch ist dann trotzdem nicht jede Vorstellung eine Wahrnehmung. Es ist also auch dann die Möglichkeit zur Unterscheidung gegeben.
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#207 Re: Ehe für alle

Beitrag von Roland » So 23. Jul 2017, 18:03

Janina hat geschrieben: Homosexuelle Ehen sind genauso "potentiell" fertil.

Nein, das ist Murks. Kinder haben ein Recht auf ihre leiblichen Eltern.
Und ja: auch Kinder, die aus Hetero-Ehen stammen, landen vielleicht in Patchwork-Familien und verlieren so evt. den Kontakt zu einem leiblichen Elternteil. Aber in Homo-Ehen ist dieser Murks von vornherein "Teil des Systems".
Und es ist kein Kirchenmann, sondern ein atheistischer Biologe, der das als "eine Verletzung des elementarsten Menschenrechts, das überhaupt existiert" bezeichnet.

Und der Staat fördert das nun.

Und wie soll das weitergehen?
Vor vier Wochen schrieb die taz-Redakteurin Heide Östreich zur Meldung, dass in Kolumbien eine Ehe von drei Männern zugelassen wurde:
Wenn wir schon „Ehe für alle“ wollen, wie etwa die SPD, warum dann bei der Zweierkonstellation bleiben?
Wer sich etwa zu dritt ein Kind gebastelt hat und auch gemeinsam Verantwortung tragen will, ist eine Familie und sollte als solche abgesichert werden. Auskünfte und Entscheidungen im Notfall sind oft an die Ehe gebunden, Renten, Sozialleistungen, Ehegattensplitting und, und, und. Und wenn mehrere Menschen füreinander Verantwortung übernehmen wollen, und zwar dauerhaft (was sie mit der Heirat kundtun), dann sollten sie Zugang zu all diesen Privilegien bekommen. Es gibt schlicht keinen Grund, die Zweierbeziehung vorzuziehen.
Die Zeit, in der die klassische Ehe den Fortbestand der Art sicherte, ist vorbei. Andere Beziehungsformen entwickeln sich, andere Formen, Kinder zu haben. Die Politik sollte darauf reagieren: Ehe für wirklich alle!

Na denn Prost!
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#208 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » So 23. Jul 2017, 20:10

Agent Scullie hat geschrieben:Das jede Wahrnehmung zugleich eine Vorstellung sei, ist sicherlich ein Standpunkt, den man vertreten kann. Jedoch ist dann trotzdem nicht jede Vorstellung eine Wahrnehmung. Es ist also auch dann die Möglichkeit zur Unterscheidung gegeben.
Wie willst Du unterscheiden, ob Deine Vorstellung, Du würdest in südlicher Sonne in der Hängematte liegen, nur eine Vorstellung oder auch eine Wahrnehmung ist?

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#209 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » So 23. Jul 2017, 20:22

Janina hat geschrieben:Nur bei "Mann-Mann-Erotikvereinigungen" ist die mögliche Schwangerschaft woanders. Aber JETZT können sie das Kind ja zu sich nehmen.
Das ist ein gefährliches Spiel, da hier die Gefahr besteht, eine Generation von Psychopathen zu generieren.

Stelle Dir vor, Du erführest, dass Du von einer Leihmutter ausgetragen wurdest, weil Deine beiden männlichen Eltern dies so wollten - so solltest also nie das Gesicht des Menschen kennen lernen, in dessen Bauch Du 9 Monate lang vor Deiner Geburt warst. - Du bist also mutterlos.

Oder stelle Dir vor, Du erführest, dass Du im Reagenzglas gezeugt worden wärest und Deine Embryonenzeit irgendwo in einer Klinik verbracht hättest und dann nach 9 Monaten an Deine beiden männlichen Eltern ausgeliefert wordenh wärest. - Es wird eine Zeit kommen, in der Du grübelst.

Keiner hat etwas dagegen, wenn ein Findelkind oder Waisenkind in einem reinen Männer- oder Frauen-Haushalt aufwächst - sogar wenn ein sozial verwahrlostes Kind dort aufwächst. - Aber muss man Kinder eigens extern produzieren lassen, um den diesbezüglichen inneren Defekt einer homosexuellen Beziehung zu kompensieren? - Was ist denn Narzissmus, wenn nicht das?

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Janina
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#210 Re: Ehe für alle

Beitrag von Janina » So 23. Jul 2017, 22:17

Roland hat geschrieben:Und ja: auch Kinder, die aus Hetero-Ehen stammen, landen vielleicht in Patchwork-Familien...
Na also, geht doch.

Roland hat geschrieben:Und wie soll das weitergehen?
Wenn wir schon „Ehe für alle“ wollen, wie etwa die SPD, warum dann bei der Zweierkonstellation bleiben?
Gute Frage. Ja warum eigentlich?

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