Pluto hat geschrieben:Wenn sich etwas in der Natur auswirkt, dann kann der Naturwissenschaftler es untersuchen und beschreiben.
Da gibt es ein ganz anderes Problem: Alles, was man als äußeren Eingriff erklären kann, kann man auch ohne äußeren Eingriff erklären - oder verwerfen. - Ein beliebiges Beispiel:
Wenn ein Mensch freitag abends einen tennisball-großen Tumor sonstwo hat und dieser ist am Sonntag drauf weg, wird die Naturwissenschaft sagen: "Anekdote/nicht intersubjektiv nachweisbar/kein klinischer Nachweis erbringbar". - Die Naturwissenschaft wird sicherlich nicht sagen: "Da ist ein göttliches Wunder ins Dasein hinein geschehen". Zumal der göttliche Einfluss auf physikalisches Geschehen als solcher nicht falsifizierbar ist.
Pluto hat geschrieben:Warum sollte ein Mensch in seiner Funktion als Wissenschaftler nicht sagen dürfen, was er entdeckt hat?
Das soll er sogar. Aber in seiner Dienstzeit darf er nur physikalisch Beschreibbares entdecken - so wie ein Mathematiker keine Blumenzwiebel während der Dienstzeit zu finden hat (schlechtes Beispiel *lösch*).
Pluto hat geschrieben:Warum willst du eigentlich einem Naturwissenschaftler das Recht auf freie Meinungsäußerung verbieten, sei es als Wissenschaftler oder als freier Bürger?
Als Bürger kann der Naturwissenschaftler alles äußern. - Aber in seiner "Dienstzeit" als Naturwissenschaftler kann er nicht Meinungen loswerden, die nicht Gegenstand seiner Disziplin sind. - Stelle Dir mal vor, ich sollte in der Uni einen Vortrag über den Piccinisten-Streit in Paris halten (Musikgeschichte wäre das) und würde mit Hinweis auf freie Meinungs-Äußerung einen Vortrag über Flora und Fauna im westlichen Unterfranken halten.
Dieser Vortrag wäre sicherlich AUCH interessant - aber es ist disziplinlos (also undiszipliniert), ihn als musikgeschichtliches Thema zu behandeln. - "Flora und Fauna" gehört einfach nicht zur Disziplin "Musikgeschichte".
Und so ist es auch hier: Die Frage, ob die Welt von Gott geschaffen ist oder nicht, ist nicht per Beobachtung zu beantworten - somit "irrelevant" für die Naturwissenschaft". - Wiewohl es natürlich schon gut wäre, wenn Naturwissenschaftler ein Studium Generale zu philosophischen Fragestellungen und deren Beantwortung in den letzen (mindestens) 2000 Jahren hätten - auch um die Grenzen des eigenen Arbeitsbereichs zu erkennen.