Ist Glaube/Religion Privatsache?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#1 Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von Ruth » Di 25. Aug 2020, 14:15

Ich denke, letztlich bin ich für meinen eigenen Glauben verantwortlich. Selbst wenn eine bestimmte Religion (oder deren Anhänger) mich beeinflusst hat, dass ich so glaube, wie ich es tue, entscheide ich für mich selbst, ob ich so glauben will, wie ich es tue … oder eben nicht.

Warum sind Menschen, deren Lebensinhalt stark vom Glauben beeinflusst wird, so oft darauf bedacht, die eigenen Glaubensmuster und Regeln auf andere zu übertragen, bis hin zur Drohung und Beschimpfung, dass Andere so falsch liegen, dass sie dafür bestraft werden, wenn sie sich nicht zum „richtigen Glauben“ (der, den man selbst pflegt) zu bemühen (?)

Meine Erfahrung ist da eher, dass dort, wo ich nur über die eigenen Erfahrungen rede, ohne den Anspruch, dass meine Zuhörer das selbe glauben, die Offenheit zuzuhören und für sich zu prüfen, was brauchbar ist, größer ist, als dort, wo ihnen mit Höllenqualen und Ähnlichem gedroht wird.

Manche sehen auch in Glaubenden eher die „Spinner“ und wollen deren Glauben ins Wanken bringen, weil sie meinen, bessere „Fakten“ zu kennen. Warum ist das so?

Ich denke, jeder Glaubende Nichtglaubende und solche dazwischen sind in gewissem Maße kleine oder große Spinner. Weil Menschen lebendig sind, und immer auch ihre ganz persönliche Geschichte mit Erfahrungen, Prägungen und Gefühlen das eigene Leben, die Meinungen und die Ziele beeinflusst.

Warum werden die unterschiedlichen Religionen/Glauben so stark durch Andersdenkende angegriffen? Ist es nicht für jeden die eigene Sache, worauf man bauen und glauben will?

Wenn es um Glauben geht, geht es oft um den „Gott“, an den die einzelnen glauben. Meistens ist der Gott, an den man glaubt, größer als man selbst. Trotzdem scheint es oft so, dass dieser Gott nicht fähig sei, den Suchenden nach dem „richtigen Glauben“ (den es meiner Meinung nach nicht gibt) zu vermitteln. Dieser Gott scheint auf die Mitarbeit seines Bodenpersonals angewiesen zu sein. Und selbst diese kann er scheinbar nicht wirklich steuern, da sie sich hauptsächlich gegenseitig bekämpfen und den richtigen Glauben absprechen.

Wie seht Ihr das – ist Glauben Privatsache, die jeder für sich entscheidet und den der Anderen stehen lassen muss, oder muss es nur eine Art des Glaubens und dessen Regeln geben, damit er „richtig“ ist ?

Meint Ihr, es gibt nur eine festgelegte Art zu glauben, die wirklich „richtig“ ist – oder benutzt (dein) Gott viele Möglichkeiten, Menschen anzusprechen und zu erreichen ?

Und die Nichtglaubenden – was reizt euch so sehr, weshalb ihr (eure) festgelegten Fakten GEGEN die Glaubenden verwendet, oft mit starken verbalen Angriffen?

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#2 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von JackSparrow » Di 25. Aug 2020, 22:19

Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
Ich denke, letztlich bin ich für meinen eigenen Glauben verantwortlich. Selbst wenn eine bestimmte Religion (oder deren Anhänger) mich beeinflusst hat, dass ich so glaube, wie ich es tue, entscheide ich für mich selbst, ob ich so glauben will, wie ich es tue … oder eben nicht.
Was du glauben willst muss in irgendeiner Weise von der geografischen Lage deines Wohnortes abhängen. Andernfalls wären nämlich sämtliche Weltreligionen völlig gleichmäßig über die Erde verteilt.

Wie stark du dich von der jeweiligen Religion beeinflussen lässt, ist hingegen größtenteils genetisch bestimmt.
https://www.spektrum.de/news/vererbte-religion/1059955

[quote)Warum sind Menschen, deren Lebensinhalt stark vom Glauben beeinflusst wird, so oft darauf bedacht, die eigenen Glaubensmuster und Regeln auf andere zu übertragen,[/quote")
Primaten sind darauf bedacht, Hierarchien zu bilden.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4571707/

Wer "Glaubensmuster und Regeln" erfolgreich auf einen anderen überträgt, ist offensichtlich das dominantere der beiden Individuen.

Und die Nichtglaubenden – was reizt euch so sehr, weshalb ihr (eure) festgelegten Fakten
Naturwissenschaft legt keine Fakten fest. Naturwissenscchaft beschreibt Beobachtungen.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#3 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von Ruth » Mi 26. Aug 2020, 11:09

JackSparrow hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 22:19

Was du glauben willst muss in irgendeiner Weise von der geografischen Lage deines Wohnortes abhängen. Andernfalls wären nämlich sämtliche Weltreligionen völlig gleichmäßig über die Erde verteilt.

Wie stark du dich von der jeweiligen Religion beeinflussen lässt, ist hingegen größtenteils genetisch bestimmt.

Es geht bei meinen Fragen NICHT darum, dass du MEINEN Glauben analysierst und in (d)eine Kategorie einordnest !
Darum habe ich schon selbst angedeutet, was und wie ich glaube .... und nein ... ich lasse mich nicht von deiner Analyse beeinflussen.

Es geht mir darum, dass DU und andere es wagt. den eigenen Antrieb, den Glauben der Anderen zu kritisieren, zu hinterfragen.
JackSparrow hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 22:19
Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
Warum sind Menschen, deren Lebensinhalt stark vom Glauben beeinflusst wird, so oft darauf bedacht, die eigenen Glaubensmuster und Regeln auf andere zu übertragen,
Primaten sind darauf bedacht, Hierarchien zu bilden.
Kann sein. Aber es gibt auch Menschen und Gruppierungen, die ohne Hierarchie auskommen ... und es gibt Einzelgänger ... und noch ganz viel dazwischen. Was aber von den selbst ernannten "Anführern" nicht gerne gesehen und dementsprechend bekämpft wird.
JackSparrow hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 22:19
Wer "Glaubensmuster und Regeln" erfolgreich auf einen anderen überträgt, ist offensichtlich das dominantere der beiden Individuen.

Dazu gehören aber immer mindestens Zwei. Derjenige, der gerne dominieren will, und derjenige, welcher die Domination anerkennt.
Was ist aber mit denjenigen, denen es gar nicht darum geht, in eine Hierarchie hinein zu passen, sondern die eher ihren eigenen Weg gehen - und sich trotzdem in einem festen Gefüge aufhalten, wenn auch mit ihren eigenen Grenzlegungen (?)
Warum können diejenigen, die sich für die Hierarchie entschlossen haben, es nicht akzeptieren, dass es auch Individuen gibt, die ihren eigenen Weg finden und gehen?
JackSparrow hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 22:19
Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
Und die Nichtglaubenden – was reizt euch so sehr, weshalb ihr (eure) festgelegten Fakten
Naturwissenschaft legt keine Fakten fest. Naturwissenscchaft beschreibt Beobachtungen.

Ich fragte aber nicht nach Naturwissenschaften, sondern nach Glauben/ Nichtglauben in Bezug auf Religionen.

Ruedi
Beiträge: 451
Registriert: Fr 21. Aug 2020, 08:42

#4 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von Ruedi » Mi 26. Aug 2020, 14:53

Hi

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Unsicherheit (Verlustangst z.B. von Rettung/Erlösung) gepaart mit vermeintlich absolutem 'richtigen' Glauben/Un-Glauben zu einem hochexplosiven Cocktail wird.
Ist einer der beiden Faktoren geringfügig, besteht kein innerlicher mehr Zwang, andere zu attackieren und/oder lächerlich zu machen.

Benutzeravatar
SamuelB
Beiträge: 3740
Registriert: Sa 30. Sep 2017, 17:02

#5 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von SamuelB » Mi 26. Aug 2020, 15:13

Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
Meint Ihr, es gibt nur eine festgelegte Art zu glauben, die wirklich „richtig“ ist
In Glaubensfragen kann es nichts Festgelegtes geben. Was können andere darüber mehr wissen als wir?^^ Es gibt keinen Grund, in der Hinsicht irgendwelchen selbsternannten Lehrern hinterher zu laufen. Und wenn ich Kontakt zu (einem) Gott haben will, dann persönlich und nicht über einen Dritten, der für mich filtert und seine Position (aus)nutzt.
Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
benutzt (dein) Gott viele Möglichkeiten, Menschen anzusprechen und zu erreichen ?
Richtig viele.
 

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#6 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von Ruth » Mi 26. Aug 2020, 16:08

SamuelB hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 15:13
Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
Meint Ihr, es gibt nur eine festgelegte Art zu glauben, die wirklich „richtig“ ist
In Glaubensfragen kann es nichts Festgelegtes geben. Was können andere darüber mehr wissen als wir?^^ Es gibt keinen Grund, in der Hinsicht irgendwelchen selbsternannten Lehrern hinterher zu laufen. Und wenn ich Kontakt zu (einem) Gott haben will, dann persönlich und nicht über einen Dritten, der für mich filtert und seine Position (aus)nutzt.
Ruth hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 14:15
benutzt (dein) Gott viele Möglichkeiten, Menschen anzusprechen und zu erreichen ?
Richtig viele.
 


👍 So sehe ich das auch - danke für deine Rückmeldung.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#7 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von Ruth » Mi 26. Aug 2020, 16:12

Ruedi hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 14:53
Hi

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Unsicherheit (Verlustangst z.B. von Rettung/Erlösung) gepaart mit vermeintlich absolutem 'richtigen' Glauben/Un-Glauben zu einem hochexplosiven Cocktail wird.
Ist einer der beiden Faktoren geringfügig, besteht kein innerlicher mehr Zwang, andere zu attackieren und/oder lächerlich zu machen.

Ja, ich denke auch, dass die Kritik am Glauben Anderer oft aus der eigenen Unsicherheit heraus geübt wird. Nach dem Motto: je mehr Anhänger es für die Art des eigenen Glaubens gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er genau so richtig ist.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#8 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von JackSparrow » Mi 26. Aug 2020, 23:44

Ruth hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 11:09
Es geht mir darum, dass DU und andere es wagt. den eigenen Antrieb, den Glauben der Anderen zu kritisieren, zu hinterfragen.
Ist dein Glaube nicht kritikfähig? Wieso schreibst du Beiträge in Internetforen, wenn du keine Kommunikation mit Artgenossen wünschst?

Aber es gibt auch Menschen und Gruppierungen, die ohne Hierarchie auskommen
Das bezweifle ich.

Was ist aber mit denjenigen, denen es gar nicht darum geht, in eine Hierarchie hinein zu passen, sondern die eher ihren eigenen Weg gehen - und sich trotzdem in einem festen Gefüge aufhalten, wenn auch mit ihren eigenen Grenzlegungen (?)
Niemandem geht es darum, in eine Hierarchie hinein zu passen und sich Grenzen setzen zu lassen. Gerade deshalb benötigen wir Regierungen und Gesetze, denn wie die meisten anderen Primaten könnte auch der Mensch als Einzelgänger nicht überleben.

Ruth hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 22:19
Naturwissenschaft legt keine Fakten fest. Naturwissenscchaft beschreibt Beobachtungen.
Ich fragte aber nicht nach Naturwissenschaften, sondern nach Glauben/ Nichtglauben in Bezug auf Religionen.
Du schriebst wir würden Fakten "festlegen" und das ist falsch. Wenn es beobachtet werden kann ist es ein Fakt, und wenn es festgelegt werden muss ist es ein Dogma.

Benutzeravatar
SamuelB
Beiträge: 3740
Registriert: Sa 30. Sep 2017, 17:02

#9 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von SamuelB » Do 27. Aug 2020, 08:07

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 23:44
Kommunikation mit Artgenossen
Wir sind doch hier nicht im Zoo. 😅

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#10 Re: Ist Glaube/Religion Privatsache?

Beitrag von Ruth » Do 27. Aug 2020, 10:24

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 23:44
Ruth hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 11:09
Es geht mir darum, dass DU und andere es wagt. den eigenen Antrieb, den Glauben der Anderen zu kritisieren, zu hinterfragen.
Ist dein Glaube nicht kritikfähig?

Doch natürlich ist er das. Aber die Entscheidung, wie ich die Kritik anwende, liegt bei mir. Und deine Kritik signalisiert nur: "ich bin dagegen" ... ohne wirklichen Inhalt.

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 26. Aug 2020, 23:44
Wieso schreibst du Beiträge in Internetforen, wenn du keine Kommunikation mit Artgenossen wünschst?

Weil ich offensichtlich Kommunikation anders verstehe, als du.
Kommunikation (im Forum) ist (für mich) immer konstruktiv. und besteht aus Zuhören(genau lesen) + Antworten, auf den Text.

So wie ich deine Beiträge (zu meinen Texten) lese, sehe ich darin nur den Versuch, den Text zu zerreden und lächerlich zu machen.


JackSparrow hat geschrieben:
Di 25. Aug 2020, 22:19
Du schriebst wir würden Fakten "festlegen" und das ist falsch. Wenn es beobachtet werden kann ist es ein Fakt, und wenn es festgelegt werden muss ist es ein Dogma.


Also geht es dir hier nur um die Bezeichnung, die Wortwahl (?)

Dann schau bitte auch genau auf meine Wortwahl:
Du sagtest: "Die Naturwissenschaft legt keine Fakten fest".
Ich sagte: "ich fragte aber nicht nach Naturwissenschaften, sondern nach (DEINEM) Glauben/Nichtglauben".

Deine Antwort hier setzt du unter ein "wir". Siehst du dich und deinen Glauben/Nichtglauben/Religion oder Wasauchimmer eins mit der Naturwissenschaft (?)
Ich behaupte mal, dass auch in deinen Fakten oder Dogmen oder einfach Behauptungen ganz viel eigene Meinung, also Interpretation steckt. Das ist ähnlich wie bei den Bibelfundis, nur von der "anderen Seite". Diese meinen auch, wenn sie die Bibel zitieren und damit ihre eigene Interpretation als "Gottes Wort" deklarieren, dann ist das nicht mehr anfechtbar. Du machst im Grunde dasselbe mit der Naturwissenschaft.

Antworten