Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
Liebe Buddhisten!
Es wäre sehr lieb von euch, wenn ihr mir meine Fragen beantworten könntet:
1. Wenn das Karma (dass man getötet, gestohlen, gelogen, usw, also Sünden getan hat)
auch in die Zukunft wirkt,
wie wird dann die Seele von diesem Karma, diesen Sünden, erlöst, befreit, gereinigt, ja, wer vergibt diese Sünden?
Der Buddhismus definiert keine Seele, somit auch keine, die gereinigt oder erlöst werden müsste.
Karma ist das Wirken selber und Wirken geschieht nicht in der Zukunft, sondern hier und jetzt - es ist geistiges, sprachliches und körperliches Tun (Gedanke, Wort und Tat).
Jedes Tun zeitigt Wirkungen, es wirkt auf mich selber zurück und auf meine Mitwelt ein, leidbringend, leidbefreiend oder neutral.
Wer wach ist und lernbereit lernt daraus und reift daran.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
2. Wie oft kann oder muss die Seele den verstorbenen Leib verlassen und in einem anderen Leib wiedergeboren werden?
(Die Seele müsste mE immer wieder neu geboren werden, weil sie unzählige Sünden angehäuft hat und niemals los wird.)
Es wird, wie gesagt, keine Seele definiert.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
3. Und woher weiß die Seele, welche Gedanken, Reden, Handlungen sie in den letzten Leben gehabt, gesagt und getan hat?
(Es soll ja Menschen geben, die meinen über ihre früheren Leben Bescheid zu wissen, aber die große Mehrheit weiß da nichts.)
4. Wenn nun eine Seele mit uralten, alten und neuen Sünden belastet ist, wie sollte sie die "Buddha-Natur" erlangen können?
Da keine Seele gelehrt wird, ist auch von keiner die Rede, die etwas wissen oder eine "Buddha-Natur" erlangen könnte.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
5. Würde nun eine Seele zufällig ins Nirvana kommen, trifft sie dort auf andere Seelen, oder ist sie alleine in ihrem Glück?
(Also ich glaube, dass alle heiligen Christen bei unserem Herrn und Gott, Jesus Christus, im Paradies Gottes sein werden.)
Also: Den Seelenbegriff musst du definitiv aufgeben, wenn du irgendetwas vom Buddhismus wirklich verstehen möchtest (was ich stark bezweifle). Es gibt nicht nur keine Seele, die ins Nirvana eingehen könnte, sondern überhaupt nichts, dass darin sein könnte. Nirvana bedeutet nichts anderes als "Erlöschen" und zwar das Erlöschen von Gier, Hass und Verblendung.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
6. Wer entscheidet ob eine Seele in der Göttersphäre oder als Mensch, Tier, Vogel, Fisch, Insekt oder Dämon wiedergeboren wird?
Niemand. Da der Buddhismus keine Seele lehrt, lehrt er auch keine Wiedergeburt einer solchen, keine Seelenwanderung.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
7. Wie aber kann oder könnte ein Tier oder ein Vogel oder ein Fisch oder ein Insekt ein gutes oder ein schlechtes Karma haben?
Die Frage ist: Kann ein Tier gut oder böse handeln? Die kannst du selber beantworten: Was sagt denn deine Bibel dazu? Unter 8) hast du ja schon eine Antwort gegeben:
Aber kein Mensch ist ohne Sünde, und deshalb können mE auch nur Tiere, Vögel, Fische und Insekten ins Nirvana eingehen. Du scheinst hier davon auszugehen, dass Tiere nicht böse handeln können. Einverstanden. Aber ins Nirvana eingehen können sie deswegen trotzdem nicht, weil es eben, wie gesagt, nichts gibt, das ins Nirvana eingehen könnte. Kannst du Tiere als gierig, hassvoll und verblendet bezeichnen? Wenn ja, dann könnten auch sie Nirvana verwirklichen, nämlich indem sie aufhören gierig, hassvoll und verblendet zu wirken.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
8. Es heißt doch im Buddhismus:
Wenn kein Karma mehr erzeugt wird, dann hinterlassen unsere Handlungen auch keinerlei Spuren mehr in dieser Welt.
Und so viel ich mitbekommen habe, wird das doch im Buddhismus als der Eingang in das sogenannte Nirvana bezeichnet.
Karma ist wie gesagt Wirken in Gedanke, Wort und Tat. Der Buddha hat auch nach seiner "Erleuchtung" immer noch gedacht, gesprochen und gehandelt.
Wie entsteht Wirken? Es geht ihm eine Absicht, ein Wille voraus. Der Buddha sagt: "Mit dem Aufgeben des Wollens wird das Erlöschen (Nirvana) verwirklicht". Wie wird das Wollen aufgegeben? Indem die Identifikation und die Inbesitznahme damit losgelassen werden. Es existiert nicht nur keine Seele, sondern überhaupt kein (vom übrigen Sein) abgetrenntes autonomes "Ich", das über einen bedingungslosen freien Willen zu verfügen vermöchte. Wille entsteht aus einer - letztlich anfangslosen - Vielzahl von (inneren und äusseren) Bedingungen. Die Identifikation dieser Bedingtheit mit einem "Ich" (das ist die tiefste Form von Verblendung) und die Inbesitznahme dieser Bedingungen als "Mein" verursachen Gier und Hass. Werden "Ich" und "Mein" losgelassen (anstelle der Ich- und Mein-Verblendung ensteht Einsicht in die selbstlose Bedingtheit des Seins), dann lösen sich Gier und Hass auf. Vom unbedingten Selbstsein zur selbstlosen Bedingtheit des Seins: das ist Nirvana.
Was bedeutet dir Jesu Forderung nach "Selbstverleugnung"?
Und was Jesu Äusserung in Getsehmane: "Nicht wie ich will, sondern wie du willst."?
Was Pauli Aussage: "Gott ist es, der das Wollen und Vollbringen schenkt"?
Das könnten biblische Anknüpfungspunkte sein zum Verstehen des oben Gesagten.
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
9. Und wie viele Götter gibt es denn überhaupt in diesem Buddhismus? Und wenn es welche gibt, wie heißen sie denn?
Keine Ahnung: Die Volksfrömmigkeit wird wohl weitgehend den damaligen Götterpantheon übernommen haben. Sie haben keine Bedeutung und wenn, dann als Schüler des Buddha - er gilt ja traditionell als "Lehrer der Götter und Menschen".
Erich hat geschrieben: ↑Di 14. Jan 2020, 11:03
- Danke, schon im Voraus!
Bitte gern geschehen (falls deine Fragen einem echten Interesse entspringen und nicht geheuchelt sind)!