Reinkarnation

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Spice
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#601 Re: Reinkarnation

Beitrag von Spice » So 6. Dez 2020, 14:21

SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 13:28

Du hast es nicht explizit gesagt, aber ich nehme an, die Eigenverantwortung ist höher, wenn man mehrere Leben durchläuft.
Vermutlich bereits, weil man damit mehr Lebenszeit zur Verfügung hat, aber man könnte auch noch einen "Wachstumsaspekt" über mehrere Leben hineinbringen -> "Karma".

Es kann (aus meiner Sicht) bei "Reinkarnation" durchaus auch um eine Art "Aufstiegs-/Abstiegsmodell" gehen, d.h. auf Basis des vorherigen Verhaltens, ordnet man sich in ein Gefüge ein und hat dann mehr oder weniger Möglichkeiten. "Reinkarnation" kann dann ganz entscheidend für den Gesellschaftsentwurf sein.

Da näherst Du Dich den Gedanken von Lessing. Er sprach von einer "Erziehung des Menschengeschlechts" und fragte: "Warum könnte jeder einzelne Mensch auch nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen sein? Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? - weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterey der Schule zersträut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?....Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf einmal so viel weg, dass es der Mühe wiederzukommen etwa nicht lohne? Darum nicht? - Oder, weil ich es vergesse, dass ich schon dagewesen? Wohl mir, dass ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muss, habe ich denn das auf ewig vergessen? Oder weil zu viel Zeit für mich verloren gehen würde? - Verloren? - Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein? " (Wiki)

Was Lessing vielleicht noch nicht durchschaute: Eine Erziehung des Menschengeschlechts könnte es gar nicht geben ohne Reinkarnation. Denn "Lernen" bedeutet ja, dass eines auf dem anderen aufbaut. Das Äußere muss also verinnerlicht, und so im Gedächtnis aufbewahrt werden, damit es Grundlage für eine tiefere/umfassendere Aufnahme wird.

Anthros

#602 Re: Reinkarnation

Beitrag von Anthros » So 6. Dez 2020, 14:39

SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 13:28
Es kann (aus meiner Sicht) bei "Reinkarnation" durchaus auch um eine Art "Aufstiegs-/Abstiegsmodell" gehen, d.h. auf Basis des vorherigen Verhaltens, ordnet man sich in ein Gefüge ein und hat dann mehr oder weniger Möglichkeiten.
Hätte der Mensch in sich nicht das Aufwärtsstreben, auch wenn's unbewusst ist, wären seine Inkarnationen ja wie ein Russisch Roulette.
 
SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 13:28
"Reinkarnation" kann dann ganz entscheidend für den Gesellschaftsentwurf sein.
Karma muss daher etwas sein, das nicht straft, sondern im Grunde genommen in den höheren Bereichen des Seelischen des Menschen liegt, die mit der geistigen Welt untrennbar im Zusammenhang stehen, und es die Folge walten lässt, aus der der Mensch etwas lernt zu seiner geistig-spirituellen Höherentwicklung. Das Wissen um Reinkarnation hat für das irdische Leben einen entscheidenden Einfluss, denn es relativiert die Angst vor dem Tod, gibt dem Leben einen tieferen Sinn, lässt das Christentum in einem völlig anderen Licht erscheinen und hat natürlich seinen Einfluss auf das soziale Leben.
 

SilverBullet
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#603 Re: Reinkarnation

Beitrag von SilverBullet » So 6. Dez 2020, 18:06

Spice hat geschrieben:Was Lessing vielleicht noch nicht durchschaute: Eine Erziehung des Menschengeschlechts könnte es gar nicht geben ohne Reinkarnation. Denn "Lernen" bedeutet ja, dass eines auf dem anderen aufbaut. Das Äußere muss also verinnerlicht, und so im Gedächtnis aufbewahrt werden, damit es Grundlage für eine tiefere/umfassendere Aufnahme wird.
OK, du betonst den Aufstieg über zahlreiche Leben und ein Abstieg ist eher gar nicht möglich.

Ich weiss nun leider nicht mehr ganz genau wie ich dich "positionieren" darf, aber ich nehme mal an, dass deine Grundhaltung christlich ist und du eine Reinkarnation entlang des Christentums vertrittst.

Den Ursprungsgedanken von Reinkarnation würde ich in den Hinduismus verlegen, bei dem (aus meiner Sicht) eine "Seele" die Aufgabe hat, sich von der Illusion der materiellen Welt ("Maya") zu trennen, seine eigentliche Zugehörigkeit zum "Überbewusstsein" (vielleicht sogar die Identität mit dem "Überbewusstsein") erkennen soll und dies eine Entwicklung über zahlreiche Leben bedeutet.

Wie ist Reinkarnation ins Christentum integrierbar, wo es ja um das Erlösungsreich durch Wiederkunft von "Jesus Christus" geht?
Wird man quasi solange wiedergeboren, bis der Zeitpunkt erreicht ist oder kann das Rad der Wiedergeburt auch vorher schon anhalten?

(hoffentlich habe ich nun keine groben Fehler gemacht, ansonsten lerne ich gerne was dazu)

SilverBullet
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#604 Re: Reinkarnation

Beitrag von SilverBullet » So 6. Dez 2020, 18:14

Anthros hat geschrieben:Hätte der Mensch in sich nicht das Aufwärtsstreben, auch wenn's unbewusst ist, wären seine Inkarnationen ja wie ein Russisch Roulette.
Ich bin mir nicht mehr sicher, aber gab es nicht irgendwo auch die Idee, dass man durch schlechtes Handeln im zukünftigen Leben eine "niedrigere Form" einnimmt?

Anthros hat geschrieben:Karma muss daher etwas sein, das nicht straft, sondern im Grunde genommen in den höheren Bereichen des Seelischen des Menschen liegt, die mit der geistigen Welt untrennbar im Zusammenhang stehen, und es die Folge walten lässt, aus der der Mensch etwas lernt zu seiner geistig-spirituellen Höherentwicklung.
Verstehe ich es richtig:
du siehst Karma als eine Unterstützungsfunktion für die Entwicklung des Menschen.
Es gibt dann kein "schlechtes Karma", sondern immer ein Karma, das den Menschen in der nächsten Entwicklung entsprechend seiner Bedürfnisse unterstützt.

Anthros hat geschrieben:Das Wissen um Reinkarnation hat für das irdische Leben einen entscheidenden Einfluss, denn es relativiert die Angst vor dem Tod, gibt dem Leben einen tieferen Sinn, lässt das Christentum in einem völlig anderen Licht erscheinen und hat natürlich seinen Einfluss auf das soziale Leben.
Darf ich dir die Frage stellen (wie an "Spice" - siehe oben), wie du Reinkarnation ins Christentum integrierst (im Hinblick auf die Erlösung durch "Jesus")?

Ruedi
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#605 Re: Verletztheit

Beitrag von Ruedi » Mo 7. Dez 2020, 06:40

Yieva hat geschrieben:
Sa 21. Nov 2020, 12:47
Anthros hat geschrieben:
Fr 20. Nov 2020, 09:36
Die verletzte Seele neigt dazu
Es gibt keine 'Seele'.

Sonder, es gibt .........??

Spice
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#606 Re: Reinkarnation

Beitrag von Spice » Mo 7. Dez 2020, 10:17

SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 18:06
Spice hat geschrieben:Was Lessing vielleicht noch nicht durchschaute: Eine Erziehung des Menschengeschlechts könnte es gar nicht geben ohne Reinkarnation. Denn "Lernen" bedeutet ja, dass eines auf dem anderen aufbaut. Das Äußere muss also verinnerlicht, und so im Gedächtnis aufbewahrt werden, damit es Grundlage für eine tiefere/umfassendere Aufnahme wird.
Ich weiss nun leider nicht mehr ganz genau wie ich dich "positionieren" darf, aber ich nehme mal an, dass deine Grundhaltung christlich ist und du eine Reinkarnation entlang des Christentums vertrittst.
Da hast Du richtig vermutet.

Den Ursprungsgedanken von Reinkarnation würde ich in den Hinduismus verlegen,
Von daher ist den meisten die Reinkarnation bekannt. Aber die Vorstellung einer Reinkarnation ist universell. Erst vor wenigen Tagen sah ich auf Arte eine Sendung über eine Insel bei Guinea-Bissau, auf der die Frauen herrschen und ein animistischer Glaube besteht. Da sagte eine Frau, dass sich die Ahnen in den Kindern wieder auf die Welt kommen.
bei dem (aus meiner Sicht) eine "Seele" die Aufgabe hat, sich von der Illusion der materiellen Welt ("Maya") zu trennen, seine eigentliche Zugehörigkeit zum "Überbewusstsein" (vielleicht sogar die Identität mit dem "Überbewusstsein") erkennen soll und dies eine Entwicklung über zahlreiche Leben bedeutet.
Ja, so lehrt es der Hinduismus.

Wie ist Reinkarnation ins Christentum integrierbar, wo es ja um das Erlösungsreich durch Wiederkunft von "Jesus Christus" geht?
Diese Frage,und viele mehr über die Einheit von christlichem Glauben und Reinkarnation, sowie der Auferstehung beantwortet sehr gut das Büchlein "Warum gerade ich? - Schicksalsfragen im Licht neuester Erkenntnisse". Du kannst über den Zusammenhang mit der Auferstehung eine kurze theologische Abhandlung vom gleichen Autor lesen: "Sind Reinkarnation und christlicher Glaube miteinander vereinbar?"
Wird man quasi solange wiedergeboren, bis der Zeitpunkt erreicht ist oder kann das Rad der Wiedergeburt auch vorher schon anhalten?
Das Rad der Geburten wird im Christentum nicht mehr als Strafe betrachtet, sondern als Weg zur Vollendung.
(hoffentlich habe ich nun keine groben Fehler gemacht, ansonsten lerne ich gerne was dazu)
Nein. Frag´nur darauf zu!

Anthros

#607 Re: Reinkarnation

Beitrag von Anthros » Mo 7. Dez 2020, 10:42

SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 18:14
Anthros hat geschrieben: Hätte der Mensch in sich nicht das Aufwärtsstreben, auch wenn's unbewusst ist, wären seine Inkarnationen ja wie ein Russisch Roulette.
Ich bin mir nicht mehr sicher, aber gab es nicht irgendwo auch die Idee, dass man durch schlechtes Handeln im zukünftigen Leben eine "niedrigere Form" einnimmt?
Anthros hat geschrieben: Karma muss daher etwas sein, das nicht straft, sondern im Grunde genommen in den höheren Bereichen des Seelischen des Menschen liegt, die mit der geistigen Welt untrennbar im Zusammenhang stehen, und es die Folge walten lässt, aus der der Mensch etwas lernt zu seiner geistig-spirituellen Höherentwicklung.
Verstehe ich es richtig:
du siehst Karma als eine Unterstützungsfunktion für die Entwicklung des Menschen.
Es gibt dann kein "schlechtes Karma", sondern immer ein Karma, das den Menschen in der nächsten Entwicklung entsprechend seiner Bedürfnisse unterstützt.
Anthros hat geschrieben: Das Wissen um Reinkarnation hat für das irdische Leben einen entscheidenden Einfluss, denn es relativiert die Angst vor dem Tod, gibt dem Leben einen tieferen Sinn, lässt das Christentum in einem völlig anderen Licht erscheinen und hat natürlich seinen Einfluss auf das soziale Leben.
Darf ich dir die Frage stellen (wie an "Spice" - siehe oben), wie du Reinkarnation ins Christentum integrierst (im Hinblick auf die Erlösung durch "Jesus")?

Im nächsten Leben werden die Wirkungen des vorherigen spürbar (siehe meine Signatur). Solches hat nicht den Sinn, den Menschen in eine niedere Form zu bringen, wie du dich ausdrückst, der Sinn kann erst erkannt und verständlich werden, wenn der Mensch und sein Leben aus einer übergeordneten Schau betrachtet werden.

Was unter "Erlösung" mitsamt seiner Schwelgerei verstanden wird, ist ein (vergeblicher) Versuch, einen Sinn darin zu sehen, der aber auf Kosten der Entwicklung seines Selbst geht und man alles dem lieben Gott überlässt. Es ist eine Folge davon, dass Karma und Reinkarnation bei Begründung des Christentums nicht einbezogen worden sind. Mag das einst dem Bewusstsein der Menschen angepasst gewesen sein, doch es hat sich gewandelt und heute pervertiert "Erlösung". 

SilverBullet
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#608 Re: Reinkarnation

Beitrag von SilverBullet » Mo 7. Dez 2020, 12:46

@Spice
@Anthors
Ich denke wir sollten ein weinig "sortieren".
Mir ist zunächst einmal unklar, ob ihr den gleichen Ansatz verfolgt.

Darüber hinaus habe ich in den Antworten (von euch beiden) das Wort "Karma" entdeckt (Bei "Anthros" direkt, bei "Spice" im Link), was ein Sanskrit-Wort ist. Damit starten wir mit/in Indien und Hinduismus (es muss ja nicht diese Ausprägung bleiben, aber vielleicht kann man die christliche Variante im Vergleich dazu erklären).
aus dem Link:
Nach hinduistischer Vorstellung ist der Mensch in seinem innersten Wesen eine unsterbliche Seele (Atman: vgl. Anātman), die sich nach dem Tode des Körpers in einem neu in Erscheinung tretenden Wesen – einem Menschen, einem Tier oder auch einem Gott (Deva) – wieder verkörpert. In welcher Art von Wesen das Individuum wiedergeboren wird, hängt von den Taten in vorherigen Existenzen ab, woraus sein Karma resultiert.

=> Die Reinkarnations-Idee im Hinduismus basiert darauf, dass jedes Lebewesen ein "spiritueller Funke" ist, der durch sein Handeln einen Auf- oder Abstieg für die körperliche Ausprägung im nächsten Leben bewirkt.
=> Ziel ist es, eine immer höhere Form zu erreichen (-> Mensch -> erleuchteter Mensch), so dass die Illusion "Maya" der materiellen Welt erkannt und überwunden wird, wodurch das "Rad der Wiedergeburt" endet und der "spirituelle Funke ins Überbewusstsein eingeht".

Grundsätzlich stelle ich mir (auf Basis eurer Antworten) die christliche Version derart vor, ...:
* ...dass es nur um Menschen geht (Tiere stehen irgendwie "daneben")
* ...dass es nur um einen Aufstieg, eine Entwicklung geht
* ...dass es keine Erlösung durch "Jesus Christus" gibt, sondern nur den fortgesetzten Entwicklungsweg des Menschen

Was mir dabei (im Vergleich zum Hinduismus) fehlt, ist
* ...worin besteht eine Entwicklung?
* ...wann, wodurch ist die Entwicklung abgeschlossen und was passiert dann?

Eine wichtige Frage wäre dann noch: wer ist "Jesus" für euch?
Als "Christen" müsstet ihr im Grunde den Messias-Gedanken zentral betonen.
Wurde durch "Jesus" eine wichtige Information gegeben, so dass es gar kein zweites Auftauchen eines Messias und kein Messias-Reich mehr geben wird?
Wichtig ist: "Messias" / "Christus" ist schon so eine Art "Herr über ein Königreich" - fehlt dies in eurem Ansatz?

Spice
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#609 Re: Reinkarnation

Beitrag von Spice » Mo 7. Dez 2020, 15:34

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 7. Dez 2020, 12:46
Nach hinduistischer Vorstellung ist der Mensch in seinem innersten Wesen eine unsterbliche Seele (Atman: vgl. Anātman), die sich nach dem Tode des Körpers in einem neu in Erscheinung tretenden Wesen – einem Menschen, einem Tier oder auch einem Gott (Deva) – wieder verkörpert. In welcher Art von Wesen das Individuum wiedergeboren wird, hängt von den Taten in vorherigen Existenzen ab, woraus sein Karma resultiert.
Im Glauben an die unsterbliche Seele stimmen Christentum (von Sekten wie Zeugen Jehovas und Adventisten abgesehen) überein. Dem Karma-Gesetz entspricht im Christentum das Gesetz von Saat und Ernte: " Was der Mensch sät, wird er ernten." Gal. 6,7
Und auch im Weg stimmen beide überein. Denn Paulus schreibt gleich anschließend: "Wer im Vertrauen auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber im Vertrauen auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten." Gal. 6,8 Mit Geist ist die unsterbliche Seele, das Ewige also gemeint, und mit "Fleisch" die Identifikation mit dem, was die Inder "Maya" nennen. In der Esoterik ist Letztere Identifikation, die mit dem "niederen Ego".
=> Die Reinkarnations-Idee im Hinduismus basiert darauf, dass jedes Lebewesen ein "spiritueller Funke" ist, der durch sein Handeln einen Auf- oder Abstieg für die körperliche Ausprägung im nächsten Leben bewirkt.
Eben. Jedes Handeln hat die ihm gemäße Wirkung. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sonst würde ja nichts funktionieren.
=> Ziel ist es, eine immer höhere Form zu erreichen (-> Mensch -> erleuchteter Mensch), so dass die Illusion "Maya" der materiellen Welt erkannt und überwunden wird, wodurch das "Rad der Wiedergeburt" endet und der "spirituelle Funke ins Überbewusstsein eingeht".
Ja, das Ziel ist bei beiden Religionen, übrigens auch im Buddhismus, gleich. Ziel ist Befreiung, Moksha im Hinduismus, Nirvana im Buddhismus, Himmelreich oder ewige Glückseligkeit, ewiges Leben im Christentum genannt.
Grundsätzlich stelle ich mir (auf Basis eurer Antworten) die christliche Version derart vor, ...:
* ...dass es nur um Menschen geht (Tiere stehen irgendwie "daneben")
Alles entwickelt sich. Aber nur der Mensch kann im gegenwärtigen Zyklus Befreiung erlangen.
* ...dass es nur um einen Aufstieg, eine Entwicklung geht
Wenn man sich nicht freiwillig entwickelt, wird man, ganz natürlich durch die Umstände, in Leid geführt. Und da erwacht hoffentlich der Wille zur Höherentwicklung.
* ...dass es keine Erlösung durch "Jesus Christus" gibt, sondern nur den fortgesetzten Entwicklungsweg des Menschen
Hinduismus und Buddhismus sahen die Entwicklung an einem Endpunkt, wenn die seelische Befreiung erreicht sei. Aber der Mensch ist nur vollständig mit einem Körper. Jesus ermöglicht - nachdem die Befreiung der Seele erreicht ist - die Verwandlung des Körpers in einen Auferstehungsleib. Es ist also ein "Mehr", das das Christentum zu bieten hat.
Was mir dabei (im Vergleich zum Hinduismus) fehlt, ist
* ...worin besteht eine Entwicklung?
* ...wann, wodurch ist die Entwicklung abgeschlossen und was passiert dann?
Die Entwicklung besteht in der Loslösung und damit der Leidbefreiung und in einem ungezwungenen, freudigen Sein in der Welt oder wo man sonst gerade ist.
Eine wichtige Frage wäre dann noch: wer ist "Jesus" für euch?
Der Mensch, der als erster den physischen Leib vollständig verwandeln konnte und damit dem Menschen gernzenlose Möglichkeiten eröffnete.
Als "Christen" müsstet ihr im Grunde den Messias-Gedanken zentral betonen.
Wurde durch "Jesus" eine wichtige Information gegeben, so dass es gar kein zweites Auftauchen eines Messias und kein Messias-Reich mehr geben wird?
Wichtig ist: "Messias" / "Christus" ist schon so eine Art "Herr über ein Königreich" - fehlt dies in eurem Ansatz?
Alle Menschen, sollen, wie Jesus Christus werden können.

Anthros

#610 Re: Reinkarnation

Beitrag von Anthros » Mo 7. Dez 2020, 16:54

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 7. Dez 2020, 12:46
Grundsätzlich stelle ich mir (auf Basis eurer Antworten) die christliche Version derart vor, ...:
* ...dass es nur um Menschen geht (Tiere stehen irgendwie "daneben")
* ...dass es nur um einen Aufstieg, eine Entwicklung geht
* ...dass es keine Erlösung durch "Jesus Christus" gibt, sondern nur den fortgesetzten Entwicklungsweg des Menschen

Was mir dabei (im Vergleich zum Hinduismus) fehlt, ist
* ...worin besteht eine Entwicklung?
* ...wann, wodurch ist die Entwicklung abgeschlossen und was passiert dann?

Eine wichtige Frage wäre dann noch: wer ist "Jesus" für euch?
Als "Christen" müsstet ihr im Grunde den Messias-Gedanken zentral betonen.
Wurde durch "Jesus" eine wichtige Information gegeben, so dass es gar kein zweites Auftauchen eines Messias und kein Messias-Reich mehr geben wird?
Wichtig ist: "Messias" / "Christus" ist schon so eine Art "Herr über ein Königreich" - fehlt dies in eurem Ansatz?
Spice und ich sind ja unterschiedliche Menschen und geben daher auch aus unterschiedlicher Perspektive und Prioritätensetzung Antwort.

Du stellst viele gute und berechtigte Fragen, die aber ein zusammenhängendes Denk- oder Lehrsystem erfordern, um eine umfassende und logische Orientierung, statt fragwürdige Bruchstücke zu haben.

Allein das Wort "Tier" bringt in Verwirrung, weil über es sich einmal so und dann mal so ausgedrückt wird, sodass derjenige, dem jene Orientierung fehlt, vor lauter Perspektiven in die Irre gehen muss. Es muss dafür das geistig Entscheidende des "Tieres" erfasst werden, um eine rechte Orientierung im Gesamten erhalten zu können. Das geistige Wesen des "Tiers" kann nicht verstanden werden, ohne das des Menschen. Es muss ein Zusammenhängendes sein.

Nicht nur der Hinduismus, sondern alle Weisheitslehren dieser Welt, so darf ich mich einmal großzügig ausdrücken, ohne es genau untersucht zu haben, lehren die Wahrheit über das geistige Wesen des Menschen, in dem auch das "Tier" ist. Ist man sich darüber bewusst, klärt allein das schon vieles an Fragen. Kurz erklärt: Der Mensch hat aus geistiger Schau (zunächst) sieben Wesensglieder, die in verschiedenen Kulturen andere Namen tragen. Die Nummer 4 in der Mitte ist das Ich, die oberen drei spiegeln sich in den dreien darunter.
Ich verwende die anthroposophische Nomenklatur von unten nach oben: physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch. Das "Tier" entspricht dem Astralischen, es hat wie der Mensch einen Astralleib, an dem das Bewusstsein sich offenbart. Das Tier hat aber kein Ich. 'Bin ich nicht mehr bei mir, bin ich unbeherrscht wild wie ein Tier', so etwa sagt eine Redewendung. Was die Anthroposophie als "Geistesmensch" bezeichnet, nennt der Hinduismus "Atman" und das esoterische Christentum "Vater". 
Siehe ausführlicher: Wesensglieder der Hierarchien – AnthroWiki

Unter "Erlösung" wird nicht Schwelgerisches verstanden, wie es die "Christen" tun, sondern ein geistiger Impuls, der durch die Umstände des Kreuzestodes erst möglich wurde, um den geistigen Tod der Erde zu verhindern. Indem der Christus mit Hilfe des physischen Körpers des Jesus todverwandt werden konnte, hatte dieser den Zugang zur "Welt des Todes" und konnte dort seinen Einfluss ausüben. Symbolisch als äußeres Bild verfinsterte sich die Sonne, die für den Christus steht, durch den Mond. Es wurde pechschwarz, nicht unbedingt äußerlich, dafür innerlich in den Seelen und in der geistigen Sphäre der Welt und des Kosmos, bis der Sieg über den geistigen Tod errungen worden ist. - Das ist die grundlegende Bedeutung von Auferstehung bzw. Erlösung.
Siehe ausführlich: Auferstehung – AnthroWiki

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