Reinkarnation

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Arjuna
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#461 Re: Reinkarnation

Beitrag von Arjuna » Fr 21. Feb 2020, 10:42

erbreich hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 09:50
Sich selber, das vorgestellte "Ich" und "Selbst", mit irgend einer Form ewigen Seins zu identifizieren ist eben nichts weiter als Selbstsucht - die Sucht nach dem Selbst

Diese Argumentation könnte ich nun umkehren und behaupten, dass hinter der buddhistischen Lehre, welche die Existenz eines wahren Selbst (Atman) verneint, nur der Selbsthass steht, woraus der Wunsch nach Selbstannihilation entspringt :) Ich glaube tatsächlich, dass Moksha (Befreiung) aus der richtigen Erkenntnis des Selbst und nicht der Selbstverneinung erwächst („Erkenne dich selbst und du wirst das Universum und die Götter kennen”)
Zuletzt geändert von Arjuna am Fr 21. Feb 2020, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
Überall dort, wo Kṛṣṇa, der Meister aller Mystiker, und Arjuna, der größte Bogenschütze, anwesend sind, werden gewiss auch Reichtum, Sieg, außergewöhnliche Macht und Moral zu finden sein...“ (Bhagavad Gita 18.78)

Traugott
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#462 Re: Reinkarnation

Beitrag von Traugott » Fr 21. Feb 2020, 10:46

erbreich hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 09:50
 
erbreich hat geschrieben:
Mi 19. Feb 2020, 15:57
Ein Glaube, der auf das eigene Weiterleben nach dem Tod fokussiert ist, bleibt heillos egozentriert.


Das ist wieder ein typisches Produkt deines Geistes: Es fehlt die Liebe. Die Liebe ist Gott und in ihr ist das Leben. Richtungsweisend: von Gott nach Mensch.

Solche Leute, von dir hier beschrieben, mags geben. Aber es kann sie gar nicht geben, dazu ist zuviel Leben dazwischen. Oder willst du deine von dir gepriesene Aussage noch vertiefen?
 
wer aber die Wahrheit tut...

erbreich
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#463 Re: Reinkarnation

Beitrag von erbreich » Fr 21. Feb 2020, 11:41

Arjuna hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:42
Ich glaube tatsächlich, dass Moksha (Befreiung) aus der richtigen Erkenntnis des Selbst und nicht der Selbstverneinung erwächst
Die Erkenntnis dessen, was wir sind, befreit, das ist richtig. 
Der freie Mensch kümmert sich nicht um das Bejahen oder Verneinen seiner selbst.
Der Palikanon listet einen sechzehnfachen Zweifel bezüglich des Selbst auf, zwei davon lauten:
 
Die Ansicht 'für mich gibt es ein Selbst' entsteht im Menschen als wahr und erwiesen; oder
die Ansicht 'für mich gibt es kein Selbst' entsteht im Menschen als wahr und erwiesen.

Weiter lesen wir: 
Diese spekulative Ansicht, wird das Dickicht der Ansichten genannt, die Wildnis der Ansichten, die Verdrehtheit der Ansichten, der Wankelmut der Ansichten, die Fessel der Ansichten. Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von (der Angst vor) Geburt, Alter und Tod, von (der Angst vor) Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich."

Dem Buddha ging es nie um spekulative metaphysische Ansichten, ihm ist es stets um das eine gegangen:
Darum, aufzuzeigen, wie es zum Leiden (dukkha) an der Existenz (wie sie nun mal eben ist) kommt,
und wie dieses Leiden, diese Unbefriedigung an der Existenz, überwunden werden kann. 

Sowohl das Daseinsbegehren wie auch das Nichtseinsbegehren sind Ursachen der Unbefriedigung:
Das eine will den Tod nicht akzeptieren, das andere will das Leben nicht akzeptieren.
Beide Begehren wurzeln in der Unkenntnis dessen, was wir sind. 

Die Erkenntnis dessen, was wir sind, lässt sich jedoch nicht in Worthülsen kleiden wie "wahres Selbst" oder "Nicht-Selbst" und der Glaube an diese Bezeichnungen ist es nicht, der uns frei machen kann von der Unbefriedigung. Es ist das direkte erkannte Erleben der Unbefriedigung (dukkha) und das Untersuchen seiner Ursachen das uns ermöglicht den Weg aus der Unbefriedigung heraus zu finden und davon frei zu werden. Deshalb lehrte der Buddha:
 
Er (der Übende) erwägt weise: 'Dies ist Dukkha';
er erwägt weise: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha';
er erwägt weise: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha';
er erwägt weise: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt'.


„Eben nur das, was das Leiden und die Erlöschung des Leidens betrifft, nur das lehre ich, heute wie früher."

erbreich
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#464 Re: Reinkarnation

Beitrag von erbreich » Fr 21. Feb 2020, 11:42

Traugott hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:46
Oder willst du deine von dir gepriesene Aussage noch vertiefen?
Schon geschehen. Oben an Arjuna.

Arjuna
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#465 Re: Reinkarnation

Beitrag von Arjuna » Fr 21. Feb 2020, 12:36

Traugott hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:46
Das ist wieder ein typisches Produkt deines Geistes: Es fehlt die Liebe. Die Liebe ist Gott und in ihr ist das Leben

Metta-Bhavana, die Meditation der liebenden Güte, ist ein wichtiger Bestandteil der buddhistischen Lebenspraxis. Wenn man dem Buddhismus die Liebe abspricht, macht man es sich zu einfach, denn natürlich kennen auch Buddhisten die Liebe. Vorallem das Bodhisattva-Gelöbnis ist ein Ausdruck reiner Liebe und grenzenlosen, allumfassenden Mitgefühls ;) Lama Anagarika Govinda beschreibt in seinem Buch: Lebendiger Buddhismus im Abendland, O.W. Barth Verlag, München 1986, (S. 137 ff.) sehr schön das Ideal und die Praxis des Bodhisattva-Weges:

„Dann mag eines Tages spontan in ihm Bodhicitta (der erwachte Herz-Geist) aufleuchten: Es bricht plötzlich in einem Menschen, der offensteht, als ein ganzheitliches, totales Ergriffensein vom Leid und der Not aller Wesen durch. Unbedeutend erscheint ihm dann alles persönliche Mißgeschick, alle Qual, aller Schmerz. Nur ein Wunsch erfüllt blitzartig sein Bewußtsein: alle diese Wesen frei und glücklich zu machen.
.....
Wenn etwas in dieser Welt Bodhicitta den Weg bahnen kann, dann ist es allein ein liebevolles, verstehendes Sich-Öffnen und Mitfühlen mit anderen Wesen, das nicht Besitz ergreift noch einen Lohn für sich erstrebt (und sei dieser noch so subtil) oder sich gar einbildet, 'Verdienste zu erwerben': Ich-freies Handeln mit wachem Bewusstsein aus Liebe, Mitleiden, Mitfreuen mit allen fühlenden Wesen ist allein der Schlüssel dazu. Und wem es gelingt, auch nur ein einziges Wesen selbstlos zu lieben, ohne zu verlangen und das Seine zu suchen, der wird durch diese Liebe zu einem Wesen befähigt, alle Wesen zu lieben und Bodhicitta in sich zu erzeugen, beziehungsweise es durchbrechen zu lassen. Dann werden seine Lippen vielleicht ähnliche Worte finden, wie sie einst Shântideva fand:

Ich nehme auf mich die Last aller Leiden.
Ich bin entschlossen, sie zu ertragen.
Ich kehre nicht um.
Ich fliehe nicht, noch zittre ich.
Ich gebe nicht nach, noch zögere ich.
Und warum?
Weil die Befreiung aller Wesen mein Gelöbnis ist.“

Shantideva beschreibt mit seinen Worten die Denkweise eines wahren Dharma-Kriegers: er wirkt und lebt nur noch für die Befreiung und das Wohlergehen aller Wesen. Tatsächlich wäre es verfehlt, wenn wir nur egozentrisch um unsre eigene Erlösung kreisen würden oder uns in metaphysischen Spekulationen verlieren. Das ist auch nicht die Lehre der Bhagavad Gita. Krishna ist es vollkommen egal ob irgendwer an Reinkarnation glaubt oder nicht. Er informiert uns lediglich darüber, motiviert von Mitgefühl mit den gefallenen Seelen und ausgestattet mit der Vollmacht und dem vollkommenen Wissen eines Avatars (Inkarnation des Herrn). Anstatt mit Arjuna endlose Diskussionen über Reinkarnation zu führen, sagt er ganz nüchtern: „Das gibt es. Und nun tue deine Pflicht, erfülle deine Lebensaufgabe...“ - Yoga ist eine sehr praxisorientierte Philosophie.

Interessant finde ich, dass der Medizin-Buddha mit einer blauen Hautfarbe dargestellt wird. Das ist möglicherweise ein Hinweis auf Kṛṣṇa in der buddhistischen Tradition bzw. alle Avatare „Vishnus“ (des höchsten göttlichen Bewusstseins / Allwesen / des „Einen ohne einen Zweiten“) werden traditionell mit blauer Körperfarbe dargestellt. Manchmal muss man nur eins und eins zusammenzählen. Das Mantra des Medizin Buddha kann als eine Anrufung der Höchsten Persönlichkeit Gottes verstanden werden, da Gott der ultimative Heiler ist:

Tayata
Om Bekandze Bekandze
Maha Bekandze
Radza Samudgate Soha

Die Bedeutung des Mantras ist:

Mögen all die vielen Lebewesen,
die krank sind,
schnell von ihrer Krankheit erlöst sein.
Und mögen all die Krankheiten dieser Wesen
Niemals wieder auftreten.


Zuletzt geändert von Arjuna am Fr 21. Feb 2020, 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
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#466 Re: Reinkarnation

Beitrag von JackSparrow » Fr 21. Feb 2020, 14:44

Spice hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:38
Wenn Dir jemand erzählt, dass vor der Hafeneinfahrt New Yorks eine Frau aus Stein mit einer Fackel steht, dann wirst Du, wenn der Mensch Dir bisher vertrauenswürdig war und Du noch kein Bild gesehen hast, ihm glauben.
Wenn der Mensch bisher vertrauenswürdig war und der Mensch mir versichert, die Frau aus Stein mit eigenen Augen erblickt zu haben, dann werde ich ihm glauben.

Wenn Du aber selbst mit einem Schiff einfährst, wirst Du sie sehen, und deshalb wissen.
Wie vielen Leuten hast du schon beim Reinkarnieren zugesehen?


Arjuna hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:42
Ich glaube tatsächlich, dass Moksha (Befreiung) aus der richtigen Erkenntnis des Selbst
Ich vermute dass dich viele deiner Mitmenschen bereits korrekt erkannt haben, während du noch fröhlich deiner schauspielerischen Rolle als braver Brahmane Dharma-Krieger frönst.

Erkenne dich selbst und du wirst das Universum und die Götter kennen
Wenn du das Universum kennst, formuliere doch bitte einen mathematischen Beweis für die Vermutung, dass die Zeta-Funktion keine nicht auf einer parallel zur Abzisse verlaufenden Gerade liegende nichttriviale Nullstelle besitzt.

Arjuna
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#467 Re: Reinkarnation

Beitrag von Arjuna » Fr 21. Feb 2020, 14:54

Ein „Brahmane“ ist ein Kenner des Brahman. Das bin ich tatsächlich.
Überall dort, wo Kṛṣṇa, der Meister aller Mystiker, und Arjuna, der größte Bogenschütze, anwesend sind, werden gewiss auch Reichtum, Sieg, außergewöhnliche Macht und Moral zu finden sein...“ (Bhagavad Gita 18.78)

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#468 Re: Reinkarnation

Beitrag von Scrypton » Fr 21. Feb 2020, 15:08

Spice hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:38
Wenn Du aber selbst mit einem Schiff einfährst, wirst Du sie sehen, und deshalb wissen.
Ich wüsste nicht, dass die Freiheitsstatue ebenfalls eine imaginäre transzendente Figur wäre - insofern... irrelevant.
Der objektive / empirische Beweis ist bei dieser eben möglich - bei Reinkarnation nach wie vor... nicht!

Spice hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:38
Und so gibt es Menschen, die an die Reinkarnation glauben, aber auch solche, die es wissen.
Nein, solche gibt es nicht. :)

Arjuna
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#469 Re: Reinkarnation

Beitrag von Arjuna » Fr 21. Feb 2020, 15:58

Es gibt zwei Arten von Menschen: diejenigen, die den spirituellen Weg gehen und dadurch Moksha (Befreiung) erlangen und diejenigen, die sich dem verschließen und stattdessen das Leiden wählen. Früher habe ich versucht diese Menschen zu überzeugen, aber inzwischen denke ich mir: „sollen sie doch leiden, wenn ihnen das lieber ist“. Jedem das Seine.
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#470 Re: Reinkarnation

Beitrag von Spice » Fr 21. Feb 2020, 15:59

Scrypton hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 15:08
Spice hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:38
Wenn Du aber selbst mit einem Schiff einfährst, wirst Du sie sehen, und deshalb wissen.
Ich wüsste nicht, dass die Freiheitsstatue ebenfalls eine imaginäre transzendente Figur wäre - insofern... irrelevant.
Der objektive / empirische Beweis ist bei dieser eben möglich - bei Reinkarnation nach wie vor... nicht!
Wer sagt denn, dass das Transzendente imaginär ist? - Das sagen doch nur die, die so reden, wie die Blinden von der Sonne!
Spice hat geschrieben:
Fr 21. Feb 2020, 10:38
Und so gibt es Menschen, die an die Reinkarnation glauben, aber auch solche, die es wissen.
Nein, solche gibt es nicht. :)
Die gibt es nur für die Blinden nicht.

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