sven23 hat geschrieben: ↑Fr 14. Feb 2020, 16:10
Punch hat geschrieben: ↑Fr 14. Feb 2020, 14:13
Arjuna hat geschrieben: ↑Fr 14. Feb 2020, 11:21
Du bist offenbar ein Experte der Humanität.
Auf jeden Fall kenne ich mich in Goethes Lebenswerk besser aus als du, denn du bist hier doch nur das Nummerngirl deiner eigenen und somit zweifelhaften Halbbildung.
Dann weißt du sicher auch, dass Goethe nicht viel von der Institution Kirche hielt und ihm auch die Bibel als ein sehr zweifelhaftes Werk erschien.
Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte; Seht hin und findet mir andre Gestalt! Es ist die ganze Kirchengeschichte Mischmasch von Irrtum und von Gewalt.
(Johann olfgang von Goethe, dt. Dichter, 1749-1832)
Mir willst du zum Gotte machen. Solch ein Jammerbild am Holze!
(Johann Wolfgang Goethe, Dichter 1749-1832)
Es werden wohl noch zehntausend Jahre ins Land gehen, und das Märchen vom Jesus Christus wird immer noch dafür sorgen, daß keiner so richtig zu Verstande kommt.
(Johann Wolfgang Goethe, Dichter,1749-1832)
"Du hältst das Evangelium, wie es steht, für die göttliche Wahrheit. Mich würde eine vernehmliche Stimme vom Himmel nicht überzeugen, dass das Wasser brennt und dass das Feuer löscht, dass ein Weib ohne Mann gebiert und dass ein Toter aufersteht. Vielmehr halte ich dieses für Lästerungen gegen den großen Gott und seine Offenbarung in der Natur".
(Goethe, an Lavater, 9.8.1782)
"Die Geschichte des guten Jesus hab ich nun so satt, dass ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte".
(Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, 1749-1832)
Zwiespältigkeiten in Goethes Lebenswerk sind eigentlich normativ, wie so vieles, man sollte aber dann auch die Texte nicht außer acht lassen, in denen sich Goethe durchaus positiv zu Bibel und Glauben äußert, vor allem in seinem Alterswerk, hier einige Kostproben und der Wahrheit die Ehre gegeben:
Die Bibel ist so voller Gehalt, daß sie mehr als jedes andre Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge darbietet.
(Quelle: Goethe, J. W., Autobiographisches. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, 1811, 2. Teil, 7. Buch
)
Ich bin überzeugt, daß die Bibel immer schöner wird, je mehr man sie versteht, das heißt, je mehr man einsieht und anschaut, daß jedes Wort, das wir allgemein auffassen und im besondern auf uns anwenden, nach gewissen Umständen, nach Zeit- und Ortsverhältnissen einen eigenen, besondern, unmittelbar individuellen Bezug gehabt hat.
(
Quelle: Goethe, Maximen und Reflexionen. Aphorismen und Aufzeichnungen.)
Deshalb ist die Bibel ein wirksames Buch, weil, solange die Welt steht, niemand auftreten und sagen wird: Ich begreife es im Ganzen und verstehe es im Einzelnen. Wir aber sagen bescheiden: Im Ganzen ist es ehrwürdig und im Einzelnen anwendbar.
(Maximen und Reflexionen, Aus Kunst und Altertum 1826)
Das lässt sich weiter führen, vor allem aus den Standard-Quellen heraus, als da wären seine sozusagen Autobiographie und Lebensbeichte, hier dann sein Werk: Dichtung und Wahrheit, oder auch sehr wichtig, Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Eigentlich eine der wichtigsten Quellen zu Goethes Weltanschauung schlechthin. Goethes Briefwechsel mit Schiller sollte hier auch unbedingt noch Erwähnung finden.
In den Gesprächen mit Eckermann begegnen wir einem Goethe, der nun wirklich weit jenseits von Gut und Böse ist, der hier vieles endgültig und dauerhaft formuliert, eigentlich über den profanen Dingwelten steht. Nun denn, ein "reiner" Atheist war Goethe, wenn überhaupt, in seiner Sturm und Drangzeit, dem wirklichen Goethe in seinem Glauben begegnen wir wohl am Ende des zweiten Teils seines Faust. Denn der durfte erst nach seinem Tode veröffentlicht werden, darüber ist viel spekuliert worden, aber ich persönlich würde Goethe als einen über den Religionen und Göttern stehenden Menschen einstufen, er hatte wohl seine ganz eigene Religion. Unberührt von jeglichen Dogmen und Fanatismen welcher Religion auch immer.
(Vielleicht auch, weil er sich als Spinozist verstand.)