Satipatthana für Christen

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erbreich
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#1 Satipatthana für Christen

Beitrag von erbreich » Di 29. Okt 2019, 16:09

Ist Satipatthana (Pali: Achtsamkeitsvergegenwärtigung) auch etwas für Christen?

Eure Meinung (aber natürlich auch die von Nichtchristen) würde mich interessieren.
Wer sich Zeit nehmen mag, lese doch bitte meinen Text dazu:

Satipatthana für Christen 

Ein guter Text zum Thema findet sich auch auf der Seite relinfo - Kirchen, Sekten, Religionen der Evangelischen Informationsstelle. 
Der Text ist von Georg Schmid aus "Wo das Schweigen beginnt. Wege indischer und christlicher Meditation"; Gütersloh 1984, s. 67-72:

Satipatthana / Achtsamkeit

erbreich

Punch
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#2 Re: Satipatthana für Christen

Beitrag von Punch » Di 29. Okt 2019, 16:27

In den manch alten christlichen Klöstern, war da die Achtsamkeit nicht ein Teil der Kontamplation? Oder genauer formuliert ein Teil der vita contemplativa.

erbreich
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#3 Re: Satipatthana für Christen

Beitrag von erbreich » Di 29. Okt 2019, 17:02

Punch hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 16:27
In den manch alten christlichen Klöstern, war da die Achtsamkeit nicht ein Teil der Kontamplation? Oder genauer formuliert ein Teil der vita contemplativa.
Ja, vor allem in der Praxis des Herzensgebets (oder Jesusgebet). Das stammt aus der Tradition der Wüstenväter (Mystiker der orthodoxen Kirche). Ich habe vor 13 Jahren mal an einem einwöchigen Herzensgebet-Retreat teilgenommen und dabei festgestellt, dass diese Praxis nahe an Satipatthana herankommt. Wir haben dort unter anderem mit dem Buch von Franz Jalics "Kontemplative Exezitien" gearbeitet, ein gutes Buch zum Thema! Hier Franz Jalics - ganz kurz - zum Jesusgebet:



Der Buddhist bezeichnet als Ziel natürlich nicht das Einssein mit Gott (sein Ziel ist als Nirvana, das Leidlose, das Todlose definiert). Wenn Jalics sagt: "Das Einssein mit Gott, das ist das Ich", dann meint er damit das, was oft als das "wahre Selbst" benannt wird (im Unterschied zum irdischen, vergänglichen Ich). Dem Buddhisten geht es ebenso um die Überwindung von Leiden und Tod, nur ist sein Ziel nicht personal definiert, sondern phänomenologisch. Für mich verhält sich das wie die zwei Seiten einer Münze: Eine Seite zeigt Zahl, die andere Kopf, Phänomen und Person, die Münze aber ist dieselbe. 

Die Psychologie unterscheidet den Beziehungs- und den Sachtyp. Vielleicht ist ja der christliche Weg auf den Beziehungstyp zugeschnitten und der buddhistische mehr auf den Sachtyp. Ich persönlich finde es sehr hilfreich und wertvoll, mit beiden Betrachtungsweisen vorwärts gehen zu können, also sowohl auf das buddhistische "Nicht-Ich" wie auch auf das christliche "Ich bin" zu meditieren. 
 

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#4 Re: Satipatthana für Christen

Beitrag von Münek » Mi 13. Nov 2019, 03:51

Punch hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 16:27
In den manch alten christlichen Klöstern, war da die Achtsamkeit nicht ein Teil der Kontamplation? Oder genauer formuliert ein Teil der vita contemplativa.
So war es.
 

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#5 Re: Satipatthana für Christen

Beitrag von erbreich » So 24. Nov 2019, 17:05

Meditationswochen für christlich-buddhistische Brückenbauer:

10. bis 16. Mai 2020
15. bis 21 November 2020

Das Begleitbuch zum Retreat hier schon mal als pdf:

Satipatthana für Christen - Der Weg des wahren Lebens

Weitere Infos hier

Herzliche Grüsse
erbreich

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#6 Re: Satipatthana für Christen

Beitrag von erbreich » So 19. Apr 2020, 14:12

Einen schönen Sonntag allerseits!
 
Vor einem halben Jahr (Oktober 2019) habe ich mit dem Schreiben und Zusammenstellen des Buches "Satipatthana für Christen" begonnen. Von Ende 2019 bis vor etwa einer Woche ist das Projekt - fast fertig - liegen geblieben. In den letzten Tagen habe ich alles noch mal durchgelesen, Korrekturen angebracht und den Input zum sechsten Tag - das Thema "Die Gedanken oder Geistinhalte" - um den wichtigen Aspekt der "Konzepte" erweitert.
Gestern nun habe ich das Buch veröffentlicht:

Satipatthana für Christen - Der Weg des wahren Lebens
 
Es ist ein sehr christliches Buch mit sehr buddhistischem Verständnis des sehr christlichen Inhalts. Grundlage zum Text bilden zwölf meiner christlichen Lieder sowie die dreifache Zuflucht des Buddhismus - Freiheit (Buddha), Methode (Dharma) und Freundschaft (Sangha) - und die vier Grundlagen der Achtsamkeit: Achtsamkeit auf den Körper, die Gefühle, die Geisteszustände und die Geistinhalte.
 
Etwa die Hälfte des Textes (zu sechs der hier vorliegenden zwölf Lieder) findet sich bereits in meinem ersten Buch "Dem Leben vertrauen - Der innere Weg", dort allerdings ohne die Liedtexte. Die zwölf Lieder im neuen Buch sind ein eigentliches "Anbetungsprogramm", ich nenne es meinen "Lobgesang" (hier zur entsprechenden Playlist). Die Liedtexte werden aus meiner buddhistischen Perspektive ausführlich erläutert und interpretiert.

Das Buch ist auch wieder als Retreat-Begleitbuch gedacht. Vielleicht erlauben es die Bedingungen, einen der anstehenden drei Retreats dieses Jahres in diesem Sinne zu machen. Das lasse ich auf mich zukommen, es hängt auch vom Interesse und vom Wunsch der Teilnehmenden ab.
 
Den Kern des Buches bildet der vierte Tag mit dem Thema der Initiation (die eigentliche "Methode", die schon den Schwerpunkt der beiden Bücher "Die Schwelle" und "Stille und Präsenz mit Herz" bildete). Ein weiterer Kernpunkt wird durch die bisher nicht öffentlich gemachte theoretische Jahresarbeit des ersten Ausbildungsjahres der Schule für Christliche Sozialarbeit SCS (2003) gesetzt: Mein Thema waren die inneren Widerstände, aufgearbeitet am Beispiel "Menschlicher Widerstand gegen Jesus und wie er damit umgeht".
 
Das Buch kann hier auch als pdf heruntergeladen werden.
 
Ich habe das Buch meinem lieben Freund und Mentor Johannes Oberteufer gewidmet. Wir haben uns vor zwanzig Jahren kennengelernt und haben einen gemeinsamen Weg gefunden, der sich mit den Worten Mohsen Charifi's trefflich beschreiben lässt:
 
Nicht wer mir nachfolgt,
wer seinen eigenen Weg geht
ist mein Begleiter.

 
Wir haben gelernt, den je eigenen Weg gemeinsam zu gehen, und es ist ein zentrales Anliegen des hier vorgestellten Buches, diese Möglichkeit aufzuzeigen. Ich danke dir, Johannes, an dieser Stelle noch einmal von ganzem Herzen für all das Gute. Schöne und Wahre, dass du in den vergangenen zwanzig Jahren in mein Leben gesät hast! Es ist immer wieder eine Freude, mit dir zusammen unterwegs zu sein!
 
Euch allen wünsche ich nun noch einen schönen Sonntagnachmittag und einen schönen Sommer 2020!
Mit einem herzlichem Gruss
erbreich

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