“Durch die unaufhörliche innere Nachforschung die fragt “wer bin ich?†wirst Du Dich selbst erkennen und dadurch Befreiung erlangen.†(Ramana Maharshi). Ramana Maharshi folgte dem Jnana Yoga Weg, dem Weg der Erkenntnis und Konzentration auf das unpersönliche absolute Selbst und füllte diesen mit neuem Leben indem er die Identität und die Frage nach dem Selbst in den Mittelpunkt dieses Weges stellte. Doch trotz aller Erkenntnisforschung hörte man ihn auch sagen, dass im Grunde alle Pfade – Jnana Yoga und Bhakti Yoga am selben Ziel endenwürden – deshalb bedeutete für ihn auch “Gott zu erkennen, Gott zu liebenâ€.
Der erste europäische Besucher Ramana Maharshis schrieb: “Als wir die Höhle erreicht hatten, saßen wir zu seinen Füßen und sprachen nicht. So saßen wir lange Zeit und ich fühlte mich aus mir selber herausgehoben. Eine halbe Stund elang starrte ich in des Maharshis Augen, die ihren Ausdruck tiefer Versenkung niemals veränderten. Ich begann zu erkennen, dass der Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist; ich konnte nur fühlen, dass ein Körper nicht er selber war: er war das Instrument Gottes, das bloß dasaß, ein bewegungsloser Leichnam, aus dem Gott leuchtend hervorstahlte…†(The Saints of India)"
Die Lehren des Ramana Maharshis sind besonders durch seine Gespräche überliefert, wie diese mit dem Journalisten Paul Brunton:
Brunton: Was genau ist dieses Selbst, von dem Sie sprechen? Wenn es stimmt, was Sie sagen, dann muss es ein weiteres – ein zweites Selbst im Menschen geben.
Maharshi: Kann ein Mensch zwei Selbst haben? Zwei Identitäten? Um diese Lehre zu verstehen, müssen wir in uns hineinblicken. Weil es lange unsere Gewohnheit war zu denken wie andere denken sind wir niemals in der richtigen Weise auf dieses “Ich†gestoßen. Wir haben kein richtiges Bild von uns selbst, wir haben uns zu lange mit dem Körper und dem Verstand identifiziert. Deshalb sollte man sich diese Frage stellen: “wer bin ich?â€. Sie fragen, was das Selbst ist? Es ist das aus dem die Wahrnehmung des persönlichen Ich entsteht und in welchem es verschwinden muss.
Brunton: Verschwinden? Wie kann man das Gefühl der eigenen Persönlichkeit verlieren?
Maharshi: Der erste und wichtigste aller Gedanken, der ursprüngliche Gedanke im Verstand jedes Menschen ist der Gedanke Ich. Erst nach dem Entstehen dieses Gedankens können sich andere Gedanken erheben. Erst nachdem das erste Personalpronom “ich†im Verstand sich erhoben hat, kann das zweite Personalpronom “du†in Erscheinung treten. Wenn Sie mental dem “Ich-Faden†folgen könnten bis er Sie zurückführt zu seinem Ursprung, würden Sie entdecken, dass es nicht nur der erste Gedanke ist, der erscheint, sondern auch der letzte, der verschwindet. Das ist etwas, das man erfahren kann.
Brunton: Sie meinen, es ist möglich, eine solche mentale Nachforschung in sich selbst anzustellen?
Maharshi: Gewiss. Es ist möglich nach innen zu tauchen, bis der letzte Gedanke allmählich verschwindet.
Brunton: Was bleibt dann übrig? Verliert ein Mensch sein Bewusstsein oder wird er zum Idioten?
Maharshi: Nein, im Gegenteil. Er wird jenes Bewusstsein erreichen, das unsterblich ist und er wird wirklich weise werden, wenn er zu seinem wahren Selbst erwacht ist, welches den wahren Menschen ausmacht.
Brunton: aber die Wahrnehmung des Ich muss da sicherlich ebenfalls dazugehören?
Maharshi: Das Ich-Gefühl gehört zur Person, zu Körper und Verstand. Wenn ein Mensch sein wahres Selbst zum ersten Mal erkennt, erhebt sich auch etwas anderes in der Tiefe seines Wesens und ergreift von ihm Besitz. Dieses andere ist hinter dem Verstand, es ist unendlich, göttlich, ewig. Einige Leute nenne es das Königreich des Himmels, andere nennen es die Seele, wieder andere Nirvana und die Hindus nennen es Befreiung. Man mag es nennen, wie man will. Wenn das geschieht, hat der Mensch sich selbst nicht verloren, er hat sich vielmehr selbst gefunden. (Ramana Maharshi and the path of self-knowledge)
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