AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑Mo 5. Aug 2019, 06:28
Schmerzen oder Freude sind auch nur elektrische Impulse, die biochemische Prozesse auslösen.
Hierzu muss man sich etwas präzisere Gedanken machen.
Schmerzen oder Freude etc., also phänomenales Bewusstsein, basieren sicherlich auf elektrischen und bio-chemischen Vorgängen im Gehirn. Zu glauben, es könne phänomenales Bewusstsein ohne Gehirnvorgänge geben, halte ich für argumentativ nicht vertretbar. Ist das Gehirn tot, also nicht mehr aktiv, gibt es auch keine phänomenalen Bewusstseinsinhalte mehr.
Dennoch
SIND phänomenale Erlebnisinhalte wie Schmerzen oder Freude etc. keine elektrischen und bio-chemischen Vorgänge.
In einer neuro-medizinischen Sprache zu sagen
(A): "
Meine C-Nervenfasern sind gerade in der Stärke xyz aktiv und bewirken den neurologischen Zustand ζ im Schmerzzentrum meines Gehirns" ist etwas anderes als auszudrücken
(B): "
Ich habe gerade so starke pochende Cluster-Kopfschmerzen, dass ich die Augen kaum mehr öffnen kann".
Es ist sicher, dass
(B) auf elektro-chemischen Vorgängen im Gehirn basiert, aber wären
(A) und
(B) bedeutungsidentische Ausdrücke,dann müsste man ein Gleichheitszeichen zwischen ihnen setzen können
(A)=(B). Das erscheint aber nicht nur intuitiv falsch, sondern die beiden Ausdrücke
(A) und
(B) haben in der Tat nicht dieselbe Bedeutung.
Sie sind nicht einander gleichzusetzen, ohne dass nicht wesentliche Informationen verloren gingen.
Der Philosoph Markus Gabriel hat für diesen Unterschied ein plastisches, lebensweltliches Beispiel gefunden.
Ein Fahrrad zu haben ist nicht identisch damit, Fahrrad zu fahren. Um Fahrrad zu fahren, muss es ein physisch vorhandenes Fahrrad geben. Aber das Fahrrad allein macht noch kein Fahrradfahren aus.
Zum Fahrradfahren bedarf es noch mehr als eines Fahrrads. Z.B. muss ich Fahrradfahren KÖNNEN, also das Gleichgewicht halten können, schnell genug treten usw. Ich habe einen Startpunkt und ein Ziel, auch wenn sich das zufällig ergibt, wenn ich gerade Fahrradfahren lerne usw. usw.
Letztlich bedeutet dies, dass das, was wir in phänomenalen Erlebniszuständen erleben nicht exakt bedeutungsgleich ist mit den elektro-chemischen und neurologischen Vorgängen im Gehirn. Die phänomenalen Erlebniszustände sind
qualitativ etwas anderes. Es ist auch klar, dass es dafür eines Gehirns bedarf. Nicht so klar ist, wie diese phänomenalen Erlebniszustände eigentlich zustande kommen und wieso wir sie haben können.
Das ist tatsächlich ein wunderbares und höchst interessantes Rätsel. Ich für meinen Teil würde dieses Rätsel wahnsinnig gerne lösen können. Wenn es mir gelingt, werde ich berühmt ...