Buddhismus, eine Religion der Liebe.

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Andreas
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#51 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Andreas » Fr 17. Feb 2017, 16:48

JackSparrow hat geschrieben:Ich kenne niemanden, dem es je gelungen wäre, sich nicht im Hier und Jetzt zu befinden. Dieses Ziel ließe sich eventuell mit Hilfe von Wurmlöchern und Paralleluniversen bewerkstelligen...
Ich wünsche dir, dass du einmal erleben wirst, wie nah dran du mit deiner Aussage "Paralleluniversum" bist - denn es ist immer im Hier und Jetzt gegenwärtig und dir daher näher als du es hier und jetzt wahrnimmst.

Da ist ein Tor das du in achtsamer Hingabe durchschreitest und feststellst, dass da gar kein Tor war, denn aus diesem Hier und Jetzt gelangst du in das Hier und Jetzt - und doch ist es auf wunderbare Weise ganz anders.

Joh 17,21 hat geschrieben:Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
Joh 10,9 hat geschrieben:Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.

erbreich
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#52 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von erbreich » Sa 18. Feb 2017, 10:41

Andreas hat geschrieben:Da ist ein Tor das du in achtsamer Hingabe durchschreitest und feststellst, dass da gar kein Tor war, denn aus diesem Hier und Jetzt gelangst du in das Hier und Jetzt - und doch ist es auf wunderbare Weise ganz anders.
Das hat du schön gesagt. Ich nenne das Tor auch die Schwelle:
Sowohl im buddhistischen wie auch im christlichen Verständnis finden wir ein Schwellenerlebnis erwähnt. Es bezeichnet das Fussfassen auf dem spirituellen Weg, das bewusste Eintreten in die spirituelle Dimension des Daseins. ‚Stromeintritt’ wird es im Buddhismus genannt, ‚Geistestaufe’ oder ‚Wiedergeburt’ im Christentum. Es bedeutet die Abwendung von einer nur materiell-weltlich orientierten Existenz hin zu einem geistig-spirituellen Lebensweg.
Dieses Schwellenerlebnis, ob nun im buddhistischen oder im christlichen Kontext erlebt, bezeichnet nicht mehr und nicht weniger als den Beginn des spirituellen Lebens, welches mit der Gewissheit der Zielerreichung – Befreiung vom Leiden, Erlösung, Ewiges Leben, Reich Gottes, Nirvana, oder wie auch immer wir es benennen wollen – verbunden ist. Es ist der erste Schritt zu einem wahrhaft sinnerfüllten Leben. Dieser Schritt wird in beiden Lehren mit vielen Bildern und Gleichnissen gelobt und angemahnt. Ein wesentlicher Aspekt ist stets das völlige Loslassen weltlicher Absichten und Ziele und das Sichausrichten auf den überweltlichen, spirituellen, Selbst und Welt transformierenden und überwindenden Weg.
Das Schwellenerlebnis erzeugt die Erkenntnis von – und die Zuversicht in – Weg und Ziel. Nun befindet sich der Ge- und Berufene in der spirituellen Nachfolge und es beginnt die eigentliche Aufgabe: Das Gehen des Weges, die Verwirklichung der Berufung. Es geht um die konkrete Umsetzung des Erkannten durch Überwindung des Unheilsamen und Entfaltung des Heilsamen im eigenen Leben.
Ob Reich Gottes genannt oder Nirvana: Das höchste Ziel des Menschen, die Wahrheit, ist inwendig in uns selbst, in unseren Geist-Herzen zu finden.
(Klappentext zu meiner spirituellen Autobiografie "Die Schwelle")


Carlos Castaneda beschreibt im Buch ‚Die Kraft der Stille’ das Überschreiten der Schwelle in seiner Tradition. Sein schamanischer Lehrer Don Juan Matus sagt:
Bis zu dem Augenblick, da der Geist herabsteigt, so glauben die Zauberer, können wir vor dem Geist weglaufen. Danach nicht mehr…
Der Geist offenbart sich uns. Die Zauberer sagen, der Geist liegt in einem Hinterhalt und stösst herab auf uns, seine Beute. Das Herabstossen des Geistes, so sagen die Zauberer, geschieht immer in verhüllter Form. Es geschieht, und doch scheint überhaupt nichts zu geschehen…
Es gibt eine Schwelle, die, wenn sie einmal überschritten ist, keine Rückkehr erlaubt. Von dem Augenblick, da der Geist anklopft, dauert es normalerweise Jahre, bis ein Lehrling diese Schwelle erreicht. Doch manchmal erreicht man diese Schwelle beinahe sofort.


Weiter erklärt Don Juan seinem Schüler, dass das Überschreiten der Schwelle sich in dem Augenblick ereigne, in dem der Geist die Ketten der Selbstbetrachtung zerbreche. Das deckt sich mit der Aussage des Buddha, dass der überweltliche Pfad betreten werde durch eine tiefe Einsicht in die ichlose, selbstlose Natur der Wirklichkeit. Im buddhistischen System bedeutet dies die Befreiung des Geistes von der ersten von zehn ans Leiden kettenden Fesseln und dadurch bedingt die Unumkehrbarkeit des auf diese Weise in Gang gesetzten spirituellen Lebens. Auch hier gibt es von diesem Augenblick an kein Zurück mehr. So ist übrigens die echte geistige Neugeburt, wie sie Jesus in der Bibel lehrt, ebenso unumkehrbar. Und auch hier ist die erste Forderung das Aufgeben der Selbstbetrachtung, die Selbstverleugnung in den Worten Jesu.

Don Juan fährt fort:
Das Brechen der Ketten ist herrlich, aber oft sehr unerwünscht, denn niemand will frei sein…
Sobald unsere Ketten zerrissen sind, sind wir nicht mehr an die Sorgen der Alltagswelt gefesselt. Wir sind noch immer in der Alltagswelt, aber wir gehören nicht mehr dazu. Um dazu zu gehören, müssten wir die Sorgen der Leute teilen, und ohne Ketten können wir es nicht.


In der Welt, doch nicht von der Welt, mit diesen Worten beschreibt Jesus diesen Sachverhalt. Für den Buddha ist ein Mensch vor dem Stromeintritt ein Weltling, danach nicht mehr. Don Juan spricht vom Durchschnittsmenschen und Menschen, die die Schwelle überschritten haben, nennt er Zauberer, Krieger und Wissende.

Carlos Castaneda schreibt weiter:
Jeder Zauberer, sagte Don Juan, müsse eine klare Erinnerung an das Überschreiten dieser Schwelle haben, um sich stets seine neuen Möglichkeiten der Wahrnehmung zu vergegenwärtigen. Man müsse kein Schüler der Zauberei sein, sagte er, um diese Schwelle zu erreichen; ein Durchschnittsmensch und ein Zauberer unterschieden sich einzig darin, was sie aus dieser Situation machten. Ein Zauberer überschreite die Schwelle und nutze die Erinnerung daran als Bezugspunkt. Ein Durchschnittsmensch überschreite die Schwelle nicht und gebe sich alle Mühe, die ganze Sache zu vergessen.

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lovetrail
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#53 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von lovetrail » Sa 18. Feb 2017, 11:08

erbreich hat geschrieben:
lovetrail hat geschrieben:Kann der Buddhist nicht zugeben, dass er sich aus allem ausklinkt, bzw ausklinken will, sodass auch Liebe und kein Mitgefühl keine Rolle mehr spielen?
Wo Gier, Hass und Selbstsucht sind, da ist kein Raum für Liebe und Mitgefühl. Wo Gier, Hass und Selbstsucht überwunden, getilgt sind, da ist Raum für Liebe und Mitgefühl.

Aber woher kommen Liebe und Mitgefühl? Sind sie genauso vergänglich wie alles andere, oder sind sie ewige Werte? Und wenn sie Werte an sich sind, dann müssen sie doch auch absolut grundgelegt sein. Im Christlichen Glauben ist diese Grundlage Gott - Ihn und seinen Gesandten zu erkennen, bedeutet somit ewiges Leben.

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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Josi
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#54 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Josi » Sa 18. Feb 2017, 12:07

erbreich hat geschrieben:Carlos Castaneda [...]
... wusste auch Mescalin entsprechend zu empfehlen. :lol:
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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lovetrail
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#55 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von lovetrail » Sa 18. Feb 2017, 13:58

Erbreich, ohne Beziehung zu Jesus Christus bist du verloren. Da kannst du noch so spirituell die Schwelle überschreiten und alles loslassen.
Nur durch sein Blut gibt es Vergebung.

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

erbreich
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#56 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von erbreich » Sa 18. Feb 2017, 14:01

Josi hat geschrieben:... wusste auch Mescalin entsprechend zu empfehlen. :lol:
Nur am Anfang, quasi als "Öffner" für das Bewusstsein. Bei allen weiteren Unternehmungen und Belehrungen waren keine Drogen mehr im Spiel. Mein erster Dhamma-Lehrer Mirko Fryba schreibt in seinem Buch "Anleitung zum Glücklichsein - Die Psychologie des Abhidhamma" (Bauer, 1987): Die Hauptprinzipien der von Carlos Castaneda vermittelten Lehre... decken sich mit dem Abhidhamma.

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Tyrion
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#57 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Tyrion » Sa 18. Feb 2017, 15:28

erbreich hat geschrieben:Das Problem bei dieser Anschauung ist, dass der Tod damit gleichbedeutend mit Erlösung wird. Die einzig konsequente und befreiende Tat wäre damit der Suicid (und sogar der Mord: als Erlösung für den Mitmenschen).

Dafür liebe ich das Leben viel zu sehr. Wenn es nur dieses eine Leben gibt, dann wäre es doch jammerschade, es durch Suizid wegzuwerfen. In meinen Augen steigt der Wert des Lebens an, wenn man sich bewusst ist, dass es nur dieses eine gibt.
Der Tod ist für mich nicht die Erlösung, sondern einfach das Ende des Daseins. Er wäre eine Erlösung, wenn das Dasein unerträglich wäre. Und für manche Menschen ist das auch so (z.B. Thema Sterbehilfe bei nicht heilbaren, starke Schmerzen verursachenden Krankheiten).

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#58 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von erbreich » Sa 18. Feb 2017, 17:46

Tyrion hat geschrieben:
erbreich hat geschrieben:Das Problem bei dieser Anschauung ist, dass der Tod damit gleichbedeutend mit Erlösung wird. Die einzig konsequente und befreiende Tat wäre damit der Suicid (und sogar der Mord: als Erlösung für den Mitmenschen).
Der Tod ist für mich nicht die Erlösung, sondern einfach das Ende des Daseins. Er wäre eine Erlösung, wenn das Dasein unerträglich wäre. Und für manche Menschen ist das auch so (z.B. Thema Sterbehilfe bei nicht heilbaren, starke Schmerzen verursachenden Krankheiten).
Ich brachte das (persönliche) Beispiel Depression. In einer tiefen Depression wird die Existenz als in allen Teilen qualvoll erlebt. Ausserdem schwindet die Bewusstheit darüber, dass das Leben nicht immer schon qualvoll erlebt worden ist: Auch die Erinnerungen sind alle mit Leiden verknüpft. Der Depressive sieht in der Gegenwar nur Leiden, in der Vergangenheit nur Leiden und in der Zukunft nur Leiden (auf sich zukommen).

Wenn zu diesem Zustand die materialistische Sichtweise dazukommt, wonach das Leben mit dem Tod endet, dann wird der Suicid als die einzig vernünftige und befreiende Lösung erkannt. Ich habe während meiner langen Zeit der Depression mit den beiden Sichtweisen gerungen: Mal war diese, dann jene obenauf. Tatsache aber war, dass ich konkret erlebte, dass die materialistische Sichtweise mich jeweils näher an die Tat heranführte, während die spirituelle (buddhistische) Sichtweise (wonach der Tod nicht das Ende bedeutet, sondern nur in eine erneute Existenz führt, in welcher ich genau dort würde weiterfahren wo ich geflüchtet bin) mich vor der Tat zurückschrecken liess. Was hätte ich davon gehabt?

Also wandte ich mich umso intensiver dem vom Buddha gewiesenen Erlösungsweg zu, wonach eben nicht der Tod das Ende des Daseins bedeutet, sondern wonach die Überwindung des Lebenstriebes (Daseins-Begehren) und des Todestriebes (Nichtseins- oder Selbstvernichtungs-Begehren) in Frieden und Freiheit mündet. Und auf diesem Weg machte die Depression schliesslich einer gleichmütigen Einstellung dem Leben gegenüber Platz, einer Herzenshaltung, die das Leben weder um jeden Preis will (und nur das Schöne sieht) noch es um jeden Preis nicht will (und nur das Leidvolle sieht). So hat mich die Lehre von der Wiedergeburt jedenfalls hinsichtlich der Depression befriedet und befreit.

erbreich
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#59 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von erbreich » Sa 18. Feb 2017, 17:56

lovetrail hat geschrieben:Erbreich, ohne Beziehung zu Jesus Christus bist du verloren. Da kannst du noch so spirituell die Schwelle überschreiten und alles loslassen. Nur durch sein Blut gibt es Vergebung.
Wie schon gesagt, lovetrail: Ich vertrete meinen spirituellen Weg nicht exklusivistisch. Ich habe selber einen mehrjährigen intensiven Weg mit Christus gemacht und habe an diesem Weg nichts auszusetzen, im Gegenteil: Die Zeit mit Christus, mit der Bibel und in der Gemeinde hat viel Positives in mein Leben gebracht. Trotzdem bin ich zu meinem ursprünglichen, buddhistischen Weg zurückgekehrt. Denn auch dieser bedeutet mir sehr viel und verhilft mir zum wahren Leben. Für mich ist kein Mensch verloren, und schon gar nicht deswegen, weil er sich nicht einer bestimmten Religion oder einem bestimmten Gott hingibt. Du magst das anders sehen und es sei dir belassen.

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Josi
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#60 Re: Buddhismus, eine Religion der Liebe.

Beitrag von Josi » Sa 18. Feb 2017, 18:52

Hi Erbreich,

im Kern sind Menschen permanent mit dem Prinzip der Lust befasst.
Ein wenig Philosophie-Kundige verweisen in dem Zusammenhang gerne auf S. Freud, als den Entdecker des Lustprinzips.
Denn er war der Meinung, dass es uns am besten ginge, wenn wir überhaupt nichts empfinden - schon gar nicht irgendein Begehren.
Lust, so nach Freud, sei in Abwesenheit von Unlust kein positives Gefühl - ein Zustand also, in dem ununterbrochen gar nichts passiert.
Denn die "Seele" (Das innere Wohlbefinden) verabscheut Spannungen wie z. B. Angst, Begehren, Schuld etc.pp., darum man sie instinktiv abbauen möchte.
Ziel dabei ist ein stabiler Ruhezustand, den Freud als >Homöostase< bezeichnete.

Nun war aber Freud ab einem bestimmten Zeitpunkt kaum mehr ein Freund einfacher Worte, darum ich mir Gedanken um einen gut verständlichen wie nachvollziehbaren Vergleich machte.
Dabei half mir ein reichhaltig gedecktes Buffet, sodass mir die Idee kam, unsere Welt als nichts Anderes aufzufassen.
Natürlich mögen wir nicht von allen Angeboten naschen, zumal kein Mensch diese Menge aufnehmen kann, würden wir zudem auch liegen lassen, was uns eh nicht schmeckt, oder uns zu fremdartig ist, trotz bester Zubereitungen.
Somit soll also jeder für sich selbst entscheiden, von was man wie viel genießen möchte - und das, bis das man allen noch so toll schmeckenden Angeboten vollends satt ist.

Nun meinen aber religiöse Sektenanhänger, man könne laut den Lehren ihrer Meister auch hungernd satt werden - man solle also lernen, zu verzichten.
Denn Selbiges gelte auch für Meister - zumindest offiziell.
Inoffizell aber sieht deren Welt als gleichsam Buffet völlig anders aus, denn was gefolgsame Glaubende nicht in Anspruch nehmen, überlässt man halt deren Meister.
Zwar können deren Meister auch nicht alles Überlassene verwerten, darum es aber auch nicht geht.

;)
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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